06 Januar 2017

Typisch für was?

Wahrscheinlich ist das gar keine typisch deutsche Geschichte. Jedenfalls ist sie nicht typisch für Berlin - trotz aller Muffeligkeit trifft man in Berlin mindestens ebenso viele hilfsbereite Menschen wie Hohlkörper.

Gestern geschah wieder so eine Sache wo man sich denkt: Typisch! Für was auch immer.
Im Eisstadion haben sie eine Kasse wie früher in der Bank: Ein Häuschen rundum aus Panzerglas, Gegensprechanlage, Schublade zum Gelddurchreichen.

Regelmäßig gibt es Gezeter zwischen jungen Besuchern und den Kassiererinnen, die die Anforderungen an Schüler-/Studentenausweise so eng wie nur irgend möglich auslegen. Man kann da viel falsch machen: Falscher Ausstellungsort, falscher Wohnort, leider nur bis gestern gültig, zulässiges Höchstalter letzte Woche überschritten, Unterschrift der Stellvertreterin des Direktors unleserlich.

Wohlgemerkt: Schüler nicht etwa ganz kostenlos rein, sondern haben nur Anspruch auf ermäßigten Eintritt.

Der Große Bloguator™ ist aus dem Alter für Schülerausweise definitiv raus und froh, dass er sich dieses Theater nicht mehr antun muss. Fremdschämt sich aber dennoch jedes mal über das Kassenpersonal, das keine Kleinlichkeit auslässt.

Gestern nun zahlt der Große Bloguator™  zuerst passend die Eintrittskarte und stellt anschließend fest, dass er nun keine 60ct Kleingeld mehr für die Garderobe hat. Weil an der Garderobe alle nur mit kleinen Münzen zahlen, haben sie dort kaum Geldscheine zum Herausgeben. Aber hier an der Kasse liegen reichlich, sie werden aufrecht stehend in einer offenen Registratur sortiert: Schöne Bündel 5er, 10er und 20er-Scheine. Durch das Panzerglas gut zu sehen.

Kommt der Große Bloguator™ auf eine völlig abwegige Idee: “Ach, können sie mir bitte noch einen Schein wechseln?”

“Ja.”

Der Große Bloguator™ nimmt seinen Schein aus dem Portemonnaie¹ und sobald die Kassiererin des Scheins ansichtig wird ruft sie empört: “Aber keine 50er!”

“Bitte?”

“50er kann ich nicht wechseln! ”

“Öhm, sie stehen da vor bündelweise Geldscheinen und wollen keinen 50er kleinmachen können?”

“Nein, 50er kann ich nicht wechseln! Unten haben sie auch Geld!

Sie meint den Schlittschuhverleih eine Etage tiefer, bei dem man sich immer anstellen muss und den man wegen der selbst mitgebrachten Schlittschuhe gar nicht aufsuchen wollte.

“Warum soll das nicht gehen? Da liegt doch genug Wechselgeld?”

“Nein, 50er kann ich nicht wechseln! ”

Dabei sollte es dann bleiben. Dass jede weitere Diskussion sinnlos ist, weiß jeder, der das Theater um einen Schülerausweis einmal hautnah miterlebt hat.

Am Schlittschuhverleih ist dann zufällig nur eine kurze Schlange und sie wechseln den 50er lächelnd und ohne jede Nachfrage.

Hm?

Auch in Berlin gibt es sehr viele hilfsbereite Menschen, aber es gibt eben auch gedankenlose Knalltüten. Die Eisbahn ist trotzdem sehr schön und wer den Großen Bloguator™ einmal persönlich antreffen will, hat im Winter immer donnerstagabends im Horst-Dohm-Eisstadion gute Chancen.








¹ was glaubt der*die geschätzte Leser\in wohl, wie lange der Autor über die Richtigschreibung eines solchen Wortes nachdenken muss?
Richtig: Gar nicht.

05 Januar 2017

Charakter

Kiki Thaerigen  aus Hamburg macht hübsche Zeichnungen. Und ist zudem sehr produktiv. Da finden sich Webcomics, Twitter-Accounts, Instagram, ein Blog und noch andere Sachen. Hier wird erstmal nur auf  “die Webseite” gezeigt und der Instagram verlinkt - irgendwo muss man ja anfangen.

Die geschätzte Leserschaft kann sich von da aus weiter durchhangeln.



Nee, halt, ich korrigiere: Es lag wohl am Seiteneinstieg, tatsächlich gibt es auch einfache eine Domain namens https://e13.de/ und dort erfährt man den ganzen Restauch irgendwas … kann sich ein Bild machen.

03 Januar 2017

Das Geräusch einer herunterfallenden Kontaktlinse

Eine herunterfallende Kontaktlinse ist echt leise. Wenn man bedenkt, dass eine herunterfallende Kontaktlinse vielleicht weniger als ein Zehntel Gramm wiegt, kann man ermessen, wie viel Geräusch beim Herunterfallen so eines weichen Gegenstandes zu erwarten ist: Nämlich gar keins.

Man hört aber doch etwas.

 

 

 

… vielleicht bin ich aber auch nur besonders empfindlich.

21 Dezember 2016

Ereignisse


Zuerst einmal: Den Opfern des Anschlags vom Montag und ihren Angehörigen gilt mein ganzes Mitgefühl!

Der Große Bloguator™ kann von seiner Wohnung aus die Hochhäuser am Breitscheidplatz sehen, lebt also nicht allzu weit entfernt davon. Am Montag fuhr hier in Berlin ein LKW auf dem Weihnachtsmarkt in eine Menschenmenge und tötete oder verletzte zahlreiche Besucher.

Seither geht es hier zu wie in einem Monty Python Film. Oder als ob Seehofer, der schamlose Hetzer von der CSU, persönlich die Ermittlungen leitet.

Ein LKW fährt in eine Menschenmenge. Die Menschen reagieren besonnen, leisten erste Hilfe, bewahren  Ruhe. Der Fahrer des LKW ist am Tatort nicht auffindbar. Ein anderer Mensch liegt erschossen in der Kabine. Weniger als eine Stunde später wird ein Verdächtiger verhaftet. Unbewaffnet, weit weg vom Tatort.

Sofort heißt es, dass es sich um einen Anschlag gehandelt habe. Und selbst­verständlich ist damit ein islamistischer Anschlag gemeint. In Nizza gab es im Sommer ein ähnliches Attentat mit einem LKW auf eine Menschenmenge.

LKW, Menschenmenge - sofort schließen aus diesem eindeutigen Muster einige Politiker auf islamistischen Anschlag.

Während die islamistischen Attentäter aber häufig Märtyrer werden wollen und zu diesem Zweck noch eine Weile wild um sich schießen ist in Berlin der Attentäter abgehauen.

Zufällig sickert dann durch, man habe einen Flüchtling als Tatverdächtigen gefasst, pakistanischer oder afghanischer Herkunft. Dies war deshalb so schnell möglich, weil ein Zeuge ihn verfolgt habe.

“Pakistanisch-afghanisch” - also ein Moslem, alles klar! “Früher schon wegen kleinerer Delikte aufgefallen” - war ja absehbar! “Bestreitet die Tat” - na sicher!

“Wer sich verteidigt klagt sich an!” Alte Erkenntnis der spanischen Inquisition. Oder von Seehofer, weiß man nicht so genau. Der Verdächtige wird mit dem Hubschrauber nach Wiesbaden zum BKA geflogen und dort verhört.

Erst als die Spuren überhaupt nicht zu dem Verdächtigen passen wollen - keine Schmauchspuren, Fingerabdrücke, DNS - wird der Zeuge und Denunziant noch einmal befragt:
“Sagen sie mal - haben sie den Verdächtigen eigentlich aus dem LKW aussteigen sehen?”
“Nee. Aber der sah doch so verdächtig aus! Ich habe den doch bis in den Tiergarten verfolgt!”

Da darf man sicher fragen, ob sie dem nicht mehr Verdächtigen auch für den Rückweg einen Hubschrauberflug spendiert haben? Oder ob er nun selbst zusehen musste, wie er die 600km von Wiesbaden bis nach Berlin zurücklegt.

Heute, mittlerweile zwei Tage später, wird bekannt: Da lag ein Ausweispapier im LKW.

