25 Mai 2009

Feuerteufel

In Seglerkreisen ist Der Große Bloguator™ als Feuerteufel berüchtigt. Wie es sich mit Gerüchten meist so verhält beruht dieser Ruf auf einer einzigen unglücklichen Begebenheit, welche leider unter Zeugen stattfand:
 
In einer Mischung aus Euphorie und Unbesonnenheit wurde Kaffeewasser in einem Zelt auf einem Gaskocher aufgesetzt und dann nicht ausreichend beaufsichtigt. Die ursprünglich über den First geschlagene Zelttür wurde vom Wind heruntergeweht, schaukelte noch zweimal über den Kocher und blieb dann daran hängen. Daraufhin entzündete sie sich und brannte mit Teilen des Zeltes ab. In der Nähe gab es allerdings Feuerlöscher, die von Zeltnachbarn exzessiv benutzt wurden.

Bei der Rückkehr des Feuerteufels Großen Bloguators™ stand dort ein rauchendes, ramponiertes Zelt-Gerippe, dem 4qm Zeltbahn fehlten, und das dafür mit einer beißenden weißen Staubschicht bedeckt war. Das Löschpulver kroch in alle Hautrisse und Poren und brannte entsetzlich... war zum Glück der letzte Tag des Zeltaufenthaltes. Und ist inzwischen 6 Jahre her. Verschiedene Teilnehmer erinnern sich leider immer noch daran und geben die Geschichte weiter.¹

So weit. Erst kürzlich fiel mir die unglückliche Kontinuität der Ereignisse auf: Mir ist nämlich früher schon mal ein Motorrad abgebrannt. Selbstentzündung. Und später beging meine Waschmaschine auf dieselbe Weise einen Selbstmordversuch. Die konnte aber gerettet werden. Die Technik hasst mich! Oder misstraut mir. Und hasst sich.

Das alles ging mir wieder durch den Kopf, als ich diesen Beitrag bei English Russia sah: Da hat sich ein nagelneuer Ferrari kurz nach Verlassen des Autohauses in Rauch und Asche aufgelöst. Die Feuerwehrleute standen bewundernd drum herum und hatten nichts wichtigeres zu tun als Fotografieren. Die Besitzerin war schockiert. Ich glaube, ich muss sie dringend kennenlernen.



¹ dem Zelt geht es inzwischen wieder sehr gut. Nach der Reparatur durch eine diesbezüglich überaus begabte Bekannte sieht es sogar besser aus als vorher. Die makellos eingesetzte neue Zeltbahn wirkt wie vom Designer dahin entworfen.

22 Mai 2009

Bauschaum, die 401te

Zuweilen bin ich ganz überrascht, wenn jemand mit mir einer Meinung ist. Das kommt seltener vor, als ich mir wünsche - aber vielleicht doch öfter, als ich befürchte. Zusammenhang: Hier im Blog kommt es immer wieder zu freudlosen Predigten über Bauschaum und seine Anwender, die Bauschäumer.

Bauschaum ist der materialisierte Glaube, man würde irgendetwas ohne Anstrengung und gleichzeitig ganz ohne Kenntnisse erreichen. Natürlich wünscht sich das jeder. Aber wenn man halbwegs bei Verstand ist, wünscht man sich ja auch Weltfrieden und den Menschen ein Wohlgefallen. Wenn man halbwegs bei Verstand ist, weiß man allerdings auch, dass das nix wird.

Typische Eigenschaft von Bauschaum ist, dass er das kritische Denkvermögen irgendwie dämpft... ausschäumt? Es ist einfach zu verführerisch. Und dabei rauscht es auch noch so schön, wenn der Schaum aus der Tube quillt, und kribbelt ein wenig in den Fingern.

Und jetzt zurück zum Thema: Der klassische Heimwerker hält Bauschaum für die Lösung von ALLES. Er glaubt, so ziemlich jedes Problem ließe sich mit Bauschaum lösen. Früher war Silikon das Wundermittel. Wenn etwas nicht passt - Bauschaum. Wenn man keine Fenster einbauen kann - Bauschaum. Türzargen - dasselbe. Und wenn Dielen knarren - natürlich Bauschaum! Was denn sonst? Silikon und Bauschaum ersetzen Wissen, Können und Geduld.

