30 April 2009

Musik und Tön


IV. Staffel - Bustourkatharsis

7. Vom Dazulernen


und denn kam wieder mal der linus. dieset dreiste bürschchen, mit dem ick schon paarmal an'nander jeraten war. ausm krankenhaus war er wieder raus, den prozess hatte er verloren und seine eltern lagen im kriech mit der krankenversicherung. die wollte die kohle vom krankenhaus und der behandlung wiederhaben.

nu hätte er sich ja still verhalten und zur schule jehen können. oder wenichstens ne ausbildung machen und jeld verdienen. denn wäre er weg von die straße jewesen. dit is doch janz schön, wenn man als jugendlicher jeld hat.

aber linus fand dit wohl nich so bedeutend. irgendwann sehe ick ihn draußen mit nem haufen jungs rüpeln und ahne schon unheil und denke mir noch „ach nee, nich schon wieder" - aber er muss ja in mein bus einsteigen.

noch bevor ick ihm ne warme ansprache halten kann reißt er ne pistole hoch und zeicht damit auf mich und brüllt „jetzt bist du fällig, du sack! ich mach dich fertig! los runter! auf die knie! du sollst winseln du hund!"

und ick sage noch zu ihm „ick an deiner stelle würde dit nich machen..."

bei solchen jelegenheiten sollen wir busfahrer möglichst ruhich bleiben. dit wird sogar jeübt, in so besondere seminare. kann ja immer mal vorkommen diss man überfallen wird, oder eener durchdreht. unser kursleiter sachte denn immer „de-eskalation, meine damen und herren! de-eskalation!" ick habe schon verstanden, wat er meint, aber dit klingt einfacher als et is.

so weit kams aber jar nich, diss ick viel hätte deeskalieren können. der linus mit seine waffe stand jenau zwischen meine kasse und siggis stammplatz, war sowieso nich weit. in wenijer als nem wimpernschlach war siggi da, hatte dem jungen die pistole abjenommen und ihn irgendwie umjehauen. also: zu fall jebracht. jelernt is jelernt. denn prüfte er waffe, sicherte da irgendwat und warf die hinter meine kasse.

der junge versuchte wohl, sich zu wehren, oder vielleicht wollte der sich einfach nur befreien. mit sowat hatte der bestimmt nich jerechnet, der hatte sich die sache sicher anders vorjestellt. ick denke lieber nich dran, wat der sich wohl vorjestellt haben mag.

aber nu lag er unten, schlug um sich, so jut er konnte und strampelte, und beschimpfte mich und siggi mit alle schlimmen wörter die er wusste. dit warn ne janze menge. die kinder lernen ja heute sachen uff die straße die se selber jar nich verstehen. irgendwat falschet muss er dabei jedenfalls jesacht ham, bei siggi brannte nämlich die letzte sicherung durch. und denn fing er an auf den linus einzuprügeln, wahnsinnich, wie ein besessener. ick saß einjeklemmt hinter meine kasse und kam da nich raus während siggi raste.

keener traute sich, dazwischen zu jehen, ick hätte mich ooch nich jetraut, so wie der wütete. und ick kann dit ooch keenem von die fahrjäste verübeln. dit war, als würde man in ne laufende kettensäge fassen wollen.

zu anfang hatte der linus noch lautstark jejammert, die heulsusennummer kannte ick ja schon. denn wurde er leiser und hat jeröchelt und jehustet, und ick denke bei mir "der simuliert immer besser!" aber irgendwann war er still. nur dass siggi nich aufhörte ihn zu vermöbeln.

und er traktierte den jungen immer noch, als der sich schon lange nich mehr rührte. dit dauerte wirklich ne janze weile und jing anscheinend so lange, bis ihn endlich die kraft verließ.

als er nich mehr konnte stand er keuchend da und sah runter auf den reglosen haufen aus fleisch und vülle blut der vor meiner kasse lag.

denn isser raus, wie in zeitlupe. die kumpane von dem linus hatten zuerst noch jelacht, aber als sich die sache hinzooch standen se mit offenem mund da. keener sachte wat, als siggi ausstiech und sie ham alle nen schritt nach hinten jemacht.

hätte ja ooch sein können diss jetz eener den siggi anpöbelt und dit wissen will - aber keener regte sich. ob die nu von sich aus jar nich so aggressiv waren, oder einfach zu feige, kann ick nich sagen. jedenfalls rührte sich nüscht und siggi setzte sich janz langsam auf die bank an der bushaltestelle.

ick habe irgendwann die fassung wieder jefunden und sachte zu die fahrjäste „na, denn werde ick mal n krankenwagen rufen, wa? könn' sie bitte noch hierbleiben, ick gloobe wir brauchen zeugen?"

29 April 2009

Nacht? Egal!

Anderswo gilt die Nachtigall als erstrebenswertes Tier, das wunderbaren Gesang hervorbringt: Die Geschichten aus dem Morgenland sind voll davon.

Ich hingegen habe hier in Schöneberg, mitten in der Großstadt, zwei nervige Vögel die sich die ganze Nacht lang die Seele aus dem Leib krähen. Dabei wohnen sie anscheinend so hoch oben dass weder Katzen noch Marder rankommen. Und die Bussarde arbeiten hier nachts nicht.

Verdammtes Viehzeug!

Kennt vielleicht jemand einen heimeligen kleinen Schwarzmarkt wo man günstig eine Eule erwerben kann? Oder einen anderen gehässigen Raubvogel?


Zwei?


Eilt.

Musik und Tön


IV. Staffel - Bustourkatharsis

6. Staunen


der siggi is son mittelkleener dicker, ziemlich unscheinbar, und nich sehr furchteinflößend. der is so alt wie ick, aber wenn der uff dem rentnersitzplatz hinter der tür saß passte er prima da hin, der fiel da überhaupt nich uff. ick hoffe diss dit bei mir nich so aussieht, wenn ick da sitze. also: dass ick da so jut hinpasse uff den rentnerplatz. bis zur rente isset bei mir nämlich nochn langet stück.

aber ick wusste schnell, wie flink der wirklich is, er fuhr ja jeden tach mit. wenn jemand hilfe brauchte war er sofort zur stelle, und dit jing wirklich fix, hätte ick mir nie träum' lassen. wenn mal wat runter jefallen is hatte er dit sofort einjesammelt oder sojar aufjefangen. ick sage noch „aber holla, bist ja jut in form!"

lag wahrscheinlich ooch daran, dass er zur fitness jing und im club federball spielte oder squash oder so. er hatte mir dit schon erzählt und sachte, wat man da eben so sacht: „sonst roste ick völlich ein. früher hatte ick sowat täglich auf arbeit, dit hört man nich einfach so auf" oder so.

