31 Mai 2007

Mein Nachbar ist lustig

 
Über mir wohnt einer, der oft sehr spät nach Hause kommt. Das würde mir normalerweise gar nicht weiter auffallen. Aber immer wenn er sehr spät nach Hause kommt, fällt kurz danach ein Schrank um. Jedes mal.

Sonst höre ich ihn gar nicht, wenn er da so vor sich hin wohnt. Dass er so spät nach Hause kommt, merke ich an der knarzenden Treppe, die kann man durch die Wohnungstür hören. Aber wenn er mal in seiner Wohnung ist, ist es still. Bis der Schrank umfällt.

Stört mich allerdings kaum, ich bin meistens noch wach. Ist nur, dass ich mich manchmal ziemlich erschrecke: Über dem Haus liegt Stille, selbst die S-Bahn hat Pause, draußen schreit eine Nachtigall und der Mond scheint vor sich hin. Und dann fällt ein Schrank um.

Ich weiß noch nicht mal, wie der Typ aussieht.
 

30 Mai 2007

Sorry...

...ich war ein paar Tage unterwegs. Wohin? Zum Segeln latürnich. Leider war keine Zeit für eine Ankündigung. Deshalb im Nachhinein:

Es handelte sich um ein Segelbootwettrennen direkt am Rhein, nahe beim schönen Straßburg: UNAP Plobsheim. Das sind von hier aus lächerliche 750km ... wenn man den kürzesten Weg nimmt ... was mir bekanntermaßen sehr schwer fällt.

Segeln besteht nicht nur aus Segeln, das macht die Sache ja so interessant. Wenn man geschickt ist und nicht ganz so gut segelt, kann man einfach in einer der verwandten Disziplinen gewinnen: Das tollste (= teuerste oder komplizierteste) Boot, das größte Wohnmobil, die schnellste Anreise (= das höchste Bußgeld), der abseitigste Umweg.
Vor Ort dann kämpft man mit Langeweile, Stress, Hunger und Erschöpfung - und stellt deshalb eine Menge Unsinn an.

Langeweile ist dann, wenn man auf Wind warten muss und es einfach nicht losgeht.

Stress ist dann wenn... oh, das ist ein ganz eigenes Kapitel, welches etwa 20 Punkte umfasst.

Hunger: Wenn man zum Frühstück an essen noch nicht mal denken möchte (Nachwehen des Vorabends) und auf dem Boot feststellt, dass man für die nächsten sechs Stunden nichts zu essen eingepackt hat.

Erschöpfung ist fast immer nach dem Segeln: Bei wenig Wind wegen der langdauernden Konzentration auf das NICHTS, bei viel Wind wegen der Kraftanstrengung und/oder wegen der Kälte und/oder wegen der langdauernden Konzentration darauf, nicht aus dem Boot zu fallen.

Bildlich sehen die Begleitumstände etwa so aus wie hier. (dort erst "Präsentation starten" und danach dann "Diashow" unten in der Mitte - sonst sind die Bilder so klein dass man nichts erkennt)

Mein persönlicher Rekord diesmal: Mit einer winzigen Hundehütte (30 Jahre altes Kaufhauszelt in dem man nicht aufrecht sitzen kann) im drei Tage währenden Dauerregen zelten.

Zoombarer Blick von oben auf das Gelände und die Umgebung


Und hier der zweite Tag

24 Mai 2007

Ist Segeln Sport?

 
Ob Segeln Sport ist? Eigentlich nicht. Man sitzt so auf einem Kahn rum, fährt mal hier hin und mal da hin, aber irgendwie nie gradeaus.

Wenn man aus dem Hafen raus will, macht man den Motor an und zum Anlegen auch. Da macht es auch nichts, wenn man die Box nicht gleich trifft, fährt man halt rückwärts und nimmt nochmal Anlauf. Wenn es beim zweiten Mal immer noch nicht klappt, scheißt man publikumswirksam die Gattin zusammen, weil sie zu blöd ist, die Festmacher auszubringen.

Wenn sie fertig ist mit Heulen, kann sie runter in die Kajüte gehen und lecker Abendessen kochen. Bei Regen wird das ganze Cockpit überdacht, damit man nicht nass wird beim Essen, und dann kann man ja auch noch die Heizung anwerfen. Und wenn man wirklich ausnahmsweise zu einem Ziel muss, das genau gegen den Wind liegt, macht man halt wieder den Motor an.