Der echte Heimwerker versteht nur, was er verstehen will. Weitere Eigenschaft des typischen Heimwerkers ist, dass er Fachleuten nix glaubt - und sei es noch so stichhaltig begründet - wohl aber anderen Heimwerkern. Und dass er sein Wissen beseelt weitergibt, wie auch das seiner Bastelkumpane, die auch alle mal einem richtigen Handwerker beim Entladen seines Fahrzeugs zugesehen haben und deshalb folgerichtig glauben, sie könnten seine Arbeit selbst doch eigentlich genauso gut.

Also: Es hilft nix, es ist egal, man kann sich den Mund fusselig reden. Daher als Zeugnis eine weitere Diskussionsrunde zum Thema: "Kann man mit Bauschaum das Knarren von Dielen verhindern?": Sinnlos Bauschaum dielen.

Nein, man kann nicht.

21 Mai 2009

Kreuzberg aktuell

Manchmal steht man ja neben sich. Mir ging das vorgestern den ganzen Tag lang so: Alles, was ich angefangen habe, ging schief. Nicht nur aus Unaufmerksamkeit, aber schon auch.

Schraubenladen in Kreuzberg. Ein Einkauf dort dauert immer eine Stunde: Viertelstunde warten, Viertelstunde Verlesen des Einkaufszettels, dann verschwindet der Schraubenmann in den Tiefen des Lagers, Viertelstunde, und dann noch eine Viertelstunde für die Abrechnung. Egal was man kauft: Immer eine Stunde. Ein Artikel oder vierhundert. Sie haben einen extra Wartetisch mit Stühlen, und einen Kaffeeautomaten. Im Schlossereifachgeschäft! Fehlt eigentlich nur noch das Abo vom Lesezirkel.

Ich stehe in der Schlange und warte. Kommt einer rein, in meinem Alter, Fahrradkleidung. Ist ja Kreuzberg. "Ist das ihr Rennrad da draußen?" Der sagt SIE zu mir. Kreuzberg, in meinem Alter - oh mann!

"Äh, ja, das rote?" "Ist das Absicht dass das Schloss dranhängt und offen ist?" Sage ich halt auch SIE zu dem. "Sie wollen doch bloß meinen Platz in der Schlange, oder?" "Nein! Eeeehrlich!" "Wirklich ehrlich?" "Bestimmt!" "Kann ich zurück an meinen Platz in der Schlange wenn ich wieder reinkomme?" "Ja, versprochen!"

Ich also raus und finde mein Fahrrad so vor:


Muss man erstmal schaffen, den Schlüssel rumdrehen und dann weggehen bevor der Bügel runterfällt, das dauert ja nur eine Zehntelsekunde. Oh mann.

Aber andere stehen die ganze Zeit neben sich, glaube ich. Immer. Beim Wieder-Reinkommen sehe ich das Schild an der Tür:


Wirklich durchgehend geöffnet? Die ganze Zeit? Echt?!? Super! Echte Kundennähe!




Vielleicht sollte ich noch erläutern, dass ich bereits einen Tag vorher um genau 15.46h an genau dieser Tür gescheitert war.


20 Mai 2009

Sonnenschutz

Man soll ja nicht über die Kollegen lästern - sonst hat man besonders viel Grund zur Reue, wenn es einen selbst wieder mal trifft.
Andererseits.


Von meinem Arbeitsplatz aus sehe ich durchs Bürofenster genau auf das Dachgeschoss im Nachbarhaus. Berliner Altbau, Seitenflügel, über dem vierten Obergeschoss. Und dort kann ich seit einiger Zeit zuschauen, wie sich die hier abgebildete Sonnenschutzanlage langsam aber stetig zerlegt.


Das liegt daran, dass nie jemand das Ding hoch fährt, aber der Wind darauf keine Rücksicht nimmt und dennoch unablässig daran rüttelt. Das hält auf Dauer der beste Sonnenschutz nicht aus. Zumal, wenn er ein wenig unzureichend konstruiert ist, und wahrscheinlich doch über die eine oder andere scharfe Kante verfügt, an der sich das Tuch langsam aufschlitzt.

Wie wir erkennen können, ist das bei den drei Tuchbahnen im rechten Feld bereits geschehen. Wenn es windig ist kriegt man sehr einleuchtend vorgeführt, dass es bei den anderen Bahnen auch nicht mehr lange dauern kann.