28 April 2009

Musik und Tön


IV. Staffel - Bustourkatharsis

5. Alte Bekannte neu kennenlernen


siggi nahm jedenfalls seinen auftrach ernst. mir fiel dit ooch jar nich auf, ick habe im bus den janzen tach mit sonderlinge und komische jestalten zu tun, eener mehr fällt da überhaupt nich ins jewicht.

irgendwann tauchte er morgens auf, meinte, dass er sowieso nich schlafen kann, und von da an fuhr er jeden tach im bus mit.

störte mich nie, war oft still und saß nur da und grübelte, brachte sogar kaffee mit, oder brötchen, oder süßstoff aus die türkische konditorei. dit is wat feinet, wenn man sich da nich ewich selber drum kümmern muss. wir ham denn eben ooch zusammen pause jemacht, anner endhaltestelle.

ick habe ihm denn von mein leben erzählt, von meine ex, und meine susanne. er meinte, mit frauen hätte dit nich so jeklappt bei ihm. ick habe behauptet, diss er bei so ne scheidung aber echt wat verpasst hat. dafür isser immerhin weiter rumjekomm' als ick.

irgendwann sind wer mitm bus mal anne prügelei vorbei jefahren. da merkte ick, wie ihm die galle hochkocht. er war janz still und fing an zu zittern, habe ick jemerkt. ick meinte noch: „dit sieht nich jefährlich aus. sowat is in diese jegend nich unüblich. und waffen ham die scheints ooch keene. na, aber ick werde mal die polizei rufen".

viel später, als er sich wieder beruhicht hatte sachte er, diss er "lautlos töten" könnte, dit wäre in der ausbildung mit dabei jewesen. aber er wäre nich stolz drauf und würde damit normalerweise nich angeben. wenn se ihn jemals mit sein auftrach irgendwo aussetzen würden, hätte er seine mission ausführen müssen, "ohne rücksicht auf verluste" oder irgendwat und irgendwen.

aber er hätte nie so een auftrach jekricht, sowat machen die deutschen nich, und er hätte ooch noch nie jemand umjebracht. „da bin ick aber froh", habe ick noch jewitzelt, „dit hätte dein jewissen bestimmt belastet, wat?" weiter sachte er nüscht dazu. und ick ahnte zu die zeit noch nich, wat wirklich passiert war.

für unsereinen liecht so leutetöten ja ooch in weiter ferne, dit kann man sich nur schwer vorstellen, unsereiner kennt sowat nur aus fernsehkrimis. bin ick ooch nich böse drüber, will ick jar nich jenauer wissen.

27 April 2009

Abstimmung

 
Da war ja grade diese Abstimmung in Berlin: Religion gegen Ethik. Um es für die Auswärtigen nochmal zu erläutern: Ethik ist hier Schulfach für alle. Und Religion kann man freiwillig besuchen - es hindert einen keiner dran. Aber dieser Zustand passte nicht allen. Die Kirchen wollten, dass man sich dazwischen entscheiden muss.

Gemerkt? Religion ist für sie die ALTERNATIVE zur Ethik.

Daran hat sich in den letzten zweitausend Jahren anscheinend nicht viel geändert. Man könnte jetzt sagen: Der Mensch hat sich da nicht sehr entwickelt in letzter Zeit.

Die Kirchen behaupten zwar, das sei irgendwie fast dasselbe, Ethik und Religion - aber dann müsste man sich ja wohl kaum entscheiden. Auch Günther Jauch war dafür, dass man sich entscheiden soll. Selbstverständlich. Und wenn Günther Jauch für irgendwas ist, sagt einem schon der gesunde Menschenverstand, dass das falsch sein muss. Wer wird Millionär? Günther Jauch. Aber sonst kaum jemand.

Die Kirchen haben selbst eine Menge Promis und einen Haufen Geld, beispielsweise aus Kirchensteuern, für ihre selbstlose Position zum Einsatz gebracht, aber dagegen geklagt, dass der Senat das auch tut und mit Steuergeldern die Regierungsposition erläutert. "Die Schweine wehren sich! Das ist unfair!" Etwa so.

Und man muss sich das nochmal auf der Zunge zergehen lassen: Günther Jauch macht Werbung für Gott...

Bei solchen Volksabstimmungen ist es nun an sich so, dass man nur hin geht, wenn einen das Thema interessiert. Dachte ich. Wird wohl auch halbwegs zutreffend sein. Und wenn einem die Sache, die Umstände, grade ins Konzept passt. Also nicht Samstags während der Bundesligakonferenz, nicht im Urlaub, und nicht wenn man irgendwas anderes fesselndes zu tun hat, Einkaufen, Fernsehen, Grillen, Rasenmähen, DSDS kucken. Nahm ich an.

Deshalb hatte ich erwartet, dass das Begehren einfach mangels Teilnahme knapp scheitert. Weil nur die hingehen, die sich für das Thema wirklich interessieren - also kirchlich gebundene - und auch nur dann, wenn sie grade nicht verreist oder beim letalen Volksfest in Werder sind. Selbst Briefwahl macht ja mehr Arbeit, als gar nichts zu tun, und womöglich trotzdem zu gewinnen.

Umso überraschender ist der Ausgang dieser Volksabstimmung: Es sind nicht nur deutlich mehr Leute hingegangen, als für ein gültiges Votum erforderlich. Zudem hat die Mehrheit dieser Teilnehmer dagegen gestimmt. Finde ich erstaunlich. Erscheint mir fast schon wie ein Zeugnis von politischer Reife.

Ich muss dringend an meinen Vorurteilen arbeiten.
 

Musik und Tön


IV. Staffel - Bustourkatharsis

4. Alte Bekanntschaften aufwärmen

den siggi habe ick vor eenem jahr zufällich wieder jetroffen, und wir ham uns seitdem immer wieder mal jesehen. siggi sachte, dass er nich arbeiten muss, er is wohl invalide und weg vom bund, kricht irgendwie jeld, wenn ooch nich vülle, und hat jetz dafür ewich zeit.

nach der sache mit dem messer tauchte siggi in mein bus auf. er wohnt nich weit weg von meine tour und fuhr denn immer mit, hat ne monatskarte. wenn er da war, saß er direkt rechts hinter die tür und wir konntn uns unterhalten. oft hat er mir dabei vom ausland erzählt und wie anders dit leben da is. oder er saß einfach nur da und is mitjefahren und starrte löcher in die luft, so vor sich hin.

wat ick nich wusste: meine frau hatte dit einjefädelt. die kannte ihn, weil wer ihn mal zusammen jetroffen haben und denn ne pizza essen waren. dabei sachte er, dass er vom mechaniker auf einzelkämpfer umjeschult hätte und für ihn bis vor kurzem „die landessicherheit und die freiheit mein beruf waren".

nach die messersache mit dem linus hatte meine susanne den siggi jefracht, ob er nich n bisschen uff mich uffpassen könnte, so hin und wieder, wenn er mal zeit hätte, sie würde sich da sorgen machen. die messersache hat se dabei wohl ausführlich erwähnt. und zeit hat er ja nu reichlich.

normalerweise will ick nich bemuttert werden, nich mal von meine liebste frau, und dit weeß sie ooch. aber dass sich dit nochmal als lichtblick erweisen würde, konnte ja ooch keener vorhersehen, sie machte sich da eben nur so janz unkonkrete sorgen, und deshalb sollte siggi bei mir mitfahrn, nur so für den fall.

mir hat se dit vorsichtshalber jar nich jesacht und erst hinterher jebeichtet, sonst hätte ick mich ja womöglich jewehrt. hätte ick bestimmt!