So stellt sich der Laie Segeln vor. Und - zugegeben - so stellen sich auch viele Segler Segeln vor¹.

WIR machen das geringfügig anders.


¹ genaugenommen: So stelle ich mir vor, dass sich der Fahrtensegler Segeln vorstellt. Könnt mir ja widersprechen
 

23 Mai 2007

Segeln und Sport

 
So, WAS das Segeln zum Sport macht, erkläre ich mal in einem der nächsten Beiträge. Einer unserer begabtesten Fotografen hat mir erlaubt, hier seine Bilder zu verlinken, und dann kann ich schon mal zeigen, wie es aussieht wenn man es fast richtig macht:

Foto: Sören Hese

Für die anonymen Mitleser und vor allem die interessierten Mitleserinnen: Ich bin der Dicke, der da an dem Draht hängt und redet.

Wer sich dafür interessiert, kann sich vertrauensvoll an den Autor wenden.
 

22 Mai 2007

Worte

 
Aus dem Kopf und ohne Nachsehen:

Denn Herr Rossi sucht das Glück
will ein kleines Stück vom Glück
nur ein kleines Stück vom Glück:

Andre können alles haben
können sich an feinstem laben
und von ebendiesen Gaben
möcht Herr Rossi auch was haben.

 

SEGELN

 
Ich fange hier mal eine neue Rubrik an. Vielleicht warten einige der Leser schon da drauf. Am Beispiel Segeln kann man fast alles im Leben erklären - außer der Liebe. Trotzdem. Weiß gar nicht, warum das Segeln hier bisher fehlte?

Jedenfalls: In den letzten 25 Jahren habe ich einen sehr großen Teil meiner wachen Zeit mit Segeln verbracht.

Mit Segeln ist hier allerdings nicht das ziellose Herumschippern gemeint und Herumsitzen auf dem Boot, weil man nicht weiß, wohin mit seiner Zeit. Sondern es geht um die Spezialform Regatta-Segeln, d.h. Wettkampf - weil man nicht weiß, wohin mit seiner Zeit.

Wettsegeln ist anstrengend, oft frustrierend, es kostet wahnsinnig viel Zeit, und man betreibt das eigentlich nur aus einem weiteren Grund: Weil man sonst nicht weiß, wohin mit seinem Geld. Anders kann ich es mir nicht erklären.

Nochmal in Kurzform: Regattasegeln ist eine Zeitvernichtungsmaschine die unglaublich teuer ist und zudem noch viel kostet. Man tut so etwas, weil man dieses andauernde penetrante Glück mit ausreichend Geld und Freizeit im Überfluss einfach nicht ertragen kann.


Und weil das noch nicht genügt, lässt man sich in Wettkämpfen von Leuten demütigen, deren Recht auf irgendeinen Erfolg man umfassend bestreitet, die aber vor allem eins besser können als man selbst: Segeln.


Foto 1: Barther Bodden 2005, Foto 2: Alpsee 2004
Link zu meiner Bootsklasse: KORSAR
 

21 Mai 2007

Inspiration-Blues...


... conspiration-bus ...
... transpiration-news ...

Mir darf doch mal nichts einfallen, was?
Mal darf mir doch nichts einfallen, oder?
Nichts einfallen darf mir doch zuweilen, gell?
Is doch noch so schlimm, wenn mir nichts einfällt, wie?

Soll halt nur nich zu lange dauern.
 

16 Mai 2007

Nächtlicher Besuch

 
"Mein Gott! Sie schon wieder! Sie haben mich schon wieder erschreckt!"

"Ach? Jetzt doch? Neulich wollten sie's ja nicht zugeben ... dabei habe gar nicht ich sie erschreckt: SIE SELBST haben sich erschreckt. ICH bin einfach nur da."

"Sie gehen mir auf den Nerv mit ihren Spitzfindigkeiten. Sie gehen mir überhaupt auf den Nerv! Und warum sind sie da, schon wieder?"

"Meine Zeit vergeht so furcht-bar langsam. Es ist grauenhaft. Könnte ich bei ihnen ein wenig fernsehen?"

"Sie wollen WAS?"

"Fernsehen. Sie haben doch einen Fernseher?"

"DAFÜR erschrecken sie mich und wecken mich auf?!?"

"Ich habe sie nicht geweckt und erschreckt haben sie sich selbst. Also: Dürfte ich jetzt bei ihnen ein wenig fernsehen?"

"Meinetwegen. Wenn sie nicht so laut sind."