Der Ästhet unter den Konstrukteuren hätte auch zu bemängeln, dass die ganze Anlage ein wenig unbeholfen vor das Fenster gebastelt ist. Von Leuten, die eigentlich Profis sein sollten - solche Anlagen im fünften Stockwerk kann kein Amateur, sowas gibts nicht im Baumarkt. Noch nicht.

Wie es sich wohl hinter permanenten flatternden Tuchbahnen lebt, darüber kann man spekulieren. Kennt hier zufällig jemand die Rosa-Panther-Filme? Der Gegenspieler von Inspektor Clouseau ist nicht etwa ein Krimineller, sondern der Inspektor Dreyfuss, der von Clouseau in den Wahnsinn getrieben wird. Dreyfuss hat diverse schlimme Ticks.

Etwa so stelle ich mir die Bewohner dieses Dachgeschosses vor. Wahrscheinlich eine Eigentumswohnung, und die Leute dachten, sie erwerben etwas besonders wertvolles. Der Kaufpreis legte diesen Schluss bestimmt nahe.

Am besten daran ist aber ein erstaunliches Detail: Das riesige Fenster zeigt genau nach Süden. Volltreffer der Kollegen Arschitekten. Vermutlich wurde die Südlage noch als besonders werterhöhendes Merkmal angepriesen.

Jeder Laie ahnt und jeder Architekt weiß ... sollte wissen ... dass sich Dachgeschosse bei Sonnenschein besonders gut aufheizen. Das Stichwort heißt "Barackenklima" und beschreibt einen konstruktiv schwer auszuräumenden Mangel an Speichermasse. Wenn man hingegen ein Gebäude solar beheizen will, stellt man eine Glaswand vor die massiven Bauteile. Die Sonnenwärme kommt rein, geht aber nicht gleich wieder raus.

Das dämlichste, was man also bei einem Dachgeschoss tun kann ist, eine großflächige Verglasung zu bauen. Zumindest nach Osten, Süden oder Westen.

Die Sonnenschutzanlage die hier allmählich zerfällt, ist der Offenbarungseid für so ziemlich alle, die an diesem Werk beteiligt waren - und zeigt irgendwie eine Art selbstregulierende Gerechtigkeit. Das hat man selten am Bau.

17 Mai 2009

Brot

... normalerweise heißt "Vollkorn", dass beim Mahlen des Getreides die wertvollen Bestandteile nicht vor dem Verkauf rausgefischt und woanders verscherbelt werden...

Vor ein paar Tagen habe ich in der Bäckerei Beumer & Lutum ein Roggenmischbrot gekauft, Vollkorn. Lecker. Aber ich muss mal fragen, ob sie dieses Brot nicht auch mit gemahlenem Getreide backen können. Die Hälfte der Bestandteile dieses Brotes hatte jedenfalls nie eine Mühle gesehen. Solche Implantate gibts auf der ganzen Welt nicht, mit denen man solche Körner klein kriegt!

Vielleicht wird die Bäckerei auch direkt von der Zahnarztinnung gesponsort. Wenn man sich nicht sowieso beim Verzehr einige Zähne abbricht denkt man so doch wenigstens daran, wieder einmal einen gründlichen Check der Kauleiste machen zu lassen.

Da fällt mir die Frage von Max Goldt ein: "Wann endlich werden die deutschen Bäcker lernen, dass die Körner in das Brot gehören und nicht oben drauf?" Ich frage ergänzend: "Und wann endlich werden die Öko-Bäcker zum Verzehr bestimmte Körner endlich wieder mahlen?" Schon geschrotet wäre ein Fortschritt.

Sag mir doch einmal, Herr Bäcker
dieses Brot ist wirklich lecker -
warum musst du mich so quälen?
Glaubst du dass aus stabilen Stählen
meine Zähne angefertigt sind?

Ich fürchte, dieser Bäcker spinnt.
Das hat mit den Kollegen er gemeinsam
hart ist gesund und
ungesund macht einsam
jedenfalls im Müsli-Öko-Vollkorn-Bio... Bio ... dings...?

...ach, Käse, reimt nicht. Lasse ich das eben mit dem Reimen. Biotop! So!

