30 Dezember 2009

Zum Geleit

der Eintrag sollte zuerst Schlusswort heißen - das klang irgendwie noch fataler

So, das wars für dieses Jahr. Die restlichen Tage bin ich im Zillertal. Ob sie da oben Internet haben weiß ich noch nicht. Vermutlich eher nicht. Komme am 6. oder 7. Januar wieder und werde brühwarm berichten.

Allen Leserinnen und Lesern sowie den Freunden die hier rein sehen wünsche ich einen guten Rutsch und alles Gute fürs neue Jahr!

Handgemachte Musik

... unter besonderer Berücksichtigung der Kategorie "Gemüseinstrumente".

Den Heimwerker im Großen Bloguator™ spornt so eine Idee natürlich an: Instrumente aus Gemüse schnitzen. Drüber gestolpert bin ich anlässlich der Erwähnung der Broccoli Ocarina. Der japanische Künstler bezieht sich auf die Wiener Gemüsesymphoniker Vienna Vegetable Orchestra:


Wie groß der Erkenntniswert so einer Sache ist, darüber grübeln wir später mal nach.

Nee, falsch, Erlebniswert: Von Musik, deren einzige Besonderheit darin besteht, dass die Instrumente im Garten ziemlich schnell nachwachsen.

29 Dezember 2009

Chronik der Kürbiskriege (36)

Geld und Gold (2)

Dass die Idee des Geldes sich nur sehr schwer durchsetzen konnte hatte auch noch andere Gründe. Solche, die nicht allein in der mangelnden Phantasie der Kürbisindianer lagen. Sie hatten nämlich genug Phantasie, um sich Fehlentwicklungen vorzustellen. In dieser Hinsicht waren sie sogar sehr phantasievolle Pessimisten.

"Und jetzt zu dir, Rauchender Haufen!"

Dass er in der Falle saß, war Rauchender Haufen schon die ganze Zeit klar. Aber seinem Häuptling konnte er nicht entkommen. Der war noch nachtragender als der Berglöwe - obwohl der diesen Namen wohl aus einem anderen Grund gewählt hatte.

"Ich hab doch gar nichts gemacht!"

"Genau. Außer den gierigen Abschaum hierher geführt."

"Ich habe die nicht geführt. Die sind mir so gefolgt."

"Und du hast nichts gemerkt, oder?"

"Nein, ich habe wirklich nichts gemerkt. Ehrlich!"

"Zehn Leute schleichen dir drei Monde lang nach und du merkst nichts? Was für ein Indianer bist du eigentlich?"

"Ich konnte doch nicht wissen, was die wollten."

"Die wollten wissen, woher du das Gold holst!"

"Jetzt weiß ich das auch. Aber ich konnte doch nicht ahnen, dass..."

"Was? Dass die sich für dein Gold interessieren weil es so wertvoll ist?"

"Ja."

"Und du bist auch nicht dort hin gereist, weil die Leute dort gradezu verrückt nach dem glänzenden Zeug sind? Ich zitiere deine Worte: Verrückt!"

"Nein. Doch. Ich..."

"Was hast du dir dabei gedacht? Los! Sag es! Sonst vergesse ich mich!"

"Gar nichts. Ich dachte, die hätten zufällig den selben Weg."

"Drei Monde lang! Den selben Weg!?!"

"Naja?"

"Über verschneite Pässe und durch eiskalte Flüsse und dann noch durch den Klapperschlangencanyon?"

"Na, wenn man auf Reisen ist, dann..."

"Zehn Leute, die immer schön Abstand halten?"

"… du bist ja nie auf Reisen …"

"Du bist doch sonst immer so neugierig. Da hast du nicht nachgesehen?"

"Nein … ich … die waren so grimmig."

"Du hast sie getroffen?"

"Naja, ganz zu Anfang. Da habe ich sie gefragt, ob wir zusammen reisen wollen. Und das fanden sie erst ganz prima. Und dann wurden sie plötzlich unfreundlich."

"Wann? Wann genau? Los, sag es!"

"Ich glaube, als ich ihnen erzählt habe, dass wir der größte Stamm in der Gegend sind und immer zusammenhalten. Da wollten sie nicht mehr mit mir zusammen reisen und haben mich fort geschickt."

"Was glaubst du eigentlich, warum wir vor den anderen immer mit unseren Geistergeschichten prahlen?"

"Wegen … der … Geister?"

"Hast du hier schon mal einen Geist getroffen?"

"Nur die Ahnen."

"Außer den Ahnen meine ich: Einen richtig bösen Geist, vor dem man sich fürchten muss, wie in unseren Geister-Geschichten."

"Ich dachte, das ist ein Märchen?"

"Ge-nau, du Schlaumeier! Und weißt du, was das Märchen noch macht?"

"Keine Ahnung? Dass uns nicht langweilig wird? Darum erzählen wir doch Geschichten."

"Die Geistergeschichten halten uns neugierige Fremde vom Hals, du Trottel!"

"Tun sie gar nicht."

"Oh doch! Die meisten fürchten sich so sehr vor unseren Geistergeschichten, dass sie uns in Ruhe lassen und erst gar nicht hier her kommen."

"Aber diese Männer sind doch trotzdem gekommen?"

"Weil du ihnen erzählt hast, dass das alles Märchen sind, du Versager! Wie vielen hast du das noch erzählt? Wie vielen? Sag es mir!"

"Die anderen …"

"Welche anderen?"

"… die anderen denen ich das erzählt habe..."

"Du hast das noch anderen erzählt? Weißt du eigentlich, was ein Geheimnis ist?"

"Ja. Aber die anderen wollten das nicht glauben. Deshalb sind anscheinend nur zehn gekommen."

"Nur zehn?"

"Ja, die anderen haben nicht geglaubt, dass das nur Märchen sind. Die sind so ungebildet da unten."

"Nur zehn! Und die Tante von Adlerklaue ist jetzt tot, und der Bruder von Dampfender Pfannkuchen auch! Weil Deine Freunde nach dem Weg gefragt haben und sie zu Tode gefoltert haben, als die nicht reden wollten."

"Die waren nicht meine Freunde."

"Ach? Nicht?"

"Ich habe das doch nicht gewollt."

"Wir hätten beinahe einen Krieg mit den Nachbarn am Hals! Einen richtigen Krieg, mit richtigem Blut, nicht nur eine Kürbisprügelei. Die Nachbarn wussten jedenfalls sofort, warum die zehn Männer gekommen sind."

"Wenn ich das vorher gewusst hätte."

"Wenn du das vorher gewusst hättest wärst du erst gar nicht losgelaufen."

"Ja."

"Ich konnte Adlerklaue und Dampfender Pfannkuchen nur besänftigen, weil ich ihnen die Häute der zehn Mörder demütig überreicht habe. Fertig gegerbt. Demütig!"

"Ja."

"Und da musste ich mich noch für die Löcher entschuldigen, die beim Kampf rein gekommen waren. ICH! Dabei ist das nur passiert, weil die sich so verzweifelt gewehrt haben. Dieses feige Pack."

"Ja."

"War das erste mal, dass ich einen Menschen gehäutet habe. Gruselige Wünsche haben unsere Nachbarn. So kannte ich die gar nicht. Da weiß ich nicht, vor wem ich mich mehr fürchten soll."

"Vor wem?"

"Vor deinem Mörderpack oder vor Adlerklaue und Dampfender Pfannkuchen."

"Konntest du sie nicht lebendig abliefern?"

"Damit einer von denen ausbüchst und zu Hause erzählt, wo dein ganzes Gold herkommt? Bist du noch zu retten? Was denkst du denn? Dann kommen beim nächsten mal noch mehr von diesen Barbaren. Und ich habe schon vier Handvoll Kriegerinnen und Krieger gebraucht, um diese paar elenden Räuber erlegen. Ich bin froh, dass unsere Brüder und Schwestern überhaupt mitgemacht haben. Hätten sie ja nicht müssen. Was willst du übrigens mit denen machen?"