"Danke sehr. Äh ... da wäre noch eine Kleinigkeit..."

"Was denn jetzt noch?"

"Sie müssten mir den Fernseher anschalten."

"ICH soll aufstehen - damit sie fernsehen können? Geht's noch?"

"Naja, ich bin ein Geist - schon vergessen? Ich kann keine Fernseher einschalten. Ich habe keinen Körper..."

"Aha. Aber erschrecken können sie mich, ja?"

"Mein Gott, sind sie nachtragend! Also?"

"Ist ja gut, wenn sie mich dann schlafen lassen. Aber Finger weg vom Kühlschrank - das Bier ist meins!"

 

15 Mai 2007

Genaugenommen...


...war der vorangegangene Artikel nicht ganz fertig

Da fehlt nämlich noch die Betrachtung über den umwerfend einfallsreichen Namen der Veranstaltung: Osgar-Gala!

Oh! Mein!! Gott!!! Das klingt ja fast so toll wie OSCAR-Gala! Jedenfalls wenn's ein Franke spricht, oder ein Sachse oder ein Bayer oder einer aus Thüringen. Nei-enn! Wie!! Originell!!!

Leider höre ich erst heute zum ersten Mal von dieser interessanten Art der Prominentenverhöhnung, dabei heißt es auf der Webseite: "Seit 1994 verleiht die BILD-Zeitung in Leipzig den OSGAR an Menschen, die sich für Frieden, Freiheit und das Zusammenwachsen Deutschlands verdient gemacht haben."
Warum nochmal fühlt sich ausgerechnet BILD dazu berufen? Na egal.

Auf der Webseite lacht mich ein Gesicht an, und ich denke: "Der Hildebrand? Mein Gott, ist der jetzt auch so tief gesunken dass er Preise vom Springer-Verlag annimmt? Und wo ist der bloß so braun geworden?" Nach längerem Fixieren des Fotos keimt aber der Verdacht: Ach nee, das scheint der Desmond Tutu zu sein.

Da frage ich Euch: Ist Euch jemals eine Ähnlichkeit zwischen Desmond Tutu und Dieter Hildebrand aufgefallen?

Jetzt muss ich wenigstens sehen, wer die charakterlosen Pfeifen sind, die Preise von der Bild-Zeitung annehmen. Wem noch nicht schlecht ist, klickt sich durch bis zur Foto-Show 2006 und findet dort solche unzweifelhaften Verdienstler wie Kai Pflaume, Heino, Michelle Hunziker, Tom Kaulitz von Tokio Hotel und noch ein paar andere, deren Bekanntschaft mir bisher erspart geblieben ist. Schade eigentlich.

Im Vorübergehen...


...aus dem Augenwinkel...

Neulich vor dem Zeitungsladen einige ganz weltferne Botschaften:


Die Schlagzeilen werden zwar jeden Tag neu formuliert - aber die Zeitungsläden hier ändern die Titel in den Aufstellern nicht täglich. Von manchen Nachrichten wird man monatelang verfolgt. Aber das nur nebenbei.

Worum geht's diesmal? Zuerst:


Da hat sich der Herr Lama sicher sehr gefreut.



Aber dann auch:


Na, Schleimbeutel, sicher nicht bitter genug!

Ist eigentlich irgendwem dieses furchtbar wehleidige Geseire aufgefallen, das seit einiger Zeit den Schlager-Grandprix in Deutschland begleitet? "Ooooh, die Osteuropäer geben sich ja immer gegenseitig die Punkte! Und unsere großartigen Künstler landen nur auf den hinteren Plätzen! Diese fiesen Osteuropäer!"

Hallo? Da geht's doch um Schlagerschrott, oder? Ich persönlich gönne den fiesen Osteuropäern diesen kleinen Erfolg. Die haben doch sonst nix. Außer ihrer Solidarität.

Als die Osteuropäer noch nicht mitmachen durften, konnten die Deutschen allerdings auch nie einen Blumentopf abstauben. Außer einmal für die künstlerisch überaus wertvolle Hymne "Ein bisschen Frieden". Dabei waren die Generationen anderer deutscher Teilnehmer genau so gut!
 

14 Mai 2007

Schönes Schöneberg

 
Kopfschüttelnder Bildungsbürger im Vorübergehen:
"Nicht mal Ovid können sie richtig schreiben..."



