Hier also noch was aus der Sparte Dual Use: Da Benutzt ein Künstler namens David Trautrimas Fotos von alten Gerätschaften und montiert sie zu Architekturmodellen. Sehr interessant.
29 Januar 2011
Recycling
Hier also noch was aus der Sparte Dual Use: Da Benutzt ein Künstler namens David Trautrimas Fotos von alten Gerätschaften und montiert sie zu Architekturmodellen. Sehr interessant.
27 Januar 2011
Intermezzo
Es handelt sich um Plastikbecher in einem Maschendrahtzaun.
Gefunden bei crookedbrains
26 Januar 2011
25 Januar 2011
Tee
Kann es sein, dass in einem großen Paket Tee der Tee gleichmäßig aber das Coffein sehr ungleichmäßig verteilt ist? (jaja, die Auskenner sagen Teein dazu, ist aber wohl annähernd das selbe¹)
Also, ich meine: Dass das Coffein überaus ungleichmäßig verteilt ist? Etwa so ungleichmäßig, dass man bei 37 von 39 Kannen Tee keine Beschwerden hat, aber bei einer Herzrasen, Schweißausbrüche und Schlafstörungen bekommt? Immer die gleiche Dosierung und Zubereitung natürlich, es geht doch nichts über ein geregeltes Leben.
Ja. So weit die Frage. Und nun noch ein Blick in die wirklich reale Welt:
Coffein in Genussmitteln, wie z. B. in Schwarztee oder Schokolade, kann insbesondere für Kinder problematisch sein: so enthalten z. B. drei Dosen Cola und drei Schokoriegel etwa soviel Coffein wie zwei Tassen KaffeeOh! mein!! Gott!!! Schon bei nur drei Dosen Cola und drei Schokoriegeln!!! Da muss man aber mächtig aufpassen: Das sind ja nur ein Liter Cola und dazu 2000 Kalorien in Süßkram!
Wenn sich Kinder so ernähren, gehören die Eltern wohl auch ins Heim. Zur Beruhigung aber noch die nächste Erkenntnis:
Bei Menschen liegt die letale Dosis bei ungefähr 10 Gramm Coffein (5–30 g), was etwa 100 Tassen Kaffee entspricht.Ich arbeite dran, bin aber noch geringfügig davon entfernt.
edith, noch etwas später und aus gegebenem anlass
Im Harley-Davidson Souvenir Shop in Honolulu:
"Unbeaufsichtigte Kinder werden mit Kaffee befüllt und dann an die Eltern ausgeliefert."
¹ die Sache mit den Spinnen ist sehr interessant. Der Große Bloguator™ beobachtet ähnliches auch täglich an sich selbst
23 Januar 2011
Später
Ich hingegen werde das Kind geduldig darüber belehren, dass Fußball ein Spiel für Idioten ist, Techno mit Musik nicht das geringste zu tun hat, mir zwei Katzen anschaffen, oder vielleicht ein Pony, ein Aquarium und ein Stinktier¹, und im Gegenzug den nervigen Pubertisten im Tierheim abgeben. Darauf einen Dujardin!
¹ Stinktier brauche ich voraussichtlich nicht, so lange ich den Sohn habe. Gilt wahrscheinlich genauso für Tochter.
21 Januar 2011
Kostenschutz, nicht Flatrate!
Das mag an den generell völlig undurchschaubaren Vertragsbedingungen liegen. Die Verträge sind zudem nicht nur untereinander nichtvergleichbar, sie verführen auch schnell zu unkontrolliertem Telefonverhalten.
Wer damit einmal auf die Nase gefallen ist, der ist leichter bereit, sich eine Flatrate für wesentlich mehr andrehen zu lassen, als er mit kontrolliertem Telefonverhalten im Durchschnitt verbrauchen würde. Das bemerken auch die, die keine direkte Flatrate im Programm haben.
Der Provider des Großen Bloguators™ bietet seit kurzem einen sogenannten "Kostenschutz" an, sinngemäß eine Flatrate, aber zu ziemlich genau dem doppelten Betrag, den der Große Bloguator™ bisher im Monat mobil vertelefoniert.
Neulich im Verwaltungsgebäude des Mobilfunk-Discounters:
"Chef, was halten sie denn von einer Flatrate?"
"Hm?"
"Flatrate, wie bei der Konkurrenz."
"Nix."
"Bitte?"
"Nix!"
"Was?"
"VON EINER FLATRATE WIE BEI DER KONKURRENZ HALTE ICH NICHTS! Und jetzt lassen sie mich arbeiten!"
"Aber warum denn nicht?"
"Die Leute kommen zu uns, weil sie glauben, dass wir sie nicht über den Tisch ziehen."
"Aber wir ziehen sie doch gar nicht über den Tisch...?"
"Es geht nicht darum, was wir tun, sondern darum, was die Leute glauben."
"Aber warum sollten sie uns glauben und den anderen nicht?"
"Weil wir ein durchschaubares Geschäftsmodell haben: Jede Einheit kostet gleich viel, ein Preis für alles, fertig. Was soll das Gefrage? Haben sie das nicht im Studium gehabt, Marketing?"
"Doch, schon, aber da klang das ... irgendwie ... anders ... irgendwie."
"Anders. Aha."
"Ja. Man soll den Kunden nicht überfordern. Sonst kauft er nicht."
"Was?"
"Man muss ihm nicht gleich den Endpreis sagen. Wenn er erst einmal unterschrieben hat, dann bezahlt er schon, auch wenn er das vorher gar nicht wollte."
"Sie meinen 'Betrug'?"
"Ich meine 'MARKETING'!"
"Der Kundschaft etwas anzudrehen was sie gar nicht will, indem man ihr nicht sagt was es kostet, das nennt man Betrug, denke ich."
"Nein, Marketing! DAS IST MARKETING! So funktioniert das! Und die Leute w o l l e n doch ihr Geld ausgeben!"
"Die Kundschaft will eine L e i s t u n g."
"Wenn sie das Geld nicht ausgeben wollten, würden viel mehr Leute ihren Vertrag kündigen!"
"Die Leute kündigen ihre Verträge nicht, weil sie nicht wissen wie das geht. Und weil sich die Verträge automatisch verlängern."
"Aber wir könnten das doch auch so machen!"
"Dann unterscheiden wir uns aber nicht mehr von der Konkurrenz."
"Aber die Konkurrenz lebt doch auch davon."
"Und irgendwann verkaufen wir gar nichts mehr. Kann ich jetzt bitte weiter arbeiten? Was soll denn das?"
"Wir könnten viel mehr verkaufen!"