"Mit wem?"

"Na unsere Stammesbrüder, die alle geholfen haben, diese Pest wieder loszuwerden, die du da angeschleppt hast. Du wirst dich bedanken müssen."

"Ich?"

"Du."

"Ich weiß nicht..."

"Das war schließlich gefährlich."

"… was soll ich denn da…"

"Und hätte leicht ins Auge gehen können."

"… was kann ich denn machen…?"

"Und es war eklig. Menschen häuten."

"Eklig?"

"Tiere häutet man voll Ehrfurcht, weil man sie essen will, oder anziehen. Man verneigt sich vor ihren Ahnen und bittet sie um Verzeihung. Aber dieses gierige Gesindel... vor wem soll ich mich da verneigen? Also: Was willst du machen mit den Schwestern und Brüdern?"

"Was tun die anderen denn in so einem Fall?"

"Die haben solche Probleme nicht."

"Nicht?"

"Nie."

"Nie?"

"Nie! Morgen gehst du zu den Fynfzehnkilohant'l und bietest ihnen für ihr Bier alles an, was du hast."

"Ich?"

"Allerdings!"

"Aber die nehmen gar nicht alles. Die schlachten nicht gerne."

"Wenn sie die Tiere nicht selbst schlachten wollen bleibst du so lange da bis sie zufrieden sind."

"Aber... dann habe ich gar nichts mehr."

"Ist mir egal. Ich komme mit. Du bietest ihnen alles an, was du hast. Und du kommst mit genug Bier für die vier Handvoll Stammesbrüder zurück."

"Muss ich?"

"Allerdings! Und du bringst ausreichend Bier für ihre Familien mit."

"Aber..."

"… und genug Bier für alle ihre Freunde!"

"Aber so viele Vorräte habe ich gar nicht. Und Tiere auch nicht."

"Und wenn du dein ganzes restliches Leben dafür bei den Fynfzehnkilohant'l arbeiten musst! Immerhin lebst du noch!"

"Aber..."

"Keine Widerrede! Noch ein Wort und ich zieh dir auch das Fell ab und spanne deine jämmerliche Haut auf einen Rahmen! Ich habe grade Übung damit!"

"Ja."

"Versuch nicht, dich zu drücken! Ich komme mit!"

"Ja."

"… und dann sind wir dich hoffentlich erstmal wieder für eine Weile los."

"Ja."

28 Dezember 2009

Chronik der Kürbiskriege (35)

Geld und Gold (1)

Die Erfindung des Geldes wollte sich unter den Gesellschaften der indigenen Eingeborenen der kürbistragenden Gebiete nur schwer durchsetzen. Das lag einerseits einfach daran, dass abstrakte Werte ihnen insgesamt sehr fremd waren. Oder anders ausgedrückt: Daran, dass sie sehr praktisch dachten.

"Wo treibst du dich die ganze Zeit herum, Rauchender Haufen? Seit Ewigkeiten klopfe ich an deine Tür!"

Die Tür war diesmal keine Erfindung von Rauchender Haufen, aber als erster im Dorf hatte er sich eine nachgebaut. Mit genau solchen Einfällen trieb er seinen Häuptling zur Weißglut. Er wusste das, konnte aber nicht gegen seine Natur an.

"Sieh mal was ich gefunden habe!"

"Was denn?"

"Na sieh doch!"

"Schon wieder dieses Zeug! Was willst du denn damit?"

"Sieh doch, wie schön das jetzt schon glänzt!"

"Na und? Dafür ist es nichts wert."

"Anderswo schon."

"Aber hier nicht."

"Immer bist du so kleinlich!"

"Man kann es nicht essen. Man kann es nicht pflanzen. Man kann es nicht vermehren. Es taugt nicht als Medizin. Und für Werkzeug ist es zu weich."

"Aber man kann es schmelzen..."

"Na und? Kannst du mit Talg auch."

"… und man kann wunderschönen Schmuck daraus machen."

"Was spricht denn gegen Schmuck aus Tierknochen
, wie wir alle sie tragen? Aus Geweihen? Aus Adlerkrallen und Federn? Der Herr braucht wohl wieder was besonderes?"

"Naja. Aber es lässt sich ganz leicht bearbeiten."

"Auch nicht leichter als Knochen. Geweihe. Krallen und Federn."

"Aber man braucht es doch nur aufzusammeln."

"Und dafür stehst du stundenlang im eiskalten Wasser vom Bach. Und dann bringst du dieses Säckchen mit den winzigen Klümpchen mit."

"Aber diesmal ist das Säckchen faustgroß! Gold nennen sie das."

"Pah! Gold. Eine Sache die nichts wert ist braucht keinen Namen."

"Aber ich habe nur vorgestern, gestern und heute gebraucht um dieses Säckchen zu füllen. Dabei ist es angeblich so selten."

"In der Zeit hättest du dein Feld drei mal umgegraben."

"Anderswo ist das ganz viel wert, habe ich gehört."

"Wieso glaubst du solchen Blödsinn? Wieso soll das anderswo mehr wert sein als bei uns?"

"Na, weil das so selten ist?"

"Was hat das eine mit dem anderen zu tun?"

"Sachen, die selten sind, sind immer wertvoll!"

"Quatsch! Sternschnuppen sind auch selten. Sind sie deswegen wertvoll?"

"Sternschnuppen kannst du aber nicht anfassen!"

"Krankheiten sind auch selten, sind sie deswegen besonders wertvoll?"

"Krankheiten willst du aber nicht anfassen!"

"Zwillinge sind auch selten. Deswegen sind sie nicht wertvoller als Einzelkinder."

"Da wo die Sonne im Zenith steht sollen sie ganz verrückt sein nach diesem Zeug."

"Mag schon sein. Nur dass die Reise da hin drei Monde dauert. Und zurück läufst du nochmal drei Monde. Und was machst du, wenn sie sich da unten für dein Zeug nicht interessieren?"

"Dann komme ich halt so zurück und habe was von der Welt gesehen."

"So so. Und wovon willst du unterwegs leben?"

"Ich nehme ein Tier mit, oder zwei."

"Und von dem schneidest du dir eine Scheibe ab, wenn du Hunger kriegst."

"Naja. Nein. Ich tausche es, gegen was anderes wertvolles."

"Und das wäre?"

"Na, sagen wir, einen Schinken?"

"Dann kannst du auch gleich einen Schinken mitnehmen."

"Aber ich habe grade keinen Schinken."

"Aber verreisen wollen..."

"Ich kann unterwegs jagen gehen."

"Da werden sich die anderen Indianer freuen."

"Wieso, die bleiben doch hier?"

"Ich meine die, denen die Jagdgründe unterwegs gehören."

"Ach so, die."

"Genau. Die."

"Na, ich kann ja vorher fragen, die werden doch so ein kleines Karnickel entbehren können, oder einen Vogel vielleicht."

"Und wenn du sie vorher nicht triffst, aber trotzdem Hunger kriegst?"

"Dann frage ich sie eben hinterher."

"Die werden sich freuen: Wenn du sie mit dem Vogel aus ihrem Jagdgrund in der Hand fragst, ob du einen Vogel erlegen darfst. Womöglich ist der Vogel heilig. Oder selten. Und wertvoll. Und du hast den toten Vogel in der Hand und sprichst noch nicht mal ihre Sprache. Und dann fragst du sie, ob du vielleicht ihren wertvollen heiligen Vogel hättest jagen dürfen, ja?"

"Du bist ein Miesmacher."

"Und wenn da keine Vögel kommen auf deinem Weg?"

"Die Missionare leben auch von irgendwas unterwegs."