Anm. für die Auswärtigen: OHV gilt in Berlin als Abkürzung für Ohne-Hirn-und-Verstand, angeblich auch wegen der Fahrweise der Mitbürger aus dieser Region
 

Sphinx - Nachrichten aus dem Totenreich


Ein würdiger Herr erleidet einen Tobsuchtsanfall

"Horus! Horus! Gib mir meine Legionen zurück!"

"Aber Vater ...äh: Oh Gottheit Osiris! Das mit den Legionen war Varus. Und wir sind Ägypter - wir haben keine Legionen! Allenfalls Legionellen... aber das steht auf einem anderen Blatt..."

"Oh mein Gott! Also, äh... OH MEIN ICH SELBST! Ist das Alzheimer? Ich glaube ich werde alt."

"... und der Plural von Sphinx ist Sphingen - nicht SPHINXE, wie du immer sagst, Vater!"

"Meine Güte: Da schickt man dich jahrelang zur Schule - und dann kommt DAS dabei heraus? Klugscheißer! KLUGSCHEISSER!"

 

11 Mai 2007

1000 - Der Navigator

 
1000/1

Ah, da, ein Schild: Nur noch 1000km bis zum Paradies! Super!

 
1000/2

Nur noch 1000km? Oh, verdammt, ich hab da anscheinend eine Null übersehen. Sowie den Umstand, dass zwischen hier und dem Paradies eine Wüste, ein Ozean und der Grand Canyon liegen. Naja. Ich soll nicht immer so pessimistisch sein.
 

Vollöko

 
Ein entfernter Freund von mir ist schlimmer Gesundheitsfanatiker. Er erfüllt mit religösem Ernst das Klischee vom Müsliterroristen im Wollpullover und Sandalen. Fast schon eine Karikatur.

Immer wenn er sieht, dass ich mir einen Apfel schäle, oder wenn ich versuche, von einem Pfirsich das Fell abzubekommen, fängt er hysterisch an zu predigen: "Die Schale musst du dranlassen! DAS IST DOCH DAS WERTVOLLSTE! Die ganzen Vitamine stecken direkt unter der Schale!"

"Naja, muss es halt ohne gehen", denke ich dann so bei mir. Aber er kuckt schon böse, wenn ich den Sand von den Erdbeeren wasche. Er selbst stopft sich gnadenlos alles ungeschält in den Mund.

Und deshalb schüttelt es mich, wenn ich sehe, dass er wieder Ananas kauft.
 

Werktag

 
Vorhin im Büro:

"Sagt mal, hat einer von Euch den weißen Topf in der Küche benutzt? Essen da drin gemacht?"

"Ja, ich, wieso? Ich hab mir eine Suppe warm gemacht. Durfte ich nicht?"

"Doch, doch, schon, doch, ja, es ist nur... ich hatte da drin eine Windel ausgekocht und war noch nicht zum Abwaschen gekommen. Hat die Suppe irgendwie komisch geschmeckt?"

"... ??? ...ööörks!!!"

 

10 Mai 2007

Motten

 
Gestern habe ich Pheromonfallen gekauft, um damit die beiden Kleidermotten zu fangen, die sich unbefugt in meinen Räumen aufhalten: Die eine im Wohnzimmer, die mir einmal an jedem Abend vor dem Bildschirm herumschwirrt, und eine im Bad, die mich oft von dringenden Geschäften ablenkt. Der Himmel weiß, wo die Viecher wohnen.

So eine Pheromonfalle ist ganz schön kostspielig, gemessen daran, dass das nur ein bedrucktes Stück Pappe ist, welches mit einem großen Klebstreifen versehen wurde, sowie einem roten Klecks, in dem sich möglicherweise Pheromone befinden. 6,85€. Euronen!

Kaum hatte ich den Klebstreifen entsprechend der Gebrauchsanweisung beherzt abgezogen und ein wenig damit herumgewedelt, begann es aufgeregt zu flattern. Ja ja, die Pheromone - beruhigend, dass sie wenigstens an Motten die ihnen zugeschriebene Wirkung erzielen.

Die Motte im Wohnzimmer erwartete wohl einen aufregenden Sexualpartner und war dann ein wenig enttäuscht, als sie nur mich antraf. Jedenfalls verschwand sie sofort wieder. Trotzdem dachte ich so: Prima, das wird sich bald erledigt haben.

