30 Juni 2008

Macht das Sinn?

 
Argh! Eben entdeckt: Die deutsche Abteilung von Mozilla übersetzt den Terminus "learn more" mit "Lernen sie mehr."

Mein Gott! Wenn Computerfritzen selbsttätig sprechen...



 

Wer unter Euch ohne Schuld ist...


Um das jetzt mal klarzustellen: ICH bin ohne Schuld und ICH werfe Steine! Wer nicht getroffen werden will, soll einfach aus dem Weg gehen.

27 Juni 2008

M$ Windows

 
Ja, ich gebe zu: Ich benutze Windows.

Ja, ich gebe zu: Ich bin nicht hundertprozentig zufrieden damit.

Und nein, ich weiß: Das andere Zeug ist auch nicht besser. Auch wenn die jeweiligen Missionare das unerschütterlich behaupten.

Eine Tirade über Miro$oft und Windows ist vorhersehbar und uncool. Lassen wir es mal so stehen: Notorische Monopolisten sind ohnehin nicht satisfaktionsfähig. Es funktioniert halbwegs, es ist verbreitet, deshalb läuft es hier.

ABER!

Windows ist in Deutschland seit ca. 1990 verbreitet, damals noch auf DOS-Basis. Seit Windows95 haben sie diese Dialogboxen, die sich oft mit einem rechten Mausklick öffnen, und mit denen man das System konfigurieren kann. Könnte. Inzwischen sind wir im Jahr 2008.


Fast immer läuft in den Konfigurationsfenstern der Text aus dem Fenster heraus und man kann ihn kaum lesen, wenn überhaupt. Nervt ungemein. Kleine Ursache - große Plage. Könnte mir denken, dass der Zeitaufwand für die Änderung nicht mehr als 2 Mann-Tage beträgt. Gigantisch, für ein Unternehmen mit 80.000 Mitarbeitern.

Dass diese Dödel es in 13 Jahren nicht schaffen, die Boxen groß genug oder wenigstens anpassbar zu machen, ist... nein, kein Skandal, das wäre zu viel der Ehre, sondern das untrügliche Zeichen für ignorante Dummheit.

13 Jahre!
 

Fruchtbarkeit


Schöneberg ist nicht mehr schwanger - Schöneberg hat jetzt Kinder!


I.
Im letzten Jahr - 2007 - konnte man in Schöneberg den Eindruck haben, dass jede zweite junge Frau schwanger ist. Naturgemäß hat sich die Situation inzwischen sehr geändert, da ja ein knappes Jahr vergangen ist: Inzwischen stolpert man alle 30 Meter über einen Kinderwagen.

Das fühlt sich so ähnlich an, wie vor einiger Zeit im Prenzlberg, mit dem feinen Unterschied: In Schöneberg sind die Mütter im Schnitt zehn Jahre jünger. Das mag daran liegen, dass in Schöneberg der fruchtbare Teil der Bevölkerung insgesamt jünger ist.

Die Einschränkung kommt daher, dass es auch mehr Rentner gibt als im hippen Szenebezirk - der Altersdurchschnitt ist wahrscheinlich fast gleich: In P'berg lauter 38 - 41jährige, in Schöneberg junge, mittlere und alte.

Interessanterweise sieht man gegenwärtig (Juni 2008) überhaupt keine Schwangeren in Schöneberg. Es handelte sich letztes Jahr anscheinend um eine Art Zwischenhoch in Sachen Fruchtbarkeit. Der schlagartige Kindersegen hatte aber auch nichts mit der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr davor zu tun: Die WM war im Juli zu Ende, WM-induzierte Kinder hätten also spätestens im Mai fertig sein müssen.Die Schöneberger Kinderwelle rollte aber erst so ca. ab August 2007 (subjektive Wahrnehmung des Autors).

...?

Soziologen und Demoskopen vor: Irgendeine Erklärung?


II.
Ab jetzt nur noch 5 Jahre!

Der Schöneberger Kindersegen war im Sommer 2007. Vielleicht kriegt es der Bezirk Schöneberg-Tempelhof ja besser hin als die Prenzlberger: Nach nur sechs Jahren Bedenkzeit ist dort die Schulverwaltung ganz überrascht, dass all die Kinder irgendwann eingeschult werden sollen. Dabei war man bis dahin so stolz auf diesen 'jungen Bezirk'. Konnte man das ahnen? Undank! Ausreichend Platz konnte man natürlich nicht schaffen - sechs Jahre sind da einfach zu kurz.

Man kann hier einiges fürs Leben lernen: Im ersten Jahr des Booms gibt es Gerangel um Schulplätze, weil wegen Unfähigkeit der Verwaltung einfach zu wenige da sind. Im zweiten Jahr nicht, weil die Verwaltung gegen Eltern vorgeht "die gar nicht im Einzugsgebiet der Schule wohnten".
Überraschung! Das Einzugsgebiet der Schule reicht nicht immer bis auf die andere Straßenseite.

Aber dafür nehmen sich Eltern dort schon einen Anwalt, wenn die Entfernung zur Schule fast einen Kilometer beträgt. Da würde man schon gerne wissen, in welchem dicht besiedelten Moloch diese Eltern selbst zur Schule gingen. Tippe auf den Hochtaunus, oder Vogelsbergkreis.

Vorläufige Schlussfolgerung: Unfähige Bildungsverwaltung kontra penetrante Eltern. Naja, die Hölle, das sind immer die anderen.¹
 
 
 
 

¹ ist denn hier wirklich niemand, der ein aus dem Zusammenhang gerissenes Sartre-Zitat zu schätzen weiß?

26 Juni 2008

Haaaa... !


... Edith, 5 Minuten später ...