Chef der Ermittlung so: “Wieso findet ihr das erst nach zwei Tagen?”
”Naja, Chef, wissen sie doch, Spurensicherung, Fingerabdrücke und so…”
”ZWEI TAGE FÜR EINE KLEINE LKW-KABINE!”
”Naja, Chef, das war wohl unter den Sitz gerutscht, irgendwie…”

Kein Witz, das haben sie tatsächlich so gesagt. Niemand würde beispielsweise unter dem Sitz nachsehen, wenn er einen Erschossen findet und im Auto nach der Waffe sucht.

Dass das Papier nicht zu dem ersten Verdächtigen passte, interessierte mittlerweile keinen mehr. Hätte man sowieso nicht so schnell überprüfen können, dafür sind Ausweise ja da. Aber jetzt hat man einen neuen Verdächtigen! Der, damit man ihn wirklich effektiv verdächtigen kann, seine Duldungspapiere da gelassen hat und dann abgehauen ist. So sind sie nun mal, die islamischen Märtyrer.

In der Zwischenzeit konnte Horst Seehofer, schamloser Hetzer von der CSU, wieder pauschal alle Flüchtlinge in Europa sowie ihre Schirmherrin, die Kanzlerin, für den Anschlag verantwortlich machen.

Und man wäre nicht sehr erstaunt, wenn als Attentäter und Fahrer des LKW irgendwann in ferner Zukunft ein Nazi aus Freital ermittelt wird. Der aber leider nicht gefasst werden kann, weil er gerade nicht zu Hause ist, als die Polizei bei ihm klingelt, um ihm höflich ein paar kurze Fragen zu stellen.

16 Dezember 2016

Klassische Klassiker

An sich ist die Idee nahliegend … unausweichlich … absehbar …irgendsowas eben. Nämlich, dass nach und nach die Originaltexte der Weltliteratur im Internet zu finden sind. Jedenfalls die rechtefreien. Also: Klassiker.

Für die interessieren sich zwar weniger Leute als für aktuelle Texte. Deshalb fehlt der, hm, “Verwertungsdruck”, also jedenfalls der Vortrieb und das Interesse irgendwelcher Leute.

Wenn man beispielsweise Songtexte unter der Rubrik Poesie einordnet, ist zahlreiche Gegenwartsdichtkunst im Internet zu finden¹. Die kommt einerseits aus Interesse der Fans da hin - andererseits aber auch, weil sich damit Werbung verkaufen lässt, und demnach doch: Verwertungsdruck.

Hm, ähm, wo sollte diese umfassende Einleitung nun wieder hingehen? Ach egal: Jedenfalls gibt es ein deutschsprachiges Portal mit jeder Menge Original-Texten namens Textlog². Es ist zum Zeitpunkt dieses Blogeintrages in mehrere Rubriken unterteilt: Philosophie, Medizin, Belletristik und Wörterbücher.

Und dort finden sich gleich mehrere Favoriten des Großen Bloguators ™ in digitaler Form, d.h. auch leicht nach Zitaten durchsuchbar: Tucholsky, Shakespeare, Poe, Ringelnatz. Und Morgenstern!

Die unmögliche Tatsache

Palmström, etwas schon an Jahren,
wird an einer Straßenbeuge
und von einem Kraftfahrzeuge
überfahren.

Wie war (spricht er, sich erhebend
und entschlossen weiterlebend)
möglich, wie dies Unglück, ja -:
daß es überhaupt geschah?

Ist die Staatskunst anzuklagen
in Bezug auf Kraftfahrwagen?
Gab die Polizeivorschrift
hier dem Fahrer freie Trift?

Oder war vielmehr verboten
hier Lebendige zu Toten
umzuwandeln - kurz und schlicht:
Durfte hier der Kutscher nicht -?

Eingehüllt in feuchte Tücher,
prüft er die Gesetzesbücher
und ist alsobald im klaren:
Wagen durften dort nicht fahren!

Und er kommt zu dem Ergebnis:
Nur ein Traum war das Erlebnis.
Weil, so schließt er messerscharf,
nicht sein kann, was nicht sein darf.

 

 


¹ dass letztens ein überheblicher weißer Barde aus dem mittleren Westen der USA einen Nobelpreis in der Sparte Literatur erhielt, wollen wir einmal als bedauerliche Randerscheinung stehen lassen

² der Betreiber wohnt(e) übrigens gleich um die Ecke vom Großen Bloguator ™

³ das sehr umfangreiche Archiv wurde ziemlich genau 10 Jahre vor diesem Blogeintrag zum letzten mal aktualisiert. Sehr schade!

15 Dezember 2016

Gedichterei

Der Herr GedichtderherrschendenKlasse Philip Saß soll hier nicht ohne kleine Einführung verlinkt werden: Er verfasst eigene erhellende Gedanken in Reimform. oder verbreitet andere weiter. Als Einstieg hier die Verknüpfung zu einem Poem über die AfD

AfD-Strategiepapier

Andererseits natürlich so überraschend wie bedauerlich, dass sich AfD und Poesie nicht gegenseitig ausschließen.

Der ganze Blog hier oder ab jetzt rechts in den Links unter der Rubrik “Fremdes”.

01 Dezember 2016

Hinweis

Durch einen Zufall geriet Der Große Bloguator™ gestern in eine sehr schöne kleine italienische Bar am Ende der Monumentenstraße, right gegenüber dem Kreuzberg a.k.a. Viktoriapark.

Oder um die Ecke zum Eingang vom Golgatha … ach, der oder die interessierte Besucher\in findet es schon. Liegt in der Monumentenstraße 21 und heißt INCIBUS

 
 
Die haben offenbar nur eine Facebook-Seite, sind aber sonst ausgesprochen  nett und das Essen wie auch der Kaffee sind gut. Das ist doch was, oder?

Barmann ist ein italienischer Punk mit Irokesen und sie gehören wohl zu den Slowfood-Leuten, von denen es um die Schöneberger Rote Insel herum so einige gibt. Hingehen!

25 November 2016

Streik und Ordnung

In die Rubrik Neid. Gier und Geiz fällt vermutlich auch der regelmäßig wiederkehrende Pilotenstreik. Also: Nicht der Streik selbst, sondern die Empörung darüber. Gegenwärtig geht es um die Lufthansa, die sich als Premium-Fluglinie ausgibt.

Viele Mitbürger halten offenbar inzwischen Flugreisen für ein Grundrecht. Einige halten sogar extreme Billigflüge für ein Grundrecht.

Als vor einigen Wochen eine Billig-Fluglinie bestreikt wurde, wurden erregte Menschen als Zeugen herangezogen, die für ein paar Euro einen 600km-Flug gebucht hatten. Man könnte diese Strecke auch ganz bequem mit der Bahn fahren - ein solches Bahnticket kostet aber aus irgendeinem Grund erheblich mehr.

Dass bei bestehender Nachfrage nach Dumping-Angeboten clevere Kaufleute auch ein entsprechendes Angebot machen, scheint ja klar. Es gibt dann auch regelmäßig die Prestige-Frage, wer denn nun den Flug am aller billigsten gebucht hat. Das ist reine Angeberei, hat aber jeder von uns schon erlebt.

Unternehmen können auf Dauer nicht von Dumping-Angeboten leben. Neben den Angebern sitzen wahrscheinlich auch in jedem Flugzeug genug Leute, die einen regulären Preis bezahlt haben. Außerdem werden beim Anbieter Ausgaben gesenkt - koste es was es wolle. Die Technik wird extern scharf geprüft, sonst würden allein wegen technischer Defekte viel mehr Flugzeuge vom Himmel fallen. Aber am Personal kann der Anbieter durchaus sparen - das ist viel schwerer zu kontrollieren: Die Frage, wie viele Personen man für einen Job braucht, und wie ihre Arbeitszeiten dann aussehen.

Das interessiert natürlich den Kunden der Billigflieger nicht. Er regt sich über die absehbaren Folgen auf, die entstehen, wenn die Airline seinen Geiz ans Personal weitergibt.

Im Hinterkopf behalten wir dabei immer, dass die meisten Füge entbehrlich sind: Die Zeitersparnis ist minimal, die Kostenersparnis existiert hauptsächlich wegen versteckter Subventionen. Die Umweltbelastung wird generell ignoriert oder schöngeredet: Leise Düsenflugzeuge.

