31 August 2006
Neues vom Bau
Der Architekt hält die Handwerker für Idioten.
Der Bauleiter hält den Architekten für einen Idioten.
Die Handwerker halten den Bauleiter für einen Idioten.
Der Bauherr hält den Architekten für einen überflüssigen Idioten, den er nur leider braucht, um einen simplen Bauantrag einzureichen.
Die Klassiker
Der Architekt wirft dem Bauleiter vor, er würde seine Entwürfe nicht ästhetisch angemessen umsetzen. Der Bauleiter findet schon die Begriffe ENTWURF und ÄSTHETIK im Zusammenhang mit BAU überzogen und ist froh, wenn seine Handwerker überhaupt etwas konkretes bauen. Seine Aufgabe sieht er darin, für eine mängelfreie Umsetzung zu sorgen, und das rechtzeitig. Manchmal.
Die Handwerker finden den Entwurf des Architeken scheiße - was der sich wieder ausdenkt! Und sie sollen das jetzt ausbaden. Den Bauleiter können sie nicht leiden, weil er sie mit Termindruck knechtet und an Kleinigkeiten wie einem undichten Keller herummäkelt. Dabei haben sie dort schon so viel von der Mumpe verschmiert.
Der Bauherr verachtet alle, die Geld von ihm wollen, sei es Architekt, Bauleiter oder Handwerker. Er meint, an so einer schönen Aufgabe könnten sie ruhig ehrenamtlich mitwirken. Die Material-Lieferanten eigentlich auch. Wenn er eingesehen hat, dass die Handwerker bezahlt werden müssen, ist ihm der Entwurf des Architekten zu teuer. Gefällt ihm der Entwurf, dauert ihm die Ausführung zu lange. Oder der Bauleiter hat zu wenig Mängel beanstandet und den Firmen zu wenig Geld abgezogen.
Der Architekt fühlt sich vom Bauherrn unverstanden, weil der doch genug Geld hat. Der Bauleiter ist ihm zu bequem, will immer nur das naheliegendste und kommt dabei andauernd mit billigen Ausreden wie Vorschriften, Kosten oder handwerklichen Möglichkeiten. Und die Handwerker kleckern überall mit Farbe und Mörtel und besudeln sein großartiges Werk noch vor der Fertigstellung. Wenn die wenigstens studiert hätten, wie er.
30 August 2006
Chronik der Kürbiskriege (5)
Die Fynfzencilohant'l mussten nicht viel tun für ihren Lebensunterhalt. Melonen, Getreide, Kürbisse und Früchte wuchsen von selbst auf ihrem Feld. Warum, das war ihnen egal. Das Bierbrauen hatten sie durch Zufall entdeckt: In dem Becken, in dem sie immer bei Neumond eine Nacht lang ihr gemeinsames rituelles Fußbad nehmen mussten, war zufällig Wasser stehen geblieben. Die Kinder spielten dort mit Kürbisschiffchen. Dass das Wasser nach ein paar Tagen Schaum trug, war allen entgangen. Sie wollten ja im allgemeinen ihre Ruhe haben.
Eines Tages war ein Kind steuerlos durchs Dorf getorkelt, aber unter Indianern galt so etwas als mystisches Zeichen. Das Kind hatte interessant mit den Augen gerollt, lustiges Zeug geredet und war am Ende laut schnarchend eingeschlafen.
Als es am übernächsten Tag wieder klar antworten konnte, fand die Mutter heraus, dass es beim Spielen mit Kürbissschiffchen von dem Wasser im Fußbadebecken getrunken hatte. Dabei hatte sich das Kind offensichtlich einen fürchterlichen Rausch zugezogen.
Die Fynfzencilohant'l probierten die Wirkung erst an zwei weiteren Kindern aus, bevor der erste Erwachsene bereit war, von dem Wasser zu kosten. Kinder hatten sie genug.
Das Wasser perlte witzig auf der Zunge und schmeckte nach Kürbiskuchen. Gar nicht schlecht. Die Kürbisschiffchen der Kinder hatten nämlich während der weiteren Versuche im Becken gelegen und waren inzwischen vollständig vergoren.