16 Mai 2009

Erscheinung

Es gibt immer ein erstes mal. Kürzlich habe ich zum ersten mal in meinem Leben in einer Unterhaltung das Wort "sitt" fallen hören, fast ganz ernst und ohne Häme vorgebracht und sogar im richtigen Zusammenhang: "Nowasdringney?" "Nein danke, ich bin sitt." Das mit dem richtigen Zusammenhang ist unter diesen Umständen ja schon unwahrscheinlich.

"Sitt" zählt immer noch zu den eher seltenen Wörtern im deutschen Sprachraum. Erstaunlich insbesondere, wenn man bedenkt, dass es bereits vor zehn Jahren auf Initiative der Duden-Redaktion erfunden wurde, die ihren Duden anscheinend nicht voll kriegte. Jedenfalls nicht voll genug. Dabei verhält es sich genau wie mit dem Hals und dem Bier: Sitt ist man oft zu spät.

15 Mai 2009

JCC - Psycle Sluts

... ich habe dieses Jahr noch gar keine Werbung für John Cooper Clarke gemacht, den ich so sehr schätze.

Fiel mir auf, als ich ihn¹ Anfang der Woche zum ersten mal seit etwas mehr als 25 Jahren(!) im Radio gehört habe. Danke, Wolfgang Doebeling!

Und: Ich will auch diese Droge haben, die einen auf solche Ideen kommen lässt.

Dringend!

Eilt!



O-Ton:
Hello there.
This site is now under new management and as an opening gesture would like to offer as a free download the bootleg album "Ou est la maison de fromage"

¹ und: Laut!

14 Mai 2009

Wettbewerbe

Meine Arbeit verschlägt mich derzeit regelmäßig vom schönen Schöneberg ins nicht ganz so schöne aber umso angesagtere Kreuzberg. Richtig: Umgebung Schlesisches Tor...

Hier läuft grade ein Besonders-scheußliche-Sonnenbrillen-Contest. Wahrscheinlich kann man irgendwas gewinnen wenn man sich optisch dermaßen verstümmelt, nehme ich an.

Das gabs in Prenzlberg-Mitte vor fünf Jahren auch schon mal. Damaliges Top-Style-Accessoire: Die Insektenaugen-Sonnenbrille. Mit der sah jeder Prenzlberger aus wie eine Gottesanbeterin nach dem fünften Bier. Also wie ein ganz besonderer Idiot.

In Kreuzberg im Moment der absolute Renner ist das Modell "Paris Hilton".

Eins ist mal sicher: Die Menschheit lernt auf Dauer nicht dazu.

13 Mai 2009

Im Schlesi

Der U-Bahnhof Schlesisches Tor ist ein Anachronismus in Gusseisen und Sandstein. Der Bahnsteig der sogenannten Untergrundbahn liegt im ersten Stock, und ein "Tag" im herkömmlichen Sinne dauert dort von etwa acht Uhr morgens bis kurz nach Mitternacht. So viel zur Erläuterung vorneweg.

Normalerweise und tagsüber ist die ebenerdige untere Halle vom U-Bahnhof Schlesisches Tor voll mit nervigem Volk: Geschäftstüchtige Ticketverticker wollen einem gebrauchte Fahrkarten zum halben Preis andrehen "Ganz billich! Kannste noch zwei Stationen mit fahren!" und Punks mit Hunden schnorren einen an, ohne eine Gegenleistung dafür anzudrohen. Naja, bis auf, dass sie einem dann einen schönen Tag noch wünschen und ein angenehmes weiteres Restleben und Glück und auch Gesundheit und auch für die Familie und so.

Dazwischen die hippe Schlesi-Jugend der Gegenwart mit ToGo-Kaffee, LKW-Planen-Tasche und ganz wichtigem Blick. Oder in Kreuzberg auch gerne mal mit einer offenen Flasche Bier in der Hand, man soll ja das Trinken nie vergessen, muss man immer parat haben. Oder in weiblich mit Chichi-Täschchen und fettiger Imbissketten-Pizzazunge.

Oder Typen, von denen man nicht weiß: Sind das jetzt moderne Nazis oder tragen die das coole schwarze Nazi-Outfit einfach nur wegen ihrem sehr schlechten Geschmack?

