Mist, eigentlich will ich weg, muss noch einkaufen. Aber grade hab ich zwei ganz entscheidende Fotos zur Reichshauptstadt GERMANIA gefunden. Der Verein Berliner Unterwelten bezeichnet sie übrigens als "WELThauptstadt GERMANIA". Weiß jetzt nicht, welches der offizielle Titel war.
So, also Foto 1 zeigt die "Große Halle": Das ist die Halle mit 300m Höhe, so hoch wie der Eiffelturm, nahezu dreimal so hoch wie die Cargolifter-Halle. Bisher - 60 Jahre nach dem Untergang - gibt es immer noch nichts in der Größe vergleichbares in der Welt. Es darf darüber spekuliert werden, wie weit Speer mit diesem Bau wirklich gekommen wäre.
Und dann noch ein Überblick über die gewaltige Nord-Süd-Achse - für die erst noch ein paar Stadtviertel wegzuräumen waren, weil sie leider bis heute im Weg stehen:
In der Mitte befindet sich der GROSSE TRIUMPHBOGEN, der im früher zitierten Wikipedia-Artikel bereits erwähnt wurde. Dieser war der Anlass für den Bau des Druckbelastungskörpers.
Erheblich sind die Dimensionen schon des kleinsten der drei Elemente der Achse: Der Bogen sollte 170m breit und 117m hoch werden. Zum Vergleich: Das Brandenburger Tor ist ohne Quadriga 26 m hoch und 65 m breit, es würde also in der Länge dreimal und in der Höhe viermal in den Triumphbogen passen.
Und zum Schluss noch die Fotomontage mit der Umgebung: Wer dieses Bild betrachtet, braucht sich nur zu vergegenwärtigen, dass überall dort, wo in der Montage weiße Neubauten aufragen, im Jahr 1939 bereits Häuser standen, die man abreißen wollte.
Soeben finde ich noch einen Link mit einer wirklich ausführlichen UND bebilderten Darstellung. Beeindruckend: Hier.
Wenn man bedenkt, was wir da alles verpasst haben...
Einkaufen muss wohl entfallen
29 Januar 2007
Intermezzo
Ich sollte vielleicht noch öfter über die Reichshauptstadt GERMANIA schreiben? Dieses Projekt, dessen Gigantismus man so gar nicht recht ermessen kann? Also: Damals zukünftige Reichshauptstadt - ist ja irgendwie nix draus geworden... wobei: Die große Halle hätte auch den blöden Hauptbahnhof mickrig aussehen lassen.
Am Propo "Hauptbahnhof": Fällt mir grade wieder ein, dass die ganzen Bahnbauten hier alle nicht groß genug sein konnten und sogar von der Formensprache her gut ins tausendjährige Reich gepasst hätten. Gewissermaßen kommt die GERMANIA doch noch zur Anwendung.
Da ist zum einen der Bahnhof Potsdamer Platz. Der hat ein monströses Dach über einem monströsen Loch. Das Dach ist völlig ungestaltet (der Architekt würde sicher was anderes behaupten) irgendwie eine große unelegante quadratische Platte mit einem Fuß an jeder Ecke. Das war's auch schon mit der Gestaltung. Leider hab ich bisher kein Foto gefunden, das die Unmaßstäblichkeit dieses Monsters so richtig begreiflich macht.
Aber man sieht ja schon: Das Dach ist etwa sechs mal so hoch wie die Vergleichsmenschen am unteren Bildrand. Warum es auf zwei Seiten Glaswände hat und an den anderen keine fragt man besser nicht.
In der rechten Bildhälfte sieht man so merkwürdige schiefe Zigarren: Das sind Tageslichtschornsteine, über die Tageslicht nach irgendwo in den Untergeschossen geflutet werden soll. Dabei muss man bedenken: Das große Dach bedeckt nur eine Erschließungsfläche im Souterrain, aber nicht die eigentlichen Bahnsteige. Warum man die Tageslicht-Zigarren brauchte, weiß heute wahrscheinlich keiner mehr. Ein ökologisches Mäntelchen: Seht her, wir sparen Strom - auch wenn unser Bahnhof oben komplett offen ist und wir hauptsächlich die Luft über dem Potsdamer Platz heizen.
Wenn man ein wenig googelt, trifft man übrigens regelmäßig auf Fotos, die den Potsdamer Platz genauso wie die New Yorker Wallstreet darstellen wollen: Wolkenkratzer, Skyline, stürzende Linien, dramatische Architektur - nur eben nicht 300 sondern nur 85m hoch. Also etwas mehr als ein Viertel.
Beispielsweise hier.
Am Propo "Hauptbahnhof": Fällt mir grade wieder ein, dass die ganzen Bahnbauten hier alle nicht groß genug sein konnten und sogar von der Formensprache her gut ins tausendjährige Reich gepasst hätten. Gewissermaßen kommt die GERMANIA doch noch zur Anwendung.
Da ist zum einen der Bahnhof Potsdamer Platz. Der hat ein monströses Dach über einem monströsen Loch. Das Dach ist völlig ungestaltet (der Architekt würde sicher was anderes behaupten) irgendwie eine große unelegante quadratische Platte mit einem Fuß an jeder Ecke. Das war's auch schon mit der Gestaltung. Leider hab ich bisher kein Foto gefunden, das die Unmaßstäblichkeit dieses Monsters so richtig begreiflich macht.
Aber man sieht ja schon: Das Dach ist etwa sechs mal so hoch wie die Vergleichsmenschen am unteren Bildrand. Warum es auf zwei Seiten Glaswände hat und an den anderen keine fragt man besser nicht.
In der rechten Bildhälfte sieht man so merkwürdige schiefe Zigarren: Das sind Tageslichtschornsteine, über die Tageslicht nach irgendwo in den Untergeschossen geflutet werden soll. Dabei muss man bedenken: Das große Dach bedeckt nur eine Erschließungsfläche im Souterrain, aber nicht die eigentlichen Bahnsteige. Warum man die Tageslicht-Zigarren brauchte, weiß heute wahrscheinlich keiner mehr. Ein ökologisches Mäntelchen: Seht her, wir sparen Strom - auch wenn unser Bahnhof oben komplett offen ist und wir hauptsächlich die Luft über dem Potsdamer Platz heizen.
Wenn man ein wenig googelt, trifft man übrigens regelmäßig auf Fotos, die den Potsdamer Platz genauso wie die New Yorker Wallstreet darstellen wollen: Wolkenkratzer, Skyline, stürzende Linien, dramatische Architektur - nur eben nicht 300 sondern nur 85m hoch. Also etwas mehr als ein Viertel.
Beispielsweise hier.
Glück & Wohlstand
... und der Zusammenhang zwischen - bzw. der Widerspruch ...
eine Arbeitsthese - ich bin der Arbeitstheseus
Es gibt da so internationale soziologische Studien.
(nicht dass ich die lesen würde. Ich lese immer nur die 5-zeilige Zusammenfassung auf der vorletzten Seite meiner Zeitung, die der Journalist aber auch nur von der Nachrichtenagentur abgeschrieben und der Setzer nach vorhandenem Platz willkürlich gekürzt hat. Und die DPA-Leute haben schon nicht mehr als die Pressemeldung der Studien-Verfasser gelesen und verstanden)
Also, die internationalen soziologischen Studien: Sie sagen immer wieder, dass Menschen da am glücklichsten sind, wo die Armut am größten ist. (naja, gibt auch Studien, die das Gegenteil behaupten, die behandeln wir dann nächstes mal)
Im Gegensatz dazu sind Menschen angeblich in den wohlhabendsten Regionen am unzufriedensten. Beispiel: Deutschland.
Jeder hat sich doch bestimmt schon mal gefragt: Was jammern die eigentlich alle - uns geht's doch gut? Grade in Deutschland.
Aber das ist gar kein Widerspruch, sondern - ganz im Gegentum - nur konsequent. Und falsch betrachtet: Nämlich Ursache und Wirkung verwechselt.
Arbeitsthese lautet:
"Es geht den Deutschen materiell gut WEIL sie immer unzufrieden sind" ¹
Weil sie immer unzufrieden sind, müssen sie immer arbeiten, immer verbessern. Wer zufrieden ist, braucht das nicht, egal wie objektiv "schlecht" es ihm geht. ²
¹ (ob das wohl genetisch ist, bleibt eine andere Frage)
² je länger ich drüber nachdenke, desto trivialer kommt mir meine Arbeitsthese vor. Aber: Egal - irgendwie muss ich mein Blog ja vollkriegen.
28 Januar 2007
Reichshauptstadt Germania
Grade habe ich gesehen, dass der berühmte Druckbelastungskörper¹
1. ganz in der Nähe vom Büro steht und
2. derzeit eingerüstet ist.
Wir erinnern uns: Nach dem unvermeidlichen Endsieg sollte Berlin in die heldenhafte Reichshauptstadt GERMANIA umgewandelt werden. Diese hatte Überlegenheit und Adel der arischen Rasse durch schiere Größe auszudrücken. Die Nazis dachten bekanntermaßen so, mehr brauchten sie nicht. Das war geniale Einfachheit, und nicht etwa Einfalt, wie alle Äußerungen des Führers. Geplant war u.a. die "Große Halle", in die man den Eiffelturm vollständig hätte hineinstellen können, eine Halle mit 300m Höhe.