"Wozu? Es wirft doch genug ab? Und wir haben fast keine Arbeit damit. Das meiste macht der Computer und den Rest der Kunde selbst."
"Unsere Kunden telefonieren zu wenig! Wir könnten viel mehr Umsatz machen!"
"Herrgottnochmal! Mit Ihrem sogenannten Marketing ruinieren wir uns nur das Geschäft."
"Nein! Das Geschäft muss wachsen! So i s t Wirtschaft!"
"Quatsch! Wir haben jetzt fast überhaupt keine Arbeit damit und verdienen passabel. Mit ihrem Marketing haben wir sehr viel Arbeit, vielleicht eine Weile mehr Umsatz und dann ist es bald vorbei, weil wir so sind wie die anderen."
"Nein!"
"Doch."
"Aber unsere Kunden sind geizig!"
"Man kann sich seine Kunden nicht immer aussuchen."
"Aber die h a b e n das Geld doch! Da können sie es doch auch ausgeben!"
"Wahrscheinlich behalten sie es einfach ganz gerne."
"Das Geld muss zirkulieren! Wirtschaft muss wachsen, sonst geht alles zu Grunde! Unsere Kunden telefonieren zu wenig. Die telefonieren pro Nase nur für zwanzig im Monat. Unsere Konkurrenz verkauft Verträge für über dreißig im Monat!"
"Wir sind aber nicht unsere Konkurrenz. Wir verkaufen keine Verträge."
"Und wenn wir es ohne Vertrag machen?"
"Wie soll das gehen?"
"Wir machen eine Deckelung. Einen Sicherheitsgurt. Einen Kosten-Airbag. Aber ohne Vertrag."
"Aha, ich verstehe: Sie wollen uns nicht langsam ruinieren, sondern schnell."
"Nein, wir machen etwas ganz ohne Risiko für uns!"
"Sie wissen aber noch aus der Schule, dass sich Sicherheit und hohe Gewinne gegenseitig ausschließen, oder?"
"Nein, es ist ganz einfach: Wir bieten eine Flatrate zu Kosten an, die so hoch sind, dass es sich auf jeden Fall rechnet. Und das ganze nennen wir nicht Flatrate, sondern KOSTENSCHUTZ."
"Wo sollen wir da verdienen?"
"Unsere Kunden geben jetzt im Durchschnitt zwanzig pro Monat aus und bezahlen jede Einheit einzeln. Wenn wir ihnen sagen: 'Sie haben einen Kostenschutz und zahlen maximal vierzig!' Dann hören alle nur 'Kostenschutz' und telefonieren wie die Verrückten, um über die vierzig zu kommen - sonst lohnt es sich ja nicht."
"So, so. Und wo sollen wir daran etwas verdienen? Das macht doch noch viel mehr Aufwand."
"Nein, wir haben sogar weniger Arbeit, weil wir bei allen, die über vierzig liegen, einfach aufhören nachzurechnen. Das ist genial!"
"Na gut. Das Nachrechnen macht sowieso der Computer. Meinetwegen. Machen sie mal. Aber jetzt lassen sie mich bitte arbeiten!"
19 Januar 2011
Auswertung
Die Statistik sagt: Immer wenn im Fernsehen wieder mal der Bericht über das Tor zur Hölle ausgestrahlt wird, ist hier in der Besucherliste ein Peak festzustellen.
Je nun, schon richtig: Mit Hölle kennt sich Der Große Bloguator™ aus.
Hölle! Hölle! Hölle!
18 Januar 2011
Lebenslauf
13 Januar 2011
Freude, Freude
Sogar in korrekter Groß-/Kleinschreibung - wo im Internet hat man das heute noch? Was dabei die Anfrage überhaupt bezwecken sollte wird wohl auf ewig ein Rätsel bleiben.
Umso beschämender ist leider die Nähe zu Bastian Sicks schwachwissenschaftlichen Erzeugnissen, die direkt auf dem dritten Platz folgen.
12 Januar 2011
Bosheit und Niedertracht (17)
Was bisher geschah:
Student Lennart steckt mitten in der Diskussion mit zwei dubiosen Typen, die ihm schon die Tür eingetreten haben. Es geht dabei wohl irgendwie um illegale Musikdateien. Während verschiedene Dinge zerstört sind, bindet in der Waschmaschine ein Paket Schnellzement ab und die Küche steht unter Wasser.
11 Januar 2011
Bosheit und Niedertracht (16)
Was bisher geschah:
Student Lennart steckt mitten in der Diskussion mit zwei dubiosen Typen, die ihm schon die Tür eingetreten haben. Es geht dabei wohl irgendwie um illegale Musikdateien. Während verschiedene Dinge zerstört sind und das Handy eine Fahrt im Geschirrspüler macht, beginnt in der Waschmaschine ein Paket Schnellzement abzubinden.
"So, und jetzt musst du uns einen Gefallen tun."
"Ich?"
"Genau. Ich habe hier noch eine Kartusche mit Bauschaum..."
"Nein!"
"Muss ich erst böse werden, Lennart?"
"Nein."
"Siehst du! Du nimmst jetzt diese Kartusche und schäumst damit den Falz von dem wunderbaren Kunststoffenster aus. Hier ganz außen herum, bitte."
An das Fenster hatte Lennart noch nie einen Gedanken verschwendet.
"Sieh zu, dass du nichts an die Hände bekommst, das klebt eklig."
Lennart nahm die Kartusche umständlich und spritzte umlaufend Schaum in den Falz des gekippten Fensters.
"Sehr schön. Und jetzt schließt du das Fenster."
"Wieso?"
"Schließen! Danke."
Aus den Fugen quoll der Schaum.
"Das bindet jetzt bald ab. Dann schließt das Fenster endlich mal richtig dicht."
"Aber das Fenster war doch dicht?"
"Du willst es ja nicht mehr aufmachen, was?"
"Doch, klar!"
"Schade, das wird dann nicht mehr gehen. Bauschaum klebt wunderbar. Zu schade. Man kann halt nicht alles haben."
Versonnen betrachtete er einen Moment das Werk.
"Wo kommt denn plötzlich das viele Wasser her? Hast du eigentlich eine Haftpflichtversicherung?"
"Brauche ich nicht. Die Deutschen haben sowieso zu viele Versicherungen gegen alles. Wozu? "
"Wasserschäden?"
Der Badezimmerboden war inzwischen vollständig mit Wasser bedeckt.
"Oh, ich fürchte fast, das kommt aus der Küche..."
"Nein!"
"Hatte ich erwähnt, dass Boris für sein Leben gern Schläuche schlitzt? Auch wenn sie unter Druck stehen?"