Als ich nach zwölf Stunden die Fallen kontrolliere um zu sehen, wie viele mir auf den Leim gegangen sind, stelle ich fest: Nichts! KEINE EINZIGE! Nicht mal eine Fliege, eine fehlgeleitete Ameise oder eine der vagabundierenden Bettfedern, die ebenfalls meine Wohnung zahlreich bevölkern. Seltsam. Dafür schwirrt es jetzt nicht mehr vor dem Fernseher.

Das ist sonderbar: Das Wirkprinzip einer Falle ist, doch, Tiere zu fangen und nicht, sie zu vertreiben. Meine Motten werden doch nicht aus unerfüllter Sehnsucht und vor Gram gestorben sein?

Ich werde den Vorgang beobachten.
 

08 Mai 2007

Es geht hier um Bücher

 
Ha! Wieder eine ungestellte Frage! Ach was: Ein Berg voll ungestellter Fragen! Auf Zimmer 3 hab ich noch ein anderes Dingsstöckchendings entdeckt, aber eins, das so richtig nach meinem Geschmack ist. Und mit diesem Stöckchen wird auch nicht nach mir geworfen: Für miiich?!? Ooooh, danke!!!

Es geht hier nämlich um Bücher:

Was wäre das Leben ohne Lesen?
Interessant. Aufregend. Oder irgendwie anders.

Gebunden oder Taschenbuch?
Gebunden ist teurer, aber schöner.

Amazon oder Buchhandel?
Support your local dealer!

Lesezeichen oder Eselsohr?
Gedächtnis. Oder Seitenzahl. ¹
(Eselsohr??? Was für ekelhafte Frevler haben das denn hier reingeschrieben? Ikonoklasten! Das ist ja widerlich!)

Ordnen nach Autor, Titel oder ungeordnet?
Nach Farbe. Größe. Naja, und es hängt stark davon ab, in welchem Karton es beim Umzug lag - wann es also beim Auspacken wieder zum Vorschein kam.

Behalten, wegwerfen oder verkaufen?
Behalten! Behalten! Behalten! - nur dafür braucht man Bücher. Nur Lesen kann ich auch im Internet. Behalten bis zum jüngsten Gericht - oder bis zur Kompostierung im Keller.

Schutzumschlag behalten oder wegwerfen?
Behalten! Behalten! Behalten! - nur dafür braucht man Bücher!

Mit Schutzumschlag lesen oder ohne?
Wenn ich den abmache, "vorübergehend", finde ich ihn nie wieder.

Kurzgeschichten oder Roman?
Wieso "Oder"?

Harry Potter oder Lemony Snicket?
Hä?

Aufhören, wenn man müde ist, oder wenn das Kapitel zu Ende ist?
Aufhören im Morgengrauen. Wenn das Buch zu Ende ist.

Die Nacht war dunkel und stürmisch“ oder „Es war einmal“?
Argh! "Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet." (aus dem Kopf und ohne Nachlesen)

Kaufen oder leihen?
Kaufen klauen schenkenlassen finden. Haben-haben-haben-haben für die Ewigkeit. Mindestens.

Neu oder gebraucht?
Egal, Hauptsache schön und gedruckt.

Kaufentscheidung: Bestsellerliste, Rezension, Empfehlung oder Stöbern?
Titel. Umschlag. Erster Satz. Manchmal Rezension.

Geschlossenes Ende oder Cliffhanger?
"Wird sich Superman aus dieser extrem entsetzlichen und wenig hoffnungsvollen Lage befreien können? DAS erfahren sie demnächst in diesem Theater."

Morgens, mittags oder nachts lesen?
Wieso "oder"?

Einzelband oder Serie?
So weit die Kohle reicht.

Lieblingsserie?
Tintenfisch - Jahrbuch für Literatur 1968 - 1987
Wagenbach-Verlag

Lieblingsbuch, von dem noch nie jemand gehört hat?
Der fünfzigste Erlöser - Per Christian Jersild

Dein Lieblings-Kinderbuch?
Zur Zeit: Die Mausefalle - Peter Schössow

Welches Buch wird deiner Meinung nach vollkommen überschätzt?
Der Schwarm - Frank Schätzing ... sagt Frau Nuf. Eine Renzension, sozusagen. Ich hab's allerdings gar nicht gelesen.

Ach so, mein eigenes Urteil? Das Geisterhaus - Isabel Allende Das ist die Essenz von Langeweile.

Bestes bzw. Lieblingsbuch, das du letztes Jahr gelesen hast?
Hotze - für eine Handvoll Party!