26 April 2009

Musik und Tön


IV. Staffel - Bustourkatharsis

3. Fürs Leben lernen

ick selber habe mich nach der lehre ooch beruflich nochmal gründlich umjestellt. ick dachte ja „maurer, dit kannste een leben lang machen - jebaut wird immer". dit war so weit ooch ne janze weile zutreffend, und: jebaut wird wohl noch. aber leider ohne mich. ick krichte nämlich zementkrätze.

doch, sowat jibtet würklich! ick war allergisch jegen meene arbeet, dit klingt vülleicht lustich, wa? isset aber nich.

is lästich, wenn man den janzen tach mit mörtel hantiert wo zement drin is. und in mörtel is immer zement! war jedenfalls damals. ick weeß jar nich, ob dit heute ooch noch so is. also, ob die fürn mörtel heute überhaupt noch sand und zement nehm'? wird überhaupt noch mit mörtel jemauert? wird überhaupt noch jemauert oder sind dit inzwischen allet fertichteile aus ne fabrik in china?

jedenfalls: mit handschuhe kannste nich mauern. ooch nich mit janz feine. ooch nich mit allergiefreundliche latex-handschuhe - und da kieken die kollegen denn ooch janz schön komisch, völlich egal, wat für ne farbe die ham: rosa, oder jelb, oder schwarz - dit sieht immer ziemlich schwül aus.

schwület aussehen aufm bau jeht aber nich. kann heute vülleicht anders sein, damals jedenfalls nich. musste ick mir also wat anderet suchen, und deshalb bin ick denn busfahrer jeworden.

ick hatte mir dit reiflich überlecht, ick dachte mir: dit kannste doch allet, autofahren macht dir spaß und mit die kundschaft wirste schon klar kommen. komme ick ja normalerweise ooch, bis auf die kleene kannaille mit dem messer.

25 April 2009

Musik und Tön


IV. Staffel - Bustourkatharsis

2. Vom Lernen lernen

dem siggi is sein traumberuf irgenwann abhanden jekomm', hat er jesacht ... seine jungen kollegen, lauter dödel die denn doch nüscht anderet im kopp hatten als autos, und vülleicht noch saufen ... die kunden, die nie einsehen wollten, dass die arbeit zeit brauch, wenn man se richtich macht, und denn ooch bezahlt werden will ... sein chef, der selber jar nüscht konnte, aber dem trotzdem immer allet viel zu lange dauerte ... dit war ihm zu wenich, mit sowat wollte er nich bis an sein lebensabend zeit verplempern.

deswegen is er auf die bescheuerte idee jekommen, dass er zum militär jeht, zum bund. so hieß die westdeutsche armee damals. ick meine: wofür ham wir denn in berlin jewohnt, wenn nich wenichstens dafür? dafür, dass man nich zur fahne musste und dort in verblödeter langeweile sein leben vertrödeln, oder in sinnlosen jemetzeln wichtije körperteile verlieren?

dafür musste man nach westdeutschland ziehen. damals hat er mir noch erzählt: er dachte eben „große weite welt" und allet janz umsonst, wirste sogar noch für bezahlt und so. feste zeiten, jeordnetes leben, keene überstürzte eile, und ooch mal raus aus berlin.

als ick ihn denn später wieder jetroffen habe, wurde er an dem punkt immer janz schweigsam und wollte nich so richtich raus mit die sprache. aber ick hatte vorläufich noch rausjefunden, dass er wirklich zu auslandseinsätzen war, in afrika und später nochmal in afghanistan. da wird unsere freiheit am hindukusch verteidicht, sacht man so.

seit siggi dit erwähnt hat, lese ick in der zeitung schon mal jenauer, wenn ick wat sehe. scheint n ziemlich heißet pflaster zu sein da unten, ick weeß wirklich nich, wieso der siggi da hin wollte.


24 April 2009

Musik und Tön


IV. Staffel - Bustourkatharsis

1. Vom Lernen

den siggi kenne ick noch vonne schule her. wir ham zusammen mittlere reife jemacht, damals war dit ja noch nüscht schlechtet. noch nichmal hauptschule war schlecht, hauptsache man hatte nen abschluss. wer jar keenen hatte konnte noch nich mal lesen und schreiben und war n armet schwein. dit war aber damals die ausnahme.

wenn de heute nich wenichstens abitur hast, kannste nich mal mehr regaleinräumer im supermarkt wern. da bleibt dir ja jar keene andere wahl als ne kriminelle karriere. ick habe meine zweifel, ob dit der richtije weg is.

nach die schule hat der siggi denn autoschlosser jelernt und ick maurer. dit war so üblich damals, autoschlosser, dit war der traumberuf von jedem richtijen jungen. maurer nich so direkt. war aber jut bezahlt.

wenn ick dit so erzähle klingt dit wie jeschichten ausm alten ägyptn, vom pharao tutenchamun, so weit weg hört sich dit an. dabei is dit noch jar nich so lange her.

damals, in meene jugend, hat man ooch noch jelernt: maurer konnte man noch nich studieren und autos waren mechanisch. wenn am auto wat kaputt war hat man nen schraubenschlüssel jenommen und da selber rumjeschraubt und wer jenuch jeduld hatte konnte seine karre selber wieder in fahrt bringen. wenns denn nich jing hat man kräftich dagegen jetreteten, dit half manchmal ooch.

heute is dit ja anders, für ne kaputte glühbirne brauchste nen diagnosestecker, und du dürfst die ooch wirklich erst wechseln wennde inne werkstatt ne steckerdiagnose jemacht hast, weil sonst die elektronik verrückt spielt. denn blinkt die janze zeit die spezielle lampe, die nur für jewechselte glühbirne ohne steckerdiagnose is. und die blinkt so, dass de janz schnell wahnsinnich wirst. denn kannste froh sein wenns dafür nich ooch nochn spezialjeräusch jibt. aber ick schweife ab. erzählen will ick janz wat anderet.

also hat der siggi auto jelernt und ick wände. weil wer nich so weit ausnander jewohnt haben, sind wer uns immer mal wieder übern weg jeloofen und ham ooch mal n bier zusammen jetrunken und stolz von unseren beruflichen erfolgen erzählt: jesellenbrief, erster lohn, doofer meister, baustellenwitze, werkstattwitze und so, wat man sich eben so erzählt.