"Die hungern ja auch gern. Und schnorren sich durch. Und was willst du überhaupt da, wo die Sonne im Zenith steht, drei Monde von hier entfernt?"

"Na, ich tausche das Gold gegen irgendwas anderes wertvolles."

"Aber dann hast du keins mehr?"

"Ich kann ja hier neues suchen."

"Und was sollte so wertvoll sein, dass du es eintauschen würdest?"

"Naja, vielleicht … ein Schinken?"

"So. Ein Schinken. Wo dein ... Gold … so wertvoll ist."

"Vielleicht drei Schinken."

"Drei Schinken kannst du nicht tragen."

"Oder … vielleicht … so ein prächtiges Kleid?"

"Fehlt dir hier irgendwas?"

"Wieso?"

"Fehlt dir hier irgendwas, das du zum Leben brauchst?"

"Wieso? Nein. Wieso?"

"Und warum willst du dann ewig weit laufen, in eine Gegend, die du nicht kennst, und Sachen eintauschen, die du nicht brauchst?"

"Du bist ein Miesmacher. Gleich morgen ziehe ich los. Nein, übermorgen. Morgen mache ich das Säckchen noch voll."

"Dir ist nicht zu helfen. Aber wenn irgendwas schief geht: Wir helfen dir nicht, wie sonst immer. Da unten hören wir dich nicht..."

"Trotzdem!"

"… ist vielleicht auch ganz gut so."

Pilze

Bin ich eigentlich der einzige, der sich wundert, dass es irgendwo auf dieser Welt auch ein Fachgeschäft für den Selbstanbau von Pilzen gibt?



Everything Mushrooms Inc.

619 N Broadway St
Knoxville, TN


Och, nur so...

27 Dezember 2009

Afghanistan


Als außenpolitischer Laie darf man sich trotzdem Gedanken machen. Hat seine Gründe, dazu ein anderes mal mehr

Viele Leute meinen, dass die Deutschen in Afghanistan überhaupt nichts zu suchen hätten: So weit weg, so teuer. Und die vielen lieben Soldaten, die da verheizt werden! Ich hingegen finde ja schon, dass die Bundeswehr in Afghanistan ganz richtig ist. Was sie da soll? Genau das, was immer behauptet wird: Frieden und Demokratie verteilen.

Genau dafür sind die Deutschen die richtigen. Dass wir in Mitteleuropa seit über 60 Jahren Frieden haben, ist wahrscheinlich ganz wesentlich dem lästigen demokratischen System zu verdanken, in dem jeder bornierte Besserverdienende Mitspracherecht hat und jede irrationale Minderheit berücksichtigt werden muss. Immerhin redet man miteinander und schlägt sich nicht um einen kleinen Vorteil die Köpfe ein. 65 Jahre sind wahrscheinlich die längste Friedensperiode in Mitteleuropa seit der Zeit der Römer - wenn das mal kein Erfolg ist.

Allerdings muss man sich darüber im Klaren sein, dass man mit Gewalt keinen Frieden bringen kann.

Und wenn man zur Erzwingung des Friedens genau die Maßnahmen anwenden muss, die man den anderen eigentlich abgewöhnen will, kann irgendwas an der Rechtfertigung nicht stimmen.

Im übrigen: So mittelalterlich ist Afghanistan nicht. Dort wohnen genau wie hier Menschen, die sich Frieden, Wohlstand, ein ruhiges und bequemes Leben wünschen wie anderswo auch. Und es gibt eben auch solche, die sofort auf Mord und Totschlag verfallen, wenn man sie nur lässt. Das ist nicht anders als auf dem Balkan vor kurzer Zeit auch.

Was also sollen die Deutschen in Afghanistan?

Naja, die Friedfertigen und die Gutwilligen zu beschützen wäre kein schlechter Plan. Und außerdem für Wohlstand sorgen. Beispielsweise indem man Bildung einsetzt, Straßen und Brücken baut und Zugang zu europäischen Märkten ermöglicht. Wer sich selbst ernähren und kleiden kann, hat weniger Interesse an Extremisten.

Naiv, nicht? Wir haben ja Weihnachten, da darf man sich was wünschen.

Ohne Hunger, Hass und Neid gehen den Militanten schnell die Argumente aus. Egal ob es sich um "Taliban", "Warlords" oder "lokale Milizen" handelt. Und dann kommt ihnen die Unterstützung der Bevölkerung abhanden, die sie aussaugen.

Denn die sogenannte Bevölkerung macht dabei selten völlig freiwillig mit: Von der einen Seite, dem Westen, wird sie im Stich gelassen und von der anderen, den Militanten, zum Mitmachen gezwungen. Je mehr die einen Hilfe verweigern, desto weniger Zwang brauchen die anderen anzuwenden. Wenn sich nichts von dem, was die Afghanen produzieren, auf dem Markt verkaufen lässt, müssen sie zum Überleben eben das produzieren, was ihnen die Taliban bereitwillig abkaufen: Opium. Wer nun hergeht und Opiumfelder vernichtet, weil das im Westen ja illegal, böse und verboten ist, zerstört die verbliebene Lebensgrundlage all dieser Menschen und macht sie sich zum Feind.

Wer nach den Kosten des westlichen Militäreinsatzes fragt, hört gewaltige und völllig absurde Summen. Für einen Bruchteil davon ließe sich die gesamte Opiumernte aufkaufen und den Taliban ganz friedlich die Finanzquelle austrocknen.

Wahrscheinlich lässt sich in Afghanistan tatsächlich auf die Schnelle keine "funktionierende Demokratie" nach westlichem Muster aufbauen. Aber wer sich zur Zeit Italien ansieht, Israel, Griechenland oder einfach nur Bayern, der kann auch hier Zweifel an der Funktionsfähigkeit und dem Sinn von Demokratie bekommen.

Schließlich: Um den gegenwärtigen Zustand zu erreichen haben die Europäer ebenfalls mehrere Jahrzehnte gebraucht. Dazwischen war nicht eben alles zum besten bestellt.

Und warum nun ausgerechnet Afghanistan?

Na, warum denn nicht? Im Grunde sollten die Menschen jedes Landes in Frieden und Freiheit leben können, nicht nur in Afghanistan. Aber gleich nebenan, im Iran und in Pakistan ist das wegen der Größe der Länder deutlich schwerer in Gang zu setzen. Afghanistan ist kleiner, man kann mit wenig Einsatz mehr erreichen. Das Land steht auf der Schwelle und wäre für alle Entwicklungen offen. Wenn es klappt mit ein bisschen Frieden und Demokratie könnte es ein großartiges Beispiel für alle anderen abgeben.

Sehr naiv, ich weiß.

24 Dezember 2009

Chonik der Kürbiskriege! (34)

Die Schrumpfpatat'l

VI.

Wenn man durch Lamavorführungen Geld einnahm, konnte man es im Grunde auch für verschiedene andere Zwecke einsetzen. Aber es war nichts dabei, was die Schrumpfpaptat’l mit ein wenig gutem Willen nicht auch selbst hätten erzeugen können. Bei genauer Betrachtung: Es erschien nichts wirklich wertvoll genug. Wenn sie einmal Geld bekamen, legten sie es deshalb in Bier an. Dies kam ihrer ohnehin fragwürdigen Arbeitsmoral allerdings nicht zugute.

23 Dezember 2009

Chonik der Kürbiskriege! (33)

Fortsetzung:

Die Schrumpfpatat'l

V.
Wenn die Kunde vom bevorstehenden Durchzug der nächsten Welle von Missionaren eintraf, fingen die Schrumpfpatat’l alle ihre Lamas ein und sperrten sie in einen nicht einsehbaren Pferch. Für einen kleinen Betrag aus der Spendenkasse der Missionare oder eine nahrhafte Sachspende gewährten sie ihnen aber Einblick in den Pferch, wo sie eine besonders läufige Lamastute und einen notorisch notgeilen Hengst zusammengesperrt hatten.