Nun ist die Lufthansa nicht ganz so ein Billigflieger und daher eben ein Anbieter für Leute, denen Bahnfahren zu volksnah ist. Eine Prestigesache, nichts lebensnotwendiges. Hier ein Kommentar mit dem suggestiven  Titel Die Zeit der Privilegien ist vorbei. Dort rechnet ein Journalist den Piloten ihre Gehaltsforderung vor (Journalist-Hochschulreife-Hochschulabschluss. Ihr wisst noch was ein Oxymoron ist? Genau: Wenn ein Journalist rechnet).

Zitat “Die Piloten fordern für die vergangenen fünf Jahre insgesamt 22 Prozent, die Lufthansa bietet 2,5 Prozent. Das passt nicht.” Dass das nicht passt, sieht wohl jeder. Aber jeder, der nicht ganz so verblendet ist, sieht das schwere Auseinanderklaffen der beiden Seiten bei Forderung und Angebot.

Genau diese Haltung, die Schuld für den Ausfall entbehrlicher Fliegerei allein bei den Piloten zu suchen, passt sehr gut in unsere Zeit von Neid, Gier und Geiz.

Es wird ohnehin zu viel geflogen.

24 November 2016

Jubiläum vs. Punk

Wie ich gestern erst erfahre, feiert meine bevorzugte Radiostation Radioeins heute das 40. Jubiläum des Punk. Also übermorgen. …ach, egal!

Gegen so Feiern ist eigentlich nichts zu sagen - aber alles formale widerspricht halt der Grundidee des Punk, gegen ALLES zu sein.

Ein kleiner Lichtblick dabei: In Kürze will Joe Corre Punk Devotionalien im Wert von 5Mio. verbrennen - ob €, $ oder GBP spielt dabei keine Rolle: Jedenfalls hat das Zeug hypothetisch enormen GELDwert.

Nun hat beispielsweise Der Große Bloguator™ noch nie von einem Typen namens Joe Corre gehört und wird aufgeklärt: Es handelt sich um den Sohn genau der Leute, die mit Punk am allermeisten Geld gescheffelt haben, nämlich Malcolm McLaren und Vivienne Westwood.

Dem Vernehmen nach hat auch Joe Corre bereits ein ziemliches Vermögen erworben. Dabei hat ihm seine Herkunft und allein der Name seiner Eltern sicher sehr geholfen. Außerdem kann einer, der selbst Millionär ist, nur schlecht beweisen, dass er auf alles scheißt, wenn er ein paar hypothetisch wertvolle Dinge verbrennt. Danach ist er immer noch Millionär.

Aber sicher ist das Zerstören von Devotionalien näher an der Idee des Punk als ein Festbankett an der Themse mit Champagner und anschließendem Feuerwerk.

Einige Protagonisten des Punk gehören nämlich längst selbst zum Establishment: Vivienne Westwood hat sich von der Queen adeln lasen. Das ist dieselbe Queen wie in “God save the Queen - the fascist regime”. Nun ja.

Heute, 40 Jahre später, funktioniert das Aufbegehren nicht mehr so einfach. Ein paar abgerissene Klamotten und Sicherheitsnadeln in der Backe hauen niemanden vom Hocker: Jeder zweite ist gepiercet, tätowiert und die Mehrheit trägt stylisch zerrupfte Designerjeans. Wir werden am laufenden Band mit schockierenden Meldungen und Bildern bombardiert. Wer Aufmerksamkeit will, muss daher am besten offensiv menschenfeindlich argumentieren, stumpf rechte Parolen verbreiten oder mit Enthauptungsvideos arbeiten.

Unter diesem Aspekt erscheint der alte Punk als eine geradezu romantische Zeiterscheinung, die leider lange vorbei ist.

23 November 2016

Wucher!

Neinnein, gaaanz anders!

Neben all den freudlosen Predigten muss es hier im Blog hin & wieder doch auch etwas schönes geben. Auf Colossal ist soeben ein wunderbarer Artikel mit wunderbaren Zeitrafferaufnahmen wuchernder Pilze erschienen.

Die sehen sich die geneigte Besucherin und der zufällige Besucher am besten dort an. Hier nur ein eindrucksvoller Teaser:

 

 


aus diesem Anlass noch der Hinweis auf einen Typen aus Japan, der wunderbare Pilzleuchten herstellt, die so zerbrechlich sind, dass er sie nur in seiner Umgebung verkaufen kann: Yukio Takano

…und an dieser Stelle muss die Berichterstattung leider abgebrochen werden, weil Colossal ganz offensichtlich ebensolche Begeisterung für Pilze hegt wie Der Große Bloguator™

Internetverknüpfung

Ich™ denke, dass es gut ist, wenn das VOODOOSCHAAF ab jetzt in der Linkliste erscheint.

 

 

…verdammt, ich finde das Schäfinnen-Bonmot nicht! Muss es erstmal so gehen …

22 November 2016

Neid, Gier und Geiz

Ein großer Teil der Dinge, die in Deutschland zur Zeit so schief laufen, lässt sich mit diesen drei Stichwörtern beschreiben: Neid - Gier - Geiz.

Überrascht stellt man fest, dass ungemein viele Leute, die wirklich alles haben, den Hals nicht voll kriegen können. Neulich die VW-Manager, deren Konzern wegen kriminellen Verhaltens Milliarden verliert, bestanden darauf, dennoch ihre Boni ausgezahlt zu bekommen - sie hätten ja persönlich fast nichts falsch gemacht. Gier.

Das sollte einmal eine Kassiererin im Supermarkt wagen. In demselben Konzern stehen aber ohnehin Leihsklaven neben Festangestellten und bekommen für dieselbe Arbeit die Hälfte.

Oder Neid: Menschen in gesicherten Beschäftigungsverhältnissen, Haus, Auto, die ein paar armseligen Flüchtlingen nicht die Butter auf dem Brot gönnen. Die PEGIDA-Demonstranten, die sich hinter irgendwelchen “Kultur-” und “Religionsargumenten” verstecken. Leute, denen der christliche Glaube zeitlebens völlig egal war und die meist wegen der Kirchensteuer ausgetreten sind, verteidigen nun angeblich das christliche Abendland.

Wenn “Der Islam” als Rechtfertigung nicht ausreicht, werden sie ehrlich und klagen “Die Flüchtlinge kriegen alles bezahlt!”

Oder eben Geiz: Dass man Dinge kauft, die man gar nicht braucht, weil sie vermeintlich “billiger” sind als normal. Sind sie ja nicht. Der prahlerisch beworbene großzügige Rabatt war von dem cleveren Kaufmann längst eingepreist. Oder für dasselbe Geld wurde die Packung kleiner.

Aber das Argument zieht trotzdem. Der meiste Kunde glaubt tatsächlich, dass er “die Mehrwertsteuer geschenkt” bekommt und erwirbt einen dritten Flachbildfernseher für seine jämmerliche Zwei-Zimmer-Eigentumswohnung, die er ebenfalls nur gekauft hat, weil es dafür Steuervorteil gibt.

Wann ist das so schief gelaufen? Warum schämt sich keiner von denen?

Der Große Bloguator™ kann sich an Zeiten erinnern, in denen man nur solche Sachen kaufte, die man auch wirklich brauchte. Und die man bezahlen konnte. Und an Zeiten, in denen ein Manager vielleicht doppelt so viel verdiente wie ein normaler Angestellter - und nicht das zwanzigfache. Zeiten in denen man zur Miete wohnte und sich nicht mit ebenso neidischen, gierigen und geizigen Miteigentümern herumstreiten musste.

Liegt es wirklich an der damaligen Parole aus der Fernsehwerbung “Geiz ist geil!” Haben das so viele Menschen als neue Ethik verinnerlicht, statt der hergebrachten Religion? Irgendetwas muss passiert sein, es hat in den neunziger Jahren begonnen und entwickelt sich immer noch weiter in der ungünstigsten Richtung.

16 November 2016

Prozent

Schon länger ist die Serie “Neid-Gier-Geiz” geplant, die beschreibt, wie die Deutschen heute so denken und leben.

In diesem Zusammenhang der Einstieg, eine Werbung von PayPal und der Hinweis “Das funktioniert - sonst würde es nicht gemacht”:


Na, gemerkt? Was fehlt?

Genau: Da stehen keine Preise. Da steht nicht einmal, wieviel Geld man spart. Da steht nur, dass man viel spart - IN PROZENT!

Dass so eine Werbung erscheint, lässt einen vermuten, dass sie funktioniert: Dass es der Kundschaft heute gar nicht darum geht, wieviel etwas kostet. Sondern nur noch darum, wie viel man spart - in Prozent.