Von dem perlenden Wasser wurde einem angenehm schwindlig, die eigentlich mürrischen Fynfzencilohant'l wurden gesprächig und sogar gesellig nach dem Genuss des Getränks. Ein echter Fortschritt für ihre Kultur.
Also beobachteten sie die Vorgänge und ließen nun nach jedem Fußbad das Wasser im Becken mit einem Haufen Kürbissen stehen.
Grüße aus Alzheim
Wenn man nur runter geht
um den Müll wegzubringen
sollte man nicht vergessen
den Müll mitzunehmen.
Chronik der Kürbiskriege (4)
Den Handclatchtomat'l gaben sie Bier - weil die es sich selbst abholten. Und dann das Geld vor den Pueblo legten.
Die Fynfzencilohant'l waren ein bärbeißiges Volk, aber mit den Handclatchtomatl kamen sie aus. Wenn sie betrunken waren, nannten sie sie sogar freundschaftlich Clatchis. So wuchs K'urts Neid.
24 August 2006
Chronik der Kürbiskriege (3)
Peyote-Kakteen wuchsen bei ihnen überall, wie Unkraut, man hätte sie nur pflücken müssen. Aber selbst das war nicht nötig, weil sich auch die anderen Pflanzen nicht ohne einen satten Anteil Peyote ernten ließen. Die Lotmachpeyot'l dachten nicht darüber nach und betrachteten es auch nicht als Droge. Sie kannten den Zustand „nüchtern" einfach nicht. Bis auf K'urt.
Der Häuptling K'urt war nicht gewählt worden, wie das in den ausgereiften indigenen Indianerdemokratien eigentlich üblich hätte sein sollte. Er hatte sich das Amt genommen. Konnte man so sagen. Er hatte eine Kaktus-Allergie, weil er als kleiner Junge in einen Kessel mit ... aber nein, das ist eine ganz andere Chronik.
K'urt war der einzige im Stamm, der überhaupt gezielt etwas greifen konnte, weil er wegen seiner Allergie als einziger immer nüchtern war. Unfreiwillig abstinent.
K'urt suchte sich sein Essen selbst und aß immer allein, schon weil er keine Lust hatte, den ganzen Tag mit einem Haufen bekifften Idioten herumzuhängen. Denen wiederum schmeckte sein widerliches Essen nicht - sie waren Vegetarier. Alle. Bis auf K'urt, der sich wegen seiner Allergie zu großen Teilen von Schlange, Kröte und Echse ernährte, was ihm in ihrem Canyon eben so über den Weg lief. Beim Gedanken an solche Kreaturen auf dem Teller bekamen seine Stammesbrüder schlimme Halluzinationen, egal ob mit oder ohne Peyote. Und K'urt war wirklich kein guter Koch, nur - was sollte er machen?
Sein Dasein war entsetzlich traurig: Er musste die ganze Zeit als einziger Nüchterner unter lauter faulen Drogensüchtigen leben. Er wünschte sich auch eine Droge. Eine, die er ohne Juckreiz vertrug.
Chronik der Kürbiskriege (2)
Die Notlachaxolot'l waren in Krisenzeiten traditionell die treuen Verbündeten der Handclatchtomat'l. Auf der Seite der Poclatchcoat'l standen die Lotmachpeyot'l. Ihre Treue ließ traditionell zu wünschen übrig.
Philosophen beider Stämme fragten sich seit geraumer Zeit, wer wohl diese beknackten Stammesnamen erfunden haben mochte. Ohne Ergebnis. Und das war auch schon ihre einzige Gemeinsamkeit.
Mit den zutreffenden Erkenntnissen hätten sich die Namensphilosophen bei ihren Stämmen sehr unbeliebt gemacht. Weil sie das wussten - und ihren Job behalten wollten - stellten sie sich ahnungslos und ergingen sich in nebulösen Andeutungen im unverständlichen Jargon der Indianer-Philosophen.
Die Notlachaxolot'l waren für ihre grauenhafte Ernsthaftigkeit berüchtigt, was ihnen letztlich auch diesen Namen eingebracht hatte: Nämlich, dass sie auch im äußersten Notfall eines wirklich gut erzählten Witzes bestenfalls verklemmt kicherten. Was der Axolotl-Teil sollte, wusste keiner. In ihrer Gegend gab es nicht mal Höhlen.