Weil der Endsieg sowieso unvermeidlich war, fing man schon vorher mit der Ausführung an - man wollte doch rechtzeitig fertig sein. In ganz Europa wurden vorsorglich Baustoffe zusammengeraubt, die man für die Errichtung der gigantomanischen Gebäude vielleicht irgendwann mal brauchen könnte.
Leider wusste man wegen ihrer Größe noch gar nicht, ob die gigantomanischen Gebäude überhaupt halten würden. Man gedachte, Neuland zu betreten, zumindest was die Größe betraf. Sicherheitshalber hatte der Größte Führer aller Zeiten schon die Idee mit der 1000jährigen Architektur geäußert, die auch als Ruine noch erhaben, oder wenigstens passabel, aussehen würde. Eigentlich konnte schon gar nichts schiefgehen. Die Architekten und Ingenieure wollten aber anscheinend noch nicht zurück ins Stadium des technologischen Mittelalters.
So manche gotische Kathedrale soll während des Baus eingestürzt sein. "Macht ja nix", sagte dann der Bischof, "jetzt räumt hier mal auf und grabt die erschlagenen Handwerker aus. Nehmen wir halt neue, wir haben ja noch welche. Und dann fangen wir nochmal von vorne an. Dein Wille geschehe, oh Herr!" Die Nazis dachten zwar ganz ähnlich, aber ihren Ingenieuren wäre das als Umweg erschienen.
Damit kommen wir endlich zum Thema:
Der Druckbelastungskörper ist ein Utensil, mit dem Speers Architekten vor der Errichtung der Megabauten die Festigkeit des Baugrundes prüfen wollten. Über 12.000 Tonnen massiver Beton, oben in einem großen Zylinder, unten mit einem schmaleren Fuß, eine Pilzform.Das Ding ist seit Baubeginn um mehrere Meter(!) im Boden eingesunken.³
Heute liegt nur noch den obere Teil des Pilzes über dem Boden und ein geringer Teil des Schaftes. Näheres bei Wikipedia.
Aber: Der Betonpilz ist eingerüstet². Da bin ich jetzt mal gespannt. Das Teil soll bestimmt nicht verputzt werden. Ist ja immerhin nackter Beton und muss für den Denkmalschutz auch so bleiben. Fällt mir eigentlich nur Betonkosmetik ein. Nachbehandlung ist bei Sichtbeton nicht unüblich, wird aber eigentlich immer hässlich und bleibt fast immer dauerhaft sichtbar. Bin sehr gespannt, was sie mit dem massiven Betonteil vorhaben.
Edith, einige Zeit später (2009):
Inzwischen ist die Betonkosmetik fertig, und daneben steht eine ganz seltsame, aber dafür teure Aussichtsplattform aus Stahl. Wo man von da aus hinsehen soll, ist mir schleierhaft - vielleicht einfach in die Fenster der benachbarten Sozialbauten, 3. Stock.
Aber sie haben es tatsächlich so gelassen: Dilettantische Betonkosmetik all over - man soll ja sehen, dass es repariert wurde. ...und wahrscheinlich soll man sehen, dass es dilettantisch repariert wurde.
Es gibt vom Bezirksamt Schöneberg eine wunderbare, erschöpfende und gar nicht teure Dokumentation über das Bauwerk. Kriegt man in jedem gut sortierten Stadtteilladen.
¹ jaja, es ist mir nicht entgangen: Der Autor im Wikipedia nennt ihn SCHWERbelastungskörper.
Aber in der Denkmalliste heißt er GROSSbelastungskörper. Da müssen wir uns nochmal auf die Terminologie einigen.
² oh, sorry. Für die Laien: Da steht ein Baugerüst außen rum.
³ nee, Quatsch: Ist es nicht. Wurde schon so gebaut.
1. ganz in der Nähe vom Büro steht und
2. derzeit eingerüstet ist.
Von Sekamor - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 |
Weil der Endsieg sowieso unvermeidlich war, fing man schon vorher mit der Ausführung an - man wollte doch rechtzeitig fertig sein. In ganz Europa wurden vorsorglich Baustoffe zusammengeraubt, die man für die Errichtung der gigantomanischen Gebäude vielleicht irgendwann mal brauchen könnte.
Leider wusste man wegen ihrer Größe noch gar nicht, ob die gigantomanischen Gebäude überhaupt halten würden. Man gedachte, Neuland zu betreten, zumindest was die Größe betraf. Sicherheitshalber hatte der Größte Führer aller Zeiten schon die Idee mit der 1000jährigen Architektur geäußert, die auch als Ruine noch erhaben, oder wenigstens passabel, aussehen würde. Eigentlich konnte schon gar nichts schiefgehen. Die Architekten und Ingenieure wollten aber anscheinend noch nicht zurück ins Stadium des technologischen Mittelalters.
So manche gotische Kathedrale soll während des Baus eingestürzt sein. "Macht ja nix", sagte dann der Bischof, "jetzt räumt hier mal auf und grabt die erschlagenen Handwerker aus. Nehmen wir halt neue, wir haben ja noch welche. Und dann fangen wir nochmal von vorne an. Dein Wille geschehe, oh Herr!" Die Nazis dachten zwar ganz ähnlich, aber ihren Ingenieuren wäre das als Umweg erschienen.
Damit kommen wir endlich zum Thema:
Der Druckbelastungskörper ist ein Utensil, mit dem Speers Architekten vor der Errichtung der Megabauten die Festigkeit des Baugrundes prüfen wollten. Über 12.000 Tonnen massiver Beton, oben in einem großen Zylinder, unten mit einem schmaleren Fuß, eine Pilzform.
Heute liegt nur noch den obere Teil des Pilzes über dem Boden und ein geringer Teil des Schaftes. Näheres bei Wikipedia.
Aber: Der Betonpilz ist eingerüstet². Da bin ich jetzt mal gespannt. Das Teil soll bestimmt nicht verputzt werden. Ist ja immerhin nackter Beton und muss für den Denkmalschutz auch so bleiben. Fällt mir eigentlich nur Betonkosmetik ein. Nachbehandlung ist bei Sichtbeton nicht unüblich, wird aber eigentlich immer hässlich und bleibt fast immer dauerhaft sichtbar. Bin sehr gespannt, was sie mit dem massiven Betonteil vorhaben.
Edith, einige Zeit später (2009):
Inzwischen ist die Betonkosmetik fertig, und daneben steht eine ganz seltsame, aber dafür teure Aussichtsplattform aus Stahl. Wo man von da aus hinsehen soll, ist mir schleierhaft - vielleicht einfach in die Fenster der benachbarten Sozialbauten, 3. Stock.
Aber sie haben es tatsächlich so gelassen: Dilettantische Betonkosmetik all over - man soll ja sehen, dass es repariert wurde. ...und wahrscheinlich soll man sehen, dass es dilettantisch repariert wurde.
Es gibt vom Bezirksamt Schöneberg eine wunderbare, erschöpfende und gar nicht teure Dokumentation über das Bauwerk. Kriegt man in jedem gut sortierten Stadtteilladen.
¹ jaja, es ist mir nicht entgangen: Der Autor im Wikipedia nennt ihn SCHWERbelastungskörper.
Aber in der Denkmalliste heißt er GROSSbelastungskörper. Da müssen wir uns nochmal auf die Terminologie einigen.
² oh, sorry. Für die Laien: Da steht ein Baugerüst außen rum.
³ nee, Quatsch: Ist es nicht. Wurde schon so gebaut.
26 Januar 2007
Ferne Welten - Geschichten aus der Zukunft
Galaktische Kommunikation
"Käpt'n... spielen sie schon wieder?"
"Wie kommen sie denn darauf? Ich diskutiere."
"So? Das sieht mir aber anders aus."
"Was ich an der galaktischen Kommunikation so schätze ist ihre Verzögerung."
"Aha. Was ich an ihnen so missbillige sind ihre kryptischen Statements."
"Doch, ja. Ich sage meine Meinung und exakt zehn Minuten später kommt die Antwort. Fünf Minuten von hier zur Erde, fünf Minuten für die Antwort nach hier."
"Seien sie froh, dass das so schnell geht - früher hätte das in jeder Richtung 12 Jahre gebraucht."
"... und ich kann immer ausreden! Niemand fällt mir ins Wort, nur weil ich einen unkonventionellen Vorschlag mache..."
"Dass das bei ihren obskuren Hypothesen eine Erleichterung ist, glaube ich sofort."
"Na, na!"
"Die auf der Erde haben bestimmt schon zig mal bedauert, ausgerechnet sie auf diese Mission geschickt zu haben."
"Viel Licht - viel Schatten."
"Ja, aber die fragen sich wahrscheinlich bereits seit kurz nach dem Start, ob man das bisschen Licht nicht auch mit viel weniger Schatten hätte haben können."
"Also ob SIE besser wären, Doc!"
"Wer? Ich? Ich bin doch als ausgleichendes Element ausgewählt worden."
"So? Manchmal denke ich: Als Belastbarkeitstest für mich."