Jeder Nicht-Kaufmann weiß jedoch, dass man Sachen nur kaufen kann, wenn man auch das Geld dafür hat. Und wenn erst gar keine Preise genannt werden müssen, spielt das Geld doch wohl keine Rolle. Aber warum wollen die Käufer dann sparen?

Tja, liebe Kinder, und hier nennen wir euch nun eine, nein DIE wichtigste gegenwärtige Zeiterscheinung in Deutschland: Neid, Gier und Geiz.

Wer eine andere Erklärung dafür hat, kann sich melden.

15 November 2016

Super

Gestern war ja nochmal Supermond. Das erinnert mich unschön daran, dass meine Kamera scheiße ist … ähem ... schlechte Bilder macht. Hier die Ergebnisse:




Falls es jemand nicht erkennt: Das ist auf dem Tempelhofer Feld.

Weiterer Hinweis

Um das Blog vollzukriegen hier wieder ein paar Empfehlungen aus dem Checkpoint-Newsletter. Kenne beide noch nicht, klingt ganz gut finde ich - auch wenn ich die letzten noch nicht abgearbeitet habe:

Neu in Neukölln: Das Holy Flat in der Lenaustraße 10 (S/U-Bhf Hermannplatz). Kaum ist das vegane Fastfood des Dandy Diners versiegt, werden ein paar Straßen weiter neue vegetarische und vegane "Bowls" aufgetischt. Die Betreiber sind andere, das Ambiente netter und die Schüsseln voller. Zur "Holy Bowl" mit gegrilltem Gemüse und Kichererbsen oder zur "Viva Bowl" mit Süßkartoffel-Streifen, pochiertem Ei, Guacamole und Sour Cream (je 7,50 euro) gibt´s hausgemachte Limo - klingt vielversprechend. Mo-Fr 11.30-21 Uhr

Trinken Altbewährt ist hingegen die Filmkunstbar Fitzcarraldo in der Reichenberger Straße 133 (U-Bhf Kottbusser Tor). Der Laden ist Bar, Club, Videothek und Programmkino zugleich. Hier ist es nicht hip, eher ein bisschen schräg, wie man so unter ausladenden Girlanden sein Bier schlürft. Hat was! Tgl. ab 16 Uhr

 

Zur Einleitung, Entschuldigung & Begründung hier

09 November 2016

Erneut

Schon wieder! Der Link in diesem Artikel musste schon wieder aktualisiert werden.

[x] done!

03 November 2016

Bewegtbild

Der Große Bloguator™ ist bekanntermaßen von der Ferne fasziniert - und vom Segeln. Für die Ferne mangelt es gegenwärtig aber an Zeit. Und die Segelsaison scheint beinahe vorbei.

So mag es jedenfalls für den Laien aussehen. In der Praxis kann man in Berlin segeln, so lange das Wasser flüssig ist. Und wenn es richtig fest ist auch wieder.

Allerdings bietet Berlin nicht ganz so ein berauschendes Panorama dafür wie der Baikalsee. Ja, genau: Der Baikalsee in Sibirien.

Dort wird das Wasser viel gründlicher fest und lässt sich auf vielerlei Arten nutzen. Wir hatten einen Bericht bereits hier.

Heute wird auf diesen wunderbaren Film vom Eissegeln hingewiesen. HD und Vollbild, bitte:


via Segelreporter

Worum es beim Eis-Rennsegeln geht, beschreibt derselbe Autor hier:

Tja.

31 Oktober 2016

Feiertage II

extended mix

Türklingeln

"Guten Tag! Haben sie eben mein Kind geschlagen?"

"Den rotzlöffel der vorhin hier jeklingelt hat?"

"Sie haben mein Kind geschlagen?"

"Naja, dachte ick mir, so lernste die hirnfreien eltern von dem erpresser am sichersten kenn'."

"Das war doch nur ein Spaß!"

"Dit sehe ick anders."

"Das ist nur ein Kinderspaß!"

"Leute erpressen is spaß?"

"NATÜRLICH IST DAS SPASS! Es geht um Süßigkeiten!"

"Da muss mir wat entgang' sein, wie ick den sagen höre 'Sonst gibts saures!' "

"Sü-ßig-kei-ten!"

"Wenn mir jemand droht hört der spaß uff! Ooch wejen süßichkeiten. Die lern’  im kinderjarten schon wie erpressung jeht. Soll ick ihnen ooch eene feuern?"

"Wagen sie es nicht!"

"Wir ham ja noch jelernt diss man von fremde nüscht annimmt. Besonders nich süßichkeiten. Dit kenn sie jar nich, wa?"

"Das ist ein ganz harmloser Brauch zu Halloween!"

"Dit glooben sie. In unsere familie is erpressung keen brauch. Hier in unserm wohnhaus ooch nich."

"Pfft, für spaß sind sie einfach zu alt!"

"Ach ja, richtich, spaß. Ick bin jespannt, wann ihre blagen dit mit dem chili und die hundekacke rausfinden."

"WAS?"

"Wie ihre erpresserbrut unsere türklinke beschmieren wollte is meine frau doch noch weich jeworden und hat die wat jejeben."

"Was hat das mit Chili und... und...?"

"Na, die Bonbons sind selberjemacht mit vülle chili. Dit werden die Kinder sicher bald merken."

"Und ...und... was ist mit ... mit ... Hundekot?"

"Na, die Pralinen ham wer ausjewickelt und in Hundekacke jewälzt, damit die een würzijet aroma kriejen."

"Sie ... sie können doch nicht unsere Kinder vergiften!"

"An so hundekacke is nüscht giftijet. Die meisten hunde essen jesünder wie ihre herrchen."

"Sind sie wahnsinnig!?!"

"Ick sage doch: Kinder solln von fremde nüscht annehm. Bin jespannt, wie lange die brauchen, bis se dit rausjefunden haben.”

“Aber, aber…”

“… hallo? Wo wolln sie denn hin? Wolln sie sich nich nochn bisschen mit mir unterhalten? Und mir ooch meine zeit stehlen? WIE IHRE DÄMLICHEN BLAGEN?"

30 Oktober 2016

Feiertage

Einst vereinnahmte die christliche Kirche bereits vorhandene heidnische Feste und gab sie als ihre eigenen aus. In den amerikanischen Kolonien wiederum schmuggelten christianisierte Sklaven aus Afrika ihre mitgebrachten Götter unter die christlichen. Ein spätes Revanchefoul, sozusagen.

Dann besetzte im Auftrag eines Getränkekonzerns ein rot-weißer Heiliger das ursprünglich christliche Weihnachtsfest mit den Unternehmensfarben. So lösen die verschiedenen Religionen einander in stetigem Wechsel ab.

Die letztere Glaubensrichtung scheint derzeit die Oberhand zu gewinnen: Seit nur wenigen Generationen klagen europäische Frauen an einem Datum namens Muttertag die Aufmerksamkeit ihrer übrigen Familienmitglieder ein. Der Brauch stammt wohl ursprünglich aus der neuen Welt und wurde von den Nationalsozialisten als deutscher Feiertag etabliert, aus welchem Grund auch immer. Vermutlich, weil es nichts kostete.

Seit weniger als einer Generation versucht eine Koalition aus Floristen und Konfekterzeugern all denen ein schlechtes Gewissen einzureden, die ihrer Liebsten am Valentinstag nicht einen räudigen Strauß Blumen und ein Paket Industriepralinen hinstellen.

Und seit vielleicht einem Jahrzehnt Halloween. An diesem Tag ermutigen Eltern und Kindergartenpersonal ihre lieben Kleinen, bei organisierten Beutezügen wildfremde Leute zur Herausgabe von Süßigkeiten zu erpressen, sonst...! Was in Elternhirnen vorgeht, die so etwas erlauben oder sogar anstacheln, wird mir ein ewiges Rätsel bleiben. Aber die Blagen müssen ja auf das richtige Leben vorbereitet werden. Und da ist man besser Täter als Opfer. Tja. Wie werden wir diesen Feiertag einst nennen? Ich schlage "Tag des Spatzenhirns" vor.





sorry, ich kann einfach nicht anders, hier noch der Gruß an die Österreicher: Hallo, Wien!

19 Oktober 2016

Kaffee-Limonade

Wer sich ein wenig über die Begeisterung des Großen Bloguators™ bezüglich eines trivialen Newsletters wundert, mag die folgende Empfehlung für ein Café lesen. Und verstehen:


Isla Coffee. Strategisch günstig am U-Bhf Boddinstraße gelegen, lädt das schlichte Café zum frühen Koffein-Shot und Sandwiches mit wildem Ruccola, gegrillter Birne und Ricotta.