Besuche bei ihnen waren die Hölle. Jede normale Kommunikation mit freundlichen Nichtigkeiten lief bei ihnen ins Leere: Sie verstanden so etwas nicht. Jeder Besucher versuchte deshalb eine Zeitlang reflexhaft, immer lustiger zu werden. Irgendwann gaben die Besucher frustriert auf, sie konnten sich nicht vorstellen, das jemand ein Lächeln, übertriebene Gesten und selbst einfache Späße nicht verstand. Die Notlachaxolot'l wiederum kannten ausschließlich dieses merkwürdig überdrehte Verhalten ihrer Besucher und es fiel ihnen nicht auf, dass kein Besucher zweimal kam, außer ein paar besonders aufdringlichen Vetretern von Zierkürbis-Abonnements und den anhänglichen Missionaren aus einer weit entfernten Region am Rand des Salzsees.
18 August 2006
Geisterstunde IIa
»Sie schon wieder!«
»Äh, ja, ich.«
»Was wollen sie denn schon wieder bei mir?«
»Warum?«
»ICH stelle hier die Fragen! Sie waren doch erst vorgestern hier!«
»Ist das wirklich schon so lange her?«
»LANGE? Also, LANGE würde ich das nicht nennen. Meinetwegen hätten sie sich auch ruhig noch ein paar Jahrhunderte Zeit lassen können bis zum nächsten Besuch.«
»Oh, sie ahnen ja nicht, wie langsam hier die Zeit vergeht. Sie will und will einfach nicht vergehen.«
»Was wollen sie eigentlich bei mir?«
»Ich weiß es nicht.«
»Was?«
»Nein. Ja. Ich weiß es nicht.«
»Na gut. Schauen sie wieder rein, wenn sie's wissen. Inzwischen könnte ich vielleicht weiterschlafen.«
»Wenn ich es wüsste wäre ich gar nicht hier. Sondern ganz woanders. ...vielleicht... in der Südsee...«
»Ha. Haha, ein Geist in der Südsee! Ja, bestimmt: Da können sie schön braun werden! Ha ha! Wissen sie was? Fahren sie doch gleich mal in die Südsee. Ich geb ihnen so lange frei. Und wenn sie schön braun sind, kommen sie wieder und erzählen mir von den Bikinimädchen, die sie so im Jenseits der Südsee kennengelernt haben.«
»Nein, das ist alles ganz anders...«
»Vielleicht lässt die eine oder andere Schönheit ja sogar ihren Bikini fallen...«
»Nein, ganz anders...!«
»...und sie dürfen ein wenig an ihr rumfummeln.«
»Nein, das ist gar nicht...«
»Ach was, nicht schüchtern! Geben sie ihr einen aus, dann klappt das schon!«
»So ist das doch gar nicht...«
»Und dann: Immer druff! Jawohl! Volle Kanne! Volles Rohr! Oder wie sagt ihr da im Jenseits wenn ihrs euch gegenseitig besorgt? Unter Geistern? Nageln? Rammeln? Vögeln? Werdet ihr eigentlich richtig feucht?«
»Aber, nein, nein, sie verstehen das ganz falsch...«
»Na los! Ab in die Südsee! POPPEN! POPPEN! POPPEN!«
»Sie sind so gemein zu mir!«
Nachrichten
Verblüfft. Ich.
17 August 2006
Erwerb von Gütern
Heute war ich Einkaufen¹. Schuhe. Nebenan an der Kasse entspinnt sich der bekannte Dialog:
"Hach, da ist ja gar kein Preis dran!"
"Ja."
"Ach, die kosten nichts! Die nehme ich! Ha ha!"
"Ja."
Zuerst mal denkt man sich: Was muss das für ein Scheißjob sein, wenn man sowas täglich hört. Und jeder glaubt, das sei ein origineller Witz. Nicht wahr? Der ist doch witzig, nicht? Und SO originell! Tausend mal am Tag. Sechs Tage die Woche. 48 Wochen im Jahr. Und im Urlaub träumt man bestimmt davon. Ha ha. Da möchte man nicht Schuhverkäufer sein.