Durch dieses ganze Gesocks in der unteren Halle vom U-Bahnhof muss man sich normalerweise tagsüber eine Gasse schlagen. Gegen Abend lässt die Versammlungsfreude zum Glück etwas nach, aber eigentlich ist man in dieser Halle nie allein.

Neulich abend war es allerdings anders. Da saß ein Typ, der aussah wie ein pattexschniefender osteuropäischer Nazipunk, mit fahlem Gesicht, Springerstiefeln, ausgebleichten knielangen Jeans und Bürstenschnitt, und spielte Cello. Und zwar exquisit. Überaus exquisit!

Vor Straßenmusikern bleibt in Berlin kaum jemand stehen, weil die in der Regel nervig und exquisit untalentiert sind. Und die BVG, unser großes Nahverkehrsunternehmen, hat sogar mal erwogen, durch das unaufhörliche Abspielen von Klassik zwischen den Ansagen die Obdachlosen aus den Bahnhöfen zu vertreiben. Das sagt einerseits viel über das Menschenbild der BVG-Oberen aus, aber daran konnte man sich an diesem Abend neulich erinnert fühlen: Die untere Halle vom U-Bahnhof Schlesisches Tor war nämlich leer - auf den ersten Blick.

Sobald sich die Augen an diesen unerwarteten Anblick ein wenig gewöhnt hatten, bemerkte man aber doch Menschen: In den Ecken, hinter dem Fahrkartenautomaten, auf den Treppenpodesten und bis oben zum Bahnsteig standen verschämt einzelne Leute und lauschten ergriffen dem Cellisten. Das ging so weit, das sie ihm sogar Geld gaben. Sowas ist üblicherweise das absolute No-go! Erstaunlich.

Da frage ich mich, was aus Kreuzberg noch werden soll.

11 Mai 2009

Beachte!


Es heißt
- geschickt

- geneckt

- gefickt

- geleckt
aber
- strikt

- Respekt

- defekt !


Das musste wohl mal wieder gesagt werden.

08 Mai 2009

Perspektive

Wenn man immer öfter sagen kann "Das ist jetzt 40 Jahre her und ich kann mich dran erinnern. Ich war nämlich dabei." - das ist furchtbar.

05 Mai 2009

Bauchladen

Hm. Weiß jetzt nicht so recht, ob ich das unter der Rubrik "Helferlein Rechtschreib" oder "Allgemein seltsame Ideen" einordnen soll. Seht selbst:


Ja, ganz recht, ich merke es doch auch: Da fehlen die Leerzeichen im Suchfeld. Aber das hat eine Maschine so erzeugt. Man sollte doch meinen, dass sich wenigstens Maschinen untereinander verstehen?

Eigentlich hat das ja sogar ganz gut geklappt. Bis auf den Umstand, dass das Google-Wörterbuch den Begriff "wiebaucheinen" kennt. Mir hingegen war der ganz neu. Aber Volksmund spricht:
"Man wird alt wie eine Kuh und lernt immer noch dazu..."
Noch viel seltsamer sind die Ergebnisse, die man bekommt, wenn man die Leerzeichen an der richtigen Stelle einfügt:


Und am seltsamsten ist, dass dieses kleine Blog dann in den Ergebnissen auftaucht.

04 Mai 2009

Notizen vom Wochenende

Am letzten Wochenende war Der Große Bloguator™ wieder bei einer Segelveranstaltung seiner Bootsklasse¹. Zum Rahmen­programm gehört dann meist auch ein Tanzabend mit Disko. Der etwa gleichaltrige DJ hatte einen guten, aber sehr uneinheitlichen und schwer zu charakterisierenden Geschmack. Daher die Frage an ihn:
"Sage mal: Warst du in deiner Jugend nun eigentlich Punk oder Kiffer?"

"Weder noch."

"Was gabs denn sonst noch?"

"Ich war Opportunist."

"Ach ja, stimmt. Das wollte ich auch gern. Aber sie haben mich nicht mitmachen lassen..."

²


¹ die Fotos sind nicht vom Ijsselmeer
² ... und "Bela Lugosi's dead" ist wohl das einzige interessante Stück, das BAUHAUS je zustande gebracht haben.