"Ich für sie? Doch eher SIE für MICH! Wenn man den Unfug, den sie an einem Tag verzapfen, in der Einheit 1 KÄPTN misst, frage ich mich, wie viele milli-KÄPTN ein normaler Mensch wohl aushält, bevor er endgültig den Verstand verliert!"
"Na, na..."
"Genau deshalb komme ich her: Ich glaube, ich habe da ein Becherglas Rotwein genau im Brennpunkt unserer Datenantenne stehen sehen?"
"Soll ich für sie eins dazustellen?"
"Was bitte soll das?"
"Glühwein. Das wird Glühwein."
"SIE KOCHEN GLÜHWEIN MIT UNSERER ANTENNE?!?"
"Manchmal auch Punsch."
"PUNSCH?!?"
"Manchmal. Ich frage mich nämlich, ob unsere Kommunikation mit der Erde nicht viel interessanter wird, wenn man sie durch ein ordentliches Glas Wein filtert. Oder zwei."
"Aber ... aber unsere Kommunikation mit der Erde ist doch dann gar nicht mehr sichergestellt?"
"Ach was, das ist die nur Sendeanlage, unser Empfang geht über eine andere Antenne. Die Jungs auf der Erde sagen schon Bescheid, wenn sie uns nicht verstehen. Und in den Pausen sinniere ich gerne darüber, was sie wohl verstehen. Aber wenn ich unsere gesendeten Botschaften zu oft wiederholen muss, nehme ich den Glühwein weg und stelle einen Kakao hin. Schokolade funktioniert immer."
"Käpt'n, sie sind wahnsinnig!"
"Überhaupt nicht. Höchstens ganz wenig. Nicht mehr als sie, Doc. Genie und Wahnsinn liegen eben dicht beieinander."
25 Januar 2007
Prenzl'berg
Buchkritik kürzlich im abonnierten Qualitätsblatt
Mein Gott, Tagesspiegel!
Muss denn ein so ausgewiesen ahnungsloser Autor wie Euer Stefan Berkholz ausgerechnet die Berlinbücher besprechen? Der könnte doch genauso kompetent Adventskalender und Tierkinder-Fotobände rezensieren.
Wieder so ein Schreiber, der überlegen und selbstsicher behauptet, die Bezeichnung "Prenzlberg" hätten Zugereiste erfunden. Gefühltes Wissen. Dabei ist das bestenfalls eine Insider-Sage, mit der sich die zugewanderten Auskenner-Schwaben in Prenzl'berg gegenseitig ihre Zugehörigkeit zur Peer-Group bestätigen.
Jedenfalls: Wenn man *vor 1989* an der Invalidenstraße einreiste und dann mit dem Auto Kurs Richtung Nordosten nahm, kam man irgendwo nahe der Zionskirche an einem Wegweiser vorbei. Dieser beschrieb den etwas komplizierten Weg nach "PRENZL'BERG". Genau: Mit Abkürzungsapostroph, weil so lange Wörter auf diesem begrenzten Straßenschild nicht vorgesehen waren. Und wie spricht man PRENZL'BERG wohl aus? Na? Bingo!
Dass Zugereiste in der Hauptstadt der DDR Schilder aufstellen durften, mag man sich eher nicht vorstellen. Aber dass sich wirklich jedem Westler die Sache mit dem "Plaste und Elaste aus Schkopau" beim ersten mal Lesen ins Stammhirn brannte ist vielen noch in Erinnerung. So ähnlich mag sich die Sache mit dem Prenzl'berg entwickelt haben. Also, Nachhilfe für den Autor Stefan Berkholz: Erfunden hat das die DDR, für die Verbreitung dieser hübschen Skurrilität sorgten dann vielleicht andere.
Fragt sich nur, wie lange man in Berlin wohnen kann, ohne dass man mitkriegt, dass der berüchtigte Arbeiterbezirk beim Berliner eben "DER Wedding" heißt und nicht etwa "DAS unselbständige Verwaltungsgebilde Wedding". Merke: Einige Stadtbezirke sind Neutrum, Charlottenburg oder Pankow etwa, sogar Mitte. Aber Wedding ist maskulin. Deshalb hält sich der Einheimische IM Wedding auf, aber IN Mitte.
Bitte lasst Stefan Berkholz was anderes schreiben. Aber jetzt gebt ihm erstmal frei, damit er zum Üben nach Hause gehen kann. Dort sagt er 50 mal: Prenzl'berg, Prenzl'berg, Prenzl'berg...
Ich habe das sogar einmal in breitem Sächsisch und voll der Empörung gehört:
"Mior hom domols gor nüsch so gesocht: Brenzlbersch!"
So viel zum Gehalt des Begriffs "wir".
23 Januar 2007
Archäo-Proktologie
eine neue Disziplin im Umfeld des INFOTAINMENT
Hinweise auf die Tradition der Kürbis-Seefahrt hatten die Archäo-Proktologen schon vor geraumer Zeit entdeckt. Bei der Untersuchung jahrhundertealter Mumien fanden sie einen Ausschlag, der sich nur durch langes Sitzen in Verbindung mit einer Kürbisallergie erklären ließ.
Da sie sich keinen Anlaß vorstellen konnten, warum man an Land stundenlang auf Kürbissen herumsitzen sollte, entwickelten sie eine Vorstellung von der Kürbis-Seefahrt, vorerst noch als Hypothese.
Mit der Veröffentlichung ihrer Erkenntnisse und Thesen versuchten die Forscher, die öffentliche Aufmerksamkeit auf ihren noch jungen Wissenschaftszweig zu richten. Sie gingen sogar so weit, zu behaupten, dass es sich um die "Wichtigsten neuen Erkenntnisse über Indianer seit Karl May" handelte. Als sie diesen auch noch dem Zweig der "Hypothetischen Geschichtsschreibung" zuordneten, war es mit der Reputation ihrer noch jungen Wissenschaft auch schon wieder vorbei.
Nach dem Fest (Vögelgedicht)
(in Erweiterung von Heinz Erhard)
Auf einem Baum, da sitzt ein Specht
Der Baum ist hoch - dem Specht ist schlecht.
Der Specht, er möchte motzen
doch leider muss er... ganz arg husten.
Und draußen in dem dunklen Forst
Erwacht die Gans im Adlerhorst.
Sie sieht sich um und spricht betroffen:
"Mein lieber Schwan, war ich besoffen!"
(weiß nich mehr wo ich den Rest geklaut habe, ist jedenfalls auch nicht von mir)
22 Januar 2007
Telefone und Anschlussgebiete
Neuigkeiten aus den Anschlussgebieten
Seit neuestem wird man mit Werbung für Kommunikationsleitungen terrorisiert, die den unauffälligen Zusatz enthält: "...in einigen Anschlussgebieten vorhanden." Unauffällig gemeint. Vermutlich fällt den meisten Werbeopfern dieser weichgespülte Zusatz zum Killerslogan wieder mal gar nicht auf. Schließlich ist man schon froh, wenn die Werbung überhaupt wieder ein wenig leiser wird.
Was mich stört, sind ja nicht die "Anschlussgebiete", die man seit einiger Zeit doch wieder Österreich nennt.
Nein, wenn ich diesen Zusatz lese oder höre, denke ich mir immer:
"Will ich doch hoffen, dass das [¹] wenigstens in einigen Anschlussgebieten vorhanden ist! Schließlich bedrängen mich die Brüder ja mit ihrer Werbung dafür!" Und wenn es etwas nicht gibt, brauchten sie doch nicht extra Geld rauszuwerfen, um mich zu nerven?
Die feinsinnigen Kommunikationskreativen meinen natürlich was ganz anderes. Sie wollen vor allem sagen, dass das Angebot in einigen Anschlussgebieten NICHT vorhanden ist. Wenn ich an der Eisdiele stehe sage ich schließlich auch: "Ich möchte KEIN Eis." Komisch ist nur, dass mir der Eismann dann auch meistens keins gibt. Das ist eben Logik von Kommunikationsdesignern - so heißen Werber an neueren deutschen Hochschulen.
Aber die Werbebrüder wollen ja ganz woanders hin. Sie müssen solche Sachen sagen, damit man sie am Ende nicht verklagen kann: Etwa, wenn man am Arsch der Welt wohnt und sie aus Gründen der wünschenswerten Return-on-Investment-Relation leider keine Leitung bis an den Arsch der Welt legen wollen - obwohl sie grade das ja großspurig versprechen. Stichwort "Ressourcen-Effizienz", welches die neuhochdeutsche Form für "Raffgier" ist.
Die unauffällige Formulierung "In einigen Anschlussgebieten vorhanden" hat ihren Ursprung in der Erkenntnis, dass sich Sachen NOCH BESSER verkaufen lassen, wenn man etwas positives darüber sagen kann. Will einem dieser Kreativen außer "sinnvoll" oder "hilfreich" oder "praktisch" beim besten Willen nichts positives einfallen, soll es wenigstens nicht unangenehm sein. Und als unangenehm empfindet der Mensch anscheinend inzwischen alles, in dem eine negative Formulierung auftaucht. Kurz gesagt: Der Mensch mag das Wort NEIN nicht gerne hören - sonst kauft er nicht. Nun, woran erinnert uns das?