Aber dann, wenige Meter weiter: Schiere Wut! Weißglut! Verzweiflung!
In den Schuhen werden ja vor dem Verkaufen die Schnürsenkel² provisorisch eingezogen. Bisher deutete ich das immer so: Da will sich halt niemand Arbeit mit machen, aber sie sollen trotzdem nicht lose rumliegen. Das wäre soweit okay. Wenn man sie beim Anprobieren unbedingt zuschnüren will, muss man das halt selber machen. Gefällt mir nicht, ist aber unter den kapitalistisch-ausbeuterischen Produktionsbedingungen wohl so.
Aber! Dieses Einfädeln in die ersten drei Löcher wird noch vor dem Verpacken gemacht. Heißt: Im Herstellerland in Südostasien haben sie wohl einen Spezialisten dafür. Eine Fachkraft, die für einen Euro weniger als gar nichts den ganzen Tag nur Schnürsenkel einfädelt, immer die ersten drei Löcher. ICH muss sie dann jedesmal komplett wieder rausziehen, weil mir das schon bisher nie gepasst hat, und weil es bisher schon immer unpraktisch eingefädelt war.
Aber heute habe ich den absoluten Höhepunkt erlebt und dachte so bei mir: Wer DAS getan hat, hat keinen anderen Job verdient! Und ein Euro weniger als gar nichts ist noch zu gut bezahlt dafür!
Schiere Wut! Weißglut! Verzweiflung!
Die Profi-Schnürsenkeleinfädel-Fachkraft hat es geschafft, den Senkel auf die unvorstellbar unbrauchbarste Weise der Welt einzufädeln. Ich würde da noch nicht mal drauf kommen, wenn ich lange drüber nachdenke: Das eine Ende von unten nach oben einmal komplett durchzufädeln (immer oben von rechts nach links, und unten dann diagonal eins weiter nach oben), aber das andere Ende gleich am untersten Loch rauskommen zu lassen.
(Abb. ähnlich)
Damit kann man GENAU GAR NICHTS anfangen: Man kann den Schuh so ganz bestimmt nicht zuschnüren. Aber wenn man den Schnürsenkel beim Anprobieren richtig einziehen will, muss man ihn überhaupt erstmal komplett aus allen zwölf Löchern ausfädeln. Und hier sind ziemlich viele Schuhe so.
...? ...? ...! ARSCHLOCH! SAU! SAU! SCHWEINESAU! ARSCHLOCH! ARSCH! ARSCH! SACK! ARSCHLOCH! So jemand hat nichts anderes verdient als sein Leben lang Schnürsenkel einzufädeln!
(jaja, bei genauem Hinsehen sind natürlich verschiedene Konstellationen vorstellbar, unter denen man vielleicht etwas Nachsicht walten lassen könnte: Kinderarbeiter in irgendeiner Bangladeshischen Fabrik irgendwo tief im flachen Hinterland von Bangladesh, unter der Knute eines harten, aber ungerechten Vorarbeiters, der sie bis zum letzten auspresst und mutwillig sinnlose Dinge von ihnen verlangt. Sowas ist nicht nur vorstellbar, sowas gibt es wahrscheinlich tatsächlich, und gar nicht mal selten. Aber das da oben ist jedenfalls die ungefilterte Wiedergabe meines Gedankenflusses beim Anprobieren der Schuhe)
¹ Ja, wohl. Leidtutet mir. Ich sage noch echt altdeutsch EINKAUFEN dazu
² dafür haben sie wohl keinen zeitgemäß-stylishen Begriff in der aktuellen Jugendkultur, was? "Schnürsenkel" - das staubt sogar schon beim drüberlesen.
14 August 2006
Live in Concert 2
Auf dem Höhepunkt der Kampagne zur politischen Korrektheit konnte es einem Kassenpatienten passieren, das er bei einem Tourette-Therapeuten landete.
Das war nicht etwa ein Spezialist für Tourette-Erkrankte, sondern ein Tourette-Erkrankter, dem man eine Psychologen-Ausbildung vermittelt hatte, um ihn nicht zu benachteiligen. Die Idee der politischen Korrektheit sah darin keinen Konflikt.