"Nein!"
"Das ist besser, als wenn er an Menschen herumschneidet. Schade, das schöne Laminat steht ganz unter Wasser. Das wird ihm nicht gut tun, das quillt so schnell auf und dann ist es nicht mehr brauchbar. Völlig hinüber, wenn es einmal aufgequollen ist. Du solltest den Wasserhahn zudrehen, Lennart."
"Wo ist denn der Hahn? Der Hahn ist weg!"
"Nein! Nicht möglich! Hat Boris den Griff abgezogen? Dann musst du wohl eine Zange suchen. Mit einer Zange kannst du den Hahn sicher zudrehen."
Lennart stürzte hektisch in den Abstellraum und wühlte nach einer Zange. Er kam mit einem verbogenen rostigen Werkzeug zurück.
"Na ob das mit diesem rostigen Ding geht, da habe ich meine Zweifel! Also wirklich: Deine Eltern schenken dir einen Reißwolf und du hast keine einzige ordentliche Zange im Haus?"
Lennart fummelte hektisch unter der Spüle an dem Hahn herum. Das Plätschern verebbte langsam.
10 Januar 2011
Bosheit und Niedertracht (15)
Was bisher geschah:
Student Lennart steckt mitten in der Diskussion mit zwei dubiosen Typen, die ihm schon die Tür eingetreten haben. Es geht dabei wohl irgendwie um illegale Musikdateien. Während verschiedene Dinge zerstört sind und das Handy eine Fahrt im Geschirrspüler macht, haben sie mit einer Dose Bauschaum fast nichts vor.
"Nichts?"
"Na, vielleicht doch. Boris? Bitte!"
Boris nahm die Kartusche und schäumte die Backröhre des Herdes vollständig aus. Dann schloss er die Tür. Durch die Fugen quoll noch ein wenig Bauschaum nach draußen.
"Ist der eigentlich mit Umluft?"
"Ja."
"Gut."
Der kleinere Kerl schaltete die Umluft an. Nach wenigen Sekunden sprotzte es und das Geräusch des Umluftlüfters erstarb. Der Lüfter hatte offenbar den Schaum angesaugt und war verstopft. Sie schalteten den Herd wieder ab.
"Ich rate dir, den Herd auf keinen Fall einzuschalten, so lange da Bauschaum drin ist. Bauschaum brennt!"
"Und wie soll ich das Zeug da wieder raus kriegen?"
"Keine Ahnung - DU hast die Wohnung mit Herd gemietet."
"Na, danke!"
"Aus Bauschaum kann man sehr schön Figuren schnitzen, oder Formen. Ich würde ihn nicht anfassen so lange er noch weich ist. Man kriegt ihn nur sehr schwer wieder ab. Mach ein Kunstwerk aus deinem Herd."
Inzwischen dampfte der Geschirrspüler nicht nur, es quoll auch der erste Spül-Schaum aus den Fugen.
"Oh, sieh mal, Boris, die Spülmaschine läuft über! Ja was machen wir denn da? Hast du eine Idee?"
Jurii nickte.
"Gut. Dann lass uns doch erstmal ins Bad gehen."
Sie standen auf. Lennart verstand, das er mitgehen musste.
"Oh, sieh mal, ein Turbinen-Rasierer! Davon habe ich immer geträumt!"
"Ich schenke ihnen den, wenn sie jetzt gehen!"
"Oh, danke, das ist zu großzügig! Ich möchte aber gerne nochmal den Trafo probieren."
Mit einem Blitz verabschiedete sich der Rasierer.
"Gehört die Waschmaschine auch zur Ausstattung?"
"Ja."
"Meinst du, dass die auch Schnell-Zement wäscht?"
"Nein."
"Ich auch nicht."
"Schnell-Zement?"
"Ja. Eigentlich ist das Beton, aber eine besondere Sorte, die innerhalb von fünf Minuten abbindet. Leider sehr teuer auch."
"Wieso?"
"Überraschung! Boris, dein Einsatz!"
Jurii kramte in seinem Rucksack und holte ein Paket heraus. Es hätte auch eine Packung Mehl sein können, es handelte sich um eine Papiertüte in der charakteristischen Größe, nur mit der Aufschrift "Schnell-Zement". Jurii öffnete die Waschmaschine und kippte den Inhalt des Pakets hinein.
"Unten in der Waschmaschine bleibt ja immer ein wenig Wasser stehen. Wir wollen doch nicht sinnlos spülen, Lennart, oder?"
"Nein. Nein."
"Genau. Wenn man sinnlos mit Wasser herumplanscht kann der Zement auch nicht abbinden. Boris? Oh, ich fürchte, Boris ist nebenan. Dann muss ich das wohl selbst tun."
Er startete die Waschmaschine und das zulaufende Wasser war zu hören. Nach einem kurzen Moment drehte er den Hahn zu und schnitt den Zulauf-Schlauch durch. Das restliche Wasser lief heraus auf den Boden des Bades.
09 Januar 2011
Seelenqual
Bin gerade bei einem Tangokurs mit lauter fremden Menschen gewesen und werde das unheimliche Gefühl nicht los, dass dabei die ganze Zeit meine Hose offen stand.
Fällt das noch unter das Erlebnisfeld Zwangsvorstellung?
Bosheit und Niedertracht (14)
Was bisher geschah:
Student Lennart steckt mitten in der Diskussion mit zwei dubiosen Typen, die ihm schon die Tür eingetreten haben. Es geht dabei wohl irgendwie um illegale Musikdateien. Während verschiedene Dinge zerstört sind und das Handy eine Fahrt im Geschirrspüler macht, weckt eine Dunsthaube ihr Interesse.
Jurii verstand sofort und holte den Trafo.
Lennart jammerte: "Nein! Da ist nichts drin außer einer Lampe und dem Ventilator!"
"Die sieht aber sehr elektronisch aus."
"Nicht! Die Küche gehört mir nicht. Die gehört zur Wohnung, die habe ich mit gemietet!"
"So so, heute mietet man als Student komplett ausgestattete Wohnungen?"
"Ja, naja, falls ich später mal ins Ausland abhaue, dann muss ich den ganzen Krempel nicht mitnehmen, oder hier unter Wert verkaufen. Ich kann das eben alles da lassen."
"So, so, nach dem Studium einen gut bezahlten Job im Ausland, schon fast sicher. Da braucht man sich um nichts zu kümmern. Höchstens eine kaputte Dunsthaube..."
"Nein, bitte, nicht! Wenn die kaputt ist muss ich sie bezahlen! Demnächst kommt die Vermieterin und will die Wohnung besichtigen!"