Genau: Kinder hören das Wort NEIN gar nicht gern, und wenn sie es schon hören müssen, wollen sie es nicht verstehen. Eltern hoffen dann immer von ihren Kindern, dass die irgendwann aus diesem Alter rauswachsen. Im Verlauf der Erziehung lässt sich das NEIN selten ganz vermeiden und Eltern sagen in solchen Fällen "Dann ist das eben so, gewöhn dich dran!"
Die Entwickler von Werbebotschaften versuchen einen anderen Weg: Wenn man den Kindern erst gar nicht NEIN sagt, brauchen sie es nicht zu hören und können ewig auf der Entwicklungsstufe der unbegrenzten Wunscherfüllung bleiben.
Seltsam? Kinder die Telefonanschlüsse bestellen? Oder eher Werbefachleute, die erwachsene Kunden wie unmündige Kinder behandeln? Meine Empfehlung: "Merkmal in einigen Anschlussgebieten vorhanden? Nicht kaufen, liebe Kinder!"
¹ beliebiges Beworbenes hier einsetzen
21 Januar 2007
Vergangenheitsform, flüchtige
Flashback zu einem älteren Artikel in der Abteilung für unsterbliche Literatur
der zug hält auf einem bahnhof nahe der müritz.
dialog beim blick aus dem fenster:
"wir sind in waren."
"was?"
19 Januar 2007
Pilze, Schimmel *
und andere schlimme Dinge
Neulich hab ich einen Baubiologen mit dem konsequenten Gebrauch des Begriffs Asparagus niger¹ genervt. ICH wusste ja, dass das schwarzer Spargel ist...
Neulich hab ich einen Baubiologen mit dem konsequenten Gebrauch des Begriffs Asparagus niger¹ genervt. ICH wusste ja, dass das schwarzer Spargel ist...
¹ aspergillus niger, gefürchteter schwarzer² Schimmel, tritt zuweilen auch in Wohnungen auf.
² aber schwarzer Fleck ist nicht immer Aspergillus - auch andere Vorgänge bilden schwarze Flecken
³ wer sich für Schimmel interessiert, hier: http://www.imwl.de/PILZINFO/pilzinfo.htm
* und auf den überaus naheliegenden Reim habe ich an dieser Stelle wegen des ernsten Themas bewusst verzichtet :-)
16 Januar 2007
Befreiung und Erinnerung
Aus dem Gedächtnis:
Polisario - Fretilin¹ - ELN - FLN - Black Panther - Tupac Amaru - Schwarzer September - Sandinista - Peschmerga - Scheich Mujibur Rachman - ALN - PFN - ETA - IRA.
Oder:
Biafra - Eritrea - Bangladesh - Sahel.
Traurige Sache eigentlich. Sagt aber auch etwas über mein Alter. Oder über Eures.
¹ und grade stelle ich fest, dass ich nicht der einzige bin, der die Fretilin immer mit der Fretilimo verwechselt hat.
12 Januar 2007
S-Bahn, Leben
Neulich nach dem Büro. Man wird zur S-Bahn gebracht.
"Oh, da fährt deine S-Bahn grade davon! ... obwohl, bist du nicht in der Gegenrichtung unterwegs?"
"Naja, weißt du, das bin ich eigentlich immer."
"Oh, da fährt deine S-Bahn grade davon! ... obwohl, bist du nicht in der Gegenrichtung unterwegs?"
"Naja, weißt du, das bin ich eigentlich immer."
Aufräumen
...als wäre Aufräumen allein nicht schon Strafe genug...
Neulich im Büro. ¹ Die Chefin:
"Wie schön, hier hat jemand aufgeräumt!"
"Da hatte wohl jemand den Auftrag, aufzuräumen?"
"Ja. Aber noch schöner wäre, wenn man die Sachen anschließend auch wiederfinden könnte."
"Aber, aber! So aufzuräumen, dass man die Sachen am Ende wiederfindet, dauert aber erheblich länger..."
"Ach so? Ja, stimmt."
¹ ...nicht in meinem. Bei mir wird nicht aufgeräumt. Jedenfalls nicht ohne Not
übertreiben
na na!
wir wollen nicht übertreiben
zahlen teilen
gedichte schreiben
in matten blassen zeilen
wollen wir nicht
nein, nein!
wir wollen nicht übertreiben
zahlen teilen
gedichte schreiben
in matten blassen zeilen
wollen wir nicht
nein, nein!
08 Januar 2007
Fernsehtürme
Präludium
Fernsehtürme sind ja immer geeignet, mit Superlativen zu protzen. Ein Versprechen, das dann nie eingehalten wird, weil irgendwo immer noch ein höherer steht. Der geachtete Zeichner Sven K. lebt seit einiger Zeit in Berlin und kämpft hier mit dem Klima.
Hauptteil
Komisch, dass wir uns bei dieser Begeisterung noch nie im Turm begegnet sind.
Der Fernsehturm-Profi geht da bei trübem Wetter hin und fährt da bei Nieselregen rauf. Wie die Stadt von oben aussieht, weiß man doch mit der Zeit auch so, und bis zum Boden reicht die Sicht alle mal... also: Meistens. Bei trübem Wetter wesen aber die Touri-Schlangen ab.
Dafür sitzt man oben in einem wunderbaren sonderbaren Drehrestaurant mit Schummerbeleuchtung und der unausweichliche Groll über das Platziertwerden ist nach kaum zehn Minuten wieder verflogen. Schlangen an der Kasse, wegelagernde Portrait-Fotografen, Kanalgeruch im Aufzugschacht und "Sie werden platziert" im Café. Letzeres funktioniert übrigens immer noch so wie zu Ost-Zeiten: Das Café ist eigentlich nie voll, aber man wartet zwanzig Minuten an der Treppe. Soviel zu den Segnungen der freien Wirtschaft. Ich gebe zu: Bis ich da oben sitze, frage ich mich jedes mal, warum ich mir sowas antue.
Es liegt wahrscheinlich am Design. Das Design ist tatsächlich so dermaßen von vorgestern, dass es einem den Atem verschlägt: Die sollen da BLOSS NICHTS DRAN ÄNDERN! Wir kennen doch alle die Bauwerke, wo sie zwischendurch mal halbherzig versucht haben, das zu modernisieren. Heute ist der Stuck in ganz Prenzl'bg aus Styropor® (könnt ihr mir ruhig glauben). Deswegen sieht das auch mancherorts aus wie Disneyland. Das Design vom Fernsehturm wurde meines Wissens seit der Einweihung nicht verändert, und die war 1969 (umgerechnet auf BRD: In den 50ern...)
hihi, Wikipedia nennt den Stil übrigens "Art Déco" ... da hab ich wohl in der Schule bei Art Déco nicht richtig aufgepasst
Das Parfüm, das mir bei der Auffahrt immer in der Nase hängt heißt "Eau de Closette", anscheinend kriegen die die Sache mit dem Abwasser nicht in den Griff (auch seit Jahrzehnten), das wär eigentlich wirklich ein Grund, den Turm zu schließen, ist schließlich unhygienisch.
Sven, der Zeichner, hatte offensichtlich noch keinen Disput mit dem debilen Aufzugführer, der gerne im Recht ist, mit beiden Füßen: Sonst wäre sein Artikel hasserfüllter und dreimal so lang. (gibt dort aber auch undebile Liftboys).
Wenn ich meinen Besuchern den Fernsehturm schmackhaft machen will, annonciere ich "den zweitschlechtesten Kaffee Berlins".... fragt mich mal nach dem schlechtesten :-)
Abgesang
Und jetzt noch eine Anekdote für die Schwindelfreien: Auf der Aussichtsplattform in 196m Höhe ü. Gelände sind die Scheiben stark nach außen geneigt, wie auf Svens Foto zu sehen. Ein Freund berichtete, dass es Leute gibt, die sich mit weit ausgestreckten Armen und Beinen da drauf stellen/legen - dann haben sie unter sich eine dünne Glasscheibe und danach nur noch 196m Luft. MEIN Vertrauen in die Berliner Glaserkunst ist nicht so groß.
Muss ich da jetzt noch irgendwas tun? Ich hab keine Ahnung, ob das mit den Backlinks funktioniert. Werden wir ja sehen.
Fernsehtürme sind ja immer geeignet, mit Superlativen zu protzen. Ein Versprechen, das dann nie eingehalten wird, weil irgendwo immer noch ein höherer steht. Der geachtete Zeichner Sven K. lebt seit einiger Zeit in Berlin und kämpft hier mit dem Klima.
Hauptteil
Komisch, dass wir uns bei dieser Begeisterung noch nie im Turm begegnet sind.
Der Fernsehturm-Profi geht da bei trübem Wetter hin und fährt da bei Nieselregen rauf. Wie die Stadt von oben aussieht, weiß man doch mit der Zeit auch so, und bis zum Boden reicht die Sicht alle mal... also: Meistens. Bei trübem Wetter wesen aber die Touri-Schlangen ab.