Kaum habe ich beim letzten Post auf den Sendeknopf gedrückt, taucht das verschollen geglaubte Schriftstück wieder auf - an einer Stelle wo es wirklich nicht hingehört und die ich heute auch nicht mehr durchsehen wolllte: Zwischen abgelegten Rechnungen und Einladungen vom Finanzamt. Hätte ich doch beinahe abgehoften (so sagen manche in Berlin - lebendige Sprache) und mit der Steuer eingereicht - die hätten sich bestimmt sehr gewundert.

Wegen dieser Vorgeschichte kann ich den Beitrag jetzt auch nicht einfach so veröffentlichen, das wär zu trivial und unspannend. In den nächsten Tagen dann, ja? Ihr könnt dann mal raten, um welchen es sich wohl handelte. Na, vielleicht auch nicht.

Betrübnis


Bitte um Verzeihung: Bin derzeit ein wenig betrübt, weil mir die handschriftliche Notiz für einen sehr schönen Blogeintrag abhanden gekommen ist, bevor ich sie abtippen konnte.

Heißt wohl: Ich hab sie verbummelt.

Schade.
 

24 Juni 2008

Könige

 
Beim letzten Blogeintrag bin ich auf die "Liste der norwegischen Könige" gestoßen. Was es nicht alles gibt.






 
Name (Lebensdaten)Regierungszeit
Harald Hårfagre Schönhaar
(* ca. 852; † 933)
um 870–933
Erik I. Blutaxt
(* um 885, † 954)
933–935
Håkon I. der Gute
(* um 920; † 961)
935–961
Harald II. Graufell
(† 970)
961–970
Harald Blauzahn
(* um 910; † 1. November 987)
961–987
Sven Tveskæg Gabelbart
(* um 965; † 3. Februar 1014)
987–995
Olav I. Krähenbein
(* 963; † 9. September 1000)
995–1000


Bemerkenswert daran sind vor allem die Beinamen der edlen Herren - oder vielmehr der Gedanke, dass sie sich diese Beinamen vermutlich irgendwie verdient haben.

Der erste hieß gleich Harald "Schönhaar". Aha? Warum brauchte denn der erste schon einen Beinamen? Immerhin konnte man ihn mit niemand verwechseln - es gab ja noch keinen anderen. Aber der Societyjournalist dieses Blogs denkt sofort: "Wahrscheinlich konnte der nichts anderes".

Das klingt ein wenig so wie die alte Bildunterschrift in der Zeitung "Grüne Woche: Ein Schwein und Gerhard Schröder (rechts)".

Danach kommt dann Erik "Blutaxt". Puuh: Blutaxt! Abschließende Regelung von Familienangelegenheiten. Keine Widerspruchsfrist.

Wahrscheinlich hätte man so ziemlich jeden danach für "den Guten" gehalten. In diesem Fall traf es den armen Hakon den Ersten. Muss man sich vorstellen, dass dem so ein Nachname fast ein wenig peinlich war - aber er wurde ihn einfach nicht mehr los: Hakon, der Gute.

Und dann kam schon wieder einer, der für seine Haare berühmt war: Harald "Graufell". Der hieß nicht etwa Grau-BART sondern -FELL. Beneidenswert. Geht doch nichts über eine vollständige Körperbehaarung.

Gleich darauf Harald "Blauzahn" - vielleicht ein Übertragungsfehler, und sie meinten Blaubart? Eheliche Treue mangelhaft? Blauzahn ... Blauzahn ... Blauzahn ... nun gut.

Und jetzt schon wieder einer mit Haaren: Sven Tveskæg (solche Buchstaben gibt meine Tastatur gar nicht her) "Gabelbart". Aber der konnte nur einfachen Bart - kein Fell.

Der letzte, der hier erwähnt werden soll, ist Olav "Krähenbein". Ob sie ihn wohl auch von vorne so gerufen haben - oder nur hinter seinem Rücken? Immerhin war er anscheinend nicht Blutaxt, da hatte man nicht ganz so viel zu befürchten.



weiß hier zufällig jemand, wie man diese riesige Lücke vor der Tabelle wegbekommt? hab schon einiges versucht
 

Kaffee

 
I.
In einer bekannten Berliner Tageszeitung fahndet Dr. Wewetzer nach guten Nachrichten aus der Medizin. Hier: Kaffeetrinker leben länger.

Wer hätte das gedacht? Jahrzehntelang wurde der Kaffeegenuss per se verteufelt, wahrscheinlich, weil er aus dem Ausland importiert werden musste. Stattdessen hätte man viel lieber kriegswichtige Güter bei den Kaufleuten des Feindes erstanden.

Dummerweise wirkte die Negativkampagne auch lange nach dem Ende des Krieges noch fort. Heute, in Zeiten von 30 Sorten Lattemacchiato, scheint vorübergehend wieder ein kleines Hoch heranzuziehen.

Aber endlich weiß man: Kaffeetrinker leben länger. Dafür wurden immerhin 40.000 Frauen und 85.000 Männer beobachtet. 125.000 Menschen! Das scheint mir eine gewaltige Zahl - wer bezahlt solche Riesenstudien? Tchibo? Das Ergebnis einer solchen Studie steht jedenfalls auf einer soliden Grundlage.

II.
Grade erzählt mein Vater eine Anekdote aus dem Norwegen der Vorzeit (...vor heute...): Kaffeegenuss war verboten, weil der Kaffee ja importiert werden musste. Wie bei jeder guten Droge setzte bald Schwarzhandel und Schmuggel ein. Einige Schmuggler wurden sogar gefasst und zu langen Haftstrafen verurteilt. Auf Betreiben das damaligen Königs¹ mussten die Delinquenten jeden Tag Kaffee trinken. Das war seine Strafe, weil er sich ja der schädlichen Wirkung des Kaffees sicher war. Die Häftlinge überlebten den König um viele Jahre.