„Aber ich kann doch nicht aus der Spendenkasse...”

„Ich sage doch gar nicht, dass du etwas aus der Spendenkasse nehmen sollst. Wofür hältst du mich? Bin ich ein Strauchdieb, ein Spendenräuber? Du hast doch bestimmt auch selbst etwas verdient? Durch deiner Hände Arbeit, unterwegs?”

„Wer - ich?”

Das allerdings war eine haltlose Unterstellung - genau deshalb hatten ja die meisten die Priesterlaufbahn eingeschlagen.

„Ja, du! Du verstehst - was ist denn schon dabei? Es ist doch dasselbe Geld, ob nun durch deine eigene Arbeit oder vielleicht nicht. Hauptsächlich wollten die Spender doch sicher, dass es dir gut geht?”

„Ja, sicher, jetzt, wo du es sagst...”


Die Spender wollten vor allem eins: Die Missionare schnell loswerden. Also sammelten sich im Beutel mit der Zeit Gegenstände von Wert oder ein Geldbetrag, über dessen genaue Herkunft und auch Höhe niemand Bescheid wusste.

„Und dein Herr möchte das doch auch, oder?”

„Was?”

„Dass - es - dir - gut - geht!”

„Der Herr?”


Es war furchtbar mit ihnen, viele der jüngeren waren auch noch schwer von Begriff.

Aber immerhin die älteren wussten Bescheid, und um wenigstens ein klein wenig bedeutender und weltläufiger zu erscheinen, gaben sie die Geschichte weiter: Unter den Missionaren erzählte man sich ein abstoßendes Gerücht über die Vorführung von Lamapaarungen, und zwar allein zum Zweck der Erregung.

Diese Geschichte war so widerlich, dass sich fast jeder der Missionare selbst ein Bild davon machen wollte. Das Anbahnungsgespräch verlief eigentlich immer ziemlich gleich:

„Tut ihr das wirklich? Den Besuchern paarende Lamas zeigen?”

„Ja, klar, wir fressen auch kleine Kinder!”

„Nein!”

„Natürlich nicht!”

„... und ... wegen der Lamas...?”

„Ja?”

„Ich habe gehört, es ist anregend ...”

„So?”

„Aber... es ist doch so ... schmutzig...”

„Was soll daran schmutzig sein ... äääh: Was wäre denn
daran schmutzig?”

„Na, nur wegen der Erregung... und Paarungen...”

„Oh, ja, das ist so schmutzig - aber wenn man kleine Lamas haben will muss man da durch. Wir haben übrigens zufällig gerade heute eine läufige Stute da und brauchen neue Lamas. Und unser Hengst, der ist kaum zu bändigen. Willst du das vielleicht sehen? Aus rein wissenschaftlichen Gründen, versteht sich.”

„Wer - ich?”

„Ja - du! Du könntest dann viel besser beurteilen, ob es vielleicht schmutzig wäre...”

„Oh ja, sicher könnte ich das!”

„... wenn man es nur wegen der Erregung täte.”


Nach dieser Überzeugungsarbeit griff jeder Missionar bereitwillig in den Spendenbeutel und veruntreute dessen Inhalt. Schließlich wollten die Spender doch sicher auch, dass der Missionar sich bildet und lernt. Von seiner gierigen Erwartung der Vorführung ahnten sie sicher nichts.

„Aber du erzählst es doch niemandem?”

„Was?”

„Es ist nur ... wegen meiner anderen Kameraden ... wer weiß, ob sie das verstehen würden ... einige sind da so ... humorlos.”

„Hm.”


Für einen weiteren kleinen Beitrag erzählten die Schrumpfpatat'l den anderen Missionaren tatsächlich nichts davon. Aber das sagten sie dem jeweiligen Missionar erst nach der Vorstellung.

22 Dezember 2009

Chonik der Kürbiskriege! (32)


... eine seltene Möglichkeit, bequem an Geld oder Essen zu kommen ergab sich aber immer dann, wenn die Missionare durch ihre Gegend zogen, und sie waren deshalb fast schon willkommen: Die Missionare sahen ebenfalls gerne den Lamas bei der Paarung zu...

Fortsetzung:

Die Schrumpfpatat'l

IV.

Die Missionare vom weit entfernten Salzsee kamen immer in Wellen über das Land. Das hing mit dem Ausbildungszyklus ihrer „Hochschule für uralte Indianerwissenschaften und den richtigen Weg da hin” zusammen, die alle zwölf Mondumläufe eine neue Generation von angehenden Priestern hinaus in die Welt verstieß.

Zur Vorbereitung auf das echte Leben mussten sie sich auf die Wanderschaft begeben und sie durften erst nach weiteren zwölf Mondumläufen der Demut und Mission in ihre Heimat zurückkehren, um dann Dienst an den heimischen Glaubensbrüdern zu verrichten. Während dieser Wanderschaft wurde von ihnen ein asketisches und gottesfürchtiges Leben erwartet - und jedem war klar, dass niemand das kontrollieren konnte. "Vertrauen" wäre in diesem Zusammenhang nicht der zutreffende Begriff gewesen.

Priester wurde man unabhängig von einem bestimmten Alter, nämlich dann, wenn man die Stimme des Herrn vernommen hatte und sich berufen fühlte. Als Priester hatte man Anspruch auf Versorgung durch die „Heilige Stätte”, und diese wiederum speiste sich aus sogenannten Spenden der Gemeindemitglieder. Doch die sogenannten Spenden waren nicht vollkommen freiwillig, da ihre Höhe vom Heiligen Spendeneintreiber festgelegt wurde. Und der orientierte sich ausschließlich an seinem Augenmaß.

Viele Priester hatten vorher ein einfaches und hartes Leben in der kargen Landschaft am Salzsee geführt. Es gab nicht wenige, die nach dem Besuch des heiligen Spendeneintreibers gar keine andere Wahl hatten, als sich nach einem neuen Beruf umzusehen. Eine der gefragtesten Alternativen zur Tätigkeit des Indianers war der Priesterberuf - und damit wechselten sie die Seiten. Diesen Weg wählten gerne auch solche, deren Leben zu keinem Zeitpunkt ganz so hart gewesen war, die eine solche Erfahrung aber auch gar nicht erst machen wollten.

Den Missionaren eilte die Meldung von ihrer Ankunft immer weit voraus, da sie langweilig, rechthaberisch, unlogisch und insgesamt schrecklich unbeliebt waren. Die Missionare mochten ihr Interesse an der Lamapaarung nie eingestehen und achteten peinlich darauf, dass niemand von dieser Leidenschaft erfuhr.

„Du wirst es doch niemandem weitererzählen, oder?”


Praktischerweise kamen sie meist allein.

18 Dezember 2009

Legal Musik schnorren

Der Tipp tauchte im Blog bereits an anderer Stelle auf - der Große Bloguator™ benutzt die beschriebene technische Einrichtung für kleine psychedelische Musikexperimente


Beschrieben wird hier eine Art selbstgemachtes Internetradio. Oder anders ausgedrückt: Das serienmäßige Abspielen von netzbasierten MP3-Dateien. Allerdings ohne Anmeldung wie bei last-fm oder früher mal Pandora. 'Projekt Gläserner Bürger' rult nun mal nicht.


Geht so:

Man installiert zuerst den Firefox-Browser in einer aktuellen Version. Das lohnt sich auf jeden Fall, für den Firefox gibt es außer den hier beschriebenen einen Haufen anderer schöner Gimmicks¹.

Hat man den Browser heruntergeladen und installiert muss als allernächstes der Werbeblocker drauf. Sonst wird man fürderhin von Werbebannern gepestet: Adblock plus. Wenn dieses geniale Hilfsmittel installiert ist, muss man noch das Abonnement einer Liste mit blockierter Werbung bestätigen, da nimmt man eine der beiden aus Deutschland.