Dafür sitzt man oben in einem wunderbaren sonderbaren Drehrestaurant mit Schummerbeleuchtung und der unausweichliche Groll über das Platziertwerden ist nach kaum zehn Minuten wieder verflogen. Schlangen an der Kasse, wegelagernde Portrait-Fotografen, Kanalgeruch im Aufzugschacht und "Sie werden platziert" im Café. Letzeres funktioniert übrigens immer noch so wie zu Ost-Zeiten: Das Café ist eigentlich nie voll, aber man wartet zwanzig Minuten an der Treppe. Soviel zu den Segnungen der freien Wirtschaft. Ich gebe zu: Bis ich da oben sitze, frage ich mich jedes mal, warum ich mir sowas antue.
Es liegt wahrscheinlich am Design. Das Design ist tatsächlich so dermaßen von vorgestern, dass es einem den Atem verschlägt: Die sollen da BLOSS NICHTS DRAN ÄNDERN! Wir kennen doch alle die Bauwerke, wo sie zwischendurch mal halbherzig versucht haben, das zu modernisieren. Heute ist der Stuck in ganz Prenzl'bg aus Styropor® (könnt ihr mir ruhig glauben). Deswegen sieht das auch mancherorts aus wie Disneyland. Das Design vom Fernsehturm wurde meines Wissens seit der Einweihung nicht verändert, und die war 1969 (umgerechnet auf BRD: In den 50ern...)
hihi, Wikipedia nennt den Stil übrigens "Art Déco" ... da hab ich wohl in der Schule bei Art Déco nicht richtig aufgepasst
Das Parfüm, das mir bei der Auffahrt immer in der Nase hängt heißt "Eau de Closette", anscheinend kriegen die die Sache mit dem Abwasser nicht in den Griff (auch seit Jahrzehnten), das wär eigentlich wirklich ein Grund, den Turm zu schließen, ist schließlich unhygienisch.
Sven, der Zeichner, hatte offensichtlich noch keinen Disput mit dem debilen Aufzugführer, der gerne im Recht ist, mit beiden Füßen: Sonst wäre sein Artikel hasserfüllter und dreimal so lang. (gibt dort aber auch undebile Liftboys).
Wenn ich meinen Besuchern den Fernsehturm schmackhaft machen will, annonciere ich "den zweitschlechtesten Kaffee Berlins".... fragt mich mal nach dem schlechtesten :-)
Abgesang
Und jetzt noch eine Anekdote für die Schwindelfreien: Auf der Aussichtsplattform in 196m Höhe ü. Gelände sind die Scheiben stark nach außen geneigt, wie auf Svens Foto zu sehen. Ein Freund berichtete, dass es Leute gibt, die sich mit weit ausgestreckten Armen und Beinen da drauf stellen/legen - dann haben sie unter sich eine dünne Glasscheibe und danach nur noch 196m Luft. MEIN Vertrauen in die Berliner Glaserkunst ist nicht so groß.
Muss ich da jetzt noch irgendwas tun? Ich hab keine Ahnung, ob das mit den Backlinks funktioniert. Werden wir ja sehen.
07 Januar 2007
3 - 2 - 1 - Humppa!
Spammer-Oratorium, klingt irgendwie auch nach "gaudeamus igitur"
Quadratur!Bestellen sie noch heute online! Umsonst! Die ersten 5 Schuss frei! Kostenlos! Geben sie uns nur ihre Kreditkartennummer! Garantiert gratis!
Volubilit!
get viagra
and other shit
quadraatuur
et aquavit
nen sixpack nehm'se
auch noch mit
quadraaatuuur
und dynamit
für schulen ein
massakerkit
quadratur!
volubilit!
der staatsschutz liest
schon lange mit...
05 Januar 2007
Irrtum Chamäleon
Ich weiß nicht, warum ich Chamäleons für intelligent halte. Nur weil die mit jedem Auge in eine andere Richtung kucken können?
Auch einer dieser Irrtümer der Natur?
Auch einer dieser Irrtümer der Natur?
Halluzinationen
das wird mein neuer Spitzenreiter in der Suchbegriffstatistik
Passiert Euch das auch? Manchmal hab ich Halluzinationen: Heute zum Beispiel, dass dieses Blog vom Bildschirm schiefn agenzeigt wird. Oder dass im letzten Satz mindestens zwei sehr merkwürdige Tippfehler sind.
Das mit dem schiefen Blog hat einen Ursprung im richtigen Leben: Unser Drucker zieht Papier zuweilen schief ein, der Fax auch.
Früher dachte ich, dass Halluzinationen sich nur auf's Sehen beschränken, oder allenfalls noch Musik. Allerdings habe ich's seit einigen Jahren mit den Gerüchen: Ich wittere Dinge, wo keine sind. Hundescheiße beispielsweise. Das kann in Berlin ganz leicht lästig werden - wenn man glaubt, dass es nach Hundescheiße riecht, aber an den Schuhen und auch sonst nirgends was findet. Weil in Berlin doch schon die Chance, dass man eine Tretmine erwischt hat, ziemlich hoch ist. Also sucht man. Lästig sowas.
Staub
ach, die Leute wollen doch lieber was lustiges lesen
Was wissen sie denn so über ... STAUB?
Unverfängliche Frage - langes Schweigen. Zuerst: Najaaa, das sind ganz kleine Steine. So klein, dass sie schon schweben, dass der leiseste Lufthauch sie durch die Luft fliegen lässt, was heißt, dass sie fast schon leichter als Luft sein müssen - so klein sind die.
Staub? Asche zu Asche. Das Endmaterial menschlicher Körper wird heute ofentechnisch erzeugt, anstatt den Körper der länger dauernden Kompostierung zu überstellen.
Wikipedia unterscheidet folgende Sorten: | |
- | Hausstaub, oft ein Gemisch aus Mikrofasern, Flugstaub und dem Kot der Hausstaubmilbe (siehe auch Allergie) |
- | Blütenstaub, die Pollen der Blütenpflanzen |
- | Gesteinsstaub oder Gesteinsmehls |
- | Mehlstaub in Bäckereien |
- | Kohlestaub und Steinstaub in Bergwerken |
- | Baustaub, der beim Hausbau oder Abriss von Gebäuden anfällt |
Autofahren
längliche Predigt wieder mal
Autofaaaaarn ist eine feine Sache. Jedenfalls dann, wenn man drin sitzt. Und wenn der Sprit nicht so teuer ist. Und wenn man nicht grade im Stau steckt. Und wenn man nicht allzu lange nach einem Parkplatz suchen muss.
Wenn man nicht drin sitzt, strebt man in unseren Breiten automatisch nach diesem Zustand: Ein eigenes Auto. Möglichst bequem. Und größer als das vom Nachbarn. Mit dem fährt man dann jeden Morgen alleine zur Arbeit.
Wenn man drin sitzt, sieht die Welt ganz anders aus. Die Welt außerhalb will einen nur am Fortkommen hindern! Stau nervt! Das könnte man doch anders machen! Grüne Welle kann doch nicht so schwer sein! Abbiegespuren überall! Oder einfach eine Spur zusätzlich.
Die grüne Welle hat leider einen kleinen Nachteil: Der Querverkehr hat rot. Aber man selbst steckt ja zum Glück nicht in der Querstrasse und hat deshalb Anrecht auf die grüne Welle: Das könnten die doch! Beim nächsten mal wird der gewählt, der grüne Welle für alle verspricht.
Abbiegespuren würden die Sache sowieso viel einfacher machen. Und es gäbe auch gar keine Staus, wenn die Straßen überall eine Spur mehr hätten - meint Otto Vauwehfahrer. Aber am schlimmsten ist die Parkplatzsuche. Viel zu wenige Parkplätze im Viertel - wir brauchen einfach mehr!
Die Lösung ist trivial: Das nimmt man von den Bürgersteigen weg, wer braucht denn schon so breite Gehwege? Kein Mensch braucht die! Außer vielleicht ein paar Müttern mit Kinderwagen. Und vielleicht ein paar Kindern, die auf der Straße besser nicht Rad fahren. Und vielleicht ein paar Rentnern, die zu Fuß nicht ganz so fix sind wie der flexible Autofahrer. Und dann noch ein paar unverbesserlichen nörgelnden Anwohnern des Blocks, die einfach ihre Ruhe haben wollen: Diese unverbesserlichen Egoisten müssen eben alle ein wenig zurückstecken!
Egoisten sind sie natürlich nur so lange, wie der Otto Vauwehfahrer nicht sein Auto verlassen muss. Aber wehe, er geht zu Fuss und kommt nicht über die Strasse, wegen des starken Verkehrs: Wenigstens da gehört doch eine Ampel hin! Und wenn er mit dem Einkaufswagen nicht vom Baumarkt bis zu seiner rasenden Blechdose durchkommt: Die sind doch viel zu schmal, die Bürgersteige! Und der Typ, der ihn anhupt, weil er nicht schnell genug den Weg frei macht, ist sowieso ein Arschloch. Den wird er gleich aus seiner Karre zerren und ihm... aber der ist schon weg und Otto Vauwehfahrer steht allein da, mit seinem Ärger und seinem Einkaufswagen.