Na, wer weiß, ob ich überhaupt so alt werden will.



¹ Harald ... Hakon ... Harkonnen? ... norwegische Könige haben schwer zu merkende Namen ... können aber zuweilen gut segeln: Kategorie: Weltmeister (Segeln)
 

Unterbrechung der Unterbrechung

 
So, sorry der Funkstille, bin zur Zeit in der Heimatstadt. Mit der ich inzwischen meinen Frieden gemacht habe. Allerdings konnte man sich früher darauf verlassen, dass es regnet, wenn ich ein paar Tage da bin. Das scheint heute auch nicht mehr zu klappen.

(und damals wollten sie nur nicht zugeben, dass es auch dann regnet, wenn ich nicht da bin)


Größere Kartenansicht
 

13 Juni 2008

Tücken der Technik


Heutzutage arbeitet man häufig am Computer, und es gibt hilfreiche Programme. Solche, die hilfreich sein könnten, Microsoft Excel etwa. Allerdings sollte man dem Ergebnis nicht allzusehr vertrauen.

Solche Programme können automatisch einfache Berechnungen vornehmen. An der Berechnung eines Mittelwertes sollte nichts schwierig sein. Excel bildet einen Mittelwert aus fünf Zellen. Wenn vier leer sind und eine die Zahl 2,50 enthält, dann ist laut Excel der Mittelwert 1,25.




Mist! Da hab ich wohl in Mathe nicht aufgepasst!


Die Kollegin ruft grade: Das ist bestimmt so eine Statistik-Funktion! Stimmt, hätte ich auch selber drauf kommen können: Der Unterschied zwischen arithmetischem und geometrischem Mittel.



P.S. für andere Leute, die mit Excel arbeiten, es gilt die alte Erkenntnis "Alles funktioniert wieder, wenn man lange genug dran rumfummelt". Unzufriedenheit tritt ja nur dann auf, wenn das Ergebnis nicht so ist, wie man sich wünscht. Einfache Änderung des Wertebereichs kommt zum erwünschten Ergebnis. Siehe Bild.

P.S. 2 für alle Leute, falls jemand das nachzukochen versucht: Der Fehler tritt sporadisch auf und ist nicht reproduzierbar.

11 Juni 2008

Musik und Tön


III. Staffel - Busfahrerelegie

2.2 Putativ und subjektiv

... die sache mit dem messerheini, sie erinnern sich, wa? Der hat mich erst mit messer bedroht und is denn doch lieber abjehaun...


In zwischen hatte die versicherung von dem jungen mich jefunden. An sich hätte dit andersrum loofen sollen - aber so rum jehts natürlich ooch. Die hatten dafür ihre gründe.

Versicherungen wolln ja nie jerne zahlen wenn se sollen. Dafür ham die wahrscheinlich sogar extra vordrucke, der sachbearbeiter hat denn immer seine routinemäßigen ausreden, warum er janz sicher glaubt, dass die nich zahlen müssen. muss jar nich stimmen, aber versuchen kann mans doch mal.

nur ab ner bestimmten summe wird die ihr interesse am nichzahlen richtig ernsthaft. denn setzen se ihre besten spitzenkräfte drauf an, damit se nich zahlen müssen. Die krankenversicherung von dem jungen hat sogar nen detektiv engagiert, nur meinetwegen, damit der mich findet. und der sollte am liebsten ooch gleich beweisen, dass ick dit war, also dass ick dran schuld hatte dass der kerl krank jeworden war, dit hätte denen jefallen. Wahrscheinlich habe ick mich ooch selber mit dem messer bedroht.

Die blutige hand von dem jungen war bei dem vorfall nämlich anscheinend in meine schublade jeraten bevor er jetürmt is: alle finger waren jebrochen, jeder drei oder vier mal. daher dit verklärte jesicht - dit tat wohl weh. anschließend hatte der noch ne infektion, weil er nich gleich zum arzt jegangen is, der feige idiot. am ende war die janze mysteriöse verletzung immerhin mehrerere operationen und drei monate krankenhaus wert.

„jeschieht ihm recht, dem knallkopp!" dachte ick mir. Mitjefühl is meine große stärke.

aber mit monaten im krankenhaus war die sache plötzlich teuer jeworden und nu musste ja irgendwer schuld sein, am besten eener, der nich bei derselben versicherung is.

der detektiv hat sich erstmal jar nich vorjestellt und nur scheinheilich jefragt ob ick da kürzlich mal eenen vorfall mit nem jugendlichen hatte.

„wozu wollnsen dit wissen?" frage ick so. und denn isser rausjerückt damit: „ich arbeite im auftrag der versicherung (*name tut hier nichts zur sache) und wir untersuchen den unfall des jungen mannes." dit war schon mal jelogen, unfall, die dachten an wat janz anderes. Hühnerauge sei wachsam!

„welchen unfall?" frage ick, und denn stellt sich raus, dass der junge mann leider vergessen hat, dit messer zu erwähnen, als er seine versicherung den hergang beschreiben musste. stattdessen hatte er behauptet, ick hätte ihn grundlos jeprügelt und aus bosheit seine hand in die schublade jeklemmt! so'n früchtchen! ick lasse den doch nich an meine wohnungsschlüssel!

nu dachte sich aber die versicherung janz folgerichtich, dass ick ja sicher jerne die krankenhausrechnung von dem armen jungen zahlen möchte. versicherungen denken wohl so: wenn sich schon eener bedrohen lässt, denn will der bestimmt ooch zahlen, falls et schief jeht. die hoffnung fand ick unbegründet - schließlich gings da um den wert von nem neuen mittelklassewagen. oder ne wirklich teure küche.