Dann das Abspielgerät, ebenfalls ein Add-On zum Firefox. Das heißt Foxy-Tunes und dient eigentlich dazu, die Abspiel-Software auf dem eigenen Computer zu steuern, ohne dass man den Browser verlassen muss. Wozu auch immer jemand so eine Funktion braucht. Aber! In Foxy-Tunes ist der Yahoo-Player enthalten und als Abspielgerät voreingestellt. Dieser wiederum kann alle MP3s, die er auf einer Webseite findet, der Reihe nach herunter spielen. Das ist natürlich auch für MP3-Blogs gut ... aber vielleicht nicht so furchtbar spannend.

Sobald ein MP3 auf einer Webseite richtig verlinkt ist, taucht am linken Bildrand unten ein kleiner Karteireiter auf. Außerdem werden auf der Webseite vor den MP3s kleine runde Knöpfe mit Pfeil drauf eingeblendet. Klickt man auf so einen Knopf, startet der Player an der entsprechenden Stelle und spielt ab da die ganze Seite runter.

Und jetzt kommen wir zur MP3-Suche: Dafür ist SKREEMR sehr gut geeignet. Und wenn der Werbeblocker schon weisungsgemäß funktioniert, nervt die Seite auch auch nicht. SkreemR hat bei den Tools ein Suchmaschinen-Plugin für den Firefox. Das kann man nehmen, muss man aber nicht. Es erweitert das Suchfeld des Firefox oben rechts um einen Eintrag des Skreemr. Aber man kann die Webseite ja auch so besuchen.

Sicherheitshalber den Browser noch einmal aus-und-wieder-an-machen, damit auch alles funktioniert.

Nach dieser technischen Vorbereitung zum praktischen Teil: Dem Experiment.

Das wurde bereits hier ähnlich beschrieben. Verkürzt: Im SkreemR wurde "Drummer Boy" gesucht. Und gefunden. Heute, am Tage des Verfasstwerdens dieses Blogeintrages, beträgt die Antwort 252 Ergebnisse - mit leichtem Übergewicht bei Tori Amos. Und dann drückt man beim ersten Ergebnis auf den kleinen runden Knopf mit dem Pfeil. Oder geht in den Yahoo-Player und klappt da die Playlist aus. Will man ein Stück überspringen, kann man ab da auch in der kleinen Foxy-Tunes-Steuerleiste unten auf den Vorwärtsknopf gehen.

Bonus-Track: Wenn man dann noch die Erweiterung Downthemall installiert, kann man alle auf einer Seite gefundenen legalen MP3s auf einen Schlag herunter laden.


Zum-Schluss-Wort: "Legal Musik schnorren" ist natürlich absichtlich reißerisch. Legal ist die Sache nur, so lange die gehörten Musikstücke auf der verlinkten Webseite legal im Internet stehen. Das ist keineswegs immer so. Was dann mit dem Hörer passiert, der sie versehentlich hört, kann ich nicht sagen.



¹ hier werden außer den oben erwähnten noch folgende sinnvolle Ergänzungen benutzt: Adblock, Autopager, BBCode, CacheViewer, CuteMenus, Downloadhelper, Downthemall, Milewideback, Screengrab, Scribefire und Text2Link

13 Dezember 2009

Wahnsinn und Methode

Die weltläufige Leserschaft dieses Blogs kennt das - weiß das -war da schon. Selbstverständlich! Nur dem Großen Bloguator™ ist es wieder mal neu: Der Spiegelsalon im königlichen Palast von Brüssel.

Paläste gibt es viele auf der Welt, und die meisten von ihnen werden einen Spiegelsaal enthalten. Aber der hier ist einmalig. Es handelt sich um ein Kunstwerk.


Das Grüne da an der Decke ist nicht etwa Gras. Oder Moos. Oder was immer einem in den Sinn kommt, wenn man grünen Belag auf Bauteiloberflächen sieht. Etwa Schimmel. Nein, nein.

Obwohl es natürlich eine ebenso mutige wie bemerkenswerte Idee wäre, wenn da ein Künstler Wand und Decke im Palast planmäßig mit Schimmel überzogen hätte. Ist Belgien nicht auch das Land von Milch und Schimmelkäse?

(mehr Fotos hier)

Aber hier hat der Künstler Jan Fabre in einer Mammutaktion 1,6 Millionen Prachtkäfer auf die Flächen geklebt. Prachtkäfer, Buprestidae, das sind so interessante, metallisch bunt leuchtende Tiere, die ohne das interessante metallische Grün wahrscheinlich einfach als gewöhnliche Schaben durchgehen würden.

Die hier verwendeten stehen angeblich nicht unter Artenschutz. In einigen Teilen der Welt werden sie auch gegessen, was den Einkauf beim Züchter erheblich erleichtert.

Für das ungeschützte Gehirn ist so eine Idee irgendwie ... überraschend ... ? ... hunderte von Quadratmetern mit metallischen Käfern zu tapezieren. Das waren ja einst Lebewesen, irgendwie. Und vor dem Leben kann man ruhig ein wenig Achtung haben. Vielleicht will der Künstler auch irgendwas anderes damit sagen. Und Kunst muss ja nicht immer irgendwas sagen wollen. Dennoch!

Vorschlag: Vielleicht kommt Jan Fabre irgendwann doch noch auf die Idee, für viel Geld den Palast eines beliebigen fuchsjagenden englischen Grafen mit Rinderfilets und Schweinelebern zu tapezieren.

12 Dezember 2009

Multi-Kulti-Schöneberg

Der Laden für Inderzubehör hier unten am Willmanndamm hatte im Frühjahr zugemacht. Jedenfalls sah es so aus. Tatsächlich wollte er nur umziehen und die neuen Räume waren wohl nicht fertig. In diesen Monaten fehlte mir das kleine Fachgeschäft sehr.

Jetzt aber!

Der unscheinbare Laden mit seinem exotischen Angebot ist auch in Schöneberg etwas besonderes. Hier in der Gegend ist Reis im 25-Kilo-Gebinde oder Tomaten in 10-Liter-Dosen durchaus nicht unüblich, Großfamilienpackung regelt! Gemahlener Chili in 1-Kilo-Tüten aber schon noch. Ungebräuchlich, mein ich. Und Kilo-Tüten gemahlener Ingwer auch.

Viele der Sachen, die es in dem Laden gibt, kennt man inzwischen auch in Deutschland: Kichererbsen, Kreuzkümmel, rote Linsen. Aber viele andere Sachen habe ich selbst in Berlin noch nie gesehen: Geröstetes Reismehl, Melonenkerne, irgendwelche riesigen gepökelten Fischstücke, Korianderkaffee (!), chinesische Reismehl-Vermicelli (!!!)

Alles in dem Geschäft ist zwar in lateinischen Buchstaben und mindestens englischer Sprache beschriftet¹ - aber etliche Namen sind so ungewöhnlich, dass ich sie mir nicht mal bis zum Verlassen des Ladens merken kann. Ganz zu schweigen der Frage, was man denn mit solchen eigenartigen Sachen tun soll. Ja, ja, sicher: Essen natürlich. Aber vorher muss man sie ja irgendwie zubereiten - wie denn nur? Also: Wo hin? Zu was? Ohne Internet geht da gar nix. Indernedd, wie sie in Franken sagen würden ... wooo-haaaa!

Wer schon mal auf einem deutschen Markt eingekauft hat weiß: Die Marktfrau braucht man bestimmt nicht zu fragen. Die gibt einem mit fester Stimme und ohne den Anflug eines Zweifels eine Antwort - welche mit Sicherheit falsch und auf jeden Fall vollkommen unbrauchbar ist. Marktverkäufer verkaufen ihre Sachen, für das Verarbeiten ist jemand anderer zuständig. So verhält sich das auch in dem indischen Fachgeschäft.