22 April 2009

Drop Your Name

Carsten, das ist ein indianischer Name. In unsere Sprache übersetzt würde er wohl lauten:

Kann-keine-Nudeln-ohne-Überkochen




nein, es besteht leider keine direkte Verwandschaft zu Herrn Grobs kleiner Rothaut Gebackene Socken.

17 April 2009

Grade in der Hüpfburg

War grade mit dem kleineren Patenkind und Patenkindsbruder und Patenkindsmutter in der PICTOPIA-Ausstellung in der Kongreßhalle (das ist die alte Schreibung. Für Prenzlberger Neuberliner: "Haus der Kulturen der Welt"¹). In der Hüpfburg hat's eine meine geliebten karierten TRIGEMA-Hosen komplett zerlegt. Ich weiß nicht, ob ich jemals aus dem Hüpfburgalter raus wachse. Bisher jedenfalls noch nicht. Darunter leiden unter anderem meine Hosen.

Die PICTOPIA-Ausstellung ist große Klasse, auch wenn ich jetzt grade nicht so richtig die Intention der Sache wiedergeben könnte. Einerseits geht es um Grafik, Typisierung, visuelle Kultur und irgendsowas. Wie gesagt: Das Thema ist mir nicht so durchsichtig. Aber die Umsetzung!

Die Autoren der Broschüre sprechen zwar von Character-Design, die Ausstellung hat aber noch eine andere Ebene: Sie besteht nämlich zu gut der Hälfte aus Spielzeug. Das ist für Kinder und Erwachsene gleichermaßen geeignet. Es gibt eine Hüpfburg, Riesenpuppen, Höhlen und Nester und eine Auto-Scooter-Installation, außerdem eine große und wirklich gut bestückte Mal-Ecke. Alles sehr, sehr hübsch und täglich auch bis 21.00h geöffnet, für Kinder und Erwachsene mit unterschiedlichem Erkenntnis­wert gleicher­maßen geeignet: Hingehen!


Und das HdKdW ist einer der drei großartigsten Innen-Räume, die ich in Berlin kenne. Dazu kommen wir in Kürze. Muss weg. Die Bäume biegen sich - der See ruft!





¹ und den Touristen wird das Gebäude wohl immer noch als "Schwangere Auster" und diese spaßige Benamsung wiederum als typischer Berliner Humor verkauft. Dabei hat der typische Berliner keinen Humor. Sondern praktiziert nur eine besonders wirksame Form der verbalen Notwehr.

16 April 2009

Interessant

Grade hat jemand in Google "bauanträge für idioten" gesucht. Interessant. Und ich gebe ihm im großen und ganzen recht.

15 April 2009

Nochmal Baustellenprotokoll

Beim Googeln stößt man auf seltsame Sachen, beispielsweise auf viele Schriftstücke namens "Baustellenprotokoll".

Wenn man die Links der Reihe nach anklickt, trifft man wenigstens sechs ganz verschiedene Dinge an. Einerseits das hier gestern beschriebene "Baustellenprotokoll", das vielleicht auch "Protokoll der Baustellensitzung" heißen könnte.

Dann gibt es Firmen, die ganz konkret ihre Arbeit protokollieren, beispielsweise eine Entwässerungsfirma, einen Installationsbetrieb usw.: Die beschreiben in ihren Protokollen immer detailliert, was sie auf der jeweiligen Baustelle gemacht haben, und wie das Ergebnis war, zusammen mit einer Messung womöglich. D.h.: Ihre eigene Arbeit wird gewissenhaft dokumentiert.

Und dann gibt es so verschiedene Meldungen aus der Grauzone:

Eine Firma nennt es "Baustellenprotokoll", wenn irgendjemand (ist nicht klar, wer das tun soll) vor Baubeginn alle möglichen Umstände und Rahmenbedingungen des Baugrundstücks festhält. Das ist eher eine Checkliste - fragt sich nur, für wen. In der Checkliste stehen eigentlich nur Fragen deren Antworten in den Bauvertrag gehören - sowas würde ich eher nicht Protokoll nennen.

Mehrere andere Firmen, nennen es Baustellenprotokoll, wenn sie eine Mischung aus Bautagebuch, Beweissicherung durch Zeugen und Sachverständige, Mängelrüge und Gedankenstütze des Bauherrn meinen. Das ganze ist ziemlich unsystematisch: Einerseits werden Elemente der regulären Bauüberwachung abgefragt (Datum/anwesende Firmen/folgende Arbeiten werden grade durchgeführt) und dann geht es gleich weiter mit Mängeln, Zeugen, Augenzeugen, Videoaufnahmen, Schadensbildbeschreibung und Unterschriften weiterer Zeugen - klingt so, als ob da schon vor der Fertigstellung erbittert vor Gericht gestritten wird. Sowas stärkt sicher das Vertrauen.

Das Ding ist Augenwischerei für Laien. Einerseits fehlt da ganz schlicht der erreichte Bautenstand. Die obere Hälfte dieses Formblattes ist Teil des Bautagebuchs. Und die untere Hälfte steuert zielstrebig auf einen Rechtstreit hin und kann eigentlich nur von einem Baufachmann (Architekt/Sachverständiger) zutreffend ausgefüllt werden.

Dazu meine Erfahrung: Etliche Dinge, die ein Laie für "Mängel" hält, sind entweder schlicht noch nicht fertig, nicht so vereinbart oder beruhen auf überzogenen Erwartungen. Andererseits werden Baufehler oft erst später zu Mängeln und sind während der Ausführung für den Laien als Fehler noch gar nicht zu erkennen. Diese in einem Formblatt durch den Bauherrn aufzählen zu lassen hat so gut wie überhaupt keinen Erkenntniswert.

14 April 2009

Wie sieht ein Baustellenprotokoll aus?


Jetzt aber wirklich!

Nachdem ich diese Frage in der Besucherstatistik immer wieder genau so lese, wird wohl eine echte Nachfrage bestehen. Gut, dann will ich diese Frage mal ernsthaft beantworten: Wie sieht es denn nun aus, das Baustellenprotokoll?

Zuerst wollen wir mal definieren, was ein Baustellenprotokoll ist - schon da gibt es Missverständnisse: Ein Baustellenprotokoll ist nicht etwa das Bautagebuch und auch kein Abnahmeprotokoll oder der Zustandsbericht über den Bauplatz vor Baubeginn. Sondern verläuft parallel dazu.

Ein Baustellenprotokoll ist die Mitschrift des Zusammentreffens von Baubeteiligten

vulgo: Protokoll der Bausitzung oder Baubesprechung.

Dieses Zusammentreffen hat auf der Baustelle stattgefunden. Wenn nicht, kann man Sitzungsprotokoll dazu sagen, oder Besprechungsprotokoll, wenn dabei oft gestanden wurde. Oder Anbrüllungsprotokoll, wenn es dabei so zugegangen ist, wie es auf Baustellen meistens zugeht. Aber ich wollte ja ernst bleiben.