„danke, ick nehme lieber die küche!" wollte ick plädieren. brauchte ick aber nich, ick hatte ja dit protokoll von die polizei, und dazu fünfzehn zeugen, die für mich sind. dachte ick.

die fahrgäste ham dit messer jesehen - und danach hatte jeder anjestrengt woanders hin jekiekt. klar, vielleicht passiert ja jar nüscht, wenn da eener mit nem messer steht und brüllt, vielleicht is dit ja nur ne unterhaltung unter freunden. also erzählte jeder wat anderes. wenichstens hatte jeder den linus mit dem messer rumfuchteln sehen und fingerabdrücke waren ooch drauf.

unterstützung krichte ick janz überraschend von meine firma. dit is dit „große berliner nahverkehrsunternehmen". und ausnahmsweise nich nur vom betriebsrat, sondern richtig von die chefs: meine firma wollte zur abwechslung mal een exempel statuieren. die ham dit doch nich jerne, wenn ihre kutscher alle paar tage mit messern bedroht werden.

die ham für mich nen besonders wertvollen anwalt aufjetan und denn kams zum prozess. ick und die firma hatten den messerheini anjezeigt, unbekannterweise. und dem seine versicherung hielt „es für möglich" dass ick „in putativnotwehr überreagiert und dem versicherungsnehmer unnötig schaden zugefügt" habe.

wenn mir eener n messer unter die nase hält, kann man über „unnötich" schon mal streiten, finde ick.

aber die ham deswegen dit früchtchen im strafprozess sogar noch beraten und mich „höchst vorsorglich" ooch anjezeigt. wenn ick mitschuldich jewesen wäre, hätten se anschließend im zivilprozess dit geld von mir haben wollen, wat dit krankenhaus jekostet hat. hätte ja klappen können. versuch wars wert.

„... der zeuge hat dann vermutlich die hand des angeklagten in putativnotwehr in die schublade gesteckt und diese mehrmals mit großer kraft zugestoßen..."

ne putative schublade als notwehrwaffe, wa?

„wat? blödsinn!" ick muss mich ja nich selbst belasten und die beweise waren doch irgendwie eindeutich. „jing ja allet so schnell - also ick kann mich da nich dran erinnern, wat ick jemacht habe. aber an dit lange spitze messer unter meine nase kann ick mich erinnern. der kleene verbrecher wollte wahrscheinlich bloß die scheine in meine schublade greifen und denn isser jestolpert..." sowat muss man glaubwürdich vortragen.

„Er hätte doch sicher nicht mit der Messerhand in die Schublade gegriffen sondern mit der freien Hand!"

„Na sie scheinen sich mit sowat ja jut auszukennen, herr anwalt..."

„putativnotwehr!"

hätte jeheißen: ick muss zahlen.

„früher sachte man zu sowat einfach 'raub'. nur is der bengel selbst dafür zu blöde und dit tut seine versicherung leid. nu hat er sich die langfinger jebrochen und jetzt soll ick dit jewesen sein." verbale notwehr nennt man sowat heute.

„...der zeuge hat den jungen mann bereits früher misshandelt..."

„jar nich wahr!" sollte er erst mal beweisen, seine freunde warn ja eher nich so zuverlässig. konnte er also nich. und außerdem war dit jar nich richtig misshandelt: 'n satz warme ohren für so ne jemeine zecke is erziehung und keene misshandlung.

der richter sah dit im grunde so wie ick und meine firma: „die beweislage ist eindeutig und deckt sich weitgehend mit den schilderungen des zeugen" (icke). von unnötige jewalt war keene rede mehr. den linus ham se aber ooch bloß zu 3 wochenenden sozialem einsatz verurteilt, weil seine kaputte hand überhaupt erst noch verheilen musste. 3 Wochenenden aufm ponyhof oder so, „weil er bislang unbescholten war".

quatsch, den hamse bloß bis dahin nich erwischt, war ja damals erst vierzehn. meine firma hat ihm aber noch hausverbot erteilt, dit konnte sie, weil er nu ja kriminell war.

die versicherung hat denn von der zivilen klage gegen mich lieber abjesehen, die hätten se nämlich verlieren können. aber wat ick so höre wollen se sich nach der messersache nu an die eltern von der kanaille halten. na denn wünsche ick viel vergnügen!

an sich is bei dem prozess nich allzuviel rausjekomm. immerhin habe ick jetzt wenigstens die adresse von der kleinen zecke - er allerdings ooch meine.

jedenfalls: zum busfahren brauch er sich die nächsten jahre nich blicken zu lassen. Und fahrrad macht ihm mit der kaputten hand bestimmt viel freude.

10 Juni 2008

Synchronicity

Man kann hinter dem Titel auch ein Album von The Police aus dem Jahr 1983 vermuten. Aber hier geht es um etwas anderes. Einfach eine sehr schöne physikalische Beobachtung: Synchronisierung nämlich

Eichhörnchen und Ehrensenf

An sich findet der Blogautor Ehrensenf nicht so das unzweifelhaft bedeutendste Magazin, weder tv-technisch, noch sonst. Aber sie haben immer wieder mal hübsche Links. Und: Warum sollten nicht mal Bilder von süßen kleinen putzigen knopfäugigen Kobolden im Blog zu sehen sein?