"Tja, schade um die schöne Dunsthaube. Die sieht so wunderbar elektronisch aus. Uuuund voilà: Trafokunst!"
Er drehte den Transformator hoch. Der Ventilator der Dunsthaube heulte immer schneller und gab irgendwann seinen Geist auf. Die Leuchte hielt eine Weile länger und rauchte mit Blitz und Donner ihr Leben aus.
"Gibt es hier keine Ersatzleuchten?"
"Wozu?"
"Na du siehst doch, dass die Leuchte kaputt ist. Also?"
"Da hinten in der Abstellkammer."
"Ah, danke. Boris?"
Jurii holte die neue Leuchte und tauschte sie aus. Diese hielt länger. Der Blitz kam daher diesmal nicht aus der Leuchte sondern aus dem Schaltpaneel der Dunsthaube. Er brannte eine Rußspur in das Paneel.
"Keine Qualität!"
Er klopfte auf dem Herd herum: "Aber was haben wir denn da?"
"Ein Herd. Das ist der Herd."
Lennart versuchte es zur Abwechslung einmal ganz cool.
"Danke. Schöner Herd. Haben wir etwas geeignetes bei dem jungen Mann gefunden, Boris?"
Jurii schüttelte den Kopf.
"Schade."
Jurii nickte.
"Da müssen wir wohl eigene Ressourcen verschwenden, was?"
Jurii nickte traurig.
"Bitte!"
Jurii holte eine Patrone aus dem Rucksack.
"Sieh mal, Lennart."
"Was ist das?"
"Bauschaum. Man nennt es Bauschaum. Manche sagen auch Montageschaum. Aber das finde ich affektiert. Affig. Es bleibt Bauschaum."
"Und was soll das?"
"Mit Bauschaum kann man sehr schön Hohlräume füllen."
"Und?"
"Nein, nicht den in deinem Kopf."
"Nicht."
"Bauschaum klebt sehr gut und brennt auch. Wenn irgendwo Bauschaumreste kleben, kriegt man die eigentlich fast nicht ab."
"Aha."
"Und da kommt dieser Herd ins Spiel..."
"Was haben sie vor?"
"Ach, nichts."
08 Januar 2011
Bosheit und Niedertracht (13)
Was bisher geschah:
Student Lennart steckt mitten in der Diskussion mit zwei dubiosen Typen, die ihm schon die Tür eingetreten haben. Es geht dabei wohl irgendwie um illegale Musikdateien. Während verschiedene Dinge bereits zerstört sind, hat das Mobiltelefon den Aktenvernichter überlebt. Aber das Fahrrad ist unbrauchbar.
07 Januar 2011
Bosheit und Niedertracht (12)
Was bisher geschah:
Student Lennart steckt mitten in der Diskussion mit zwei dubiosen Typen, die ihm schon die Tür eingetreten haben. Es geht dabei wohl irgendwie um illegale Musikdateien. Nachdem verschiedene Dinge zerstört sind, steckt auch das Mobiltelefon nun im Aktenvernichter.
"Wirklich gute Qualität, dieser Shredder, aber so ein tolles Telefon schafft er nicht. Na, wir sind ja auch zum Arbeiten hier. Zeig uns doch mal die Küche, Boris."
Er zog das Telefon wieder heraus und nahm es mit. Sie gingen hintereinander in die Küche, Lennart in der Mitte, durch den Flur.
"Oh, sieh mal, Boris, da hängt ein Fahrrad an der Wand! Habt Ihr hier keinen Fahrradkeller, Lennart? Da draußen ist doch ein Fahrradständer?"
"Das wird doch sofort geklaut!"
"Ach richtig, die Fahrraddiebe sind überall."
"Genau!"
"Aber warum sollte denn jemand so ein Fahrrad klauen - da ist ja gar nichts dran? Muss man nicht Licht am Fahrrad haben?"
"Das interessiert doch keinen."
"Oder Bremsen?"
"Sowas braucht man doch nur, wenn man kontrolliert wird. Alles Schikane. Ich kann auch so bremsen."
"Nur mit dem Rücktritt?"
"Das hat doch keinen Rücktritt! Das ist ein Fixie!"
Lennart war empört.
"Und damit kann man bremsen, ohne Rücktritt und Handbremsen? Ist das was besonderes?"
"Allerdings! Das ist was für Könner! Das sind ganz hochwertige Teile!"
"Und der Rahmen ist bestimmt maßgefertigt, oder?"
"Na klar! Was denn sonst! Bei einem Fixie!"
Lennart wurde zu spät klar, dass er besser nicht geprahlt hätte.
"Boris, habe ich dir mal erzählt, wie sie mir in der Schule das Fahrrad kaputt gemacht haben? Also, wir uns gegenseitig? Irgendwann wusste ich ja auch, wie das geht. Ich hatte aber nur ein Fahrrad. Diese Schweine!"
Jurii schüttelte den Kopf.
"Sieh mal."
Er nahm das Fahrrad vom Haken an der Wand, stellte es vor sich und kippte es schräg. Er hielt es an Lenker und Sattel, dann stellte er den Fuß seitlich auf das Tretlager.
"Kennst du diesen Trick, Lennart?"
Lennart nickte stumm.
"Ach? Woher denn?"
Lennart hatte früher auch Fahrräder kaputtgemacht, war ihm wieder eingefallen. Fremde Fahrräder.
"In meiner Schule haben sie das auch so gemacht."
"So, haben sie? Aber du kennst das nicht, Jurii, oder?"
Jurii schüttelt den Kopf.
"Gut. Sieh her."
Dann sprang er mit seinem ganzen Gewicht mit Schwung seitlich auf das Tretlager. Er richtete den Rahmen auf. Das Tretlager war deutlich nicht mehr in einer Ebene mit den Rädern.
"Oh, früher war das viel schwerer. Oder vielleicht waren wir auch leichter."
Er sprang noch zwei mal seitlich auf das Tretlager.
"Nein, ich glaube, früher waren die Rahmen einfach stabiler. Oder die einfachen Rahmen waren stabiler. Jedenfalls stabiler als dieser hier."
Der Rahmen war inzwischen deutlich verformt.
"Ich hatte ja nur einen ganz einfachen Rahmen, früher. Deiner ist wahrscheinlich ein High-Tech-Rahmen, was Lennart?"
Er wiederholte die Bewegung noch zweimal, dann war eine Strebe abgerissen.
"Schade. War das eigentlich teuer, Lennart?"
Lennart nickte.
"Na gut, genug Nostalgie. Lass uns in die Küche gehen."