Welches Buch liest du gegenwärtig?
Baukosten 2006

Absolutes Lieblingsbuch aller Zeiten?
Wörtersee - Robert Gernhardt Die gebundene Erstausgabe.
Das Wasserzeichen der Poesie oder Die Kunst und das Vergnügen, Gedichte zu lesen - Andreas Thalmayr (d.h. H.M. Enzensberger) Ebenfalls gebunden. Und die Erstausgabe. Natürlich.


¹ an sich wäre das eine durchaus geeignete Stelle, sich über Sinn oder Unsinn von Lesezeichen zu äußern. Aber das würde den Rahmen dieses kleinen Blogs doch sicherlich sprengen ... meint Ihr doch auch, oder?
ODER!?!

 

07 Mai 2007

Küchen-Zen

 


Da lese ich am Sonntag in meiner Tageszeitung einen Artikel über einen Zen-Priester. Ick zieh Tiere:

Als Edward Espe Brown merkte, dass er gern Koch sein wollte, was nur durch den Umstand verhindert wurde, dass er nicht kochen konnte, fragte er seinen japanischen Lehrer Suzuki Rosh. Der Zen-Meister dachte einen Moment nach und gab folgenden Kochunterricht: „Wenn Du den Reis wäschst, dann wasch’ den Reis. Wenn Du Karotten schneidest, schneid’ Karotten. Und wenn du die Suppe umrührst, rühr' die Suppe um.“

Aha.

Ich bin ein Freund der kryptischen Botschaften.
 

Stöckchen

 
Hier kam eine Anfrage von nephilim@zimmer 3: Ein sogenanntes Stöckchen. Habe ich überhaupt nur zufällig entdeckt... hm: Wer mir Fragen stellen will, könnte mich doch am besten einfach fragen, was?

Hatte ich eigentlich bereits erwähnt, dass ich nur auf rhetorische Fragen antworte? Also, das ist, weil ich kein Freund der pawlowschen Reflexe bin, Stöckchen & so. (...da hab ich doch tatsächlich zuerst Söckchen getippt...)

Rhetorische Fragen, das sind die, wo man nie weiß, wo das H hinkommt: rHetHorHisch.

Neinneinein, natürlich nicht, sondern das sind die Fragen, wo der Fragende keine Antwort erwartet. Weil mich die Fragende aber erst gar nicht gefragt hat, erwartet sie mutmaßlich auch keine Antwort. Somit sind diese Fragen retorhisch und ich kann sie guten Gewissens beantworten. Und los:

Was war Deine erste "echte" PC-Hardware?
Puh: Meine ganz eigene? Zuerst mal hatten die Chefs im Büro so'n Ding. Das war so um 1990, Windows 3.1 war grade brandaktuell. Damals wusste ich gar nicht, wofür das gut sein soll: Fenster größer und kleiner, Fenster auf und zu - aber wozu? Aber ich bin heute noch Minesweeper-Profi.

Mein erster wirklich eigener war 1994, hatte ich mir extra für meine Bedürfnisse zusammenstellen lassen. Weil mir M$ damals schon suspekt war, sollte der mit OS/2 laufen. Wir alle wissen, wie das ausging. Ich hab ihn nach einem Jahr auf Win 95 umgestellt.

Deine erste Anwendung, die Du benutzt hast?
Minesweeper.

Ach die erste, die ich sinnvoll angewendet habe?
Minesweeper.

Dein erstes Spiel?
OS/2. Und Windows 3.1.

Hattest Du von Anfang an Spaß an der Materie?
Spaß ist ein vieldeutiger Begriff. Gemessen daran, dass die ausgeprägteste Fähigkeit des Computers lange Zeit das Kopieren war: Ja. Ich muss nicht mehr aufstehen zum Kopieren.

Seit wann bist Du online, und mit welchem Anbieter?
Seit kurz nach der Erfindung des privaten Onlineseins in Deutschland. Zuerst per BTX (kennt das noch wer?) wegen dem Onlinebanking. Mit einem 14.4-Analogmodem. Damals gab es nichts schnelleres! Und an Mail war sowieso noch nicht zu denken. So um 1995 führte die Telekom einen Internetzugang über BTX ein. Da hab ich dann eine ISDN-Karte erworben. Wat 'n Scheiß die Konfiguration von dem Ding damals war! Seit irgendwann später habe ich DSL.

Aufregend, was?