Die Bilder stammen aus einer Art Fachblatt für Eichhörnchenfotos.
Nochmal? Hier:



09 Juni 2008

Musik und Tön


III. Staffel - Busfahrerelegie

2.1 Putativ und subjektiv


Wenn man mit Jerichte und Anwälte zu tun hat, lernt man ja Wörter... da kommt 'n normal vernünftiger Mensch im Leben nich drauf: „Putativnotwehr". Da staunse, wa? Ick ooch.

„Putativnotwehr", dit is, wenn man sich wehrt, obwohl man sich jar nich wehren müsste: „Wenn man subjektiv glaubt, sich in einer Notwehrsituation zu befinden, obwohl diese objektiv nicht gegeben ist."

Auf sone idee können ooch nur juristen kommen. Wenn mir eener n messer unter die nase hält werde ick ja objektiv vielleicht jar nich bedroht. Vielleicht will der mir nur sein schönet messer zeigen. Und wenn der dazu sacht „Ich schlitz dich auf, du sack!" denn meint der dit vielleicht jar nich unfreundlich ... aber ick fange am besten mal von vorne an.

Nachdem ick die drei jungs von neulich auf den pfad der tugend zurück jebracht hatte, habe ick lisa nach hause jefahren - mit'n bus. Dürf ick zwar nich, war mir aber egal und ihr hat dit imponiert. Ick hab ihr einjeschärft, dit se die jeschichte ihren eltern erzählen muss. Hat se versprochen und denn wohl ooch jemacht. Seither bringen die eltern sie zum bus. daher kenne ick ooch den werner, der hat sich persönlich bei mir bedankt. Und die wohnen zufällich jenau visavis von uns, nur eene etage höher.

Die schule ham se wohl ooch bescheid jesacht, jedenfalls passt da jetz immer een lehrer auf, bis alle kinder im bus sitzen. Dit machen die sehr ordentlich, kann ick wirklich nich meckern. Für die lisa war also jesorgt. Dass ick mir jetz um mich selber sorgen machen müsste, auf die idee bin ick jar nich jekommen.

Eines Tages springt der junge von neulich wieder in mein bus, der ehemalije anführer, die heulboje. Linus heißt er, weeß ick jetz, Linus Meier, mit weichem ei ...und wenn man mich lassen würde, mit zwei.

Ick frage ihn großzügich: „Na, wat darfs denn heute sein, junger mann? kleene stille busfahrt - oder die große tracht prügel mit nachschlach?" Da zieht er plötzlich een messer raus, so een langet spitzet klappmesser und hält et mir janz dicht unter die nase und schreit „ich schlitz dich auf, du sack! ich mach dich fertig, du sau!" Müssense sich mal vorstellen, auf so wat kommen heute die kinder, und vielleicht bloß weilse sich ne backpfeife einjefangen haben: mitn klappmesser, also wirklich! Hab ick mir tüchtich erschreckt.

ab da konnte ick mich später nich mehr richtig erinnern, komisch, wa? irgendwat is wohl passiert, jedenfalls lag am ende dit messer in meine schublade und der junge is mit ner blutigen hand und verklärtem jesicht jetürmt. „Tja," dachte ick mir, „so isse wohl heute, die jugend".

Ick hab ja rechts von mein sitz meine kasse, zwischen mir und die fahrgäste. und da drunter is ne schublade mit die scheine, die liegen da lose drin. ditt is nämlich nich vorjesehen, dass man mit scheine zahlt. wenn die fahrkarte 2 euro kostet, isset für manchen ingenieur-oberen völlich unwahrscheinlich, dass een kunde mit nem 5- oder 10-euro-schein kommt. deswegen liegen die lose rum. ick könnte mir die ooch in meine tasche stecken, oder sonst wo hin. nu is die schublade da und alle nehm se ehmt für die scheine. in meine schublade liegen aber ooch noch wohnungsschlüssel, foto von frau mit tochter und mein telefon. und für kurze zeit een messer mit fingerabdrücke drauf.

Wie der weg war hab ick die Polizei jeholt, müssen wir immer machen in solchen fällen. Die hat een protokoll von mir aufjenommen und die adressen von alle fahrgäste einjesammelt. mehr konnten se nich tun, hamse jesacht, den jungen haben se nich jefunden, und die fahrgäste kannten den ooch nich. schade fand ick dit schon, aber damit hätte die sache ja eigentlich erledicht sein könn'.

Aber denn hat die versicherung von dem jungen mich jefunden. So rum jehts natürlich ooch.

Dafür hatten die ihre gründe: versicherungen wolln nie jerne zahlen.

Europameisterschaft

"Fußball ist ein Spiel für Idioten..."
(persönliche Meinung, muss der Leser ja nicht teilen)


Fußball-EM '08: Spiel Deutschland - Polen, Sonntag abend.

Balkon, Geräuschkulisse vom Public Viewing in der ganzen Stadt: Kollektives Geschrei, tosender Beifall, lautes Stöhnen bei jeder vergeigten Attacke. Da fällt ein Tor. Brausender Jubel ... Pressluftfanfaren ... Böller ... Feuerwerk ... Schreckschüsse ... Signalraketen ... mehr Böller ...

... geht's noch?

06 Juni 2008

Legendär

 

 

Shitcars!

 
Während die Hinwendung zu Autos auch im Internet häufig eine debile Angelegenheit ist, gibt es im krassen Gegensatz dazu die Seite Shitcars, deren Veranstalter sich durchaus für Kunst interessieren - ohne es deshalb gleich so zu nennen.

Besonders gerne mag ich diese beiden Filme:



Ein alter Buick mit Tretantrieb, der nur deshalb aus dem Verkehr gezogen wird, weil er keinen funktionierenden Blinker hat.