Letzterer wird aus Milch, die beim Kaffeemachen übrig bleibt, selbst gemacht - klingt ungewöhnlich, hat aber Methode, denn das Isla hat sich der restlosen Resteverwertung verschrieben. So gibt es sogar Kaffee-Limonade und getrunken wird der morgendliche Muntermacher aus Tassen, die aus Kaffeesatz hergestellt wurden.

Hermannstraße 37, Mi-Mo 8-18 Uhr


Das ist gar nicht weit von hier. Werde ich morgen probieren.

18 Oktober 2016

Am Ende des Tags

Jetzt habe ich immer noch kein zündendes Tag für diese Serie geklauter Ausgehempfehlungen… in der Hölle schreiben sie eifrig an meinem Lebenslauf mit.

Heute - aus gegebenem Anlass - und aus dem Tagesspiegel Checkpoint - dieser Hinweis:


Trinken wie zu Kaisers Zeiten: Am Ende des 19. Jahrhundert gründeten die Brüder Max und Emil Leydicke die gleichnahmige Weinprobierstube für Proletariat und Kleinbürgertum in der Mansteinstraße 4 in Schöneberg. Die Studentenbewegung entdeckte das Lokal in den 1970er Jahren als urige Kneipe, Wirtin Lucie Leydicke trug das ihre dazu bei, die antiquierte Trinkhöhle legendär werden zu lassen. Heute pflegt Raimon Marquardt die Likörkultur der Gründer. Geöffnet täglich ab 19 Uhr.

Der gegebene Anlass ist die räumliche Nähe zum Heim des Großen Bloguators™. Wer ihn einmal leibhaftig¹ treffen möchte, könnte dies mit einem Besuch bei Leydicke verbinden. Ja.

 

 


¹ eine seltsame Häufung von unterweltlichen Formulierungen heute. Unterirdisch.

13 Oktober 2016

Bildungsnotstand!

Neinnein, diese Überschrift ist tatsächlich mal ironisch, nicht ernst. Hier zuerst ein kleines Zitat aus dem erst gestern gelobten Checkpoint:

So ganz genau möchte man eigentlich gar nicht wissen, was da schief gelaufen ist in der Potsdamer Schönheitsklinik, aber fest steht: Beim Versuch, einer Berlinerin die Bauchdecke zu straffen, hat ein Arzt seiner Patienten den Hintern verbrannt (34.000 Euro Schmerzensgeld und Entschädigung).

…und zusammen mit allen Lesern fragt sich der Große Bloguator™, wie es einem deutschen Arzt, naja, “Schönheitschirurgen”, passieren kann, dass er Bauchdecke und Hinterteil verwechselt? Der muss auf dieselbe Schule gegangen sein wie der Öttinger und der Stoiber.

12 Oktober 2016

Änderung

Damit hier im Blog mal wieder was passiert…

Kernthemen dieses Blogs sind ja Moral, Kunst, Segeln, Unfug und noch einige andere Sachen. Leider macht gerade der Unfug immer wieder viel Arbeit, d.h. es kostet Zeit, neuen zu verzapfen.

Andererseits.

Andererseits versendet die vom Großen Bloguator™ sehr geschätzte Zeitung namens Tagesspiegel werktäglich einen sehr informativen wie auch unterhaltsamen Newsletter namens Checkpoint (auf der Tagesspiegel-Webseite ganz leicht zu finden, sonst bestellt man hier).

Dieser Newsletter wird leider nirgends archiviert, wie das bei den digitalen Medien sonst so üblich ist. Nun wäre das nicht weiter tragisch, gewöhnliche Nachrichten sind eine verderbliche Ware und der Newsletter enthält gar nicht  die Nachricht selbst, sondern nur den Teaser und Kommentar zum Geschehen.

Außerdem enthält aber beinahe jeder Checkpoint Ausgeh-  und Essenstipps, welche nicht so schnell verfallen wie das Gemüse auf den Tellern. Diese werden leider ebenfalls nicht archiviert und das wiederum ist schade. Man kann sie ein paar Tage später nicht mehr nachschlagen, sofern man nicht - wie Der Große Bloguator™ in seiner Sammelleidenschaft - den Newsletter täglich speichert¹.

Aber dabei entsteht leider auch nur ein schwerlich durchsuchbares Archiv.

Deshalb sollen hier in loser Reihenfolge die Ausgehtipps des Tagesspiegel-Checkpoint nachgedruckt werden, in einer Art öffentlichem Archiv, zum Nutzen und Frommen aller werktätigen Hungerhabenden. Ich hoffe, die Autoren Lorenz Maroldt und Robert Ide sehen das mit dem Urheberrecht nicht all zu eng.

Auszug vom 10.10. 2016:


Essen In der Kantine im Rathaus Kreuzberg (Yorckstraße 4-11) sitzt man zwar auf altmodischem und abgewetztem Mobiliar, dafür im 10. Stock mit super Ausblick. Serviert wird Hausmannskost: Erbseneintopf, Schweinebraten und Wurstsalat. Aber auch Vegetarier kommen auf ihre Kosten: Unter den 4-5 Mittagsgerichten ist immer eine fleischlose Option (Hauptgang 3-6 Euro, geöffnet Mo-Fr 7-15 Uhr). Mittwochs ist Waffeltag! 

Trinken Wer im Brunnenviertel in Mitte unterwegs ist, sollte im Hermann Eicke vorbeischauen. In dem minimalistischen Café mit Schwarz-Weiß-Fotografien an den Wänden gibt es ausgezeichneten Kaffee - kein Wunder, schließlich soll der Namensgeber 1880 die erste Kaffeemaschine der Welt gebaut haben. In der Brunnenstraße 45 (U-Bhf Bernauer Straße) wird sein Andenken in Ehren gehalten (Mo-Fr 8-19 Uhr, Sa-So ab 9 Uhr).


   

   

 

¹ neinnein, das geschieht beinahe automatisch mittels eines Filterwerkzeugs im Mailprogramm

27 September 2016

Helden heute

Eine der rührendsten Geschichten der letzten Zeit ist die Goldmedaille von Santiago Lange im Nacra17-Segeln bei der Olympiade 2016 in Rio.

Der Mann ist 54 Jahre alt und an Krebs erkrankt. Seine Vorschoterin Cecilia Carranza Saroli ist halb so alt. Bei Olympia war es spannend bis zur letzten Sekunde, und im letzten, entscheidenden Rennen mussten er und seine Mitseglerin noch gleich zwei Penalties abarbeiten, bevor sie als Sieger feststanden.

Bei World Sailing Show gibt es ein Interview mit ihm, das durch seinen Lebenslauf angereichert wird (s.a. hier unten, Start bei 7min. 22sec.). In dieser Geschichte gibt es so viele Ja-Abers, dass einem schwindlig wird. Selbst während des Interviews fließen der Mitseglerin Cecilia noch die Tränen, als Lange seine Geschichte erzählt. Und da hat sie bereits vier Jahre mit ihm zusammengearbeitet.

Schon dass sie an den olympischen Spielen überhaupt teilnehmen durften ist für den alten Sack eine überaus große Leistung: Sich gegen eine Horde Jungspunde zu qualifizieren, die jünger als seine Söhne sind. Jeder ernsthafte Sportler will doch dort hin.

Santiago Lange und Cecilia sind natürlich total qualifiziert zum Gewinnen, Lange hatte vorher bereits fünf (!) Olympiateilnahmen bestritten und dabei zwei Bronzetaler abgestaubt. Bereits das ist außergewöhnlich, viele haben es versucht, und aufs Podium kommen immer nur ganz wenige. Aber oft stürzen bei Olympia auch die Favoriten ab, oder gerade. Es ist im Segeln bei den olympischen Spielen beinahe die Regel, dass Favoriten die Erwartungen nicht erfüllen¹.

Cecilia hat zig Landesmeistertitel im Laser und war ebenfalls bereits bei Olympia, nämlich 2008 in Peking, wo sie 12. geworden ist.

Das alles heißt also noch gar nichts. Im Segeln kann man zuvor Weltmeister sein und bei Olympia kläglich untergehen.