Musik und Tön


IV. Staffel - Bustourkatharsis

11. Vom Einbiegen auf die lange Gerade

dem siggi jeht et inzwischen wieder viel besser, der is in psychischer behandlung und so lange ihm keener mit nem schießeisen unter die augen tritt is allet jut.

in der behandlung lernt er jetzt wohl, dass er leuten wie dem linus ne waffe wegnehmen darf, sie aber nachher leben lassen muss. mir hat er jeschworen, dass er dit wohl ooch wirklich schaffen wird. er fährt jetzt seltener bei mir im bus mit und macht dafür mehr sport.

nur meine frau liecht mir in den ohren, dass ick mir nen andern job suchen soll. aber ick finde den jar nich so schlecht. außer mit dem linus hatte ick immer janz wenich ärger, und wenn ick die frühschicht fahre kann ick am nachmittach wat mit unsere tochter machen.

dit findet meine frau denn ooch wieder jut und so is der familienfriede immer schnell wieder herjestellt.

03 Mai 2009

Musik und Tön


IV. Staffel - Bustourkatharsis

10. Von den Wendungen im Leben


die krankenversicherung hat dem linus wieder zuerst den anwalt bezahlt, aus naheliejenden gründen - aber der anwalt stand diesmal auf völlich verlorenem posten: der redete über siggi und schwafelte da wat von "gewalttätig", einer „tickenden zeitbombe" und irgendwo aus dem publikum hörte man raunen „die zeitbombe sitzt ja wohl woanders". der richter sachte dazu jar nüscht, der hatte noch nich mal lust, um ruhe zu bitten und ick gloobe, er musste een kopfnicken unterdrücken.

siggi hatte den jungen fachjerecht entwaffnet, war also erstmal nothilfe. und für die tracht prügel war er völlich unzurechnungsfähig. vorher hatte er sich nie irgendwat zuschulden kommen lassen, nich die jeringste kleinichkeit, keen alkohol, keene drogen, der fährt ja noch nich mal selber auto. der jerichtliche psychologe fand, „dass von ihm im weiteren keine gefahr ausgeht".

damit wurde er frei jesprochen, ohne irgendwelche einschränkung. der richter meinte, dass et ja wohl ausjesprochen unwahrscheinlich is, dass er in deutschland noch mal in so ne verlegenheit kommt, dass eener ne waffe vor ihm rumwedelt.

ick dachte bei mir, dass ick da andere erfahrung habe, wollte den richter aber in seiner neutralen urteilskraft nich beeinträchtijen. hieß schlussendlich: siggi is nich nur frei - er muss ooch nich zahlen.

der neue krankenhausaufenthalt von dem linus war nämlich noch um einijet länger als der letzte und damit um einijet - wirklich so einijet - teurer. der hatte wochenlang uff intensivstation jelegen und monatelang liebevolle pflege jebraucht, außerdem etliche operationen. dazu noch die rehabilitierung.

ick schätze, dass et da etwa um den wert von nem einfamilienhaus jeht, oder wenichstens von ner schicken wohnung. die kohle wird die versicherung wieder haben wollen, vermute ick. jedenfalls wird se dit versuchen - hat se ja schon mal. und von siggi kricht se nüscht.

bin ick jespannt, ob die eltern überhaupt noch zahlen können. wenn se vorher nich schon ruiniert waren: danach sind se mit sicherheit. allet, wat die jemals in ihrem leben noch verdienen können jeht dafür drauf.

damit hat et ihr verzogener sprössling jeschafft, nich nur sich selber sondern sogar noch seine familie in die armut zu stürzen.

außerdem isser inzwischen fünfzehn und strafmündich. und wer leute mit ner waffe bedroht, macht sich straffällich. besonders denn, wenn er vorher schon mit nem messer erwischt worden is. ick weeß nich wat aus dem jungen überhaupt noch werden kann und denke mir: nich viel. aber dit war ooch schon vorher klar.

muss aber wohl nich meine sorge sein. dit is sache von die eltern, die ihm immer einjeredet haben wie sehr er der größte is und sich nüscht jefallen lassen muss. ick hoffe, ick treffe den nie wieder, sonst kann ick für nüscht garantieren.