Sowie aus Saudiarabien eine Art Allegorie auf die Eislaufästhetik der nördlichen Völker:



Beachte: Die jungen Männer in den wehenden weißen Gewändern schweben auf Sandalen (!) über den Asphalt, nicht etwa auf Rollschuhen, wie man zuerst glauben könnte¹.

...

...und natürlich den hier:



Italiener, die sich was zu sagen haben.




¹ Der Berliner würde kommentieren: "Die legen eine heiße Sohle auf den Asphalt."
 

05 Juni 2008

Kontakt!


Zur Erläuterung: Die Sache mit der elektronischen Kontaktaufnahme auf Kennenlernplattformen. Das hatten wir neulich schon mal.
Eine der Grundlagen ist, dass man sich mit einem Pseudonym anmeldet. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Irgendwann werden die Kennengelernten aber neugierig, einige ziemlich schnell, einige ziemlich neugierig.
Nur weil man kein Foto drin hat unterstellen sie dann unlautere Motive: Etwa, dass zu Hause Frau und Kinder warten, oder dass man vielleicht kannibalische Neigungen hegt. Dabei gibt es auch noch andere Gründe, warum man sein Foto nicht veröffentlicht. Aber die wollen sie nicht hören - oder nicht glauben. Und werden mit ihren bohrenden Fragen immer drängender.

Eine weitere Eigenschaft der Kennenlernplattformen ist, dass fast jedes Eingabefeld eine Begrenzung der Textlänge hat. Hier: 10.000 Zeichen. Aber so etwas kann die Kreativität durchaus beflügeln - oder?
Der Blogautor wurde also nach seinem Namen gefragt, mehrfach von derselben Person. Und antwortet wie folgt...



Mein Name?!?
Och, der Name ist eigentlich ganz unspektakulär.

Du willst mir doch nicht nachzustellen, oder?
Mich stalken?
Belästigen?
Mich verfolgen?
Und mit Ferngläsern Einblick nehmen?
Willst Du doch nicht?

Dann sag ich ihn nämlich nicht.
Nee nee nee!

Nä?

...

Naja, so originell ist das jetzt auch nicht mehr,
in meinem Alter ziert man sich nicht mehr,
da ist man drüber hinweg,
tut nicht mehr so
und sieht das locker.

...

Man.

Also: Nicht ich.

ICH bin da ja anders.
Anders als die anderen.
Ganz anders.
Nein, noch anders!
Dochdoch!

Glaubst Du nicht, was?

Ich auch nicht.

...

Das Leben ist kompliziert.

Mein Name leider nicht.

Sonst würde ich vielleicht von einem unbekannten, aber alten Adelsgeschlecht abstammen.
Von einem seeeeeeeeehr alten.
Blaues Blut, you know? Schon bei der Geburt fast schon tot. Auf jeden Fall sehr gefährdet. Zerbrechlich. Aber wichtig.
Degeneration in direkter Linie.
Deformation in der zweiunddreissigsten Generation.
Ich hätte vielleicht die Bluterkrankheit.
Oder an jeder Hand sechs Finger.
Oder einfach das typische hervorstehende Kinn.
Mit einem komplizierten Namen wär das viel wahrscheinlicher.
Oder ich hätte einen jahrhundertealten Migrationshintergrund (so sagt man heute wohl).
Vorfahren aus den Karpaten.
Oder den Pyrenäen.
Oder von aus hinter dem Kaukasus.
Gobische Wüste.
Zyklopen...

...?

...naja, so weit vielleicht auch nicht.
Dann wäre ich heute womöglich der Zar Athustra. Oder Fritz Bing-Te-Wau.
Leider nicht.
Keine Mandelaugen.
Kein transkaukasischer Mongolenadel.
Nicht sehr wahrscheinlich jedenfalls.

...


...


...


... ach ja ...


...



...


...


... ach ja ...


...


... ach, gab's hier nicht eine Zeichenbegrenzung, zahlenmäßig? Wie viele habe ich denn noch, um meinen Namen angemessen zu erklären?

Egal, das reicht eh nicht.

...

Oh: "Verbleibende Zeichen: 8228"

So insgesamt 10.000 Zeichen können doch eine ganze Menge sein.

Verdammt: Wie soll ich die jetzt voll kriegen? Damit ich meinen Namen vielleicht am Ende doch nicht sagen muß und behaupten kann - mit Fug und Recht behaupten kann! - der Platz hätte einfach nicht gereicht?

Füllzeichen.

Füllzeichen!

Füllzeichen sind eine gute Idee:

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

und davon zwölf Zeilen.


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"Fug" ist eigentlich ein ganz prima Wort. Aber bei all diesen Wörtern muß man ja immer befürchten, daß Max Goldt schon seitenlang darüber philosophiert hat. Aber besser. Weil erkenntnisreicher. Und erhellender.

Mein Alptraum: Da habe ich schon mal ein ergiebiges Thema - und dann kommt Max Goldt und schreibt darüber viel besser. Aber mehr. Und vor fünf Jahren.
Ein Alptraum!

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Im Aboutme bin ich auch an der 10.000-Zeichen-Grenze gescheitert.
Aber nicht nur deshalb. Sondern aber auch. Da hatte ich einfach viel mehr zu sagen. Dort konnte ich alte Gedichte und so Zeugs wiederverwerten. Carsten, der <°((( ~~<. Sondern aber auch. Ich hab noch nicht mal einen zweiten Vornamen. Von wegen transsylvanischer Adel! Pah!

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Gut nä?

Nochmal?