Also: Treffen von Leuten + am Bau beteiligt + oder betroffen (Nachbarn, Behörden) + Baustelle = Baustellenprotokoll.

Und? Wie sieht es aus?

Zuerst mal: Es muss nicht zwingend auf einem Formblatt niedergelegt werden. Für das Baustellenprotokoll gibt es keine vorgeschriebene Form. Formblätter erleichtern die Sache nur, weil man dann u.U. weniger vergisst. Da Bausitzungen regelmäßig stattfinden, wären auf einem Formblatt (kann man im Computer selbst zimmern) sinnvollerweise folgende immer wieder kehrende Standardpunkte von Baustellenbesprechungen vermerkt:
  • Name der Baustelle/Bauvorhaben (abgek.: BV)
  • Laufende Nummer
  • Datum
  • Teilnehmer (einschl. Protokollführer)
  • ggf. eingeladene, aber nicht erschienene Teilnehmer
  • ggf. besonderer Anlass des Treffens - oder turnusmäßige Besprechung
  • zu besprechende Themenpunkte
  • Bautenstand
  • Datum der Niederschrift/Unterschrift des Protokollführers
  • Verteiler
Wenn man kein Formblatt verwendet, kann man die örtliche Niederschrift von Hand vornehmen - formlos. Doch, das geht! Die oben aufgezählten Standardpunkte sollen aber in der Regel auch auf einem handschriftlichen Protokoll vermerkt sein. Wenn man was vergessen hat, kann man es ausnahmsweise bei der späteren *leserlichen* Abschrift ergänzen.

Das Baustellenprotokoll soll die Vorgänge während der Baubesprechung festhalten. Da passieren verschiedene Dinge:
  • erreichte Bautenstände seit letzter Bausitzung werden besprochen
  • alle offenen Punkte aus dem letztem Protokoll werden je nach Erfolg abgehakt oder beibehalten
  • Arbeitsabläufe zwischen einzelnen Gewerken bzw. Firmen werden abgestimmt
  • das Bausoll der nächsten Phase (bis zur nächsten Bausitzung oder zum bestimmten Termin) wird geklärt
  • Anweisungen der Bauleitung ergehen an Baufirmen
  • Fragen der Firmen werden beantwortet
  • notwendige Arbeiten zur weiteren Beauftragung durch Bauleitung/Bauherrn festgehalten
  • Schäden werden vermerkt, Urheber gesucht und Schadensbeseitigung veranlasst
Man kann sich bei wichtigen Festlegungen im Einzelfall auch das handschriftliche Protokoll bereits vor Ort von den Teilnehmern unterschreiben lassen. Ist aber nicht üblich.

Das Bauprotokoll führt sinnvoller Weise der vom Bauherrn beauftragte Bauleiter. Es wird anschließend zur besseren Leserlichkeit abgetippt und an alle Beteiligten sowie weiter betroffenen versandt (Bauherr/Behörden/abwesende Firmen).

Wichtig daran: Der vom Bauherrn beauftragte Bauleiter erteilt Anweisungen an die Firmen, meist in der Bausitzung - das ist seine Aufgabe. Der mündliche Auftrag gilt zwar, ist aber hinterher schwer zu beweisen, weil jeder was anderes oder gar nicht hingehört hat. Mit dem Protokoll wird die Sache beweisbar.

Dasselbe betrifft vereinbarte Termine: Dann geht es auch ums Geld, da vielfach Vertragsstrafen wegen Verzug vereinbart sind.

Wenn im Protokoll unrichtige Dinge stehen, müssen die Betroffenen widersprechen. Sie können das je nach Dringlichkeit und Atmosphäre auf der Baustelle einfach mündlich in der nächsten Sitzung tun oder schriftlich Widerspruch beim Protokollführer einlegen. Je nach den Umständen wird der Fehler dann auf der nächsten Sitzung behandelt - und im nächsten Protokoll - und förmlich richtig gestellt.

So.

So sieht ein Baustellenprotokoll aus. Könnte.

Zum sogenannten Bautagebuch und zu den Aufgaben von Architekten und Bauleitern kommen wir demnächst mal. Oder auf Anfrage per Mail.

09 April 2009

Chonik der Kürbiskriege!


Wie es auch hätte kommen können unter den indigenen Bewohnern beider Amerikas - und des kleinen Teils dazwischen - liest der geschätze Leser hier (optisch grauenhaft, aber sonst informativ)

Immer noch:

Die Schrumpfpatat'l


III.

Das Züchten von Haustieren wäre anderswo ernste Arbeit gewesen. Nicht allerdings das Züchten widerspenstiger Lamas und schon gar nicht bei den Schrumpfpatat'ln.

Sie züchteten hauptsächlich, damit sie eine Erklärung hatten, warum sie nicht auf dem Feld waren und arbeiteten. „Nein! Wieso? Ich hab keine Zeit für das blöde Feld! Du weißt doch: Die Lamas. Natürlich ist das Arbeit! Man muss sie genau beobachten, man muss den richtigen Hengst und die richtige Stute aussuchen!"

Außerdem sahen sie den Lamas gerne bei der Paarung zu. Das fanden sie anregend. In den Gebieten der indigenen eingeborenen Indianerstämme war das eine Art früher Lamaporno.

Noch anregender wurde die Sache, wenn gerade irgendetwas da war, wofür man Bier von den Fynfzencilohant'l eintauschen konnte. Das kam leider nur unregelmäßig vor. Geld war bei ihnen genauso knapp wie meistens das Essen.

Ganze Lamas mochten die bierbrauenden Fynfzencilohant'l¹ nicht in Zahlung nehmen, weil sie sie dann selbst hätten schlachten müssen. Das war unter ihrer Würde, seit sie durch Bier zu Wohlstand gekommen waren. Handeln konnte man mit diesem mürrischen und maulfaulen Volk auch nicht, das brauchte man nicht einmal zu versuchen. Sie hatten es schlicht nicht nötig: „Komm wieder, wenn du was interessantes zum Eintauschen hast."

Und darüber hinaus wollten sie vor allem eins: Ihre Ruhe haben. Die Fynfzencilohant'l lebten im Grunde so, wie es sich die Schrumpfpatat'l erträumten. Aber diese Erkenntnis half niemandem weiter.

Ihre eigenen Lamas schlachteten wiederum die Schrumpfpatat'l nicht, so verwirrt waren nicht mal sie. Es ging dabei jedoch weniger um die Arbeit des Schlachtens als darum, dass sie sonst ihr Gepäck hätten selbst tragen müssen. Schon die Vorstellung war ihnen unerträglich. Bei den Nachbarstämmen machte man das zwar, man trug durchaus vieles selbst, aber Transporte auf Lamarücken schienen eben bequemer.