Chronik der Kürbiskriege (1)
gegen die Handclatchtomat'l im Jahre 108 vor ihrer Zeitrechnung
(d.h. 1413-1418 n. Chr.)
Zu damaliger Zeit schnitzten die Handclatchtomat'l und die Poclatchcoat'l-Indianer ihre Boote nicht aus Holz, wie die anderen Völker des ihnen bekannten Erdenballs, das war ihnen nämlich zu mühsam. Sondern aus Kürbissen.
Vom allgemeinen amerikanischen Ureinwohnerrat (eine Art EU der Indianer¹) wurde ihnen deshalb die Benutzung des geschützten Begriffs EINBAUM verbooten. Trotzig nannten sie ihre Seegefährte deshalb EINKÜRBIS, und das schon seit mehr als umgerechnet vierhundertfünfzig Jahren².
In den Jahrhunderten hatten Indianerboote eine enorme technische Entwicklung durchgemacht, aber, wie nicht anders zu erwarten, sah technische Entwicklung bei indianischen Ureinwohnern ganz anders aus als in Europa. Die erhöhten Frachtraten auf ihren Seen riefen nach immer größeren Kürbissen ... nein: Booten ... also doch Kürbissen - jedenfalls war das die Antwort der indianischen Bootszüchter auf die erhöhten Frachtraten: Sie begannen, immer größere und leistungsfähigere Schwimm-Kürbisse zu züchten.
Bald stieß man an eine natürliche Grenze, die darin bestand, dass man die tonnenschweren Kürbisse nicht mehr vom Feld bis zum Flussufer transportieren konnte. Einige Jahre noch behalf man sich damit, die Kürbisse direkt auf einem Wagen wachsen zu lassen. Man musste sie dann nur noch abschneiden und zum Ufer fahren. Den Wagen konnte man im nächsten Jahr sogar wiederverwenden. Aber mehrere hässliche Unfälle mit zusammengebrochenen Wagen und herabgefallenen Kürbissen zeigten, dass dies eine Sackgasse war. Ein heiliger Monumentalbaum am Ufer eines großen Sees zeugt noch heute davon. Er wurde zur Erinnerung gepflanzt, aber erst in der Neuzeit mit einer Inschrift versehen:
Ancal Handclatch'tepec
von einem schrecklich herabfallenden Kürbis
traurig erschlagen."
Grammatik war nie ihre Stärke.
¹ nur einige wenige dieser Völker hatten eine Schrift - daher blieb ihnen auch eine ganze Reihe unsinniger Abkürzungen gänzlich erspart
² und die wenigsten berechneten ihre Zeit in herkömmlichen Jahren, doch dazu später mehr
13 August 2006
Chronik der Kürbiskriege (0)
Anlass der Veröffentlichung dieser Chronik ist eine Endeckung, die den Historytainment-Archäologen¹ jüngst gelungen ist. Die Archäotainer fanden nämlich heraus, dass man Kürbisse nicht nur essen kann. Dazu sind sie eigentlich sogar viel zu schade.
Und im Zuge dieser Entdeckung, unter Berücksichtung der Emotionen, die bei der Benutzung des Kürbisbootes in ihnen aufwallten, wurde ihnen klar, dass es unter Indianern selbstverständlich Kürbiskriege gegeben haben musste. Jedenfalls, so lange noch keine Europäer auf dem Kontinent angekommen waren.
¹ das sind diese Leute, die das erbärmliche Leben der Steinzeit am eigenen Leib ausprobieren müssen, um daraus unzutreffende Vorhersagen für die gesamte zukünftige Entwicklung der Menschheit abzuleiten.
11 August 2006
Live in Concert
Die Nacht der großen Stummen!
Und das kam wahrscheinlich so: Nach dem Siegeszug des Vulgärfreudianismus¹ adoptierten breiteste Volksschichten auch die Idee von der politischen Korrektheit. Daher waren alle Arten von Minderheiten und Behinderung zu begrüßen, zu berücksichtigen und zu fördern.