Aber wenigstens haben sie fast alles. Nur eins habe ich noch nicht entdeckt und mich auch nicht getraut, den englischsprachigen Verkäufer danach zu fragen. Anscheinend haben sie das tatsächlich nicht: Inderschokolade.

Hm?

... woooooo-haaaa-haaaa-haaaa! ... hust ... nein war der gut! ... hust ... hoaaah hoaaah ... hust ... bin derzeit ein wenig krank ... merkt man das?



¹ im iranischen Laden in der Niebuhrstraße ist das keineswegs Geschäftsgrundlage

11 Dezember 2009

Steampunk

Hier nochmal was zum Thema Steampunk. Mein großer Favorit ist der Pac-Gentleman.

Neue Ernte

Die neue Ernte ist endlich fertig! Leucocoprinus Birnbaumii:


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Sorry, irgendwie ist dieses Blog zur Zeit ein wenig fotolastig. Immerhin liest es sich so schneller.

10 Dezember 2009

Phantasie

Wahrscheinlich bin ich der einzige, mit dem beim Anblick dieser Pflanzen die Phantasie durchgeht.

Oder?


09 Dezember 2009

Jules Verne lebt...

... und macht Musik!

Die Begeisterung des Großen Bloguators™ für Steampunk ist hier schon verschiedentlich angeklungen. Letzten Samstag bin ich durch Zufall in eine großartige Sache geraten: Ein Auftritt der Musikbande Coppelius in der Columbiahalle.

Die kannte ich vorher nicht. Sie spielen auf Instrumenten, die man eher aus der klassischen Musik kennt und haben eine großartige Show:


Neunzehntes Jahrhundert, sehr konsequent durchgezogen. Wenn man ihnen zusieht kann man sich nur nicht recht entscheiden, ob da nun wohl Edgar Allan Poe's Mechaniac, Abraham Lincoln und sein Orchester oder eben das Jules-Verne-Quintett auf der Bühne steht.

Mit zeitgemäßer Technik kann man auch diese Instrumente zu ohrenbetäubendem Lärm verstärken, das Cello, die Geige und die zwei Kampfklarinetten. Am Ende des Sets musste DaCapo! gerufen werden, und nicht Zugabe.

Überaus lustig. Sehr zu empfehlen! Sehr laut.





Anm. 1: Auf ihrer Webseite haben sie unter Media auch lauter Videos, ich konnte die hier nur nicht einbinden.

Anm. 2: Wenn man Coppelius googelt, findet man lauter Metal-Webseiten. Interessant. Ich nehme an, es handelt sich um "Heavy Metal"? Wie gesagt, lauter Holzinstrumente - da bin ich kleinlich.



07 Dezember 2009

Momumentenbrücke

Irgendjemand verwandelt zur Zeit die Monumentenbrücke nach und nach in eine Streetart-Galerie. Und ich hab keine Ahnung, wer das ist. Sehr hübsch:









































06 Dezember 2009

Autofahrt (3)

Neulich bei einer 20-minütigen Autofahrt haben wir die schwerwiegenden Themen der Menschheit erschöpfend abgehandelt: Liebe, Tod, Kernenergie und Fußball. Dabei ging es auch um Journalismus und um seine Verbreitung dieser Themen. Freund T. aus B. machte die hellsichtige Bemerkung "Journalisten sollten einem die Welt erklären und nicht nur irgendwo abgeschriebene Meldungen kürzen und zusammenfassen".

Und zum Schluss die Bildungskritik

Dabei behandeln wir aus der Liste oben das Stichwort "Liebe" in ihrer Eigenschaft als "irrationale, selbstauslösende, unheilbare Psychose".

... hm?

Genau, es ging um die Liebe zum Geld in ihrer Ausprägung als Wetterderivate.

Super Idee: Dabei handelt es sich um phantasievolle Finanz"produkte", bei denen Gewinn und Verlust mit dem Wetter in Zusammenhang stehen. Das ist die Multiplikation zweier irrationaler Scheinwissenschaften miteinander. Exponentiell abseitiges Denken.

Eigentlich eine gute Idee, sollte man meinen: Die Vorstellung, dass sich allmächtige Finanzstrategen bei den Meteorologen schmerzhaft darüber beschweren, dass ihre Voraussagen nicht eingetroffen sind. Und die Wetterfrösche im Gegenzug gnadenlos jammern und wehklagen, weil sie lieber mit barem Geld bezahlt werden wollen als in Anteilen eines hirnlosen Fonds des Finanzinstituts.

Aber so ist es ja nicht. Die ziehen nämlich beide an derselben Seite vom Strang. Auf der anderen Seite der arglose Mensch.

Natürlich lebt sicher auf der Welt genügend Kundschaft, die sich gegen die Unvorhersehbarkeit des Wetters absichern will: Bauern, Bauherren, Hoteliers, Fluggesellschaften und alle möglichen anderen, denen Regen, Nebel und Schnee das Geschäft verhageln. Das Problem dabei: Diese Absicherung wird nicht von nachvollziehbar denkenden Menschen angeboten, oder wenigstens von irgendwie denkenden Menschen, sondern von Kaufleuten, wahrscheinlich sogar in Zusammenarbeit mit Meteorologen.

Gemeinsam ist diesen beiden Gruppen leider die Behauptung, dass es sich bei ihren Fächern um Wissenschaft handelt. Vielleicht ist das naiver Kinderglaube: Dass eine Wissenschaft nach Auswertung der herrschenden Umstände zuverlässige Vorhersagen für die Zukunft ermöglichen soll¹. Während man das den Meteorologen wenigstens noch ein wenig abkauft, muss man bei den Finanzexperten ja sofort lachen. Wann wäre schon mal die Vorhersage eines sogenannten Wirtschaftswissenschaftlers eingetroffen? Hinterher können sie einem aber vielleicht schon erklären, warum es wieder anders gekommen ist. Das bezeichnen sie dann als Wissenschaft.

Verräterisch bei dem oben zitierten Standardwerk zum Finanzprodukt Wetterderivat, gleich eine der ersten Fragen, die behandelt wird ist: "Kann sich mein Vertragspartner erfolgreich auf den Spiel- und Wetteinwand des § 762 BGB berufen?" Aha, da sind vor uns auch schon andere auf den Gedanken gekommen, dass das was mit Glücksspiel tun haben könnte. Ich vermute, in diesem speziellen Fall haben die Kaufleute der Justiz erfolgreich eingeflüstert: "Nee, wieso? Minus mal minus hebt sich doch auf!"




Gemerkt? Mit Journalismus hatte das diesmal überhaupt nichts zu tun.

¹ ... Vorhersagen sind generell schwierig - insbesondere dann, wenn sie sich auf die Zukunft beziehen ...

05 Dezember 2009

Autofahrt (2)

Neulich bei einer 20-minütigen Autofahrt haben wir die schwerwiegenden Themen der Menschheit erschöpfend abgehandelt: Liebe, Tod, Kernenergie und Fußball. Dabei ging es auch um Journalismus und um seine Verbreitung dieser Themen. Freund T. aus B. machte die hellsichtige Bemerkung "Journalisten sollten einem die Welt erklären und nicht nur irgendwo abgeschriebene Meldungen kürzen und zusammenfassen".

Und dann die Gesellschaftskritik

Kürzlich war hier von dem Fußballtorwart die Rede, der sich selbst getötet hat, Robert Enke. Anschließend Trauerfeier mit 40.000 Gästen im Stadion. Zynischer Kommentar des Großen Bloguators™: „Wenn ich mich um 40.000 solche Freunde kümmern müsste hätte ich mich wahrscheinlich auch umgebracht...“ An sich empfinde ich sowas eher als Sensationsgier und Beleidigung der Familie des Verstorbenen.