In der ihnen eigenen Logik verbrachten Angehörige des Stammes der Schrumpfpatat'l meist mehr Zeit damit, Lasten auf dem Lamarücken zu verstauen und festzuzurren, als es gedauert hätte, die Sachen gleich selbst zu tragen. „Was glaubst Du wozu wir diese widerspenstigen Tiere haben? Die fressen uns die Haare vom Kopf! Ständig müssen wir für sie sorgen! Da sollen sie gefälligst was dafür tun!" Das war nur halb richtig, aber sie glaubten, dass diese Wehklage bei irgendwem Eindruck machte und von ihrem schweren Leben kündete. Tatsächlich suchten sich die Lamas ihr Futter draußen selbst. Alle wussten das.

So viel war sicher: Sobald jemand eine entsprechende Idee entwickelte, würden sie aus dem Nicht-Tragen von Gepäck einen tiefen religiösen Kult machen, mit Lasten-Opfern und in Trance konvulsivisch zuckenden Priestern und mit einer Weltuntergangssekte, also mit allem, was zu einem tiefen religiösen Kult gehörte.



Eine seltene Möglichkeit, zu Geld zu kommen ergab sich aber immer dann, wenn die Missionare durch ihre Gegend zogen, und sie waren deshalb fast schon willkommen: Die Missionare sahen ebenfalls gerne den Lamas bei der Paarung zu.




¹ geil! Die Rechtschreibfunktion kann diesen überaus seltenen Namen an der richtigen Stelle trennen!

08 April 2009

Meldungen

... und am nächsten Tag steht es in der Zeitung ...

Wieder so eine Meldung, die nicht am 1. April erschien¹:

Polizist onaniert im Dienstwagen

Berlin - Die Polizei ermittelt gegen einen Kollegen wegen des Verdachts auf Exhibitionismus. Wie die Polizei gestern mitteilte, hat eine 28-jährige Zeugin die Beamten alar­miert, weil sie einen Mann in einem Auto gesehen hat, der während der Fahrt am Steuer die Hose herunter­gelassen und onaniert haben soll. Mit ihrem Freund verfolgte sie den Wagen, bis die alarmierten Polizisten den Wagen stoppten. Bei der Überprüfung stellte sich heraus, dass der Beamte während seiner Arbeitszeit in einem Dienstwagen unterwegs war. Der Verdächtige bestreitet die Vorwürfe. Das Landes­kriminal­amt hat die Ermittlungen übernommen. ddp

Dazu die von Weinkrämpfen geschüttelte Zeugin: "Das ist so furchtbar, so ... widerlich ... dass ich meinen Blick gar nicht abwenden konnte!"
Und ihr Freund pflichtet betroffen bei: "Dieser Verbrecher sitzt da, sicher geschützt in seiner Karre, und macht an sich herum. Wir mussten uns auf die Zehenspitzen stellen, um ihn zu überführen - ekelhaft!"

...

Wir rekonstruieren den Vorgang dennoch vor dem geistigen Auge: Während seiner Arbeitszeit ist jemand in seinem Dienstwagen unterwegs. Allein das schon - widerwärtig.

Während der Fahrt gelingt es der Zeugin, den Polizisten beim ... ach, gar? Muss der Mann wohl während der Fahrt in seinem Dienstwagen gestanden haben. Der Mann, nicht sein Ding. Das liegt ja anatomisch ziemlich weit unten, so dass man es gut sehen kann, wenn die Fenster des Dienstwagens bis zum Boden herunter gezogen sind, wie alle Terrassenfenster. Oder sein Teil ist so groß, dass man es auch noch von der anderen Straßenseite bei hochgekurbelter Scheibe problemlos erkennen konnte. Beneidenswert.

Die Zeugin und ihr Freund verfolgen den Wagen - zu Fuß sind sie ganz klar schneller als ein Auto. Während der Verfolgung alarmieren sie die richtige Polizei, also wohl Kollegen, die grade nicht mit Onanieren beschäftigt sind, und auch die sind so rechtzeitig am rollenden Tatort, dass sie den Verdächtigen (früher sagte man "Beschuldigten") stellen, festhalten und überprüfen können. Warum wurde eigentlich von der Inhaftierung und präventiven Bestrafung abgesehen? Luschen!

"Das Landeskriminalamt hat die Ermittlungen übernommen." Wurde denn gar keine Sonderkommission gebildet? Man staunt schon, dass nicht der BND den Fall an sich gezogen und Verbindungen zu Al Qaida aufgedeckt hat. Das ist doch sonst eigentlich immer so bei diesen Typen.

Tja, damit diese kleine Geschichte sich wirklich so zutragen konnte, müssen eine Menge Zufälle aufeinander getroffen sein. Möglich aber auch, dass nur der berichtende Journalist alles in den ganz falschen Hals bekommen hat. Eigentlich eine ideale Meldung für den 1. April.




¹ sorry, lag eine Weile hier im Archiv²
² so nennt Der Große Bloguator™ seinen mit Papier mehrlagig bedeckten Schreibtisch

07 April 2009

Technik


Allein aus technischen Gründen. Hintergrund gepimpt. Wofür auch immer.

05 April 2009

Rauchfrei (2)

Klar kann man sich Serge Gainsbourg nicht ohne Zigarette vorstellen. Und ich würde Gainsbourg, die coole Sau, auch klaglos kettenrauchend ertragen. Aber die ganzen mickrigen Kreuzberger Raucher sind halt nicht Gainsbourg.

Tja, so siehts aus: Pech! Gesundheit ganz umsonst vergebens ruiniert. All die schöne Kohle für die vielen Teerdübel völlig nichtig verpulvert. Erfolgreich aber sinnlos mit zwölf den Hustenreiz bei den ersten Kippen überwunden, mit dreizehn die besonders abgebrühte Handhaltung und den lässigen Blick immer wieder vor dem Spiegel trainiert bis sie richtig saßen.

...

Bezüglich Raucherei steht der typische Kreuzberger Wirt auf dem Standpunkt: "Wenn ich es nicht tue, tut es ein anderer!" Er meint: Wenn ich nicht verdiene, verdient womöglich ein anderer. Der Nachbar argumentiert genauso - der ist nämlich der andere. Aber natürlich ist das insgesamt Quatsch: In Wilmersdorf gehen die Raucher nach draußen und die Kneipen sind so voll wie immer.

Nicht so in Kreuberg. Wie in der Pubertät sehen sich die Raucher heute wieder als Outlaws. Es ist so ähnlich wie damals, als man sich auf dem Schulhof in irgendeiner Ecke rauchend vor den Lehrern versteckte und das dann für zivilen Ungehorsam hielt, für das Aufbegehren gegen die ungerechte Allmacht der Erwachsenen.

Bis heute glauben ja all die heimlich qualmenden Schüler, die dämlichen Lehrer wüssten nichts von der Raucherecke, weil sie so dermaßen geschickt getarnt ist. Und sie meinen, ihre langweiligen Eltern würden ebenfalls nichts merken, wenn sie zu Hause nur bei offenem Fenster paffen und danach stinken wie eine ramponierte weißrussische Kokerei.