06 Januar 2011
Bosheit und Niedertracht (11)
Was bisher geschah:
Student Lennart steckt mitten in der Diskussion mit zwei dubiosen Typen, die ihm schon die Tür eingetreten haben. Es scheint dabei irgendwie um illegale Musikdateien zu gehen. Nachdem verschiedene Dinge zerstört sind, haben sie nun das Mobiltelefon entdeckt.
"Da fällt mir ein: Kennst du eigentlich diese Telefon-Abo-Dienste? Diese sogenannten Spar-Abos, wo sie einem für ein Heiden-Geld irgendwelche dämlichen Bildchen andrehen, die heute jeder Zwölfjährige am Computer selbst machen kann, aber besser? Können sollte. Oder so lustige Klingeltöne. Das willst du doch bestimmt auch abonnieren?"
"Nein!"
"Doch!"
"Nein! Ich muss das doch alles bezahlen!"
"Ob du es bezahlst, ist deine Sache. Das sind auch nur ein paar Euro. Aber wenn einer so geschickt ist wie du fällt ihm schon was ein."
"Ich weiß doch gar nicht, wie man das Abo wieder kündigt!"
"Das ist doch der Trick dabei: Das weiß niemand."
"Aber ich muss das doch bezahlen!"
"Brauchst du gar nicht. Zahlst du eben nicht. Die Leute, die deine Musik herunterladen bezahlen doch auch nicht."
"Aber wenn man das nicht bezahlt bekommt man nie wieder ein Handy!"
"Festnetz-Telefonie ist gar nicht so schlecht, weißt du."
"Ich kann nie wieder online bestellen!"
"Och, so schlimm ist das nicht, man geht in einen Laden, kauft ein und bezahlt die Sachen bar, mit richtigem Geld. Hast du das wirklich noch nie gemacht?"
"Doch."
"Na siehst du, dann weißt du doch, wie es geht. Das ist hübsch, der Klingelton mit dem fetten Frosch..."
"Nein! Nicht! Der ist furchtbar! Das ist uralt!"
"Uuuund zack! Abonniert! Und jetzt noch den mit dem Bärchen, das ist anscheinend eine andere Firma..."
"Nicht auch noch die!"
"Doch doch, du willst das doch auch, Lennart!"
"Nein!"
"Uuuund zack! Abonniert! Gut."
Er bestellte noch weitere Abonnements.
"Kann das Ding auch Internet?"
"Nein!"
"Ach komm, Lennart, sei kein Spielverderber!"
"Nein!"
Er hielt es über den Aktenvernichter: Ob da auch so ein schmales Telefon durch geht? So ein ganz schmales wie das hier?"
"Nein!"
"Wenn ich hier kein Internet finde, muss ich es leider schreddern, das tut mir leid."
Lennart gab sich geschlagen und zeigte, wie man ins Internet kam.
"Ah, sieh mal, nackte Mädels! 'Online-Strip'. Wirklich schade, dass sich junge Mädchen so verkaufen müssen..."
Lennart starrte ihn an.
"Da kann man mit seiner Telefonnummer bezahlen."
"Nein, das geht nicht!"
"Doch."
"Nein!"
"Doch, sicher geht das."
Er wählte ein Bild.
"Oh, drei neunundneunzig pro Minute. Das ist teuer. Die muss wirklich gut sein. Die sehen wir uns mal an."
"Nein!"
"Aber was hast du denn gegen nackige Mädels?"
"Nein! Das kostet doch Geld! Das ist doch nicht kostenlos!"
"Aber die Musik doch auch nicht. Du musst es ja nicht bezahlen."
"Doch! Die haben ganz brutale Inkassofirmen!"
"Aha. Und was glaubst du, wer wir sind? Du wirst uns doch so einen kleinen Spaß gönnen, oder?"
"Ja."
"Oh, sieh mal, was die alles macht! Nicht zu fassen! Sieh doch mal, Lennart!"
Lennart hatte andere Sorgen und starrte vor sich hin. Nach ein paar Minuten steckte der Kerl das Mobiltelefon mit Kraft in den Aktenvernichter. Dieser zog es mit einem hässlichen Geräusch einige Millimeter ein und blieb dann stehen.
05 Januar 2011
Bosheit und Niedertracht (10)
Was bisher geschah:
Student Lennart steckt mitten in der Diskussion mit zwei dubiosen Typen, die ihm schon die Tür eingetreten haben. Es scheint dabei irgendwie um illegale Musikdateien zu gehen. Nach der externen Festplatte haben sie auch den teuren Laptop zerstört. Alle seine Daten sind vernichtet.
Jurii sah in erwartungsvoll an.
"Du wolltest doch im Bad nachsehen..."
Es dauerte nicht lange bis er zurückkehrte. Lennart saß deprimiert in der Couch und versuchte die Sache zu verarbeiten. Der eine Kerl hatte gar keinen Namen, aber redete. Der andere hörte auf immer neue Namen, aber sagte kein Wort. Beide trugen Handschuhe, aber keine Gesichtsmaken. Sie hatten ungewöhnliches Equipment dabei und verwüsteten seine Wohnung.
Jurii kehrte mit einer Flasche WC-Chlor-Reiniger zurück.
Der kleinere Kerl sagte nur "Aaah!"
Jurii schraubte die große Flasche auf und verschüttete sie gleichmäßig über die Couch und den einen gepolsterten Sessel.
"Lennart, du stehst jetzt besser auf."
Lennart stand auf. Jurii weichte auch den letzten Rest der Couch mit dem Chlorreiniger ein. Erste Farbflecken bildeten sich.
"Boris, hast du eigentlich irgendwo das Telefon von dem jungen Mann gesehen?"
Dass Lennart da nicht von selber drauf gekommen war. Er wollte irgendwen anrufen und es dann unauffällig verstecken, so dass der Angerufene alles mithören musste und die Polizei holen würde. Aber der kleinere Kerl hielt ihm bereits das Messer unter die Nase: "Bitte leer deine Taschen aus."
Lennart wagte nicht, irgendeinen Trick zu versuchen. Ganz zum Schluss kam das Handy zum Vorschein.
"Ah, danke! Teures Modell. Geschenk von Mama?"
"Das habe ich mir selbst gekauft!"
"Dann kennst du ja den Wert von dem Teil. Wen müssen wir denn so anrufen? Boris, siehst du irgendeine Nummer in der Ferne? Australien? Neuseeland? Singapur? Irgendwas teures?"
"Warum wollen sie das tun?"
"Na, es geht doch um nichts..."
"Aber ich muss das bezahlen!"
"Deine Musik bezahlst du doch auch nicht?"