Es gibt aber eine Menge Leute, die es nie so weit bringen: Im eigenen Auto zu sitzen. Die sehen nie beide Seiten, sondern merken nur, wie ihr Freiraum immer kleiner wird zu Gunsten derer, die ohnehin genug haben und im eigenen Wagen sitzen. Und es gibt Gegenden, wo man ohne Auto gar kein menschenwürdiges Leben führen kann: Der Bus fährt zwei mal am Tag - in jeder Richtung einmal. Einkaufen ist dort ohne Auto generell unmöglich. Die Verwaltung liegt in der Kreisstadt, aber dort kommt man ganz bestimmt nicht mit der Bahn hin. Und selbst wenn es eine Buslinie gibt und diese mehrmals täglich bedient wird - liegt der Arbeitsplatz leider in einer ganz anderen Richtung. Also braucht man doch seinen eigenen Wagen. In dem man morgens alleine sitzt.
Der gemeine Autofahrer kann sich nicht einmal vorstellen, morgens auf dem Weg zur Arbeit Zeitung zu lesen. Aber alle wollen ihn aufhalten, meint er.
Also: Die Psyche verändert sich sowieso, wenn man sich ins Auto setzt. Wenn man so hilflos eingezwängt in seiner Blechdose sitzt und keinen anderen Weg hat um sich Luft zu machen, als das Gaspedal. Außerdem ist man da drin ja sooo sicher - keiner kann einem auf die Schnauze hauen, nur weil man den angepöbelt hat.
Aber das eigentlich größte Kunststück der Autoindustrie ist, dass es auch nach dem Aussteigen dabei bleibt: Der gemeine Bundesbürger denkt ja, der einzige Nachteil eines Autos sei das bisschen Dunst aus dem Auspuff. Und wenn man da dran arbeitet, ist alles gut.
Ein paar tausend Verkehrstote im Jahr, ein paar zehntausend Krüppel im Jahr - und zwar JEDES Jahr - sind erheblich mehr Blut, als ein einzelner Krieg kostet. Die Versicherung, die Gemeinschaft, bezahlt das alles.
Der Landschaftsverbrauch, der umfassende Lärm, die Einschränkung der Bewegungsfreiheit der Fußgänger, die Besserwisserei, der Schmutz: Über all das macht sich niemand Gedanken, anscheinend, weil allein die Abgase in den Köpfen herumgeistern - buchstäblich.
Ganz zu schweigen von den Kosten für Instandhaltung der Straßen, Verkehrsregelung, Schäden und Reparaturen am Blech selbst, Rechtsstreitigkeiten und Disputen in der Familie.
Wahrscheinlich deshalb weigert sich die deutsche Industrie hartnäckig, schon heute das technisch mögliche saubere Auto zu bauen: Mit dieser Diskussion auf einem Randschauplatz lenkt sie vom eigentlichen Bündel der Probleme ab.
Kurz gesagt: Autofahren ist bei uns der komplette Blödsinn. Unsere Welt wurde von verschiedenen interessierten Leuten inzwischen so eingerichtet, daß man kaum eine andere Wahl hat. Und ich will auch ganz dringend eins. Möglichst groß, ja?
Grade gelesen: Immer weniger Verkehrstote! Großartig: Nur noch 5.000 Verkehrstote im Jahr!
(sorry, BILD war die erste Meldung, die ich gefunden habe, was neutrales vom Statistischen Bundesamt ist oben im Text verlinkt)
02 Januar 2007
Saddam H. zum allerletzten Geleit
oder: Nicht zappeln, Saddam!
oder: Jetzt aber!
Auf seine letzten Tage wird der Herr Hussein im Gefängnis von einem sehr boshaften Aufseher bewacht. Dies ist sein Gedächtnisprotokoll.
Guten Morgen Herr Hose-in! Ein neuer Tag - ein neues Glück! Wie, ich soll sie nicht so nennen? Aber warum denn? Wo sie doch gestern erst in die Hose... Pipi in Hosi, hihi! Ist das inzwischen wieder trocken? Ja, tut mir wirklich leid, wir haben nur noch diese eine Uniform von ihnen, die anderen sind anscheinend verkauft. Es herrscht irrsinnige Nachfrage nach Andenken. Das riecht übrigens wirklich beschämend!
Inzwischen habe ich mir etwas anderes ausgedacht - wir nehmen lieber die Guillotine. Da passiert sowas wie gestern mit dem zu langen Seil erst gar nicht. Wenn dann noch ein wenig Blut auf die Uniform tropft wirkt das viel authentischer - die kann ich dann gut und gerne für das dreifache verkaufen.
Und jetzt bitte wieder die Hände auf den Rücken. Mein Gott, sträuben sie sich schon wieder? Muss ich wieder mit dem Kabel...? Na schön, sie wollen es ja nicht anders!
So. Heulen sie nicht! Wenn sie gleich mitgearbeitet hätten, müsste ich ihnen keine Stromschläge geben!
Was soll das heißen "Sie wollen nicht sterben"? Ach so? Wer hätte das gedacht! Aber wir alle müssen doch mal sterben, die einen leichter, die anderen etwas schmerzhafter. Guillotine tut gar nicht weh. Sagen jedenfalls alle. Ich weiß auch nicht, wen sie da gefragt haben. Nun lassen sie mal den Kopf nicht hängen.
Ha ha, schönes Wortspiel, nicht? Unsere Guillotine wird ihnen gefallen - die stammt noch aus ihrer Zeit. Ja, genau, aus ihrer Zeit als Präsident. Ich musste sie nur ein wenig ölen. Trotzdem klemmt sie manchmal. Na, sie werden schon Glück haben, nicht?
Wie, sie können sich an keine Guillotine erinnern? Davon haben sie auch nichts gewusst? Schon wieder? Dabei ist das doch so praktisch, wenn man einmal viele Verurteilte gleichberechtigt hinrichten muss. So praktisch!
Schlurfen sie nicht so, das sieht nicht gut aus. Habe ich ihnen doch gestern schon gesagt! Was sollen denn die Leute denken?
Welche Leute? Weil hier niemand ist? Na die... ach egal.
Na bitte, da sind wir. Die Kammer kennen sie ja schon, die Guillotine steht nebenan. Oh, Mist! Verzeihung, ich habe den Schlüssel für die Zwischentür vergessen. Der liegt unten im Büro.
Seh'n sie mal, ich habe meinen alten Fernseher und den Videorekorder hergebracht. Ich habe ja bald einen neuen. So lange sie warten müssen lege ich ihnen ein Video ein, mit ein paar schönen Enthauptungen auf der Guillotine. Das wird ihnen bestimmt gefallen! Sie mochten das doch immer so gerne, Hinrichtungen, Blut, winselnde Gefangene und so.
Was soll das heißen: Sie wollen das nicht sehen? Warum denn nicht? Sicher wird ihnen das gefallen, sie werden schon sehen! Hat ihnen doch früher auch immer gefallen. Vielleicht erkennen sie auf dem Video auch einen alten Feind wieder... oder besser noch: Einen alten Freund, ha ha. Kleiner Scherz.
So, ich lasse sie ein paar Minuten alleine. Das ist zu Fuß ein ganzes Stück, bis runter ins Büro und wieder hierher. In meinem Alter! Sie werden meinen Fernseher doch nicht kaputtmachen? Der kann doch nichts dafür. Ach, von da aus kommen sie gar nicht ran? Ja, tut mir leid, ich muss sie leider anketten ... die Vorschriften, sie wissen schon.
Gut, ich mache ihnen den Ton noch etwas lauter, damit sie alles gut verstehen. Ich bin gleich wieder da, laufen sie nicht weg! Kleiner Scherz, ha ha.
...
Hal-lo Herr Hose-in, da bin ich wieder! Hat leider etwas länger gedauert, die hatten doch glatt den Schlüssel verlegt. Oh, warum weinen sie denn? Tut ihnen was weh? Ach, wegen der Enthauptungen? Sie wollen nicht sterben? Und schon gar nicht so? Naja, wir können uns das ja nicht immer aussuchen, nicht wahr? Aber ich habe EINE GUTE NACHRICHT für sie!
...?
Nein, nein, keine Begnadigung natürlich. Was glauben sie denn, wo wir sind? Das ist doch keine Bananenrepublik, wo man am einen Tag verurteilt und am nächsten Tag begnadigt wird!
Also, ich komme so ins Büro und frage den Kollegen: "Sage mal, wo ist denn der Schlüssel zum Guillotinen - Zimmer?" Und er fragt mich, was ich damit will. Und ich sage: "Ach, der Saddam Hussein sitzt doch da oben und ich würde ihn gerne enthaupten, aber ich komm nicht rein. Und jetzt muss der arme Mann so lange warten, und nur weil ich den Schlüssel vergessen habe." Und da sagt er: "Wieso willst du den enthaupten? Der ist doch erst morgen dran."
Verstehen sie? Erst morgen! Ich habe mich im Datum geirrt! Nun hören sie doch auf zu weinen - ein wunderbarer neuer Tag liegt vor ihnen!
Und dann fragt der Kollege noch: "Wieso eigentlich Guillotine? Ist das überhaupt islamisch?" Und er sagt ganz streng: "Bei uns müssen Köpfe mit der Hand abgeschnitten werden!" Da hat er eigentlich recht.