Dann kommt die Geschichte mit der Krebserkrankung: Krebsgeschichten sind durch Lance Armstrong komplett entwertet worden. Armstrong war es, der seinen Hodenkrebs ständig im Munde führte (sorry, dass musste!) um damit sein systematisches Doping zu tarnen. Seit dieser Premium-Lügner aufgeflogen ist möchte niemand mehr etwas von “überwundenen Krebserkrankungen” im Zusammenhang mit Sport hören.

Im Interview sagt Lange, dass ihn die Erkrankung an Lungenkrebs vor allem total enttäuscht hat: Er habe immer gesund gelebt, nie Alkohol getrunken oder geraucht. Jeder von uns leitet daraus den Anspruch auf ein sorgenfreies Leben ab.

Ein solcher Sportler quält sich aber auch: “In der zweiten bis vierten Woche nach der Krebs-OP bin ich mit meinen beiden Söhnen 500km Fahrrad gefahren”.  Puuuh. Aber er genoss die Zeit mit den beiden Söhnen, die nicht segeln².

Trotz aller Erfahrung war es überaus hart, mit dem Segeln wieder zu beginnen. Im ganzen nächsten Jahr war er ein “angry old man”, der sich über jede Kleinigkeit aufregte. Jeder Segler kennt sowas. Aber die allerwenigsten gewinnen Medaillen. Santiago arbeitete sich aus diesem psychischen und physischen Tief wieder heraus und bezeichnet sich nun als wieder kaltblütig.

Und dann das olympische Rennen selbst: Hier zum Nacherleben.

Santiago und Cecilia sind die Serie bereits sehr gut gesegelt und gehen in Führung liegend ins letzte Rennen (Ergebnisse hier). Direkt beim Start bekommen die beiden jedoch von den Schiedsrichtern einen Penalty aufgebrummt - unberechtigt, wie Der Große Bloguator™ meint. Aber das Wort der Judges gilt, und man braucht nicht damit zu hadern, sonst hat man bereits verloren. “Stress macht langsam!” sagt dazu ein bekannter Korsar-Segler.

Der Kommentator nennt es “a desaster for them! they were in gold medal position!” Plötzlich liegen sie auf der Startkreuz mit Abstand auf dem letzten Platz. Aber nach einer Runde sind sie wieder im Mittelfeld. Dabei geben sich die Konkurrenten sicher auch Mühe.

An der letzten Luvtonne bekommen sie noch einen Penalty, diesmal berechtigt, weil sie sich ohne Vorfahrt an der Tonne unter einem anderen Boot reingewendet haben. Genau solche Fehler macht man, wenn man unter Druck steht. Niemand hat Lust, in so einer Situation einen Strafkreis zu drehen, insbesondere dann nicht, wenn er dafür erst noch den Gennacker bergen muss. Nach der halben Strecke sehen sie es ein und tun es doch. Der Live-Kommentator sieht bereits andere Teams gewinnen, erst die Neuseeländer, dann die Australier.

Und dann kämpfen sie sich entgegen aller vernünftigen Erwartung nochmal ran und überholen genug Konkurrenten, dass es für die Goldmedaille reicht.

Dabei sind die beiden anscheinend sehr sympathische Menschen.

Im Interview kommt auch die Co-Pilotin zu Wort. Cecilia sagt, dass sie das Alter ihres Mitseglers nie wahrnimmt. Ihre größte Schwierigkeit in der ganzen Zeit war es, überhaupt mit einem zweiten auf einem Boot zu sitzen. Der sagte ihr dann wohl auch öfter, dass sie Einhand-Gewohnheiten und Alleinsegler-Macken ablegen muss. Aber sie griff zu, als sich die Chance bot, mit einem dermaßen erfahrenen Segler aufs Boot zu steigen. Wie gesagt, der Typ hat 54 Jahre auf dem Buckel, steinalt für olympische Wettbewerbe.

“Für mich ist das Alter nur eine Zahl. Es geht nur darum, dass du erreichst, was du gerne möchtest. Ich nehme nicht wahr, wie alt ich bin. In den letzten drei Jahren wache ich jeden Morgen auf und versuche, diese Medaille zu gewinnen. Mein Alter kümmert mich dabei nicht.”

Tja.

 


¹ und auch in der NACRA-Klasse sind die Überflieger der letzten Jahre eingebrochen. Also, naja, sie haben im Kreis der besten Segler der Welt keine Medaille gewonnen - das ist nicht wirklich “eingebrochen”

² seine anderen beiden Söhne haben übrigens auch im Segeln an Olympia 2016 teilgenommen, waren aber nicht ganz so erfolgreich.
… ist aber auch schwer, wenn der Alte Gold gewinnt…

21 September 2016

Transportsport

Vorhin ist eine Wespe mit mir in der S-Bahn gefahren, von Pankow nach Blankenfelde. Bis zur Yorckstraße ist sie nicht ausgestiegen, wollte also wohl noch weiter nach Süden. Da erheben sich doch verschiedene Fragen.

Was macht so eine Wespe, wenn sie aussteigt? Erwartet sie, dass sie so tief im Süden viel bessere Menschen zum Nerven findet? Vielleicht sieht Wespenurlaub ja so aus.

Sieht sie dann nach der Sonne und sagt sich “Verdammt, ziemlich weit weg von zu Hause! Bis zum Abendessen komme ich heute nicht wieder heim. Wo ist denn das Hotel am Bahnhof?”

Oder verliert sie vollends die Orientierung und irrt in der ungewohnten Umgebung umher? Wobei sie schon in der S-Bahn reichlich ziellos wirkte und keinen Plan hatte, welcher Sitzbezug nun essbar ist und welcher nicht. Zwischendurch probierte sie deshalb auch die Haltestangen aus Aluminium.

Wenn so eine Wespe dann aussteigt, schließt sie sich vielleicht einer anderen, ebenfalls vom Weg abgekommenen, Wespe an. Zusammen gründen sie einen Miniwespenstaat und streiten bis zum Wintereinbruch zeternd darüber, wer nun die Wespenkönigin sein darf und wer das Volk sein muss.

 

 


es überrascht ja niemanden, dass dieser Eintrag mit Sport nicht das geringste zu tun hat, oder?

ODER?!?

20 September 2016

Zerbrechliche Steine

Viel zu selten schaut Der Große Bloguator™ bei ThisIsColossal vorbei, einer Art Blog über Kunst - im allerweitesten Sinne. Zu selten deshalb, weil dort am laufenden Band großartige Ideen vorgestellt werden. Beispielsweise dieser hier, der sehr zerbrechliche Skulpturen aufrichtet, meistens aus Flusskieseln, aber auch anderen Steinen:

19 September 2016

Sehvermögen

Meine Urgroßmutter quälte mich über zwanzig Jahre lang mit ihrem Gejammer über “Das schlechte Sehen!” Sie ist sehr alt geworden, aber man konnte sie nicht fragen, wie es ihr geht - sonst fehlte ihr kaum was, und die Standardantwort war stets “Das schlechte Sehen!” Die ganze Familie war von dieser Tirade ziemlich genervt.

Wir konnten nicht einmal antworten, dass wir das ja schon wissen, und dass wir auch nicht glauben, dass es sich inzwischen wieder gebessert hat. Natürlich konnten wir so antworten - aber inzwischen hörte sie auch schlecht. Über das schlechte Hören hat sie nie annähernd so geklagt wie über “Das Schlechte Sehen”. Familienintern ging das Bonmot, dass sie “ohnehin nur hört, was sie hören will!”

Nun, die Sache mit dem selektiven Hörvermögen ist ein verbreitetes Phänomen, auch außerhalb unserer Familie. Aber seit einiger Zeit habe ich selbst begonnen, sehr schlecht zu sehen. Allerdings weigere ich mich, darin eine Art Strafe für mein damaliges Genervtsein zu sehen, nur mit dreißigjähriger Verzögerung.

Ich möchte hier also nur in aller Bescheidenheit kurz darauf hinweisen:

ICH LEIDE STILL!

12 September 2016

Spülung

Sonntagnachmittag, Selbstversorger-Küche im Segelverein², der Geschirrspüler hat fertig mit Spülen, ist aber noch voll:
  • EINER kommt auf die Idee, seine Tasse selbst zu spülen.
  • NEUN kommen auf die Idee, ihre Tasse abzuräumen und stellen sie oben AUF den Spüler. Immerhin¹.
  • NIEMAND kommt auf die Idee, den Geschirrspüler auszuräumen.
Definiere Deutschland.