Aus dem Stöckchenbeitrag:
Und nun schmeiße ich den Prügel weiter an Herrn Goldfisch...
AUA! AUA! AUAAA! ...damit wir die Antworten im (hoffentlich) tadellosen Berlinerisch lesen dürfen wah
Dit täuscht, Du, ick bin jar keen so tadelloser Berlina, wa... ick bin unjefähr jenau so'n juter Berlina wie der Seyfredo Seyfried, jenau so ... autenthisch ... ??? ... hm, da weeß ick ooch nie, wo dit H hinkommt.
 

04 Mai 2007

poemen

 
zuerst ein fernes sehnen und ein wollen
später folgt langes stöhnen
und dann grollen.

fragt sich ob wir von den problemen
den phänomenen
den ekzemen
und denen tränenreichen szenen
wirklich wissen wollen.

vielleicht.

die zeit, sie lässt sich dehnen und
hat doch ein ende
wie das meer zwischen den atollen
die liebe lebt in fernen theoremen
doch ihre gegenwart ist gähnen
und schmollen.

 

Maifest zwei

 
Anschließend, auf dem Rückweg von Werder, war mir doch mehr nach Zivilisation. Ich wollte unbedingt das Myfest in Kreuzberg sehen - warum auch immer.

Das Programmheft zum Myfest hat der DÜMMSTE GRAFIKER DER WELT gestaltet: Graue Schrift auf rotem Hintergrund. Herzlichen Glückwunsch!

Hat außer mir noch irgendwer versucht, dieses Programm in Schwarz-Weiß auszudrucken? Das ergibt graue Schrift auf grauem Grund, aber dafür winzig klein... vielleicht können wir zusammen dieses debile Arschloch auf Schadensersatz verklagen? Ich hoffe, wenigstens dieser Typ ist so erbärmlich bezahlt worden, wie das in alternativen Projekten üblich ist - fürchte aber, dass da ein echter Profi am Werk war und auch noch ordentlich honoriert wurde.

Na egal, musste es halt ohne Plan gehen. Angesagt waren so um die zehn Bühnen. Der ältere Besucher einer solchen Konstellation (will mal lieber nicht sagen "der erfahrene", aber jedenfalls bin ich Kummer gewöhnt) erwartet, dass alle halbe Stunde abwechselnd auf einer dieser Bühnen eine schlimme Amateurgruppe Radau macht.

ABER! Auf mindestens acht Bühne gleichzeitig spielten Bands - und nicht mal schlecht.

DAS WAR EINE MÖRDERISCHE PARTY!

... der ganze Stadtteil zwischen Oranienstraße und Mariannenplatz bebte von den Bässen...

GROOOOOOOOOOOSSARTIG!

Dazwischen Freunde und Helfer in Hemd und Krawatte, grinsend oder wenigstens milde lächelnd, freundlich Auskunft erteilend. Keine Kampfanzüge, keine Schilde, Helme, Schlagstöcke. Nicht dass mir was gefehlt hätte, so friedlich wie das war.

Noch zwei Bildchen: Blick über die Oranienstraße Richtung Nordwesten


und die Mariannenstraße hoch: Was da hinten brennt ist ein Grill, kein Auto.


Die Jungs in den Kampfanzügen waren zwar da, aber ein wenig abseits - und sie langweilten sich entsetzlich. Ich habe einen ein Buch lesen sehen.
 

Oder was.

 
Sommer im April. In der S-Bahn im Neonazibezirk Köpenick sitzen zwei kahlgeschorene Jungs mit ihren Freundinnen, alle vier deutlich unter zwanzig. Alle in Tarnhosen, braungebrannt, die Jungs ziemliche Hänflinge, aber Muscleshirts, Faschofolklore eben. Der eine hat eine Flasche Bier in der Hand, seine Freundin ein sehr kleines Kind auf dem Arm, offensichtlich ihr eigenes, und sie lächelt zufrieden.

Der distanzierte Betrachter erwartet lautes Gepöbel und Gegröhle und setzt an zum bedauernden Kopfschütteln.

Aber.

Alle sind rührend um das Kind besorgt. Kein Gegröhle, keine schlimmen Witze auf Kosten von irgendwem, jedenfalls nicht für die Dauer dieser S-Bahnfahrt. Die Jungs interessieren sich für Bäuerchen und Nickerchen, Schlafbedürfnis und Windeln.

Ich muss dringend an meinen Vorurteilen arbeiten.
 

02 Mai 2007

Baumblütenfest

 
Wenn mir ganz langweilig ist, mache ich Fotos von meinem Balkon...