Und auf dem ganzen Weg zurück denke ich mir: "Das macht doch bestimmt eine riesige Schweinerei. Wie sieht dann wohl ihre Uniform aus? Kann ich die denn überhaupt noch verkaufen? Oder muss ich womöglich meinen alten Fernseher wieder nach Hause schleppen? Und aus dem Urlaub mit der Familie wird dann vielleicht auch nichts?"
Und deswegen finde ich, wir nehmen morgen doch lieber den Strick. Dann ist halt kein Blut auf der Uniform. Ein paar Urinflecken reichen auch für die Analyse, es riecht halt nicht so gut.
Sind sie jetzt enttäuscht? Nun kommen sie schon, sie müssen zurück in ihre Zelle. Na los, seien sie doch nicht kindisch, oder brauchen sie erst wieder einen Stromschlag? Das wird wirklich immer schwerer, sie zu motivieren!
oder: Jetzt aber!
Auf seine letzten Tage wird der Herr Hussein im Gefängnis von einem sehr boshaften Aufseher bewacht. Dies ist sein Gedächtnisprotokoll.
Guten Morgen Herr Hose-in! Ein neuer Tag - ein neues Glück! Wie, ich soll sie nicht so nennen? Aber warum denn? Wo sie doch gestern erst in die Hose... Pipi in Hosi, hihi! Ist das inzwischen wieder trocken? Ja, tut mir wirklich leid, wir haben nur noch diese eine Uniform von ihnen, die anderen sind anscheinend verkauft. Es herrscht irrsinnige Nachfrage nach Andenken. Das riecht übrigens wirklich beschämend!
Inzwischen habe ich mir etwas anderes ausgedacht - wir nehmen lieber die Guillotine. Da passiert sowas wie gestern mit dem zu langen Seil erst gar nicht. Wenn dann noch ein wenig Blut auf die Uniform tropft wirkt das viel authentischer - die kann ich dann gut und gerne für das dreifache verkaufen.
"Mit echtem Blut von Saddam Hussein!"
Die verkaufe ich mit einer Urkunde vom Labor - was glauben sie, was das einbringt, der Beweis, dass das Blut echt ist! Davon kann ich einen neuen Fernseher kaufen UND mit meiner Familie in Urlaub fahren. Vielleicht reicht es sogar für ein Auto!Und jetzt bitte wieder die Hände auf den Rücken. Mein Gott, sträuben sie sich schon wieder? Muss ich wieder mit dem Kabel...? Na schön, sie wollen es ja nicht anders!
So. Heulen sie nicht! Wenn sie gleich mitgearbeitet hätten, müsste ich ihnen keine Stromschläge geben!
Was soll das heißen "Sie wollen nicht sterben"? Ach so? Wer hätte das gedacht! Aber wir alle müssen doch mal sterben, die einen leichter, die anderen etwas schmerzhafter. Guillotine tut gar nicht weh. Sagen jedenfalls alle. Ich weiß auch nicht, wen sie da gefragt haben. Nun lassen sie mal den Kopf nicht hängen.
Ha ha, schönes Wortspiel, nicht? Unsere Guillotine wird ihnen gefallen - die stammt noch aus ihrer Zeit. Ja, genau, aus ihrer Zeit als Präsident. Ich musste sie nur ein wenig ölen. Trotzdem klemmt sie manchmal. Na, sie werden schon Glück haben, nicht?
Wie, sie können sich an keine Guillotine erinnern? Davon haben sie auch nichts gewusst? Schon wieder? Dabei ist das doch so praktisch, wenn man einmal viele Verurteilte gleichberechtigt hinrichten muss. So praktisch!
Schlurfen sie nicht so, das sieht nicht gut aus. Habe ich ihnen doch gestern schon gesagt! Was sollen denn die Leute denken?
Welche Leute? Weil hier niemand ist? Na die... ach egal.
Na bitte, da sind wir. Die Kammer kennen sie ja schon, die Guillotine steht nebenan. Oh, Mist! Verzeihung, ich habe den Schlüssel für die Zwischentür vergessen. Der liegt unten im Büro.
Seh'n sie mal, ich habe meinen alten Fernseher und den Videorekorder hergebracht. Ich habe ja bald einen neuen. So lange sie warten müssen lege ich ihnen ein Video ein, mit ein paar schönen Enthauptungen auf der Guillotine. Das wird ihnen bestimmt gefallen! Sie mochten das doch immer so gerne, Hinrichtungen, Blut, winselnde Gefangene und so.
Was soll das heißen: Sie wollen das nicht sehen? Warum denn nicht? Sicher wird ihnen das gefallen, sie werden schon sehen! Hat ihnen doch früher auch immer gefallen. Vielleicht erkennen sie auf dem Video auch einen alten Feind wieder... oder besser noch: Einen alten Freund, ha ha. Kleiner Scherz.
So, ich lasse sie ein paar Minuten alleine. Das ist zu Fuß ein ganzes Stück, bis runter ins Büro und wieder hierher. In meinem Alter! Sie werden meinen Fernseher doch nicht kaputtmachen? Der kann doch nichts dafür. Ach, von da aus kommen sie gar nicht ran? Ja, tut mir leid, ich muss sie leider anketten ... die Vorschriften, sie wissen schon.
Gut, ich mache ihnen den Ton noch etwas lauter, damit sie alles gut verstehen. Ich bin gleich wieder da, laufen sie nicht weg! Kleiner Scherz, ha ha.
...
Hal-lo Herr Hose-in, da bin ich wieder! Hat leider etwas länger gedauert, die hatten doch glatt den Schlüssel verlegt. Oh, warum weinen sie denn? Tut ihnen was weh? Ach, wegen der Enthauptungen? Sie wollen nicht sterben? Und schon gar nicht so? Naja, wir können uns das ja nicht immer aussuchen, nicht wahr? Aber ich habe EINE GUTE NACHRICHT für sie!
...?
Nein, nein, keine Begnadigung natürlich. Was glauben sie denn, wo wir sind? Das ist doch keine Bananenrepublik, wo man am einen Tag verurteilt und am nächsten Tag begnadigt wird!
Also, ich komme so ins Büro und frage den Kollegen: "Sage mal, wo ist denn der Schlüssel zum Guillotinen - Zimmer?" Und er fragt mich, was ich damit will. Und ich sage: "Ach, der Saddam Hussein sitzt doch da oben und ich würde ihn gerne enthaupten, aber ich komm nicht rein. Und jetzt muss der arme Mann so lange warten, und nur weil ich den Schlüssel vergessen habe." Und da sagt er: "Wieso willst du den enthaupten? Der ist doch erst morgen dran."
Verstehen sie? Erst morgen! Ich habe mich im Datum geirrt! Nun hören sie doch auf zu weinen - ein wunderbarer neuer Tag liegt vor ihnen!
Und dann fragt der Kollege noch: "Wieso eigentlich Guillotine? Ist das überhaupt islamisch?" Und er sagt ganz streng: "Bei uns müssen Köpfe mit der Hand abgeschnitten werden!" Da hat er eigentlich recht.
Und auf dem ganzen Weg zurück denke ich mir: "Das macht doch bestimmt eine riesige Schweinerei. Wie sieht dann wohl ihre Uniform aus? Kann ich die denn überhaupt noch verkaufen? Oder muss ich womöglich meinen alten Fernseher wieder nach Hause schleppen? Und aus dem Urlaub mit der Familie wird dann vielleicht auch nichts?"
Und deswegen finde ich, wir nehmen morgen doch lieber den Strick. Dann ist halt kein Blut auf der Uniform. Ein paar Urinflecken reichen auch für die Analyse, es riecht halt nicht so gut.
Sind sie jetzt enttäuscht? Nun kommen sie schon, sie müssen zurück in ihre Zelle. Na los, seien sie doch nicht kindisch, oder brauchen sie erst wieder einen Stromschlag? Das wird wirklich immer schwerer, sie zu motivieren!
01 Januar 2007
Saddam Hussein zum letzten Geleit
Auf seine letzten Tage wird der Herr Hussein im Gefängnis von einem sehr boshaften Aufseher bewacht. Dies ist sein Gedächtnisprotokoll.
Guten Morgen, Herr Hussein! Aufstehen, es kann losgehen!
Wohin?!? Na, ihre Hinrichtung, wissen sie nicht mehr? Sie wurden zum Tode verurteilt. Ist doch noch gar nicht so lange her - das müssen sie doch noch wissen! Heute schon? Natürlich heute, wann denn sonst?
Jaja, Verurteilen, das können die da oben, aber wenn's dann an die Ausführung geht muss doch ein richtiger Praktiker ran. Die Dreckarbeit dürfen wieder mal die kleinen Leute machen. Jaja.
Ich durfte mir übrigens aussuchen, was ich mit ihnen mache. Also, es hieß: "Machen sie, was sie wollen - wir wissen von nichts." Und dann sagten sie noch: "Ein Berufungsantrag schließt die vorläufige Hinrichtung nicht aus." Ja doch, das ist unser Recht, stammt wohl noch aus ihrer Regierungszeit. Aber wenn sie Glück haben, geht die Welt vorher noch unter, ha ha. Verzeihung, kleiner Scherz.