¹ kennt man ja sehr gern aus Büros: 96% der Kollegen schaffen es, ihre schmutzige Kaffeetasse vom Arbeitsplatz bis genau AUF DEM Geschirrspüler zurückzubringen. Die übrigen 4% stellen die Tasse IN DEN Spüler. Diese 4% bin meist ich.

² aber beachte: Die grauenhaften 70er-Jahre-Wandfliesen - von denen sich niemand trennen will.

14 August 2016

Erstaunen

Jesus war überrascht: "Die haben dir ein paar aufs Maul gegeben? Warum denn? Die sind doch sonst total friedlich. Hast du sie provoziert?"

"Gaaar nich..."
 

"Aha, du hast sie also provoziert!"
 
"Der Herr sagt: Die nicht von deinem Stamm sind, reiße mit Stumpf und Stiel aus!"
 

"Wer?"
 

"Dein Papa!"
 

"Wann soll er das gesagt haben?"
 

"Das war ein Befehl!"
 

"Wie: Befehl?"
Jesus versuchte, aus den Ereignissen schlau zu werden - aber mit diesen Jüngern war das nicht leicht.

"Der Herr sagt: Reiße sie mit Stumpf und Stiel aus!"

"Das war ein Witz, Mann! Das war einer von Papas blöden Witzen!"

"Er sagt: Reiße sie aus - du wirst dafür das Paradies schauen!"

"Ja. Von außen."

"...das Paradies schauen!"


"Und dafür lässt du dir aufs Maul geben? Am Ende habe ich die Brüder noch am Hacken, weil meine eilfertigen Jünger sie mit sinnloser Gewalt provoziert haben! Weißt du, die kreuzigen ebenso gerne Leute wie die Römer!"

"Aber es war ein Befehl vom Herrn!"


Jesus war am Verzweifeln: Sein Vater mit seinen dämlichen Witzen und seine Horde humorbefreiter Jünger... täglich musste er mit seiner Erziehung von vorn anfangen. Er sprach:

"Stell dir vor, du stehst auf einem Hausdach."

"Ja."


"Hohes Hausdach."


"Ja."


"Hast dus?"


"Ja."


"...und jemand sagt: Wenn du runterspringst erhältst du tausend Goldstücke dafür."


"So viel?"


"Genau. Du springst also. Und anschließend verlangst du deine tausend Goldstücke."


"Aber dann bin ich doch tot!"


"Tja. Pech."


"Aber dann habe ich doch gar nichts von dem ganzen Gold!"


"Das Leben ist kein Honiglecken."


Jesus liebte es, seine unterbelichteten Jünger mit schiefen Gleichnissen zu quälen. Für irgendetwas mussten die doch gut sein.

Doch da kam auch schon der eine, der seinem Jünger aufs Maul gegeben hatte, und fragte höflich, ob er vielleicht trotzdem beim nächsten Abendmahl mitmachen dürfe. Diese Brüder kamen von weither, aber sie waren gottseidank nicht nachtragend.

12 August 2016

Wiesenfest in Selb (2)

Noch ein wenig atmosphärische Fortsetzung.



Aus der Nähe war das Gedränge übrigens längst nicht so furchterregend, wie es auf den Abbildungen vielleicht wirken mag.


Szenetypisches Fahrgeschäft.


Anderes Fahrgeschäft.


Weiteres Fahrgeschäft.


Eins noch!


Unlizensierte Mickymaus im Gespräch mit den Ordnungskräften.


Der Eingang zum Riesenrad. Der Festplatz befindet sich bereits am höchsten Punkt der Stadt. Das Riesenrad überragt die ohnehin hohen Bäume um etwa das doppelte. Heißt: Man hat einen sehr guten Blick. Es lohnt sich!


Als kleiner Junge musste der Große Bloguator auch so kegeln wie hier. Und sah vermutlich auch so scheiße aus.


Andererseits.


Dieses ist keine Exekution, sondern nennt sich Topfschlagen, Ziel ist, mit verbundenen Augen einen Blumentopf zu zerstören. Nunja, man muss eben Ziele haben im Leben. Rechts im Bild der bisher bereits bewältigte Abraum.


Die blau-weiße Stange ist aus Stahl und entsprechend schwer. (sic!)


Die Sache mit dem Sack über dem Kopf ist weniger entwürdigend als es aussehen mag. Man erfährt dies aber erst, wenn man selbst drin steckt.


Ein Foto, das nichts geworden ist.


Dieses ganze Trachtengedöns gibt es erst seit einigen Jahren. Tanz auf den Tischen war früher auch nicht üblich. Hm.



Nur der Stimmung halber.


Tischetanztrupp.






Wiesenfesttypische Verpflegung.


Sie hatten in diesem Jahr sehr stylische halbtransparente Biergutscheine.

... ich betone: Transparente Biergutscheine!


Und der Festplatz mit seinen vielen hohen Bäumen ist ein sehr schöner Ort. Vermutlich deshalb heißt er Goldberg.





Ja. Ja. Ja.


Tja.

11 August 2016

Wiesenfest in Selb (1)

Und im Anschluss einfach eine Fotoserie vom Wiesenfest in einer kleinen Ortschaft namens Selb.

In Selb ist das Wiesenfest der höchste Feiertag im Jahr, noch höher als Weihnachten und Ostern. Es beginnt am zweiten Freitag im Juli, und am Montag nach diesem Wochenende ist die gesamte Stadt geschlossen. Nein, keine Übertreibung.

Über das Wiesenfest kann man eine Menge sagen, schreiben, beobachten. Aber es gehört zum Konzept dieses Blogs, dass zufällige Betrachter über die gezeigten Abbildungen ruhig selbst ein wenig frei assoziieren mögen. Und los:


... sie haben schöne Plaketten aus dem Stoff, aus dem die Stadt einst gestrickt war: Porzellan.


Zu Wiesenfestfolklore gehört es, dass die Schuljugend Spiele macht.


Ein Tankwagen unter Bäumen. Wasser. Oder Bier. Jedenfalls keine Milch. Sehr wahrscheinlich nicht.


Ein guter Verwandter des Großen Bloguators, wie er aus vollem Herzen mitsingt.


Die Porzellanköniginnen der vergangenen Wiesenfeste.


Sorry, das musste. Kann ja jeder sehen, dass das musste. Oder?


Das zweite Wochenende im Juli ist statistisch wahrscheinlich das mit dem besten Wetter.


Deshalb sitzen diesmal viele Leute draußen.


Es herrscht überraschend entspannte Stimmung.


Der Festplatz ist ein sehr schöner Ort, gelegen an der höchsten Stelle der Stadt, größtenteils geschützt durch hohe Bäume.

10 August 2016

Jubiläum!

Also: Nicht.

Da habe ich doch glatt das zehnjährige Jubiläum dieses Blogs verpasst! Genaugenommen: Vergessen, angemessen zu feiern. Verdammt, wie konnte das passieren? Das ist ungeheuerlich! Wo Der Große Bloguator™ sonst keine Feierlichkeit auslässt!

Was macht man denn so zu einem Jubiläum? Einen Rückblick, oder? Und einen Ausblick, auf die Zukunft am besten. Hm. Dafür fehlt mir leider derzeit ein wenig der Vortrieb. Wie der regelmäßigen Leserin und dem regulären Leser die abgenommene Postingfrequenz sicher auch aufgefallen sein dürfte.

Dabei mangelt es gar nicht an Ideen: Eine Dracula-Story. Eine Geschichte, in der Nazis böse ihr Fett wegkriegen. Eine Serie namens Neid-Gier-Geiz - d.h. über das Deutschland der Gegenwart. Darüber hinaus liegt noch eine Menge altes Material herum, welches aus den unterschiedlichsten Gründen nicht ganz fertig geworden ist. Meist, weil Biertrinken oder Segeln *noch wichtiger* war, als Geschichten zu schreiben¹.

Hier kommt erstmal ein Foto aus dem Bierzelt vom Selber Wiesenfest²:

… wo es der einheimischen Jugend einen besonderen Kick gibt, auf Bänken und Tischen zu stehen, während die rote Kapelle spielt.






¹ note to self: “Tortenschlacht”, “Artefakt”
² nicht, dass ich von diesem Versagen ablenken wollte. Gaaar nicht!

28 Juli 2016

Demo

Nach der Demonstration der Besorgten Bürger und der Ansprache von Alexander Gauland grölten die Patrioten "Kauft nicht beim Moslem! Wir sind das Volk!"