"Das ist doch was ganz anderes!"
"Jetzt hab dich nicht so, das tut dir doch nicht weh!"
"Aber das kostet doch mein Geld!"
"Du musst die Rechnung ja nicht bezahlen."
"Aber dann kriege ich Ärger!"
"Den hast du bereits. Boris, hör mal, ich hab eine Tante in Bolivien. Nein, warte, Kolumbien ... Chile? Ich suche die Nummer raus. Kann man das irgendwo laut stellen? Lennart, nun lass dir nicht alles aus der Nase ziehen - sag schon, wo geht das laut? Du verpasst das beste!"
"Da..."
"Danke, moment, da hab ich sie. Ach, nein, das ist nicht meine Tante. Das ist der Wetterdienst für die Zentral-Anden. Der ist aber teuer. Den haben die Kinder meines Nachbarn mal angerufen. Kostenpflichtig. Und weil sie sich erschreckt haben, haben sie das Telefon fallen lassen und sind weggerannt. Die Verbindung stand wohl so eine halbe Stunde, bis die Mutter der lieben Kleinen telefonieren wollte und aufgelegt hat. Die Rechnung kam sechs Wochen später und kostete etwas mehr als ein mittleres Motorrad. Ich weiß gar nicht, ob man das in Motorrädern rechnen kann. Jedenfalls war sie teuer. Ah, da ist der Wetterdienst."
"Hilfe! Hilfe!"
"Aber Lennart, so hör doch zu: Das ist eine Ansage, vom Band. Da hört dir niemand zu. Ich dachte, das habt ihr jungen Leute so gerne, so Ansagen und Mehrwertdienste vom Band und so. Nicht?"
"Nein!"
"Wie schade, ich verstehe gar kein Spanisch. Jetzt wissen wir gar nicht, was die gerade für ein Wetter haben, in den Zentral-Anden. Warte, noch die Vorhersage für die nächste Woche. Aha, aha, hm, so ... nein, ich verstehe tatsächlich kein Wort. Na gut, lassen wir das mal."
"Danke."
04 Januar 2011
Dioxin die 111te
Dem Futtermittelhersteller tut es jetzt schrecklich leid. Dass er erwischt worden ist. Und er schwört, dass er sich ab jetzt noch größere Mühe gibt. Nicht mehr erwischt zu werden.
Das war nämlich auch ein technisches Schmiermittel, wo das Dioxin drin war, das gehört gar nicht so direkt ins Essen. Sagt der Schmiermittelhersteller. Wusste er gar nicht. Sagt der Futtermittelhersteller.
Aufgeflogen ist die Sache nur, weil Lebensmittel auf Dioxin kontrolliert werden. Auf vieles anderes Zeug nicht. Davon, dass offenbar ein Schmiermittel ins Futter gemischt worden ist, wo es doch vermutlich gar nicht hingehört, redet keiner.
Die Verbraucherschützer erledigen ihren Job: Sie sind empört. "Ungesunder Preisdruck" "zwangsläufige Folge" undsoweiter. Seriöses Geschäft sieht aber schon immer anders aus: Man kann Dinge kostendeckend herstellen, oder man lässt es bleiben und beklagt sich nicht jahrzehntelang über die schlechten Bedingungen, die einen sozusagen schon zwingen, kriminell und zu Dumping-Bedingungen zu produzieren.
Jeder populistische Politiker will jetzt noch ein weiteres Gesetz gegen Dioxin im Essen machen. Dass es vermeintlich ein weiteres Gesetz braucht heißt: Es scheint gar nicht selbstverständlich, dass man Schmiermittel und Futter trennt. Das Viehzeug wird sich schon nicht beklagen, wenn es widerlich schmeckt, nach Diesel und Schmierfett.
Dass es einfach unseriös, unanständig, wenn nicht sogar betrügerisch ist, Schmiere und Essen mit denselben ungereinigten Gerätschaften zu verarbeiten, darauf kommt schon gar keiner mehr. Naja.
Prognose: Dioxin-Skandal im Jahr 2011, 2012, 2013 ...
Bosheit und Niedertracht (9)
Was bisher geschah:
Student Lennart steckt mitten in der Diskussion mit zwei dubiosen Typen, die ihm schon die Tür eingetreten und zuletzt Jugenderinnerungen geshreddert haben. Es scheint dabei irgendwie um illegale Musikdateien zu gehen. Gerade haben sie die wertvolle externe Festplatte an den Killer-Trafo angeschlossen.
"Ach, zu wenig Spannung, mit 150 Volt geht noch gar nichts."
Er regelte die Spannung langsam hoch. Ab einem bestimmten Wert sprang die Festplatte auch an.
"Ich sollte sie mit dem Computer verbinden, das bringt realistischere Ergebnisse!"
Jurii nickte. Lennart wollte sich wieder einmischen, auch wenn er die Sinnlosigkeit so langsam begriff: "Das geht nicht!"
"Klar geht das nicht. Das Teil ist aus einer anderen Galaxie und der teure Laptop eine Attrappe, mit der du nur in den Poser-Cafés die Groupies anlockst, was Lennart?"
"Ja."
Die Verachtung in der Stimme des Kerls fiel ihm erst nicht auf.
"Sowas wie eine moderne Duftfalle, was Lennart?"
"Ja. Schon möglich."
"Ich dachte mir schon, dass man sich das so wünscht, wenn man so ein schönes Gerät mit Obst aus USA anschafft."
Lennart hätte nie damit gerechnet, dass ihm sein hochwertiger Rechner, den er nur als Schreibmaschine und zum Internet-Surfen verwendete, jemals zum Vorwurf gemacht werden würde. Auf alle, die schlechter ausgestattet waren, hatte er immer mitleidig herabgesehen. Solche vom Neid zerfressene Kriminelle, wie sie jetzt bei ihm im Wohnzimmer saßen und ihn bedrängten, konnte er sich bis da hin nicht einmal vorstellen.
Der kleinere Kerl regelte den Trafo immer höher. Die externe Festplatte surrte in immer höheren Tönen und fing irgendwann an zu singen.
"Wer hätte gedacht, dass so ein kleines Gerät so viel aushält? Der Fernseher hat viel früher schlapp gemacht. Wir sind schon bei 310 Volt!"
Es gab nur ein leises "Puff!" und dann erstarb das Singen, etwas später kam auch das Summen zum Stillstand.
"Das ist enttäuschend!"
Lennart starrte hypnotisiert die Festplatte an.
"Oh, wir haben ganz vergessen, den Computer anzuschließen...!"