Dabei ist es doch eher so, dass die Lehrer aus Bequemlichkeit - aber auch aus Einsicht - das turnusmäßige Aufbegehren ignorieren: Sie wollen halt nicht jeden Tag dieselbe fruchtlose Diskussion mit renitenten pickligen Klugscheißern führen. Und die Eltern tun meist allein aus elterlichem Großmut so, als würden sie nichts merken - man kann sich seine Kinder heute ja nicht mehr aussuchen.

Wer diese verbreitete Fehleinschätzung jetzt für vorübergehende pubertäre Unmündigkeit hält, muss nur mal durch Kreuzberger Kneipen ziehen und sich dort die 25- bis 50jährigen ansehen: Die haben nichts dazugelernt. Aber die Pubertät dauert inzwischen angeblich auch viel länger als früher.

Teer und Nikotin machen auf wundersame Weise aus jugendlichen aufbegehrenden Widerständlern erwachsene süchtige Wracks mit gelben Fingern und schlechtem Atem, die auch die Welt mit der Logik von Süchtigen betrachten: "Alles nicht so schlimm, die Nichtraucher sollen sich nicht so anstellen und wenn es ihnen nicht passt können sie ja woanders hingehen!"

04 April 2009

Interview

"... begrüße ich jetzt den zukünftigen Chef der Korruptionsbehörde Dr. Ignatius Taubenretter. Herzlich willkommen! Sie treten also in Kürze die Leitung des Anti-Korruptions-Ressorts an. Was werden sie..."

"Wieso Anti?"

"Was? Oh, ist das nicht der richtige Titel? Verzeihung! Also: Korruptionsbekämpfungsressort..."

"Wieso Bekämpfung? Was gibt es denn da zu bekämpfen?"

"Ja, äh ... nicht? Wollen sie das denn nicht bekämpfen, die Korruption?"

"Nein, wieso? Die Leute erbringen eine Leistung und werden dafür bezahlt. Was gibt es denn daran auszusetzen? Was haben sie dagegen?"

"Ich .. äh ... ja ... äh ... (Papierrascheln - hektisches Wühlen in den Unterlagen) ... äh ... ich ... alle sind doch dagegen ...?"

"Jaaa - man muss doch nicht immer das tun, was alle tun. Wir sind doch keine Lemminge! Sie doch auch nicht, oder? Sie sind doch kein Lemming? Was soll denn schlecht sein an der Korruption?"

"Nein, ich bin kein ... äh, ja. Aber ... aber ... da werden doch keine Steuern gezahlt?"

"DAS ist Steuerhinterziehung, ganz klar! So etwas muss natürlich geahndet werden. Jeder im Bereich der Korruption tätige muss natürlich Steuern zahlen, wo kämen wir denn hin!"

"Aha. Ach so! Ach so. Aber ... das Finanzamt könnte doch jedem Korrupten sofort drauf kommen und sagen: 'So, das Geld ist also aus der Korruption, ja, da schaun wir doch einmal genauer nach...' "

"Ja, SO ETWAS darf natürlich auf keinen Fall passieren! Das wäre Amtsmissbrauch! Dafür bin ich ja in Zukunft da, dass die Behörden nicht weit über ihre Befugnisse überall hineinschnüffeln, noch in den privatesten Bereich."

"Aber das ... Finanzamt könnte doch seine Erkenntnisse weitergeben ... an andere ... Behörden ...?"

"DAS wäre Informationsmissbrauch. Dafür haben wir ja das Datenschutzgesetz. Das wäre unbefugte Datenweitergabe - so etwas ist strafbar! Aber dafür bin ich ja bald im Amt und kann dafür sorgen dass..."

"Ja, äh ... wirklich? Ich... (Papierrascheln) ... ich höre grade aus der Regie, dass wir noch eine andere dringende Liveschaltung haben und ... und bedanke mich für dieses ... aufschlussreiche Gespräch."

"Sehr gern! Nichts zu danken!"

"Ja, äh .. liebe Zuschauer ... und weiter geht es nach dem ... nach dem ... Kackwett- ... Kurz- ... Kurzwetter ... mit ... mit ... (Papierrascheln) ... mit einer aktuellen Reportage zum Thema 'Fahrzeuglackierung nach Farbabgleich mit der Zulassungsbehörde?' ... bis gleich!"

03 April 2009

Götter

Beim Radiohören stelle ich manchmal erschreckt fest: Es gibt doch tatsächlich nicht wenige Leute, die Neil Young für Gott halten, quasi. Früher noch sagte man dasselbe von Eric Clapton.

Für mich hingegen sind die zwei die größten Langweiler des bekannten Universums.

Tja, so verschieden sind die Geschmäcker.

Rauchfrei


Gestern war Konzert im Lido

Im Lido wurde auch geraucht. Die Kreuzberger Wirte verstehen sich ja insgesamt als revolutionäre Bastion gegen das Rauchverbot und gegen die Unterdrückung durch kleinliche Spießer. Und Spießer, das sind die Nichtraucher - geht doch nichts über ein einprägsames Feindbild. Natürlich kämpfen sie im Namen der Freiheit und der ungehinderten Persönlich­keits­­entfal­tung, nicht etwa mit dem Ziel der Gewinn­maximierung.

"Rauchverbot? Niemals! Wenn ich es nicht tue, tut es ein anderer!" Etwa so lautet die revolutionäre Argumentation immer sinngemäß.

Den Betreibern des Lido ist allerdings kein Vorwurf zu machen, es gibt ein großes Raucherzelt und das war vor dem Konzert voll. Im Bühnensaal waren ebenfalls Leute und der Saal war nicht beraucht. Eine sinnvolle Aufteilung. Das änderte sich natürlich mit Beginn der Musik.

Als Nichtraucher wird man wohl noch in der Lage sein, sich eineinhalb Stunden zuqualmen zu lassen, oder? "Siehst Du: Es stört mich überhaupt nicht, wenn du hier nicht rauchst..."

Es gibt nämlich viele Menschen, die keine langen eineinhalb Stunden lang ohne Kippe auskommen können, immerhin ist das das Symbol ihrer freiheitlichen und unabhängigen Gesinnung. Einige von denen steckten sich im Lido eine Zichte an der vorherigen an und gaben den coolen: Mitte zwanzig und ein paar hässliche Fusseln im Gesicht.

Zu Hause bei Mama dürfen sie nicht rauchen, oder nur auf dem Balkon, und deshalb müssen sie die Unabhängigkeit auskosten. Oder sie wohnen mit Freundin und Kind in ihrer zentralbeheizten Friedrichshainer Altbauwohnung und riskieren häuslichen Ärger, "weil dann immer der Teppich und das Sofa so stark nach Rauch riechen!"

Deshalb fahren sie rüber ins revolutionäre Kreuzberg, genießen die Freiheit von allen Formen der Höflichkeit, qualmen wie die Schlote und gehen duldsamen Nichtrauchern auf den Sack.