Dann bekamen sie Hunger. Außer dem Döner-Imbiss gab es aber in der kleinen Ortschaft nur noch weniges, das sich  halten konnte. Der Reporter von der überregionalen Zeitung fragte aufmunternd einen, der ihm auf den ersten Blick nicht ganz so unsympathisch erschien wie die meisten: "Sage mal, jetzt ne satte Currywurst, oder?"

Der musikalische Teil setzte ein, Hymnen wurden gesungen. Der “besorgte Bürger” mochte Anfang dreißig sein und wirkte eigentlich nicht so, als ob er sich für Politik interessiere. "Nee,  gibt hier keine Curry, wir gehen immer zum Döner. Ist auch lecker." Der Reporter fragte sich, ob sich überhaupt irgendeiner der anwesenden Fremdenfeinde der ausländischen Herkunft von Döner-Kebap bewusst sei.

Dermaßen irritiert schlich er also zum Döner-Imbiss und bestellte den großen Döner-Teller mit viel Fleisch. Und ein Bier. Er bestellte besonders in mutmaßlich moslemischen Läden gerne Alkohol, sein Test zur Weltoffenheit des Wirtes. Allerdings gab es weder EFES noch irgendein anderes türkisches Bier. “Läuft hier nisch” sagte der Mann hinter dem Tresen und gab ihm ein Sternburg. Um die Stimmung in der Ortschaft ein wenig einzufangen - Atmosphäre und so - begann er, den Dönermann zu interviewen: "Und außer ihrem Imbiss gibt es hier nichts weiter?"

Der Dönermann war offensichtlich türkischer Abstammung. Nun, was ist schon offensichtlich, was ist schon türkisch, was ist schon Abstammung? Der Reporter bemerkte also, dass der Imbissmann mit seinen glatten schwarzen Haaren und dem dunkleren Teint einen leichten Akzent hatte. Dönermann antwortete: "Nee, nischts, außer dem Fidschi da drüben!"

Reporter: "Äh, sie meinen das Chinarestaurant?" Zwanghaft erarbeitete er in Gedanken ein Bild von der Entfernung zwischen Shanghai und der zentralen Südsee.

Inzwischen war nach dem Absingen aller Strophen des Deutschlandliedes auch der besorgte Bürger am Imbiss eingetroffen: "Sagt er doch, der Fidschi!" und der Dönermann bekräftigte "Sag isch doch, der Fidschi!"

Der Reporter murmelte "Ich spende Hundert Euro an die Thilo-Sarrazin-Stiftung für debile Rassisten." Sein Regionalzug ging erst in einer Stunde. Er orderte lieber noch ein Bier. Nebenher fragte er den Dönermann "Und - würden sie AfD wählen?"

"Klar! Sind Patrioten!"

"Aber die sind gegen Einwanderer! Die hetzen die ganze Zeit gegen jeden, der nicht von hier kommt!"

Der Dönermann munter "Wieso? Sind Patrioten! Sind gute Leute!"

"Aber haben ihnen die Hetzer nicht kürzlich den Imbisswagen angezündet?"

"Waren Nazis. Sind Arschlöcher!"

Der besorgte Bürger "Wir sind nämlich keine Nazis! Wir wollen bloß keine Ausländer die unsere Frauen vergewaltigen! So Moslems und so! Flüchtlingsmusel!"

Der Dönermann zustimmend "Genau! Muss man sisch mal anschauen, so wie die Frauen hier rumlaufen, da dreht doch jeder Flüschtling dursch!"

Der Reporter hatte inzwischen drei Bier getrunken und ihm war vieles egal. Er murmelte "Noch hundert Euro an die Thilo-Sarrazin-Stiftung für minderhirnige Rassisten."

Der Besorgte Bürger hatte offensichtlich nur das wichtigste verstanden und fragte ganz aufmerksam: "Echt? Die Thilo-Sarrazin-Stiftung? Was macht die denn so?" Reporter resigniert: "Die fördert so Leute wie dich. Musst nur beweisen, dass du anspruchsberechtigt bist. Und schon fördern sie dich."

Und der besorgte Bürger sehr arglos, aber aufmerksam: "Echt! Wie geht das denn?"

Der Reporter wünschte sich nur noch nach Hause. "Na, du musst nur aufschreiben, was ihr heute alles gesungen und gerufen habt. Am besten wörtlich. Und wie gut du dabei warst. Und warum du das machst. Und deine Adresse, die brauchen natürlich deine Adresse, sonst wissen die ja gar nicht, wo sie das Geld hin schicken sollen."

"Geilo! Wie viel kriegt man denn da so?"

"Na, nicht viel, aber so n paar hundert im Monat werdens schon sein."

Das konnte sich am Lohn eines angelernten Bauhandwerkers auf dem Land durchaus messen lassen. "Geilo!"

Zum Glück kam der Zug in wenigen Minuten. Der Reporter zog erschöpft ab. Der besorgte Bürger rief noch "Wie finde ich die denn?" und der Reporter darauf nur "Musst du im Internet kucken! Thilo-Sarrazin-Stiftung! Sorryichmuss..."

Im Regionalzug brauchte er eine halbe Stunde, um wieder zur Besinnung zu kommen, erst die Demo und dann noch das Gespräch am Imbiss... obwohl er in einer Stunde zu Hause sein würde rief er seine Frau an. Sie hatte furchtbare Laune, aber es war ihm alles so egal und er sagte ihr mehrmals, wie sehr er sie liebe.

Das kam so eindringlich und wahrhaftig, dass sich sogar ihre schlechte Laune legte.

Nach dem Telefonat griff sich der Reporter seinen Laptop. Er sicherte sich die Internetadresse "www.thilo-sarrazin-stiftung-fuer-debile-rassisten.de" und eröffnete dazu auch gleich noch einen Facebook-Account.

Er überlegte kurz, ob er die Zugangsdaten zu dem Facebook-Profil direkt dem Verfassungsschutz geben sollte. Dann erinnerte er sich an die Effizienz, die die Verfassungsschützer in den letzten Jahren bewiesen hatten und verknüpfte das Profil lieber mit der Antifa.

Nachdem alles erledigt war schloss er eine Wette mit sich selbst ab. Ein Wette darüber, wie lange es wohl dauern würde, bis es im Internet hieß, die Thilo-Sarrazin-Stiftung sei von der Antifa gehackt worden.

18 Juli 2016

Automatenzweikampf

Der Große Bloguator ™ ist ja auch ein Freund der absurderen Vergnügungen - insbesondere dann, wenn dabei keine Menschen verletzt werden. Oder nur ganz wenige, die selbst schuld sind.

Die BattleBots-Szene gibt es wohl schon ziemlich lange, früher wurde sowas anscheinend auch im deutschen Privatfernsehen zu bester Kinderfernsehzeit übertragen.

Letztlich geht es da doch irgendwie um Zerstörung und um die Freude an sublimierter Gewalt. Hm? Ach, seht selbst:

 

05 Juli 2016

Abbrechen!

"Möchten Sie einen Fehlerbericht an [Datenkrake Ihrer Wahl hier einsetzen]¹ senden?"

Solche Meldungen erhält man als Computer- oder Smartphonenutzer ziemlich häufig. Und sie nerven ganz erheblich. In der Regel möchte man nicht nur keine Fehlerberichte an unbekannte Leute senden - man möchte auch diese penetrante Frage nicht mehrmals täglich gestellt bekommen.

Man kann als Antwort JA oder ABBRECHEN  antippen. Außerdem gibt es eine Box für das Häkchen "DIESE AKTION AB JETZT IMMER DURCHFÜHREN".

Natürlich setzt man das Häkchen und bricht dann aus naheliegenden Gründen ab. Aber *selbstverständlich* wird der Wunsch mit dem Häkchen nur gespeichert, wenn man mit JA antwortet. Sonst nicht - weil: Die Aktion wurde ja abgebrochen, nicht wahr?

Und damit erhält man die penetrante Frage weiterhin mehrmals am Tag. Den IT-Leuten, die sich das ausgedacht haben², wird bis zum jüngsten Tag niemand beibringen können, dass mathematische Logik und sinnvolle Benutzbarkeit nicht immer dasselbe sind.

 

 


¹ falls hier wirklich irgendjemand überlegen muss, beispielsweise: Micro$oft, Google, Apple, Facebook…
² a.k.a. “Grundschüler mit Hochschulabschluss”

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