"Nein, nicht! Da ist meine Semesterarbeit drauf! Die ist noch nicht verschickt!"
"Na, die hast du doch bestimmt zwischengesichert, oder Lennart?"
"Natürlich!"
"Auf der externen Festplatte?"
"Ja."
"Schade."
Der Kerl schaltete den Comupter an und ließ ihn hochfahren. Den Trafo regelte er auf allgemeine Haushaltsspannung, 230 Volt. Er sah sich interessiert den Bildschirm an. Dann nahm er den Magneten und verbog damit zuerst den Bildschirm, genauer gesagt, das erzeugte Bild.
"Was passiert wohl, wenn ich die Festplatte im Lauf lösche?"
"Nichts! Das ist alles im Speicher!"
"Ach ja."
Tatsächlich passierte anfangs nicht viel, als der Magnet auf dem Rechner lag. Als er an eine bestimmte Stelle kam wurde der Bildschirm erst psychedelisch farbig und dann schwarz.
"Jetzt ist nichts mehr im Speicher."
"Nein, jetzt wohl nicht mehr."
Aber man hörte den Lüfter und ganz leise die Festplatte noch. Der Kerl regelte den Trafo hoch. Der Rechner ging aus.
Lennart triumphierte: "So einfach kriegt man so ein Gerät nun mal nicht kaputt!"
"So siehts aus. Wladimir, sieh doch mal im Bad nach, was du da so findest."
Jurii verschwand kurz und kam mit einer gelben Dose Kontakt-Spray wieder.
"Das hast du im Bad gefunden?"
Jurii schüttelte den Kopf.
"In der Abstellkammer?"
Jurii nickte.
"Da steht: Keinesfalls an Kunststoffen verwenden."
Jurii nickte wieder.
"Na, das wollen wir doch genau wissen."
Er sprühte die ganze Dose in die Tastatur des Rechners und tippte wild auf den Tasten herum.
"Gut einarbeiten! Steht da bestimmt irgendwo. Ich habe mal gehört, dass der Kunststoff mit der Zeit ganz porös wird von diesem Zeug. Aber so ein Edel-Rechner ist bestimmt aus Super-Kunststoff und lässt sich von solchem Zeug nicht beeindrucken."
Dann zog er den Stecker kurz ab, schaltete den Laptop ein und steckte ihn an den mitgebrachten Trafo. Der Rechner fuhr hoch, oder jedenfalls drehte sich die Festplatte noch. Der kleinere Kerl regelte diesmal den Trafo schneller hoch. Nach kurzer Zeit stieg eine Rauchwolke auf und mit lautem Knacken verabschiedete sich das Bild und wohl auch das Innenleben.
Lennart glaubte, dass er immer noch Grund zum Trumphieren hätte: "So einfach kriegt man so ein gutes Stück nicht klein! Da dran beißt ihr euch die Zähne aus! Das ist alles mehrfach abgesichert, da ist bestenfalls ein Kondensator im Eimer. Oder eine billige Sicherung."
"Sicher, sicher. Nur auf der Festplatte ist nichts mehr drauf. Im Speicher ist auch nichts mehr. Selbst rudimentäre Elemente dürften jetzt wohl gelöscht sein."
"Pah. Das kann man alles wieder drauf spielen."
"Da hast du auch wieder recht."
Der kleinere Kerl nahm sein Messer, das er neben den Laptop gelegt hatte und rammte es mit voller Wucht durch den Bildschirm, so dass es auf der Rückseite vollständig wieder heraus sah.
"Tja. Schade."
"Sind sie wahnsinnig? Da war meine Semesterarbeit drauf!"
"War, mein guter. War. Aber jetzt machen wir was spannendes, nicht wahr, Boris?"
03 Januar 2011
Bosheit und Niedertracht (8)
Was bisher geschah:
Student Lennart steckt mitten in der Diskussion mit zwei dubiosen Typen, die ihm schon die Tür eingetreten und zuletzt Jugenderinnerungen geshreddert haben. Es scheint dabei irgendwie um illegale Musikdateien zu gehen. Zur Zeit beschäftigen sie sich mit der externen Festplatte, auf der Lennarts ganze Musik liegt.
"Wladimir, wir haben dafür doch Gerät mit, oder?"
Jurii nickte. Er steckte die Axt in seinen Gürtel und nahm den Rucksack wieder ab, den er die ganze Zeit getragen hatte. Dann wühlte er eine Weile dramatisch darin herum. Dabei schien der Rucksack fast leer zu sein. Lennart saß mit geweiteten Augen dabei und fragte sich was nun kommen sollte. Er war erleichtert, als es nur ein kleineres metallisches Teil war, etwa so groß wie die Festplatte. Erst als der kleinere Kerl es erwähnte wurde ihm bewusst, dass er so einen starken Magneten noch nie gesehen hatte.
"Wladimir, bist du sicher, das der Magnet noch geht?"
Jurii hielt ihn an den Türrahmen aus Metall wo er ruckartig zuschnappte.
"Na super! Und wie kriegst du ihn jetzt wieder ab?"
Jurii brauchte einige Kraft, um den Magneten auch nur seitwärts zu schieben. Dabei hinterließ er eine deutliche und tiefe Kratzspur im Lack auf dem Türrahmen. Der Magnet war so groß wie Juriis Handteller.
"Ich habe einmal gehört, dass die Informationen auf Festplatten auch magnetisch gepseichert sind..."
"Nein! Nicht! Meine Musik...!"
"Ist so eine Festplatte nicht auch magnetisch?"
Jurii hielt den Magneten gegen die externe Festplatte. Er blieb hängen, aber mit weniger Kraft. Als er die Platte kippte, rutschte der Magnet langsam ab.
"Hm, viel Metall scheint da nicht drin zu sein."
"Sie haben meine Festplatte gelöscht! Alles weg! Das dürfen sie nicht!"
"Dürfen? So wie in 'Dateien nicht ins Internet hochladen dürfen'?"
"Das ist ganz etwas anderes!"
"Das Dürfen?"
"Ja! Das ist meine Musik!"
"Wenn die gekauft wäre, müssten hier irgendwo CDs herumliegen."
"Na und? Die ist heruntergeladen! Ich muss doch nicht alles bezahlen! NA UND?"
"Und jetzt ist sie gelöscht. Na und? Ich frage mich ja, ob die Festplatte magnetischer wird, wenn sie sich dreht."
"Nein."
"Oder überhaupt, wenn Strom fließt?"
"Nein!"
Dann griff der kleinere Kerl zu dem mitgebrachten Transformator, an dem immer noch der Fernseher eingesteckt war. Er zog den Fernseherstecker ab und verband jetzt die Festplatte damit.