... to be fortcontinued ...

April April!

Medien halten ja den ersten April für den Pflichttermin zur Absonderung fragwürdiger Scherze.

Man kann auch mitten im Sommer immer wieder Meldungen lesen, bei denen man sich fragt, ob schon wieder der erste April ist. Aber am schlimmsten ist es um den 1. April herum. Wegen der sinnlosen Scherzeritis der Medien und dem ohnehin sporadisch auftretenden schlechten Journalismus mag man eigentlich gar nichts mehr glauben.

Der Große Bloguator™ nimmt als Beispiel seine abonnierte Tageszeitung, die sich selbst bestimmt gerne zu den Blättern des Qualitätsjournalismus zählen würde.

Meldung von heute, 2. April:

Abgeordnetenhaus

Eklat im Berliner Parlament


Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Als eine SPD-Abgeordnete von "Verfassungsfeinden" bei der CDU sprach, verließen Christdemokraten den Sitzungssaal.
Im Artikel dann:
SPD-Sozialexpertin Ülker Radziwill, die zu Beginn der Parlamentssitzung sagte: „Man könnte meinen, die Verfassungsfeinde befinden sich in der Mitte des Bundestages, genauer gesagt, halbrechts in der CDU/CSU-Fraktion.“
Ja: Was jetzt? Berliner Abgeordnetenhaus oder Bundestag? Früher mal, bis vor ganz kurzem sogar, waren das zwei ganz verschiedene Sachen. Oder ist das ein Aprilscherz, nur dass der Schreiber am 1. April frei hatte und ihn ganz dringend nachreichen muss?


Dann liest man, dass irgend ein Fußballer einen anderen beim Länderspiel geohrfeigt hat. An sich geht mir Fußball hinten vorbei, aber so Schlagzeilen kriegt man ja mit. Früher mal wäre es ein veritabler Skandal gewesen, wenn sich Nationalspieler prügeln - sofern sie derselben  Mannschaft angehören. Was? Ach so: 1. April! Na dann.

Heute, am 2. April, kann man immer noch davon lesen. Ja - was jetzt? Kein Skandal oder kein Aprilscherz oder was?

Aprilscherze gabs nämlich auch:
Von Ulrich Zawatka-Gerlach
01.04.09, 00:00 Uhr | soll das landeseigene Unternehmen am 1. Juni 2009 verlassen. Nachfolger wird nach Informationen aus Koalitionskreisen der scheidende Bahnchef Hartmut Mehdorn.
Das war mal relativ durchsichtig - obwohl man der Berliner Politik sowieso fast alles zutraut.
Und dann ist da die Meldung vom letzten Wochenende:

Früh übt sich

Siebenjähriger raubt Joggerin aus - alles nur Spaß?

Von Tanja Buntrock

Ein siebenjähriger Junge hat am Wochenende eine junge Joggerin überfallen, auf sie eingeschlagen und ihr das Handy geraubt...
Aber das war schon am 29.3. Kleiner vorgezogener Aprilscherz?
Anscheinend nicht, da Thema ist am 2.4. immer noch aktuell:

Kriminalität

Achtjähriger Räuber war selten in der Schule

Von Tanja Buntrock

Der "jüngste Räuber der Stadt" weigerte sich häufig zur Schule zu gehen...
Ja, was jetzt? entscheidet Euch mal!

Tss, tss, weil es genug schier unglaubliche Meldungen gibt berauben sich Medien mit ihrer zwanghaft debilen Scherzeritis jeglicher Glaubwürdigkeit.

02 April 2009

Mulatu Astatqé - live

Bereits früher wurde hier berichtet

Gestern im Lido. Ich habe nur zufällig davon erfahren, weil ich davor vorbei gelaufen bin. Sinnvolle Werbung für das Konzert gabs wohl nicht. Deshalb musste sich der Lido-Manager auch beim Publikum beschweren, dass der Vorverkauf nicht funktionierte. Am Ende war das Lido aber doch voll.

Die Musik fällt wohl unter den Oberbegriff Jazz, ist eine sehr eigene Mischung aus Bossa, schlimmem 70er-Jahre-Funk und überraschenden Harmonien von denen man annehmen muss, dass sie auf den äthiopischen Wurzeln des Chefs gewachsen sind. Sehr interessant. Und: Der Typ sieht unglaublich gut aus!

Dazu überaus virtuose Musiker der Band Heliocentrics. Die waren nicht einfach Begleitband, sondern standen ein paar mal ohne den Chef auf der Bühne und hatten auch sonst Gelegenheit zu langen Soli. Bei aller technischen Fertigkeit waren sie alle in der Lage, eindrucksvolle Improvisationen zu spielen (wenn man das jeden Abend macht, ist es wahrscheinlich nicht mehr so sehr improvisiert). Große Klasse!

Und dazu ein völlig ahnungsloser Soundtechniker, der beinahe alles vereitelt hätte. Ja, solche Dödel scheints zu geben. Es spielten unter anderem ein paar Blechbläser und ein Vibraphon. Von Lautstärke und Dynamik mag das sicher ein wenig schwierig sein, aber wenn das doch seine Arbeit ist? "Ich sehe da jemanden Vibraphon spielen - warum höre ich nichts davon?"

Bezeichnend für die völlige Überforderung des Soundtechnikers: Der Sound war doch tatsächlich in dem Moment am besten, als den Blechbläsern der Strom ausfiel und sie im Gegensatz zu allen anderen unverstärkt spielten - da war der Sound super. Aber das hatte der Techniker schnell wieder im Griff, und der krachige Klang-Schlamm war wieder hergestellt.

Trotzdem. DAS Konzert-Highlight! Das Jahr ist schon mal gerettet.

Sah etwa so aus:


(bei dem Auftritt auf dem Video haben sie anscheinend denselben ahnungslosen Soundmixer. Das ist jetzt fast ein Jahr alt - wie dämlich kann ein einzelner Mensch sein? Die hier ist besser, anscheinend direkt von den Mikrophonen abgenommen, gibt aber das völlige Versagen des Soundmannes nicht so authentisch wieder. Und hier der ganze Set)

Reichlich Material bei Youtube.





Erst erschienen mir 25,-€ Eintritt ganz schön hastig, aber man soll sich wohl besser nicht beschweren, wenn gleichzeitig Hupfdohlen wie Sarah Connor ab 65,-€ aufrufen. Euronen! Vom intellektuellen Mario Barth ganz zu schweigen...

01 April 2009

Zeitverschwendung

Irgendwie muss man seine Lebenszeit ja rumbringen. Da sind Blogs allgemein sehr hilfreich.

Manche machen auch Listen, beispielsweise "Die zehn durchsichtigsten Tiere der Welt". Aus dieser Liste stammt das folgende interessante Geschöpf:



Ha! Ich kann sehen, wie du denkst...

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