Hier:


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Das bringt mich zeichenzahlenmäßig unwahrscheinlich nach vorne.
Ich könnte stattdessen auch nochmal in meiner Kalauer-Endlagerstätte nachsehen. Die ist sehr gehaltvoll. Finde ich. Mir gefällt sie. Erfüllt mich mit Stolz.
Aber Füllzeichenfüllung ist einfacher:

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Na, jetzt sollte ich aber wirklich ganz dicht dran sein: Wie viele Zeichen muß ich denn noch?

"Verbleibende Zeichen: 6185"

Uff. Das schaff ich nie!

Na gut, einen Zeichensatz noch, diesmal vielleicht was anderes:

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Meine Güte. Ich geb's auf. Das krieg ich mit legalen Mitteln nie voll.

Nienienie!

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Falls Du wirklich bis hierhin gelesen haben solltest: RESPEKT! Ich finde vielleicht doch nochmal zum Glauben an das Gute im Menschen.

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Aber das ist ja total unwahrscheinlich.

Nicht?

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Oder sagen wir so: Diese Form von Naivität kann man heute bestimmt behandeln lassen.

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Außerdem steht der Name ja schon da oben drin.
Ich wollte es nur ein wenig spannend machen.
Für Leute, die im Krimi gerne die letzten zwei Seiten lesen - weil sie wissen wollen, wie's ausgegangen ist.
Das geht hier nicht. So nicht.

Falls Du also hier runtergescrollt hast: Falsch. Ganz falsch.

Der Name steht weiter oben.

Doch, das ist er.
Doch doch, wirklich: So heiße ich.
Tja. Nicht besonders spektakulär, was?
Ich bin eben so.

04 Juni 2008

Interludium


... und Assoziationspause

Musikzeitungen lesen.
 

Musik und Tön


III. Staffel - Busfahrerelegie

1. „wat ick darf und wat ick tue sind zwei verschiedene paar schuhe..."

Dem werner seine tochter heißt lisa und is jetzt zehn. die lisa is so'n hübschet schüchternet mädchen, und sie is dunkelhäutich, ihre mutter kommt aus die karibik. von wo jenau kann ick mir nie merken, die ham da so viele inseln - jedenfalls eene davon.

Die lisa treffe ick fast jeden tach, weil se mit mein bus zur schule fährt, und so ham wer uns ooch kenn'jelernt. Ick würde sie jar nich persönlich kennen, da sind ja ooch noch andere kinder in mein bus, aber gleich am ersten tach is wat passiert: Nach die schule steigen nach ihr drei jungs in den bus, pöbeln, machen radau und lästern.

Erst denke ick „naja, in dem alter warste selbst wahrscheinlich ooch so". Und ick bin ooch immer froh, wenn ick nich eingreifen muss, weeß ja keener, wat denn passieren kann. Aber irgendwann merke ick, dass die drei jungs dit kleene mädchen piesacken und jemein zu ihr sind. Die jungs sind vielleicht vierzehn und viel größer wie sie und zu dritt. Sowat finde ick unjerecht, da schwillt mir der kamm! Meine anderen fahrgäste kieken pikiert weg und tun so, als ob se nüscht jemerkt ham - is ja immer so. Also muss ick wohl doch wieder ran. Übern lautsprecher sage ick an: „Jungs, ihr könnt jetzt wieder still sein - aber ihr könnt ooch jerne loofen. Und vor allem lasst ihr dit mädchen in ruhe!"

Aber dass höfliche ermahnung nich helfen wird, habe ick schon vorher irgendwie jeahnt: „Halts maul du arsch! Halt dich da raus! Du kannst uns gar nichts! Wir ham bezahlt!"

Eener von die drei fühlte sich wohl als chef und führte dit große wort. Der musste anscheinend wat beweisen: "... und schon gar nicht wegen der negerhure!" Da is mir der kragen jeplatzt.

Die anderen fahrgäste waren inzwischen vorsichtshalber ausjestiegen, dit feige pack, nur noch dit mädchen und die drei jungs im bus. Und ick.

Ick fahre rechts ran und funke den kollegen zu, dass ick ne kleine verspätung habe, wegen unfall - dem unfall, der jetz gleich kommen wird. Denn jeh ick nach hinten.

Zu dit mädchen sage ick freundlich: „Setz dir bitte mal nach vorne, kleene, jeht gleich weiter, wir müssen hier wat klären..." und sie jeht nach vorne. Und zu die jungs: „Wat hast du zu dit mädchen jesacht?"

Der lautsprecher und seine beeden freunde ham breit jegrinst, und der meinte „Wegen der negerhure halten sie an?" Immerhin warn wer jetzt schon wieder per Sie, kaum dass ick n bisschen näher komme.

„Also, ick sehe da vorne'n kleenet stillet mädchen und hier drei große unverschämte rotzlöffel die janz schlecht riechen. Alleene hättste dich wohl nich jetraut, wa? Jehört ja schon ne menge mut dazu, so'n kleenet mädchen zu piesacken."
„Na und? Die negerschlampe hats doch verdient!"
Da muss mir irjendwie die hand ausjerutscht sein, so zwei, drei mal, richtich mit schwung. „Sie schwein! Ich zeige sie an!"

'SIE schwein' - lustich, wie höflich so kinder sein können, wenn se sich mühe jeben. Die beeden kumpels waren aufjesprungen und janz nach hinten jerannt, zur anderen tür. Nur raus konnten se nich, die tür war ja zu. Nu standen se mit großen augen da.

„So, du jehst jetz zu dit mädchen und entschuldichst dich höflich"
„Wichser!"

Musste ick ihn doch glatt nochmal körperlich ermahnen, wieder mit schwung. Jelacht hat er nich mehr.
„Kiek mal, deine mutigen freunde stehen da hinten und bibbern. Die wollen lieber nach hause. Helfen wolln se dir aber scheints nich. So ne freunde möchte ick mal ham, da kannste dir hände und füße dran wärmen."