...oder vom Essen:


Aber manchmal gibt selbst das nicht den richtigen Kick, und dann muss ich etwas ganz anderes tun. Etwa mir meine alten Vorurteile bestätigen, über das Volk, oder über Voksfeste, über die Provinz, hier vertreten durch das Berliner Umland, wiederum dargestellt am Beispiel Werder. Richtig: Diese Woche ist Baumblütenfest in Werder.

Ich meine DAS Baumblütenfest in DEM Werder, das weniger für seine Baumblüten als vielmehr für seinen fürchterlichen Obstwein berüchtigt ist, den der Fachmann BRETTERKNALLER nennt. Hauptbestandteile dieses sogenannten Weines sind zuerst Zucker, danach kommt Wasser, zermantschte Früchte tun sie nur rein, damit das Fass voll wird, vielleicht auch wegen des Aussehens - weil das billiger ist als Lebensmittelfarbe.

Werder kann eine nette Ortschaft sein, umgeben von Wasser:


Dem Baumenschen fallen natürlich zuerst einige Bauschäden auf...

...aber dann geht es auch schon los. Alle Werderaner sind auf den Beinen und nutzen selbstlos auch die letzte Garage und den allerletzten Stuhl zum Wohle der Gäste.


Beachte die liebevoll handgemalte Blume auf dem einladenden Willkommensschild...


...gefolgt von einem ebenso einladend gestalteten Hof:


Auf der hoch gelegenen Straße bietet Werder malerische Ausblicke zum Wasser hinab, eingeschränkt nur durch kleine Hindernisse:


Zutiefst authentische Verkaufsstände säumen den Weg. An beinahe jedem Stand wird Wein verkauft. So wie hier in der traditionellen Aufmachung hausgemachten Weines:


Für den eiligen Trinker in der praktischen Darreichungsform der PET-Flasche:


Dass der Wein hausgemacht ist bezweifeln nur böswillige Beobachter, die über die Allgegenwart der PET-Flaschen erstaunt sind, welche man an mindestens jedem zweiten Stand antrifft:


Dieser böswillige Beobachter argwöhnt, dass das einzig Hausgemachte vielleicht doch das Umfüllen von den PET-Flaschen in die großen Glasballons sein könnte.

Da es kein wirklich heißer Tag ist (+18°C in der Sonne, ca. 12° im Schatten) ist das Gedränge noch erträglich:


... und man hat Zeit für den Blick aufs Detail.
Na? Will denn hier keiner ganz aufgeregt "Deppenapostroph!" schreien?

Nicht? Schade.

Dann eben wieder ein Weinstand:


Die Flaschen sind wirklich gefüllt mit dem, was sie in Werder WEIN nennen.

...

Die Hauptamüsiermeile zu fotografieren habe ich leider vergessen. Die Leser müssen auf Bilder vom Riesenrad, der Rutsche, den Achterbahnen, dem Bungee-Kran und anderen aufregenden Fahrgeschäften verzichten, weil mich nun mal dieses hier viel mehr faszinierte: Ein Wasser-Autoscooter. Sowas geht ja nur, wenn man auch am Wasser feiert. Hübsch, nicht?


Man trifft auf hingebungsvolle Rekonstruktion alter Bausubstanz:

(wer genau hinsieht: Nach Ende der Rekonstruktion werden gute 3% der alten Bausubstanz erhalten bleiben. Von dem Mauerwerk, das ohnehin nur entlang der Straße noch steht, sind nicht einmal die Fensterleibungen übrig und werden neu ausgemauert. Über Sinn oder Unsinn von Denkmalschutz streiten wir dann ein anderes mal, ja?)

Aber man kann tatsächlich im Schilf sitzen und aufs Wasser schauen...


...den Kindern beim Spielen zusehen...


... und durch die Stadt zurück zum Bahnhof stolpern...


...vorbei an Lebensmittelständen...


und Buden mit echt original hausgemachtem Wein:


... vom Bahnhof Zoo nur eine halbe Stunde mit einem BVG-Ticket für Tarifbereich C.



Ich habe beim Fotografieren noch etwas vergessen: Die Pilzpfannenabteilung. Einige Imbisse beginnen jetzt damit, ihr Angebot so zu dekorieren, dass es wie ESSEN aussieht, und nicht wie brauner Matsch, den sich volltrunkene Volksfestbesucher gierig reindrehen. Ich war ehrlich überrascht von der Provinz.
 

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