Die meisten dieser Trauergäste verlieren allenfalls ein Gesicht auf dem Bildschirm. Dass der Torwart ihnen so ein großes Vorbild war, zu dem sie aufgesehen haben, kann man schon weniger glauben: Zu Torwarten wird nicht ganz so oft aufgesehen – auch wenn sie eigentlich genau so gute Menschen sind. Vielleicht sogar bessere.

Die vielen lieben Gäste werden da auch hin gegangen sein, weil es so schön schaurig ist und gleichzeitig authentisch: Da ist ein echter Mensch gestorben und da vorn trauert eine echte Familie, wann sieht man das schon mal? Im Fernsehen, da sind das ja immer nur Schauspieler.

Diese 40.000 Menschen in dem Stadion bemerken nicht den Unterschied zwischen echter Trauer und einer Bühnenshow mit Publikumsbeteiligung. Echte Trauer, wenn jemand einen persönlichen Verlust erlitten hat, Eltern, Gatte, Geschwister, oder gute Freunde im Famlilienkreis, und sich lange damit beschäftigen muss, um darüber hinweg zu kommen. „Show mit Publikum“ in Fällen wie Michael Jackson oder Lady Diana. Die wurden von Millionen als große Vorbilder angegeben. Bewundert wurde an ihnen der sichtbare Erfolg, aber ohne die Arbeit und die Verzweiflung, die dahinter steckte.

Gekannt hat sie mit Sicherheit keiner. Worin steckt da also der Verlust? Dass man vorläufig kein Symbol hat für
den Traum vom Superstar und der Prinzessin? Einen gänzlich aussichtslosen Traum.

Wir kamen dann zur Staatstrauer, wo auch viele Menschen um einen trauern, den sie nicht persönlich kannten. Das sieht auf den ersten Blick ähnlich aus, hat aber einen Unterschied in der Motivation. Staatstrauer wird angeordnet und hat ein Ziel: Der Staat soll zusammengehalten werden. Das ganze dient als Vehikel zu Identitätsstiftung. Die
Angehörigen müssen mitmachen, ob sie wollen oder nicht, ist für einen höheren Zweck. Und zeigt ihnen schließlich
auch noch einmal, wie wichtig ihr Verstorbener für den ganzen Staat war.

Staatstrauer ist funktional. War die Trauerfeier für den Torwart wahrscheinlich genauso.

Trotzdem.

Schweinepest, Extended Mix

Seit zwei Wochen läuft die Nase wie ein Wasserfall. Und ich habe irgendwie den Eindruck, dass da im Taschentuch zwischen Schleim und barbarisch stinkendem Eiter inzwischen auch kleine Gehirnstückchen landen. Brrrr. Reicht jetzt wieder.

04 Dezember 2009

Persönliche Interessen

Der Große Bloguator™ geht den Dingen gerne auf den Grund. Liegt wohl daran, dass Der Große Bloguator™ besonders gern Recht hat.

Grade habe ich mich beim Tagesspiegel darüber beschwert, dass wieder einer der Journalisten eine Pressemeldung besonders unkritisch abgeschrieben hat. Es ging um die Suchwörter, von denen Google behauptet, dass sie die häufigsten seien. Man muss ja nicht alles glauben, was man liest.

Beispielsweise muss man nicht glauben, dass Milliarden von Menschen milliardenmal "Google" ausgerechnet bei der Suchmaschine Google suchen. Das ist sowas wie das rekursive Oxymoron: "Um Rekursion zu verstehen, muss man zuerst Rekursion verstanden haben".

Und um Google bei Google zu suchen, muss man ja zuerst Google gefunden haben, was? Vermutlich erscheint nur mir das unlogisch und es liegt an meiner Begriffsstutzigkeit.

Viel wahrscheinlicher ist, dass ich jetzt Millionen von Besuchern per Handschlag begrüßen muss, weil der Begriff Google so häufig in diesem Artikel auftaucht, dass mein Blog bei der Suche nach Google von Google noch vor Google selbst genannt wird. Sehr wahrscheinlich.

Aber bei der Recherche¹ dieser wunderlichen Pressemeldung stößt man auch wieder auf so hilfreiche wie interessante Dinge zum Selberverstehen. Google lässt sich bekanntlich nur ungern in die Karten sehen, hat aber immerhin ein Tool, mit dem man die Häufung von Suchbegriffen auswerten kann: Insights for Search erleichtert einiges.

Aus dieser Quelle *weiß* Der Große Bloguator™, dass es seit Februar 2009 einen sprunghaften Anstieg der Suchen nach Goldfischli gibt.




¹ der Begriff Destination Amnesia wurde bereits an anderer Stelle abgehandelt

Autofahrt (1)

Neulich bei einer 20-minütigen Autofahrt haben wir die schwerwiegenden Themen der Menschheit erschöpfend abgehandelt:
Liebe, Tod, Kernenergie und Fußball.
Dabei ging es auch um Journalismus und um seine Verbreitung dieser Themen. Freund T. aus B. machte die hellsichtige Bemerkung
"Journalisten sollten einem die Welt erklären und nicht nur irgendwo abgeschriebene Meldungen kürzen und zusammenfassen".


Zuerst die Medienkritik

Das begann mit der hiesigen Sportkolumne namens Soft-News: In deutschen Medien ist wahrscheinlich zwanzigmal so viel über den vermeintlichen Wettskandal berichtet worden wie über den neuen Störfall und den alten GAU in Harrisburg. Das wiederum ist Interesse all der Leute, die ihre ohnehin schon überzogenen Reaktorlaufzeiten gerade wieder verlängern lassen wollen:
“Da kann ja gar nichts passieren! Das ist doch alles sooo sicher!“
Wie sicher es wirklich ist, hat Harrisburg zuerst gezeigt, danach Tschernobyl. Und erst vor kurzem stellte sich heraus, dass in dem vermeintlichen Endlager Asse wirklich keines der Sicherheitsversprechen jemals eingehalten wurde. Dass man abgesehen von komplizierten geologischen Fragen noch nicht einmal zu einer geordneten Verwaltung und Überwachung der angelieferten Abfälle in der Lage war und heute leider gar nicht sagen kann, was da unten wirklich so alles liegt.

Diese Erkenntnisse sind so frisch – da können sich womöglich sogar die jüngeren noch dran erinnern. Klar, dass man die echten Katastrophen lieber nicht erwähnt haben möchte:
„Ach sieh mal, Du musst doch nicht immer über Kernenergie schreiben. Davon verstehst Du doch auch gar nichts, überlass das mal lieber den Experten. Schreib doch lieber über was interessantes, vielleicht über Fußball, oder Wetten oder so. Möchtest Du zur Recherche vielleicht einmal nach China fliegen?“
Wer regelmäßig Zeitung liest, kann sich einen Bleistift daneben legen und die in den Artikeln erwähnten Zahlen zusammenrechnen. Dabei wird er erstaunlich oft die Feststellung machen, dass die Zahlen gar nicht zusammenpassen. Alle genannten Prozente zusammen ergeben selten hundert, sondern meist nur einen Bruchteil davon oder auch schon mal vierhundert Prozent. Was wahrscheinlich ein sicheres Kriterium dafür ist, dass der Schreiber nicht nur keine Ahnung vom Thema hat, sondern auch keine Lust, seinen gesunden Menschenverstand anzuwenden.

Zwei Nullen sind kein Unendlich: oo.

Vielleicht liegt es auch an dieser verbreiteten journalistischen Rechenschwäche, dass seit Wochen in der Berichterstattung über Fußballwetten die Zahl von über 200 manipulierten Spielen genannt wird. Gebetsmühlenartig: „Eu-ro-pa-weit! Über 200 Spiele!“ - bezogen auf die Zeit seit Jahresbeginn, also 11 Monate.