Denn hab ick dem armleuchter vorsorglich noch'n paar jefeuert und er fing doch tatsächlich an zu weinen. Und ick janz barmherzich: „Heulen wird dir nich helfen - du steigst hier nich aus, bevor de dich nich entschuldigt hast!"
„Das dürfen sie gar nicht!"
„Wat ick darf und wat ick tue"
sage ick „sind zwei verschiedene paar schuhe." Konfuzius.

Und denn zu seine kumpels: „Heh, jungs, seid ihr ooch sone heulsusen wie euer anführer?" Aber die schütteln bloß den kopp und murmeln wat wie „Is nich unser anführer." Und ick zu dem, der mal ihr anführer war: „Haste jehört, heuli? Also, wat is jetz?"

An sich wollte ick jerne weiterfahren, aber ick hätte mir ooch jerne nochn bisschen die hände an dem schmutzig jemacht.

Denn isser aber leider widerwillig aufjestanden, mit seine verheulten augen, ick sage noch „Vergiss nich: Höflich!" und wie er nach vorne lief duckte sich dit mädchen und wurde noch kleener, als se ohnehin schon war.

Da hab ick hinter dem kopp von dem jungen hasenohren jemacht und sie musste grinsen. Heute sacht man ja 'dit victory-zeichen', nach winston churchill, der ooch immer so'n V zeichte mit seine wurstfinger. Aber bei uns warn dit einfach hasenohren.

Wie er vor die kleene steht, murmelt der frühere lautsprecher „Es tut mir leid..." und ick klar verständlich: „Ick versteh dich jar nich!" und er etwas lauter „Es tut mir leid."
„Und?"
„Was und?"
„Wirste dit nochmal machen? Kleene mädchen und schwächere piesacken?"
„Nein."
„... im janzen satz, wenn ick bitten darf!"
„Ich werde es nicht nochmal tun..."
„Aha."


Zum schluss hab ick ihm noch einjeschärft: „Die nächsten vier wochen will ick dich nich in mein bus sehen. Wenn doch, bin ick nich so zartfühlend wie heute! So, jetz darfste jehn." Denn hab ick die tür kurz aufjemacht und er is davon jestürzt, die heulboje.

Zu die andern beeden jungs hab ick jesacht: „Ihr müsst schon hier vorne vorbei, wenn ihr raus wollt..." Die ham jeschlottert. „Denkt dran, dass ihr euch noch entschuldigen wolltet!" Denn sind se zwischen der kleenen und mir durchjeschlichen und jeder hat jemurmelt „Tut mir leid."

Und ick zu denen: „Ihr sei ja schöne freunde, auf euch kann sich euer kumpan verlassen, wa!" Die tür war ja wieder zu. „Aber der hat sich ohne euch verpisst - da ham sich jenau die richtigen jetroffen. Euch will ick mindestens die nächsten vier wochen nich mehr sehen!" Denn hab ick se endlich rausjelassen und habe dit mädchen nach hause jefahren.

Die nächsten tage hab ick die jungs tatsächlich nich jesehen. Nach drei wochen steigt der lautsprecher wieder ein, lacht und tut, als ob nüscht jewesen wäre. Und ick begrüße ihn: „Wiedersehen!"

Und er janz unschuldich "Wieso denn?" und ick „Deine frist is noch lange nich um. Hau ab."
Meint er wieder „Sie können mir gar nichts!"
Manche wollens wirklich wissen. Und ick: „Brauchste wieder eene jewischt? Willste die andern fahrgäste ooch zeigen, wat für ne heulsuse du bist? Eenmal langt wohl noch nich? Muss ick dir raus helfen oder jehts alleene?" und ins mikrofon: „Verehrte fahrgäste, sie erleben jetzt kostenlos und fast umsonst..." aber da isser raus und ick „... ach nee, schade, doch nich, 'zeihung."

Für die nächsten wochen war erstmal wieder ruhe.

02 Juni 2008

Aus gegebenem Anlass


...wenn auch nicht so 100%ig aktuell


Die Kühlschrank-Geschichte von neulich mögen die einen oder anderen gelesen haben. Wie naheliegend die dort beschriebenen Ereignisse doch sind, erfährt man auch hier. (sorry, die Übersetzung ist eher arm, aber es geht eben um die inneren Werte)

Kunst heute

 
Kunst kann ja ruhig auch mal zeitgemäß sein, sich mit Problemen der Gegenwart auseinandersetzen und so, bla, bla, nicht?

Ist doch aber ganz beruhigend, wenn etwas ärgerliches wie Spam dazu führt, solche Kunstwerke wie diese zu inspirieren und dann auch zu schaffen:


Bei Alex Dragulescu überschneiden sich Themen wie Mathematik, Computerwesen, bildende Kunst und das wirkliche Leben, welches hier durch Spam repräsentiert wird.

Von ihm entwickelte Computer-Programme lassen Bilder entstehen, die in einer Serie Anemonen ähneln, und in einer anderen Betonbauwerken. Dabei werden als Parameter beispielsweise Begriffe aus dem lästigen Mail-Spam eingesetzt und von diesen die entstehenden Formen bestimmt.

Die computergenerierten Spambuildings gleichen beim ersten Hinsehen den Modellen, die von Architekten aus Pappe gebaut werden. Sie zeigen außerdem verblüffende Ähnlichkeit mit dem Frühwerk von Coop Himmelblau¹ und Zaha Hadid². Ob es bei diesen einen tieferen Zusammenhang geben könnte, darüber muss ich noch nachdenken.




¹ → projects1982/1983
² → gallery the peak, hongkong, 1982/83

 

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