02 Mai 2009

Musik und Tön


IV. Staffel - Bustourkatharsis

9. Vom noch mehr Dazulernen


der anwalt von siggi bestand uff psychischem gutachten. ick habe mich erst jefracht, wat der mumpitz soll, aber dit war janz richtich. dabei kam nämlich raus, warum er vom militär weg is und frührentner jeworden: in afrika war een ausländischer kollege den er jut kannte von schüsse jetroffen worden, janz in seine nähe. und er konnte ihm nich helfen, weil se unter beschuss lagen und irgendwann war der kollege verblutet.

die angreifer hatten den beschuss wohl absichtlich so lange durchjehalten bis sich der kollege nich mehr regte und sind denn johlend abjezogen. dabei waren die europäer nur da damit se verhindern, dass sich die einheimischen gegenseitich abschlachten.

danach ham se ihn beim militär psychologisch behandelt. sowat jehört ja ooch zum kriech dazu, selbst wenns nich der eigene kriech is, da muss man durch, dass mal eener stirbt. die leute beim militär verstehen sich ja als profis in sachen kriech.

deswegen kam nach ner weile sein einsatz in afghanistan. er war ja profi sonst. und da wollten se jerne profis hinschicken.

dort wurden zwei kollegen von nem maschinenjewehr jetroffen und waren tot, wieder een juter freund und janz in siggis nähe. siggi hatte mit einem von denen platz jetauscht, sonst hätte die salve ihn erwischt, und er war dabei, als der jestorben is.

da isser denn durchjedreht, hat sachen zu kleinholz jemacht, rumjebrüllt, dass er die feigen killer alle schlachten wird, richtich aufräumen, jeden, den er mit ner waffe antrifft, und wat man in solchen fällen wohl so sacht.

ick kann mir dit jar nich vorstellen, ick kenne den siggi nich so, dit isn überaus friedfertijer mensch und wenn ick nich bei der sache im bus dabei jewesen wäre hätte ick niemals glauben können, diss er dit war.

nu wollten die in afghanistan nich, dass der in seiner verfassung in so ner heiklen jegend rumläuft, mit lauter hochjezüchteten waffen. wusste ja keener, wat er tun würde. deshalb ham se ihm ne abfindung jegeben und ihn nach hause in frührente jeschickt.

konnte ja niemand ahnen, dass er in so nem popligen zivilen bus ausjerechnet in deutschland wieder in jenau so ne situation kommen würde.

kurzer rede langer sinn: siggi war traumatisiert - und damit für diesen speziellen fall völlich schuldunfähich. hatten ja alle jesehen, dass der linus mit ner pistole rumjefuchtelt hat. die war sogar scharf und jeladen. kann sich keener ausmalen, wat da hätte passieren können.


01 Mai 2009

Musik und Tön


IV. Staffel - Bustourkatharsis

8. Vom mehr Dazulernen


so n mensch hält mehr aus als man denkt. ick hatte sehr meine zweifel, wie die sache für den linus ausjeht - also ob er da lebendich davonkommt. nich dass ick dem nich die pest an den hals jewünscht hätte. ick würde ihn ooch nich vermissen, dit wäre nich ehrlich wenn ick dit behaupten würde. aber wenn mein kumpel siggi wegen so ner zecke noch einjebuchtet wird hätte sich die sache doch nich jelohnt.

die sanitäter warn erstmal ziemlich überrascht: die zermantschte jestalt am boden, dit viele blut. „hier sieht es ja aus wie im schlachthaus!" die wollten jar nich glauben, dass sich da nur zwee leute jeprügelt haben sollen - und eigentlich ooch nur eener. als se abjefahren sind meinte eener: „noch lebt der patient - aber das wird ein ganzes stück arbeit, damit es dabei bleibt".

mein mitjefühl hielt sich in grenzen, der hatte mir ne pistole vor die nase jehalten. aber ick habe mir die telefonnummer von der station im krankenhaus jeben lassen und jeden tach anjerufen, ob er denn noch lebt. nach drei tage warn se sich sicher, diss er durchkommt.

dort hatten se ihn ins künstliche koma versenkt und erst nachn paar wochen wieder aufjeweckt. feste nahrung konnte der aber erst nach monaten wieder. und bis die schlimmsten brüche verheilt waren und er raus durfte, war een halbet jahr um.

inzwischen untersuchten polizei und staatsanwälte den fall und die sache kam wieder vor jericht. schwer verletzter körper immerhin, ne waffe im spiel, vollbesetzter bus, da klingeln bei denen die alarmglocken.

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