200 Spiele. Wie viele Fußballspiele finden in all diesen Ligen wohl an einem Wochenende statt – europaweit, zusammengerechnet? Nur geraten: Fünfhundert? Wir nehmen wieder den bereitliegenden Bleistift und multiplizieren mit vier Wochenenden und 11 Monaten.

Skandal!




03 Dezember 2009

Der Unterschied ...

... zwischen Deutschland und Schweden: In Deutschland verhält sich der Autogigant VW so, wie man es von einem Unternehmen mit eigenem Gesetz erwartet: Stur, unflexibel, rechthaberisch und rückwärtsgewandt. Und: Schuld sind immer die anderen.

Vermutlich, weil VW auch in Schweden ein paar Autos verkaufen will, benehmen sie sich dort überraschenderweise ganz anders. Da geht es um eine Initiative, die sozial sinnvolles Verhalten dadurch fördern soll, dass es einfach Spaß macht: Treppensteigen, Müll wegwerfen, oder recyceln, nicht schwarzfahren.

Gesponsort von VW. Ja-wohl, derselben Firma Volkswagen, deren Kraftfahrzeuge immer größer werden und die beim deutschen Kanzler die Tür eintritt, wenn das Geschäft mal nicht so läuft.


Der Deutsche kommt ins Staunen. Wahrscheinlich ist VW in Schweden das, was bei uns IKEA ist: Eine freundliche, dynamische und bescheidene Firma, die nur ein paar Autos verkaufen will. Nur noch hundert Jahre und sie machen das vielleicht auch bei uns.

Weitere Projekte hier http://www.thefuntheory.com .


Nein, ich glaube doch nicht, dass hundert Jahre ausreichen.

Öltanker

Das ist durchaus eine gute Meldung:
... haben 8 Tonnen Öl die Strände der französischen Atlantikküste verschmutzt ... Rettungskräfte … Klumpen bis zu 60cm …“
Wer sich noch an die Tankerunglücke der 70er bis 90er Jahre erinnern kann weiß vielleicht auch noch, dass es damals zuweilen um die Menge von 80.000 Tonnen Öl oder auch das vielfache davon ging. Das ist um den Faktor 10 hoch 4 mehr.

Es soll hier nicht um die Berechnung gehen, welches Unglück wohl das katastrophalste von allen ist, oder ob das eine 10.000mal katastrophaler war als das andere. Sondern um die Beobachtung, dass es ein Unglück in dieser gigantischen Größenordnung seit geraumer Zeit nicht mehr gegeben hat – und DAS ist daran die gute Meldung.

Nun klingen 8 Tonnen nicht so furchtbar spektakulär, mögen aber für den betroffenen Fischer und Strandkorbvermieter doch die Existenz bedeuten. Noch viel mehr übrigens für den betroffenen Seeotter, Delfin oder Hering. Weil das leider nicht so spektakulär klingt, kommen Journalisten auf die Idee mit den Dimensionen, so wie vor einigen Jahren in Alaska: Sie messen nicht mehr in Tonnen, sondern in Liter. Faktor tausend.

Schnell wurden aus den vor Alaska ausgelaufenen 60 Tonnen Öl in den deutschen Medien „bis zu 60.000 Liter!“ Klingt doch gleich ganz anders. Die Zahlen der damaligen Tankerunglücke hätten unsere zeitgenössischen Journalisten wahrscheinlich völlig überfordert.

02 Dezember 2009

Exkursion

Hier beschreibt einer, wie er bei der Einreise von den USA nach Kanada an der Grenze aufgehalten wird. Ganz ähnlich ist mir das mal auf dem Transit von West-Berlin nach Hof in Bayern ergangen. Ist eine längere Geschichte, kommt hier vielleicht irgendwann auch mal. Ich gebe zu: Der Typ da hat Widerworte gegeben. Ich gebe zu: Ich habe damals auch Widerworte gegeben.

Aber: Einreise von USA nach Kanada? Hallo?!?

Vielleicht mache ich mir auch ganz falsche Vorstellungen von der Welt...

Durchzählen!


Neues vom Helferlein Rechtschreib

Und es war das Wort
zweitplazierte
Beschrieben werden sollte der auf dem zweiten Platz liegende. Zugegeben, das ist alte Rechtschreibung, heute gipstu mir ein t mehr. Dennoch erschien dem Großen Bloguator dieses Wort angemessen. Das Helferlein sah die Sache - naturgemäß - etwas anders. Es wollte wieder einmal behilflich sein, egal, ob einleuchtend oder nicht.

Es schlug daher nach billigem Ermessen¹ vor
- drittplatzierte

- erstplatzierte


- drittplatziert


- zweitklassige

Ja, Helferlein, versprochen:  Ich denk noch mal drüber nach.





¹ falls das mal jemand irgendwo in einem Bescheid liest: Das ist Bürokroatisch für "Willkür"

01 Dezember 2009

Minarette in den Alpen

Bis vor kurzem stellte sich die Schweiz als ziviles demokratisches Land dar. Seit vorgestern wissen wir, dass im Zweifelsfall 57,5% der Schweizer den Rattenfängern, Rassisten und Nazis locker auf den Leim gehen. Man muss es ihnen nur richtig erklären.

57%, das ist deutlich mehr als in Deutschland 1933.

Wenn Menschen in anderen europäischen Staaten das jetzt befremdlich finden und lautstark kritisieren, werden die offiziellen Schweizer das tun, was sie immer tun in solchen Fällen: Darauf hinweisen, dass die Schweiz ein souveräner Staat ist. Dass man sich von gar niemandem etwas vorschreiben lassen muss. Und dass das mit Demokratie, Ausländerhass und dem Hochmut der besonders Wohlhabenden natürlich ü-ber-haupt-nichts zu tun hat. Und mit Kirchtürmen auch nicht. Man will halt nur wegen der schönen Landschaft keine Minarette in den Alpen. Das ist angewandte Neutralität!

Tja. Erfahrungsgemäß wollen sie nicht hören. Aber das Geld der Nachbarn nehmen sie schon gern. Man kann jetzt mit der angemessenen Neutralität den naheliegenden Schluss ziehen:
Wer sein Geld in die Schweiz schafft unterstützt Nazis!
Steuerflüchtlinge, befragt Euer Gewissen: Wollt ihr das wirklich? Euer Geld liegt anderswo genauso schön, es gibt genug Alternativen, sogar in den Ländern direkt daneben.


Am Ende der Polemik noch die Behauptung, dass es auch andere Schweizer zu geben scheint, solche wie den Lyriker Otto, hier rechts unten, und sicher viele andere. Aber 57% sind leider ein erschreckendes Ergebnis.

Blogstatistik

Manchmal lese ich in der Statistik, wurde schon öfter erwähnt. Diesmal wieder gelindes Erstaunen: Da ist jemand von da¹ nach hier gelangt. Falls einer der Leser den Zusammenhang finden kann, wäre ich über Mitteilung dankbar.
 
Meine Vermutung: In Zeiten von Privatfernsehen und Klingeltonwerbung fällt das wohl unter das Stichwort "Erotik".

Die Frage, warum das außer in Deutsch auch noch in holprigem Englisch sein musste wird da irrelevant. Der Mitteilungsdrang ist ja soooo groß.

Edith, 2 Tage später:
Wahnsinn! Hier hat doch grade jemand über den Suchbegriff "rekursive Musikvideos" her gefunden! Das ist endlich mal was für den frustrierten Intellektuellen (behaupte ich mal so) der hier zuweilen als Der Große Bloguator™ umgeht. Wahnsinn!




¹ nicht richtig jugendfrei, aber für Jugendliche ist dieses Blog eh zu langweilig

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