Nun stehen sie schon auf - oder muss ich erst mit dem Strom...?
So, und jetzt die Hände brav auf den Rücken.
Wo meine Kollegen sind? Och, die sitzen wohl vorne in der Wachstube und pokern, geht um die Stiefel vom Herrn Hussein. Jaja, genau, um ihre. Die werden mal viel wert sein.
Die Kollegen? Die wollen gar nicht wissen, was ich mit ihnen mache, haben sie gesagt. Ich habe ihnen die Geschichte von meinem kleinen Bruder erzählt. Der ist damals bei ihrem Besuch in unserem Dorf gestorben.
Was, das wissen sie auch nicht mehr? Aber sie waren doch dabei? Das war, als das kleine Mädchen ihren Bruder in die Hand gebissen hat, weil er es betatschen wollte. Und als sie auch noch "Arschloch!" rief, haben sie inn ihrer überlegenen Art gesagt: "Wir werden hier ein Exempel statuieren - diese Dorfseite wird füsiliert."
Meine Familie wohnte eigentlich auf der anderen Dorfseite, aber mein kleiner Bruder war dort zu Besuch. Er wurde auch erschossen, nachdem sie ihn vorher grauenhaft verprügelt hatten. Naja, jetzt ist er schon einige Jahre tot, aber ich habe unserer Mutter geschworen, dass ich Rache nehme. Und jetzt kann ich hier sein, bei ihnen, in dieser schweren Stunde. Schön, nicht?
Was? An diesen Vorfall können sie sich gar nicht mehr erinnern? Naja, wenn man so viel zu tun hat.
Mit ihrem Gedächtnis müssen sie aber mal zum Arzt gehen, ich glaube, da ist irgendein Gefäß verstopft - das kann ganz gefährlich werden!
Was, warum kein Priester dabei ist? Na hören sie mal, sie waren doch früher nicht religiös, woher sollte ich das denn wissen? Außerdem will ich den Imam so früh nicht wecken, der braucht doch auch seinen Schlaf.
Wie? Doch, doch, der Gefängnisleiter kennt meine Geschichte, warum? Der Direktor hat gesagt, dass ich nicht so viel Lärm machen soll. Und dass die Leiche nicht vom Blut triefen darf - da kämen hinterher bestimmt noch ein paar Ärzte und würden sie untersuchen wollen.
Schade eigentlich, Bluttriefen war genau das, was ich mir vorgestellt hatte. Augen ausstechen, Haut mit einem Kartoffelschäler abziehen, Organe einzeln entnehmen. Und dann kann man den Delinquenten ja immer noch aufhängen, für sie ändert sich doch nichts mehr. Vielleicht sollte ich doch...?
Der Chef meinte, wenn ich hinterher sofort verschwinde, würde er sagen, er hätte von nichts gewusst und er hätte sich das auch GAR NICHT VORSTELLEN KÖNNEN.
Das klingt eigentlich genau wie ihre Verteidigung beim Prozess, oder? Also, für ihren Verteidiger hätten sie ruhig etwas mehr Geld ausgeben können! Es gibt Fotos, wie sie bei Erschießungen zusehen - und ihrem Verteidiger fällt nichts besseres ein als: Sie hätten von nichts gewusst. Also wirklich! Unter ihrer Regierung wäre so ein Anwalt auch ein Fall für den Scharfrichter gewesen. Und ohne Prozess - ein Notfall eben.
Was? Das auf den Fotos waren ihre Doppelgänger? Aber warum haben sie das denn nicht gesagt?!? Das hätte doch sicher alles geändert! Wenn sie wirklich nichts gewusst haben, und ein einziger glaubwürdiger Zeuge das bestätigt! Ach was: Ihr Doppelgänger ist bei einem Attentat ums Leben gekommen? Tatsächlich - alle vier? Wie bedauerlich. Also leider keine Zeugen. Tja, dann...
Nun kommen sie schon, Herr Saddam! Nicht? Na gut, gegen ein paar Stromstöße wird ja niemand etwas einzuwenden haben. So lange ihr Gesicht nicht verbrennt. Der Rest ist ja unter ihrer schmucken Uniform. Das Privileg haben nur ganz wenige: In einer schmucken Uniform hingerichtet zu werden. Na gut, ich seh schon, es geht doch nicht ohne Strom.
Ich lasse ihnen auch ein wenig Zeit beim Sterben. Wenn man nicht so tief fällt, bricht das Genick nicht, sondern man wird langsam erwürgt. Der Delinquent hat dann mehr davon. Bitte achten sie darauf, dass sie nicht so hässlich herumzappeln. Oder schaukeln: Das sähe doch albern aus in ihrer schmucken Uniform. Das wollen wir doch nicht, oder?
... muss ich nochmal mit dem Strom oder kommen sie jetzt? Aha. Na sehen sie, es geht doch!
Schlurfen sie nicht so! Haltung! Hier stirbt nicht irgendwer - hier wird vom Präsidenten persönlich gestorben! Das sollen ihre alten Kollegen doch auch sehen. Ach, sie werden ja gar nicht im Hof aufgehängt... wir gehen ja diesmal in die Kammer hinten im Gang. Angst vor Anschlägen, pfft! Womöglich will sie jemand umbringen!
Wir benutzen diese Kammer sonst nur, wenn es regnet. Kommt zum Glück in Bagdad selten vor, ha ha.
So, da sind wir. Ganz schön hier, nicht? Und so ruhig. Naja, ich hätte schon gerne ein wenig Musik bei der Arbeit, aber sonst.
Sie brauchen nicht so zu schreien, es hört sie doch niemand. Sehen sie hier ein Fenster? Hören sie irgendwas? Na, meinetwegen könne sie auch weiter schreien, ich bin ja Kummer gewöhnt. Aber steigen sie jetzt mal die drei Stufen hoch auf dieses Podest. Genau so, danke.
Herr Saddam! Es ändert gar nichts, wenn sie jetzt eine Ohnmacht vortäuschen! Warten sie, wir haben auch hier drinnen einen Stromanschluss, dann muss ich eben wieder mit dem Kabel...
...aber nun seien sie doch nicht so bockig. Das tut mir mehr weh als ihnen! Aber schön, wenn sie nicht wollen, muss ich eben nochmal...
... na also, sie machen das ganz prima! Und jetzt die Schlinge. Wollen sie noch irgendwas sagen, bevor ich das Podest wegziehe? Eine Botschaft an die Welt, die heute leider nicht anwesend sein kann? Wenn sie so schreien kann ich sie gar nicht richtig verstehen. Schreien sie doch nicht so, ich muss mich doch konzentrieren bei der Arbeit!
So: Luft anhalten! Uuuuuuund ... voilà!
... ?
Herrjeh! Ihre Fußspitzen reichen ja bis auf den Boden! Hab ich doch tatsächlich das Seil zu lang gebunden! Wie unaufmerksam von mir! Das ist nur, weil sie so geschrieen haben...
...ja, was machen wir denn da? Kleines Probehängen, was? Hm, also, ihre Haltungsnote ist noch nicht die beste, können sie nicht vielleicht mal so...? Augenblick, ich darf da mal korrigieren ... oder so? Ja, so ist das besser!
Aber Herr Hussein - sie haben sich doch nicht etwa in die Hose gemacht? Nein! Wie sieht denn das aus! Pippi in Hosi 'macht? Soll ich sie ab jetzt Hose-in nennen? Ist das ihre Botschaft an die Welt?
Nein, so geht das gar nicht! Wir gehen jetzt zurück in die Zelle und fangen nochmal von vorn an. Aber erst morgen früh. "Nicht öfter als einmal am Tag!" pflegt meine Mutter immer zu sagen.
Kommen sie da mal runter. Stellen sie sich doch mal wieder hier auf das Podest und dann kann ich das Seil abnehmen.
Aber Herr Hose-in! Was soll denn das? Draußen wartet doch ein wunderschöner Tag auf sie! Erst wollen sie hier nicht rein, dann wollen sie hier nicht raus... muss ich erst wieder mit dem Strom...? Seien sie doch nicht so bockig!
Quadratur! Volubilit!
Grade kriege ich eine Spammail mit dem überaus geheimnisvollen Titel:
"Both, he said, blowing a ring of blue smoke towards the ceiling."
Aha. Naja.
¹ der unentrinnbare freudsche Verschreiber an dieser Stelle lautete: Klammeroper
"re: quadratur = volubilit!"Mal abgesehen davon, dass ICH niemals jemandem eine Mail mit dermaßen kryptischem Titel geschickt haben würde, klingt das doch sehr tiefsinnig. Und überaus lateinisch. Was mag das bedeuten? Vielleicht könnte ein zeitgenössischer Komponist daraus eine kleine Kammeroper¹ komponieren? Das muss sich doch großartig singen lassen
Quadratuuuur!Inhalt der Mail lautet dann:
Voluubiliiit!
"Both, he said, blowing a ring of blue smoke towards the ceiling."
Aha. Naja.
¹ der unentrinnbare freudsche Verschreiber an dieser Stelle lautete: Klammeroper
Abonnieren
Posts (Atom)