So wurde eine ganze Reihe von Konzerten stummer Sänger vom Publikum begeistert gefeiert. Auch die Vernissagen zu Ausstellungen der blinden Maler erfreuten sich eine zeitlang gewisser Beliebtheit. Nur die Tätigkeit der Parkinson-Chirurgen wurde von den Patienten nie richtig anerkannt.
¹ Penisneid! Ödipuskomplex! Phallussymbol! Freudscher Versprecher!
Einsicht? Keine Einsicht!
Darunter sogar welche von der FDP.
10 August 2006
Chronik der Kürbiskriege (-1)
Geschichten von den ernstlichen Auseinandersetzungen der indigenen Ureinwohner kürbistragender Gebiete!
In den Hauptrollen:
Die Indianervölker der ruchlosen
POCLATCHCOATL
und der erfinderischen
HANDCLATCHTOMATL !
Sowie als unverzichtbare Kriegsschiedsrichter
die heldenhaften
PLUMPAQUATCH-CHOCOLATL ...
...welche von den teilnehmenden Kriegsparteien unter der Hand immer nur "Plumpis" genannt wurden, das aber nie hören durften, weil sie sonst sehr beleidigt gewesen wären. Sehr, sehr beleidigt.
07 August 2006
Bauschaum-Tirade
Oder es fallen einem nur dumme Allgemeinplätze, denen zwar jeder zustimmt, aber die keinerlei Verhaltensänderung bewirken. Sowas wie "Ich dachte immer, dass eine gemauerte Wand aus Steinen und Mörtel besteht..." Hilfloser Sarkasmus, wenn man sieht, dass sie die Kombination aus Faulheit und Unwissen mit Bauschaum kaschieren wollen. Argh!
Wenn man ganze Häuser aus Bauschaum und Silikon bauen könnte - es würde gemacht. Jedenfalls sind die Versuche dazu auf breiter Front im Gange.
An sich sollte das hier gar kein Berufsblog werden. Mal sehen. Ist das für irgendwen trotzdem interessant?
- über Bauschaum
- über Baumärkte, Bauhandwerker und Bauherren
.... und ich muss unbedingt Tirade gugeln...
Thesen
heute: Die Leute hätten die Kohle nicht, wenn sie nicht so wären
Wie oft begegnet einem unerklärlicher Geiz. Also: Unnötiger Geiz. Naja Geiz ist ja eigentlich meistens unnötig, das steckt in dem Wort ja schon drin, sonst sagt man bei uns "Sparsamkeit". Und die Sache fällt einem auch nur deshalb auf, weil es so unerklärlich ist: "Also DER könnte sich das doch nun wirklich leisten. Tsstss, dass DER dafür kein Geld hat" usw.
In meiner Branche ist man auf Leute mit Geld angewiesen. Wer baut, wird wohl eine ganze Menge davon haben, das kann man doch annehmen, was? Oder liegt in dieser Annahme schon der erste Fehler? Jedenfalls müssen alle Auftragenehmer regelmäßig monatelang ihrem Geld hinterherrennen. Niemand zahlt eine Rechnung ohne Mahnung. Und die wenigsten ohne Diskussion. Selbst wenn das alles vorher genau so abgemacht war, muss man das alles nochmal haarklein erklären. Und dann ausdiskutieren. Wenn man das vereinbarte Geld haben will. Sagen dass man das vereinbarte Geld jetzt bitte so langsam mal haben will. Und erklären warum. Jedes mal.
Ich tröste mich in solchen Fällen immer mit der These:
Die Leute hätten die Kohle nicht, wenn sie nicht so wären.
02 August 2006
Gedichte über schlimme Gerüche I
Weil mir aber ohnehin nie Reime zur rechten Zeit einfallen wollen, soll es hier ein Haiku¹ sein. Der handelt definitionsmäßig von Naturbeobachtung und spielt in meiner nächsten Umgebung:
mülltonne im hof
ein wirt wirft fleisch hinein
der geruch von verwesung
den Silbenfehler bitte ich zu entschuldigen
ist auch mein erster Haiku
¹ unsereiner wird ja auch von irgendwas inspiriert. Quelle hier.