"Oh, ich muss einschalten, ha ha."
Er legte den Schalter um.
"Komisch, man müsste doch was hören?"
Lennart sank auf der Couch zusammen.
02 Januar 2011
Bosheit und Niedertracht (7)
Was bisher geschah:
Student Lennart steckt mitten in der Diskussion mit zwei dubiosen Typen, die ihm schon die Tür eingetreten und zuletzt Jugenderinnerungen geshreddert haben. Es scheint dabei irgendwie um illegale Musikdateien zu gehen.
Lennart wurde langsam klar, dass irgendetwas unfassbares in seiner Wohnung passierte. Er saß da, wurde mit Waffen bedroht, sein wertvollster Besitz wurde allmählich zerstört, aber ihm bisher kein Haar gekrümmt. Er war ratlos.
"Sieh mal, die Zeugnisse sind auf Karton gedruckt. Oh, das sind aber gar keine guten Noten! Du hast dir in der Schule nicht sehr viel Mühe gegeben!"
"Wofür denn? Ich wollte ja kein Arzt werden."
"Ach, denkt ihr so, an euren Elitegymnasien?"
"Das war eine ganz normale Schule."
"... mitten im Villenviertel, wenn ich das hier richtig lese."
"Na und?"
"Na, wenn das nicht so wichtig war, dann brauchst du das ja nicht mehr."
Der kleinere Kerl schob das Zeugnis selbst in den Schredder. Lennart fühlte sich wieder überlegen.
"Das kann ich ganz leicht wieder beschaffen."
"Sicher doch. Was haben wir den hier noch? Aha, den Führerschein. Du darfst Auto fahren?"
"Ja, klar!"
"Aber ohne Führerschein soll man nicht. Das kostet Buße, wenn man erwischt wird. So Führerscheine sind ja auch auf besonders festem Papier gedruckt."
Er schob ihn in den Reißwolf, wo es keinen Widerstand gab.
"Und was ist das hier? Das Seepferdchen! Du kannst schwimmen?"
"Selbstverständlich! Jeder kann das!"
"Tja. Schade. Manchmal muss man es auch beweisen können."
Als er dieses Schriftstück im Aktenvernichter versenkte, wurde Lennart bewusst, dass auch daran Erinnerungen hingen, seine Zeit als Kind im Schwimmbad, mit der Mutter, mit der Großmutter, mit dem Großvater.
"Und hier ist noch ein Pass... Du verreist ganz gerne mal, was?"
Er blätterte im Pass, fachmännisch wie ein Grenzbeamter.
"Du bist ganz schön herumgekommen, nicht wahr?"
Er machte mit dem Pass eine Bewegung zum Reißwolf.
"Nein! Nicht den Pass! Das ist illegal! Das ist ein amtliches Dokument! Da ist schon das Visum drin! Das brauche ich nächste Woche! So schnell kriege ich kein neues!"
"Ach? Nicht? Schade. Dann musst du dir diesmal ein wenig Mühe geben."
Damit wurde der Pass gehäckselt.
"Ja, Wladimir, also DVDs waren hier gar keine. Aber irgendwo muss die ganze Musik doch sein, die der junge Herr immer so ins Internet stellt?"
Wie zufällig stieß der kleinere Kerl gegen den Laptop auf dem Schreibtisch. Der hatte schon die ganze Zeit unübersehbar dort gestanden. Ein sehr aktuelles und leistungsfähiges Modell der kleineren amerikanischen Edelschmiede. Wer so etwas besaß, sah im allgemeinen auf die Eigner gewöhnlicher Arbeits-Laptops mitleidig herab.
"Sieh an, Obst aus USA! Und wo führt dieses Kabel hin?"
Er verfolgte eins der Kabel aus dem Laptop, das in einem Regalfach unter dem Schreibtisch verschwand.
"Nein! Eine externe Festplatte!"
Das gespielte Erstaunen des Kerls war völlig unglaubwürdig.
"Kein Wunder, dass es hier keine DVDs gibt!"
Er zog die Festplatte hervor.
Übel und Segen
Alles kritische, was es darüber zu sagen gibt, ist bereits gesagt. Das meiste unkritische war bereits vorher dran, zu der Zeit, als sich noch niemand vorstellen konnte, zu welcher Größe und zu welchem Einfluss ein simples Auskunftsportal einmal heranwachsen könnte. Wir waren ja anfangs froh über eine neue Suchmaschine, die endlich einmal ohne Komplikationen funktionierte. Diese glücklichen Tage sind vorbei.
Zur Rettung ihres eigenen Ansehens haben die Google-Leute aber die Google-Labs eingerichtet, wo Sachen ausprobiert werden, die sich nur mit irrsinnigen Mengen an Information durchführen lassen.
Es gibt da natürlich die rein Suchmaschinen-bezogenen Erkenntnisse wie Insights-for-Search, bei der man in Suchmaschinen eingegebene Begriffe unter anderem zeitlich und gleichzeitig geografisch analysieren kann. Das ist zunächst trivial.
Ebenso bedeutend wie simpel ist die Sache mit den Grippetrends, die im Grunde einfach darauf basiert, dass an der Häufigkeit der eingegebenen Suchbegriffe auf ein Informationsbedürfnis zum Thema und daraus wiederum auf das Grassieren einer Krankheit geschlossen wird. Die allgemeinere Variante davon ist Google trends, wo das Auftauchen von Begriffen zeitlich analysiert wird und die Entwicklung verschiedener Begriffe verglichen werden kann. Wenn man die Sache mit der Grippe einmal verstanden hat, lassen sich besonders aus der Überlagerung mit den Insights manche Umstände schon weit besser verstehen.
Kürzlich hatten wir den Google-Translator, der sich mit etwas gutem Willen auch zum Beatboxing verwenden lässt.
Und jetzt wird hier noch der NgramViewer vorgestellt. Dieser analysiert die Millionen von Büchern, die Google inzwischen eingescannt und digital aufbereitet hat. Man kann das Auftauchen von Wörtern in Büchern über einen Zeitraum von Jahrhunderten berechnen lassen. Ich habe noch keine Ahnung, wozu sich das nun wieder zweckentfremden lässt - aber da findet sich schon was.
01 Januar 2011
Bosheit und Niedertracht (6)
Was bisher geschah:
Student Lennart steckt mitten in der Diskussion mit zwei dubiosen Typen, die ihm schon die Tür eingetreten und verschiedene wertvolle Dinge zerstört haben. Sie sind erstaunlich gesprächig aber der Zusammenhang ist ihm ein Rätsel.